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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



13 Assassins (2010)   (BLU-RAY)

13 Assassins (2010)
    
Original: Jusan-nin no shikaku   (Japan, 2010)
Laufzeit: ca. 125 Min (1080p)
Studio: Ascot Elite
Regie: Takashi Miike
Darsteller: Kôji Yakusho, Takayuki Yamada, Yûsuke Iseya, Gorô Inagaki u.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD-MA 5.1 Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Deleted Scenes, Trailer
Preis: ca. 17 €
Wertung: 2+/ 2-/ (3-) (Bild/Ton/Extras)


"Totales Massaker"

Japans Schock- und Vielfilmer Takashi Miike legt mit "13 Assassins" eine große Huldigung an das klassische Samurai-Genre vor. Das für Miike-Verhältnisse erstaunlich zurückgenommene Spektakel funktioniert gerade deshalb so gut, weil der Regisseur seine sonst üblichen Übertreibungen auslässt und sich voll und ganz auf seine Aufgabe konzentriert: ein totales Massaker anzurichten. Bis es allerdings zu dem gefühlt 40 minütigem Showdown in einem Bergdorf kommt, gelingt Miike ein großartiges Setup, das sowohl die Antihelden als auch den wirklich fiesen Antagonisten ins rechte Licht rücken.
Zur Mitte des 19. Jahrhunderts liegt Japans Feudalherrschaft in den letzten Zügen. Die großen Zeiten des kriegerischen Zwists zwischen den einzelnen Fürstentümern um die Vorherrschaft im Land sind vorbei. In dieser Periode des Friedens haben Gestalten wie der junge Halbbruder des Shoguns, Lord Narigatsu (Goro Inagaki), einfach nichts zu tun, außer ihren aristokratischen Allmachtsfantasien in Form von sadistischen Übergriffen gegenüber der Bevölkerung Ausdruck zu verleihen.
In Aussicht darauf, dass der irre Narigatsu bald in den höchsten Regierungsrat berufen werden soll, fasst sich der noch Vorsitzende Fürst ein Herz und beauftragt den ehemaligen Chef der shogunalen Wachmannschaft Shimada(Koji Yakusho) eine schlagkräftige Truppe aufzustellen, die Narigatsu auf dem Rückweg aus der Hauptstadt Edo überfallen und töten soll. Überzeugt davon, endlich wieder für eine gerechte Sache ins Feld ziehen zu können, sammelt Shimada eine kleine Gruppe von herrenlosen Samurai um sich, die ihre "Arbeitslosigkeit" in Friedenszeiten endlich hinter sich lassen wollen. Gemeinsam wird eine Falle für den finsteren Fürsten in einem abgelegenen Bergdorf ausbaldowert. Doch zwei Dinge haben die 13 Attentäter nicht bedacht: die Truppen von Narigatsu werden von einem alten Freund und Konkurrenten Shimadas angeführt und der Tross des Fürsten umfasst schließlich über 200 Soldaten. Ein gnadenloses Massaker steht allen Beteiligten bevor.
Tatsächlich ist "13 Assassins" ein Remake des gleichnaimgen Sschwarzweiß-Klassikers von 1963 (ebenfalls bei Ascot Elite auf DVD erschienen!). In großen wie ruhigen Bildern sorgt Takashi Miike für das richtige Hinführung zu seinem gigantischen Showdown, in dem alles in Blut, Schutt und Asche gelegt wird. Auch wenn die finale Schlachteninszenierung zu modern in der Inszenierung wirkt, ist der hektischere Schnitt durch das herrschende Onscreen-Chaos tatsächlich mal gerechtfertigt und wird dankbarerweise auch nicht überstrapaziert. Dennoch macht sich nach einiger Zeit irgendwie ein Videospiel-Feeling breit, in dem immer neue Wellen von Gegnern anrollen und - mal kreativ, mal pragmatisch - niedergemäht werden. Dies alles wird geschildert als Konsequenz aus einem heuchlerischen und hoffnungslos überholten Feudalsystem, das seine eigene Zeit längst überlebt hat.
Ascot Elite hat "13 Assassins" leider nur in seiner internationalen Version auf Blu-ray und DVD veröffentlicht, die knapp 16 Minuten kürzer als die japanische Version ist (Schnittbericht siehe hier). Dies ist natürlich sehr schade, da der Film hier um ein paar interessante Facetten beraubt wird, die für den gesamten Film aber nicht entscheidend oder gar essentiell wären. Die meisten Auslassungen betreffen die Figur des letzten Mitstreiters der Ronin, den sie in der Bergwildnis aufgabeln. Hier deutet die japanische Fassung an mehrern Stellen an, dass es sich bei ihm um einen Wald-Dämon handeln könnte. Als einzige übernatürliche Komponente in dem an sich historisch gehaltenen Film wundert es nicht, dass dem internationalen Publikum dieser etwaws "spezielle" und im Film auch nicht weiter erläuterte folkloristische Mythos vorenthalten wurde. Immerhin gibt es die geschnittenen Szenen im Bonusmaterial der Scheibe zu sehen.

