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REVIEWS



Conor - Der Kelte   

Conor - Der Kelte
    
Original: Roar   (USA/Australien, 1997)
Laufzeit: ca. 555 Min. (PAL)
Studio: Koch Media
Regie: Diverse
Darsteller: Heath Ledger, Sebastian Roché, Vera Farmiga
Format: 1,33:1 (Vollbild)
Ton: DD 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: ---
Preis: ca. 30 Euro
Wertung: 3+/ 3 / 5 (Bild/Ton/Extras)


"Ein Flop von richtig großer Qualität"

Mit Erstaunen nahmen die Senderchefs der großen amerikanischen TV-Networks 1995 den Erfolg einer vergleichsweise kleinen Fantasy-Reihe zur Kenntnis, die in Neuseeland produziert den ausstrahlenden, freien Fernsehsendern ordentlich Werbeeinnahmen einbrachte: „Hercules“. Die von Sam Raimi und Rob Tapert produzierte Serie nahm es dabei mit der griechischen Mythologie nie so ganz genau, Anachronismen waren erwünscht, die Effekte lagen nie über Tv-Niveau (das in den 90-ern weit von heutigen Möglichkeiten entfernt lag). Und dann ließ sich nicht einmal ein genaues Genre für die Serie festlegen. Klar, „Hercules“ war Fantasy, darüber muss man sich nicht streiten. Doch es konnte passieren, dass einer heiteren, familientauglichen Abenteuergeschichte eine Woche später eine dramatische Kriegsparabel mit sichtbaren Härten folgte.
Als die Produzenten dann auch noch einer Nebenfigur der Serie, der Banditin Xena, eine eigene Serie widmeten, die in Sachen Popularität das Original weit übertreffen sollte, schrillten in den Vorstandsetagen der großen Sender endgültig die Alarmglocken: „Macht uns etwas in der Art“, schrien die Executives in die Welt hinaus.
Um die Geschichte abzukürzen: Sie alle fielen auf den Bauch. Das Publikum wollte den attraktiven Kevin Hercules Sorbo und die atemberaubende Lucy Xena Lawless. Die Originale. So verschwanden die Kopien ebenso schnell wieder in der Versenkung wie sie produziert wurden.

Dass eine solche Geschichte nicht unbedingt viel über die Qualität einer Serie aussagen muss, beweist „Conor der Kelte“, deren Hauptrolle ein gerade einmal 18-jähriger, seinerzeit vollkommen unbekannter Australier namens Heath Leadger übernahm. Für die Produktion verantwortlich zeichnete sich Shaun Cassidy. Der war in den USA als – ähem – Schlagersänger Ende der 1970-er eine große Nummer. Mit langen, blonden Haaren (Fönfrisur) und engen Hosen (mit leichtem Schlag) brachte er es zum Mädchenschwarm und mit „Da Doo RonRon“ gelang ihm gar ein formidabler Welthit (auch in Deutschland bekamen Mädchen bei seinem Anblick Kreischattacken und 1976, 1977 und 1978 erhielt er dafür den Bravo-Otto).
Dies ist der Moment, in dem Freunde von hochwertigem Qualitätsfernsehen einmal tief durchatmen und die Frage stellen: WTF?
Tja, was soll man sagen: Der gleiche Künstler, der Ende der 1970-er Jahre mit sanften Lalala-Pop Mädchenherzen zum Schmelzen brachte, ist vielleicht einer der verkanntesten TV-Produzenten der Gegenwart. Ein Mann, dessen großartige Arbeit zumeist das Schicksal erleidet, erst nach der Absetzung als großes Fernsehen erkannt zu werden. Vor „Conor der Kelte“ schickte Cassidy die absolut geniale Horrorthriller-Reihe „American Gothic“ vergeblich in den Kampf um die Zuschauergunst, ein Jahr später wurde „Conor der Kelte“ nach nur acht ausgestrahlten Episoden vom TV-Sender Fox in den USA abgesetzt.

