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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Winnetou Box   (BLU-RAY)

Winnetou Box
    
Original: Winnetou I, II, III   (Deutschland, 1962-64)
Laufzeit: 101 / 95 / 93 Min. (1080p)
Studio: Universum
Regie: Harald Reinl
Darsteller: Pierre Brice, Lex Barker, Ralf Wolters, Eddie Arent, Mario Girotti u.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD-MA 5.1 Deutsch
Untertitel: Deutsch
Extras: Interviews, Wochenschauen u.m.
Preis: ca. 30 €
Wertung: 3+/ 2-/ 2+ (Bild/Ton/Extras)


"Völkerverständigung Rot-Weiß"

Der enorme Erfolg von "Der Schatz im Silbersee" überraschte die deutschen Produzenten und Filmemacher zugleich, so dass Fortsetzungen aus dem Karl May Universum ganz auf die Schnelle grünes Licht gegeben wurde. Im Akkord landeten schließlich weitere Bücher des deutschen Western-Romantikers auf der Leinwand - insgesamt zehn Filme bis 1968.
Die logische Nachfolge zu "Der Schatz im Silbersee" war allerdings zunächst die Verfilmung der "Winnetou"-Trilogie aus Mays Kanon. Schließlich hatte man die beiden Hauptfiguren Old Shatterhand und Winnetou nicht nur bereits großartig etabliert, sondern mit Lex Barker und Pierre Brice tatsächlich brillante Inkarnationen der Karl May Helden gefunden. Der dritte "Winnetou" kam schließlich 1965 in die Kinos.

"Winnetou I" ist eigentlich ein Prequel zum "Schatz im Silbersee", denn hier treffen der deutsche Landvermesser mit dem Spitznamen Old Shatterhand und der noch nicht (!) Häuptling der Apatschen aufeinander. Chef der Indianer ist hier noch Winnetou-Papa Intschu-Tschuna, der einen mächtigen Groll auf die weißen Eindringlinge hegt. Diese bauen widerrechtlich eine Bahnstrecke durch das Land der Apatschen. Hinter diesem Betrug steckt der örtliche Fiesling und reichste Geschäftsmann in Roswell namens Santer (ein wunderbarer Mario Adorf). Old Shatterhand und die Eisenbahner müssen sich sowohl um Santers Bande als auch um die aufgebrachten Apatschen kümmern.

In "Winnetou II" ist der Spaß für Winnetou erstmal vorbei: als Vollwaise und nun Apatschen-Chef hat er die schwierige Aufgabe, einen drohenden Krieg zwischen den Indianern und Siedlern zu verhindern. Wieder einmal hat sich ein weißer Gauner ins Indianerland gewagt, um dort nach wertvollen Rohstoffen, diesmal Öl, zu suchen. Um die Indianer von ihrem Land zu vertreiben, schürt der finstere Forrester (Anthony Steel) das Kriegsfeuer zwischen den angespannten Parteien.

Und, ob man's glaubt oder nicht, werden in "Winnetou III" die Indianer wieder Opfer von weißen Banditen, die zu noch drastischeren Methoden greifen. Der miese Hund Rollins (Rik Battaglia) macht mit dem Stamm der Chicarillas dubiose Geschäfte, um richtig Kasse zu machen und die Indianer wieder um ihr Land zu prellen. Winnetou und Old Shatterhand versuchen vergeblich zu vermitteln und geraten ins Kreuzfeuer von Indianern und Banditen, die schließlich in einer Hetzjagd auf den gesamten Stamm der Apatschen endet.

Mit großem Einsatz produzierte Horst Wendlandt gemeinsam mit der jugoslawischen Produktionsfirma Jadran-Film unter Regie von Harald Reinl deutschen Unterhaltungskino, wie man es bis dahin kaum gekannt hatte: statt rauschender Heimatfilm-Wälder gibt's hier rauchende Colts und Western-Romatik mit einem Schuss seichten Humors.Eindrucksvoll wird die malerische Euro-Landschaft gigantisch in Szene gesetzt, auch wenn diese Gefilde kaum etwas mit den tatsächlichen Locations im Süden Amerikas gemein haben. Wendlandt und Reinl schusterten schließlich an einer fiktiven Westernlandschaft, die genauso viel mit der historischen Realität zu tun hatten, wie die Edgar Wallace Filme mit einem Kriminalreport. Das unschuldig naive, aber trotzdem kritisch der historischen Ereignisse bewusste Geschehen dringt vor allem in "Winnetou III", der ähnlich wie "Der mit dem Wolf tanzt" vom Untergang einer Zivilisation under KOrruption durch die weißen Siedler orakelt und trotzdem ein Statement zur Völkerverständigung zu Stande bringt, auch wenn es dafür schwerer Opfer bedarf.