BILD

13 Assassins (2010)

Der anamorphe Widescreentransfer (2.35:1) basiert auf einer sehr guten Vorlage, die keinerlei analoge Rückstände aufweist. Das Bild ist klar und durchweg scharf und kann besonders durch einen ausgewogenne Kontrast begeistern. Die zahlreichen dunklene erhalten ob eines guten Schwarzlevels eine gute Detailtiefe ohne Bildinhalte willkürlich zu verschlucken. Die Farben sind kräftig ohne überbetont zu werden. Es ergibt sich ein realistischer Bildeindruck, der niemals künstlich wirkt. Die Kompression bleibt unsichtbar. Fast sehr gut.

TON

13 Assassins (2010)

Der DTS-HD-MA 5.1 Track hat eine gute räumliche Auflösung und zeigt sein Können besonders bei den Massenszenen (natürlich im überbordenden Finale), die im Kampfgetümmel die komplette Soundstage füllen. Hier fühlt sich der Zuschauer mittendrin statt nur dabei. Die deutsche Synchronisation ist auch recht gut gelungen und anhörbar. Leider gibt es aber bei der Übersetzung einen ätzenden Fehler, der eine Schlüsselszene stark entkräftet und vor allem eine andere Intention verleiht! Statt der erschütternden Antwort "Totales Massaker" bekommt der Samurai-Anführer von dem vesrtümmelten Mädchen in den deutschen Untertiteln die Aufforderung "Tötet Sie alle" zu lesen. Das ist ärgerlich. Die spärlich reduzierte Musik verteilt sich ebenfalls gut im kompletten Bereich. Ein solider Track, der schnörkellos seine Arbeit verrichtet.

EXTRAS

Entgegen der Ankündigung durch die Pressemitteilung fehlten auf unserem Rezensionsexemplar die geschnittenen Szenen der längeren Japanfassung. Nach eingehender Recherche hat sich herausgestellt, dass die reguläre Verkaufsversion diese Szenen als Extramaterial besitzt.
Ansonsten sind nur noch Trailer auf der Scheibe zu finden.

FAZIT

Takashi Miikes "13 Aassassins" ist eine große Huldigung an das klassische Samurai-Kino Japans geworden. Mainstream-kompatibel und ohne die sonst von Miike zu erwartenden (Gewalt-)Eskapaden ist der Film gerade für Nicht-Gucker dieses Genres ein Erlebnis. Leider bringt Ascot nur die drastisch gekürzte internationale Version des Films auf Blu-ray heraus. Zum (schwachen) Trost gibt es die geschnittenen Szenen immerhin im Bonusmaterial zu sehen. Trotzdem absolut empfohlen!



Kay Pinno