„Conor der Kelte“ spielt im 5. Jahrhundert. Während auf dem europäischen Kontinent das Römische Reich deutliche Erosionserscheinungen zeigt, errichtet die von Macht besessene Königin Diana in Irland mit Hilfe römischer Truppen ihr eigenes kleines Imperium. Ihr Gegenspieler ist der junge Prinz Conor, dessen Familie einem Massaker zum Opfer fiel und der nun die nicht gerade einfache Aufgabe auf seine jungen Schultern trägt, die Clans Hibernias zu vereinen. Schnell erkennt Conor, dass sein größter Feind nicht die machtbesessene Königin ist: Weitaus gefährlicher ist Longinus, ihr römischer Berater, der auf das Wissen eines über 400-jährigen Lebens zurückblicken kann...

„Conor der Kelte“ ist einfach toll erzählt und toll gespielt. Da gibt es die Fantasy-Aspekte, die zurückhaltend thematisiert werden. Stets stehen die Menschen im Mittelpunkt des Geschehens, nie ein Effekt. Da sind die zahlreichen Anspielungen auf das junge, von heidnischen Einflüssen geprägte Christentum. Schöne Einfälle, wie etwa eine Geschichte in Form eines Lagerfeuermärchens in Rückblicken zu erzählen, überraschen immer wieder. Und dann ist da der Franzose Sebastian Roché in der Rolle des Longinus, der den Römer als einen Charakter zwischen Wahnsinn, Machtbesessenheit – und unendlicher Traurigkeit darstellt. Man möchte Longinus als Zuschauer hassen, ihn verabscheuen. Aber es geht nicht, denn in Sebastian Rochés Darstellung ist Longinus nur ein Mensch, der das Böse wählte, als er ein guter Mensch hätte werden können.

Wann die Serienmacher wussten, dass „Conor“ abgesetzt würde, lässt sich schwer sagen. Tatsache ist: Bereits im grandiosen, fast zehnminütigen, nahezu stumm inszenierten Epilog (!) der brillanten siebten Episode werden zentrale Geheimnisse der Serie gelüftet, mit Episode 12 wird de facto ein Schlussstrich unter das Geschehen gezogen (zwar folgt noch Folge 13, die aber öffnet keine Handlungsstränge, deren Nichtauflösung den von Serienabsetzungen gepeinigten Serienjunkie in tiefe Depressionen stürzen würde). So funktioniert „Conor der Kelte“ letztlich, trotz einiger loser Enden, als an sich geschlossene Mini-Serie.

BILD

Conor - Der Kelte

Der ist mithin problematisch. Viele TV-Serien aus den 1990-er Jahren wirken, wenn sie heute auf DVD ausgewertet werden, "milchig", manchmal direkt unscharf. So schlimm ist es im Fall von "Conor der Kelte" nicht. Das Bild ist scharf, die Farben sind klar, aber dennoch kann es nicht überzeugen. Immer wieder ist die Kontrastierung viel zu lasch, bei schnellen Bewegungen kann es sogar zu Verwischungen kommen. Um eines klar zu sagen: Schuld des Verleihers ist dies definitiv nicht. Vielmehr wird das Ursprungsmaterial eine bessere Wiedergabe kaum möglich machen. Wie gesagt, es ist ein Problem vieler TV-Serie aus dieser Zeit, die sich vor allem auf hochauflösenden TV-Geräten heute negativ bemerkbar machen.

TON

Conor - Der Kelte

Der Sound hätte deutlich mehr Tiefe vertragen können. Aber auch in diesem Fall ist dem Verleiher kein Vorwurf zu machen. Der Ton ist in Ordnung. Er ist klar, er ist deutlich, dennoch klingt die gesamte Abmischung, als würde etwas fehlen. Was? Das lässt sich schwer sagen. Dies Phänomen lässt sich auf viele Serien der Zeit und ihre DVD-Auswertung der Gegenwart übertragen. Technisch ist das alles sauber, aber perfekt ist es nicht.

EXTRAS

Oh... Ausgerechnet Koch Media, ansonsten ein Garant dafür auch kleine TV-Serientitel mit prachtvollen Booklets auszustatten oder in verborgensten Archiven noch irgend welche Extras ans Licht zu befördern, schickt diese Box ohne Extras ins Rennen. Das ist überraschend.

FAZIT

"Conor der Kelte" ist eine kleine Perle der TV-Unterhaltung der 90-er Jahre, die zur Zeit ihrer Entstehung bedauerlicherweise mit Missachtung gestraft wurde. Ein Tipp nicht nur für Serienjunkies.



Christian Lukas