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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Outrage   (BLU-RAY)

Outrage
    
Original: Autoreiji   (Japan, 2010)
Laufzeit: 109 Min. (1080p)
Studio: Capelight
Regie: Takeshi Kitano
Darsteller: Takeshi Kitano, Kippei Shiina, Ryo Kase, Tomokazu Miura u.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD-MA 5.1 Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Making of, Interviews, Premieren-Aufnahmen, Trailer
Preis: ca. 20 €
Wertung: 2+/ 2 / 2 (Bild/Ton/Extras)


"Domino-Day in Yakuza Town"

Japans harter Knochen Takeshi Kitano meldet sich mit "Outrage" eindrucksvoll in dem Genre zurück, dass ihn populär gemacht hat. Ob's am Alter oder einer gewissen Rücksichtslosigkeit liegt, dass Kitano sein neues Opus Magnum mit einer geradlinigen Radikalität inszeniert, kann man eigentlich kaum sagen. In "Outrage" geht's ans Eingemachte und es werden keine Gefangenen gemacht. Als abgrundtief unmoralisch, scheinheilig und verknöchert schildert Takeshi Kitano die Yakuza von heute wie eine tollwütige Bande von paranoiden, machtbesessenen und skrupellosen Killern, die weder die alte "Berufsehre" noch irgendetwas anderes achten. Sie sind der reinste Auswuchs eines irrsinnigen Killerkapitalismus: die Yakuza sind eine Firma mit Angestellten, die sich gegenseitig zu Tode "mobben", um an den Job, das Geld und die Macht ihres jeweiligen "Vorgesetzten" zu kommen oder die Konkurrenzabteilung in einer feindlichen Übernahme ausbluten zu lassen.
Bedient wird sich dabei zwar der vorhanden und seit Jahrhunderten kolportierten Hackordnung, die sich aber in einer immer schneller drehenden Gewaltspirale bald auflöst. Die Verbrecher spielen Todesschach und den wenigsten fällt auf, dass diese Variante immer nur mit Bauern(opfern) gespielt wird. Einen Gewinner gibt es dabei nie oder jedenfalls nicht für lange Zeit. Im Stakkato verlieren die Gangster hier aus Angst ihre kleinen Finger, dass man meinen könnte, in Kobe würden eigentlich nur noch Männer mit vier Fingern an der Hand herumlaufen. Auch sonst geht es im Umgang mit den vermeintlichen Kollegen nicht zimperlich zu. Brachial wird hier zu allen Überzeugungs-Werkzeugen gegriffen, die den Japanmafia-Schergen in die Hände fallen: beim Einsatz von Teppichmessern über Metallstangen und Steinbrocken bis hin zum Zahnarztbohrer (!) windet sich hier bald auch der Zuschauer ordentlich im eigenen Sessel. Nichts wirkt dabei aber grundsätzlich zu übertrieben, was hauptsächlich daran liegt, dass Kitano seine Gewaltausbrüche weiterhin genial inszeniert und jedesmal irgendwie zur grotesken Satire werden lässt.
Als Stein des Anstoßes beim tödlichen Domino-Day im Yakuza Universum dient eine simple Missfallens-Äußerung des regionalen Yakuza Oberhaupts Kaichu: dass Unterboss Ikemoto(Jun Kunimura) geschäftliche Beziehungen zu seinem alten Knastkumpel Murase (Renji Ishibashi) unterhält, gefällt dem Gangsterboss nicht. Um sich unbeschadet aus der Affäre zu ziehen, ohne sein Gesicht zu verlieren, setzt Ikemoto wiederum seinen Unterboss Otomo (eben Kitano) auf Murase an, um ihn aus der Stadt zu drängen. Dies löst eine Kettenreaktion aus, die die gesamte Unterwelt ins Wanken bringt.
Ohne wenn und aber donnert Takeshi Kitano in "Outrage" mit der filmischen Faust auf den Tisch und zeigt schnörkellos brutales Yakuza-Kino vom Feinsten. diesen kriminell unterhaltsamen, aber strukturell komplexen Happen Japankinos sollte sich niemand entgehen lassen. Und der internationale Erfolg von "Outrage" gibt Kitano recht: schließlich werkelt der nimmermüde Kreativkopf bereits an einer Fortsetzung, die vorraussichtlich Anfang nächsten Jahres in die Kinos kommen soll.