BILD

Winnetou Box

Die neuen, restaurierten HD-Transfere basieren auf soliden Vorlagen, aber können ihr Alter nicht verbergen. Eine ordentliche Portion Filmkorn ist bei den meisten Location-Aufnahmen sehr deutlich, besonders im Himmelbereich, zu erkennen. Schärfe und Kontrast sind dadurch aber trotzdem noch solide, aber schwanken auch von Aufnahme zu Aufnahme, was allerdings auch am originalen Material liegt. Die Farben wurden sehr gut aufgearbeitet und liefern beinahe ein Technicolor-Gefühl. Der Schwarzlevel ist durchsachnittlich tief, aber erreicht keine HD-Spitzenwerte. Die Kompression bleibt dafür unsichtbar. Insgesaamt stellen die HD-Transfere eine gelungene Restaurierung dar, die aus dem schwierigen Material das weitestgehend Beste herausgeholt haben.

TON

Winnetou Box

Der deutsche Ton wurde in DTS-HD-MA 5.1 noch einmal gut nachbearbeitet. Besonders profitiert dadurch die markante Musik von Martin Böttcher, die nun ihre kraftvolle Präsenz gut ausbauen kann. Die Dialoge sitzen gut aufgeräumt und entrauscht im Centerkanal. Die Soundkulisse wurde leicht aufgebohrt und die atmosphärischen Hintergrundelemente gut und unaufdringlich in der gesamten Soundstage positioniert. Pferdergetrappel und Schüsse wandern deshalb auch mal von der Frontstage ab, ohne dabei aber künstlich zu wirken. Wirklich großer, direktionaler Zauber findet hier zurecht auch nicht statt. Gut.

EXTRAS

Die Extras auf den drei Scheiben entsprechen ihren ursprünglichen DVD-Pendants. Zusätzlich wurden aber auch die Booklets der alten Ausgaben digitalisiert und sind über die Extra-Menüs abrufbar. Neben den originalen Kino- Wiederaufführungstrailern gibt verschiedene Premieren-Aufnahmen aus der Essener Lichtburg zu sehen. "Winnetou I" und "Winnetou III" haben jeweils Interviews-Featurettes mit Pierre Brice und Ralf Wolters, die die alten Drehorte besuchen, sowie weiteren Mitspielern (u.a. auch Rik Battaglia), die alle interessante Anekdoten aus dieser wilden Filmzeit preisgeben. Dazu kommen noch verschiedene Wochenschauberichte über das Phänomen der Winnetou-Verfilmungen. "Winnetou II" bringt schließlich noch eine 15-minütige Featurette über Regisseur Harald Reinl mit. Tragisch zeigt sich hier das Schicksal eines harten Filmarbeiters, der den Wert seiner Arbeit erst viel zu spät erkannt hatte. Mit zu WQort kommt hier auch Produzent Horst Wendlandt, der sich ebenfalls gut an Reinl erinnert. Abgerundet werden die Extras durch eine kleine Anzahl von Outtakes und nicht verwendeten Szenen, die nur in roher Form und teilweise ohne Ton vorliegen.

FAZIT

Nach dem "Schatz im Silbersee" folgt mit der "Winnetou"-Box eine würdige Blu-ray Neuauflage der klassischen Filme mit Pierre Brice und Lex Barker. Universum hat wirklich gute HD-Transfere geschaffen, die ein Upgrade von der alten DVD-Box absolut lohnen. Die bereits vorhandenen Extras wurden ebenfalls übernommen. Die alten DVDs können somit getrost in die ewigen Jagdgründe geschickt werden.



Kay Pinno