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REVIEWS



Extinction - The GMO Chronicles   

Extinction - The GMO Chronicles
    
Original: Extinction - The GMO Chronicles   (Deutschland, 2011)
Laufzeit: 110 min (PAL)
Studio: dtp entertainment
Regie: Niki Drozdowski
Darsteller: Daniel Buder, Jerry Coyle, Luise Bähr, Tobias Kay, Bina Milas
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: ---
Extras: Making of, Trailer
Preis: ca. 9 Euro
Wertung: 2-/ 2+/ 2- (Bild/Ton/Extras)


"Der deutsche Mutant hat internationales Niveau"

Dies ist nicht Shakespeare. Dies ist auch nicht "28 Days Later". "Extinction" hat auch nicht die Vielschichtigkeit eines "Dawn of the Dead". Es ist auch nicht "rec". Aber dieser deutsche Independend-Film (!) macht richtig viel Spaß und ganz nebenbei ganz viel richtig, was andere Filme seiner Art unschön falsch machen.

Wie es die Filmemacher Ralf Betz und Niki Drozdowski geschafft haben, für ihren Endzeitthriller deutsche Gelder aufzutreiben, denn bei Begriffen wie „Apokalypse“ und „Zombiemutanten“ bekommen deutsche Filmförderer normalerweise Schnappatmung, wird ein großes Rätsel bleiben. Doch Betz und Droddowksi haben es nicht nur fertig gebracht, Geld für ihren Film aufzutreiben: Sie haben vor allem mit motivierten Schauspielern gearbeitet, haben viel Sorgfalt in die Gestaltung der Effekte investiert und haben die Geschichte nicht vergessen. Herausgekommen ist ein guter B-Horrorthriller, der keinen Vergleich mit internationalen Produktionen scheuen muss. Und für den deutschen Zuschauer ist es wirklich – in einem positiven Sinne – bizarr, Zombies durch deutsche Kleinstadtstraßen irren zu sehen.
Um was geht es? Tom Keller hat keine Ahnung, warum ausgerechnet er den Ausbruch einer Seuche unbeschadet überstanden hat, die offenbar alle Menschen in blutrünstige Bestien verwandelt hat. Tom, ein ehemaliger Berufssoldat, haust in einem verlassenen US-Stützpunkt irgendwo in der Eifel; er verzweifelt, hält sich mit regelmäßigen Übungen fit. Er funktioniert, wie man es ihm bei der Armee beigebracht hat. Ohne diesen Funtkionieren wäre er längst dem Wahnsinn verfallen oder hätte sich eine Kugel verpasst. Warum soll er weiterleben, wenn es doch keine weiteren Menschen mehr gibt?
Die Situation ändert sich, als er drei weitere Überlebende entdeckt und zu weiteren Menschen über Funk Kontakt bekommt.

Was soll man sagen? Der Film ist spannend, er sieht gut aus, vor allem spielt er sehr schön mit verschiedenen – bekannten – Endzeitstoffen. Ein bisschen „I Am Legend“ hier, ein wenig „28 Days Later“ da mit einem Schuss „Die Triffids“. Die Filmemacher verschweigen ihre Vorbilder nicht, erschaffen aber durchaus etwas Eigenes: Man erfährt beispielsweise relativ früh, warum die Menschen sich verändert haben. Stellen andere Filmemacher Untote als eine Art Kollektiv dar, entweder rasend vor Wahnsinn ("28 Days Later") oder als Synonym eines schleichenden Todes (die Romero-Filme), wird in "Extinction" sehr früh die Tatsache etabliert, dass die Untoten keinesfalls eine berechenbare Masse darstellen. Manche bewegen sich schnell und gezielt, andere langsam. VORSICHT SPOILER (wer sich die Spannung nicht nehmen lassen will, liest ab dem nächsten in großen Lettern verfassten Wort weiter): Grund für diese Verschiedenartigkeit ist ein Retrovirus, der eigentlich von der Industrie als gentechnisches Werkzeug konzipiert wurde. Das Tükische: Er kreuz verschiedene Organismen des Ökosystems - also Pflanzen und Tiere (bzw. Menschen), was zu immer neuen Mutationen führen. Die Frage lautet nun: Warum sind einige wenige Menschen gegen diesen Retrovirus offenbar immun?

WEITERLESEN:

Die Schauspieler, allesamt eher unbekannte Darsteller aus der zweiten Reihe, bieten solide Leistungen, und abgesehen davon, dass der Aspekt Zufall ein bisschen überstrapaziert wird und der Film einen Tick zu lang ausfällt, macht "Extinction" richtig Bock auf einen zweiten Teil. Der Untertitel "The GMO Chronicles" lässt hoffen.

BILD

Extinction - The GMO Chronicles

Das Bild sieht gut aus. Manchmal, bei schnellen Schwenks, gibt es allerdings leichte Verwischungen. Auch variiert die Farbqualität des Bildes, was jedoch nicht an der DVD liegen dürfte, sondern am Produktionsprozess (es ist eben nur eine B-Produktion aus deutschen Landen, mit kleinem Budget). Während vor allem die Eifel-Szenen richtig gut aussehen und ein tolles Gefühl für die Einsamkeit Toms aufkommen lassen - getaucht in kalte Grün- und Blautöne - wirken Szenen, die in normalen Wohnhäusern oder in einem Supermarkt spielen ziemlich blass. Es mag am zur Verfügung gestandenen Equipment gelegen haben, wer weiß. Es lässt sich halt nur nicht ganz ignorieren.

TON

Extinction - The GMO Chronicles

Da gibt es nichts zu meckern, der Sound kommt recht fett aus den Boxen, ist gut abgemischt und braucht einen Vergleich mit A-Produktionen überhaupt nicht scheuen. Es klingt schon recht unangenehm (gewollt unangenehm!), was da teils aus den Boxen kommt. Gerade bei deutschen TV-Produktionen, selbst solchen, die "Tatort" heißen, klingt der Ton oft statisch, nach Studio, steril. Das kann man "Extinction" überhaupt nicht vorwerfen. Gute Arbeit.

EXTRAS

Das Making of gibt einen Blick hinter die Kulissen; das sieht alles gut aus, ist aber nicht so erhellend, wie man sich das vielleicht wünschen würde. Warum schaffen es Filmemacher aus der dritten Reihe einen richtig geilen Mutantenzombiekracher auf die Beine zu stellen, während das renommierte A-Kino in der Regel nicht mehr als dröhnende Langeweile oder den achtunddreißigsten Aufguss irgendwelcher Zwölfnasenkanickelfilme zu bieten hat? Der Genrefreund hätte sich über einen tieferen Einblick in die Materie gefreut.

FAZIT

Die Zombieapokalypse aus deutschen Landen muss den Vergleich mit spanischen, britischen oder amerikanischen Genreproduktionen der etwas günstigeren Art nicht scheuen. Mit Herzblut, Ernsthaftigkeit und Können haben die Filmemacher einen richtig guten Film auf die Beine gestellt. Wir wollen die Fortsetzung sehen!



Christian Lukas