BILD

Outrage

Der anamorphe Widescreentransfer (2.35:1) basiert auf einer sehr guten Vorlage, die keinerlei analoge Rückstände oder Verunreinigungen aufweist. Schärfe und Kontrast sind durchgängig sehr gut und liefern ein hochdetailliertes Bild. Die Farben sind kräftig ohne besonders überbetont zu sein. Der Schwarzlevel ist sehr tief, aber trotzdem ausreichend detailliert. Die Kompression hält das Bild stabil und artefaktfrei. Extrem gut.

TON

Outrage

Auch wenn "Outrage" surroundtechnisch keine Bäume ausreißt, geht der DTS-HD-MA 5.1 Track sehr behutsam mit der Positionierung der ambienten Effekte um. Weil besonders viele Yakuza mal gerne irgendwie aus dem Bild/Raum oder Leben scheiden, wechselt dabei auch oft die Hörperspektive in der Soundstage sehr gut mit. Wenn es schließlich zu Schießereien kommt, dann kracht es auch ganz ordentlich. Die deutsche Synchronisation ist zudem sehr gut gelungen und wurde auch mit klasse Sprechern besetzt. Hervorragend. Störende Überlappungen oder Aussetzer konnten nicht festgestellt werden.

EXTRAS

Die reguläre Blu-ray ist mit einer soliden Packung an Extras ausgestattet: das "Making of" (ca. 35 Min.) begleitet die Dreharbeiten quasi chronologisch und wird von einer der Schauspielerinnen des Films verbal begleitet. Die Dokumentation wirft einen ungeschminkten Blick hinter die Kulissen an Kitanos Sets, bei dem auch die Schauspieler frei über ihre Zusammenarbeit mit Kitano reden. Ein sehr gelungenes "Making of", das nicht den üblichen PR-Konventionen entspricht. Sehr gut.
Weitere Q&A Aufnahmen sind bei den beiden Premieren-Aufnahmen (jeweils ca. 20 Min.) in Japan und in Cannes zu bestaunen, bei denen Kitano und seine Gang Zuschauern und Journalisten "live" Rede und Antwort stehen. Auch gibt es, neben ein wenig Lobpreisung, auch einige essentielle Dinge zum Dreh zu hören, aber auch spaßige Interaktion zwischen den Schauspielern.
Eine komplette Interview-Sektion (11 Interviews zu insgesamt ca. 34 Min.), bei der alle Schauspieler einschließlich Kitano, Rede und Antwort zum Film stehen, kann ebenfalls komplett abgespielt oder auch in separaten Kapiteln angeschaut werden. Wem dies immer noch nicht reichen sollte belkommt in "4 Shots" (ca. 14 Min.) nochmal ein Gruppengespräch mit Kitano und drei seiner Hauptdarsteller zu sehen und hören. Auch hier werden wunderbar ernste Aspekte und nette Anekdoten angesprochen. Wirklich gelungen.

Separat gibt es auch noch zwölf Minuten an unkommentierten Behind-the-Scenes Aufnahmen zu sehen, in denen Kitano wild am Set herumwuselt. Desweiteren sind der deutsche und originale Trailer zu "Outrage" auf der Scheibe zu finden.

FAZIT

Er ist wieder da und macht keine Gefangenen: "Beat" Takeshi Kitano meldet sich mit voller Power zurück. "Outrage" macht keine Gefangenen und zeigt die Yakuza als machtbessesene Irre in einem niemals endenden Spiel Todesschach! Die Blu-ray von Capelight liefert einen guten HD-Transfer, eine gute deutsche Synchronisation sowie einen Kugelhagel von Extras. Empfohlen!



Kay Pinno