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REVIEWS



Detective Dee und das Geheimnis der Phantomflammen   (BLU-RAY)

Detective Dee und das Geheimnis der Phantomflammen
    
Original: Di Renjie   (Hongkong / China, 2010)
Laufzeit: 124 Min. (1080p)
Studio: Koch Media
Regie: Tsui Hark
Darsteller: Andy Lau, Carina Lau, Bingbing Li, Tony Leung Kar Fai, Richard Ng u.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD-MA 5.1 Deutsch, Mandarin
Untertitel: Deutsch
Extras: Interviews, B-Roll, Trailer
Preis: ca. 19€
Wertung: 2 / 2 / 3+ (Bild/Ton/Extras)


"Unter der Knute des Regimes"

Lange war es ruhig um Hongkongs ehemaliges filmisches Mastermind Nr.1: nach seinem epischen "Sieben Schwerter" hatte sich Tsui Hark nach 2005 anscheinend eine Schaffenspause gegönnt und nur ein Teilsegment einer Anthologie sowie zwei kleinere Filme betreut, die ihren Weg bisher nicht nach Europa fanden. Vermisst wurde seither im aktuellen Hongkong-Kino die irrsinnige Durchgeknalltheit Harks, die in den 80-er und 90-er Jahren nicht nur die "Chinese Ghost Story"- oder "Once upon a Time in China"-Reihe hervorbrachten, sondern auch maßgeblich an der Erfolgsgeschichte von John Woos Heroic Bloodshed Klassikern beteiligt war.
Mit "Detective Dee und das Geheimnis der Phantomflammen" meldet sich Hark nun im großen Stil zurück und lässt wieder kreative Hoffnung im Fernostkino aufblitzen. Leider ist jedoch nicht alles Gold, was da glänzt. Die leicht phantastisch angehauchte Geschichte um den Aufstieg von Chinas einziger Kaiserin Wu (Veteranin Carina Lau ist hier endlich mal wieder vor der Kamera zu sehen) ist nicht nur von besonders fragwürdiger, chinesischer Propaganda durchzogen, sondern bedient sich auch schamlos bei Pitofs surrealem Phantastik-Thriller "Vidocq".
Im 7. Jahrhundet nach Christus steckt China in einer moralischen Krise. Nach dem Tod des jungen Kaisers erhebt seine Mutter Anspruch auf den Thron. Die kaiserliche Familie als auch die Würdenträger am Hof sehen darin eine Bedrohung für das chinesische Reich und einen Affront. Eine Frau in einer Machtposition und dazu noch in der Höchstmöglichen? Niemals! Nachdem eine Revolte bereits erfolgreich niedergeschlagen wurde und sich die Kaiserin-Mutter in der Regierung des Landes bereits fest etabliert hat, scheint ihr der Thron so gut wie sicher zu sein.
Am gigantischen Bauwerk zu Ehren ihrer anstehenden Inthronisierung geschehen aber plötzlich merkwürdige Dinge: Wie von göttlicher Hand gehen der oberste Baumeister und der Chef der Wachmannschaft ohne ersichtlichen Grund in Flammen auf und verbrennen vor den entsetzten Augen der Arbeiter. Ist der Himmel etwa gegen die neue Kaiserin? Die Stimmung im Land scheint zu kippen und die Gegner der Kaiserin am Hof wittern wieder Morgenluft.
Um die Situation zu retten, holt die Machthaberin deshalb einen ihrer ärgsten Gegner aus dem Gefängnis: Detetctive Dee (Andy Lau) ist berüchtigt für seinen Scharfsinn und wurde bereits während der ersten Revolte gegen das weibliche Regime inhaftiert. Im Kaiserpalast sitzt er bald zwischen allen Fronten und hat alle Hände voll damit zu tun, herauszufinden, wer eigentlich Freund oder Feind ist.
Tsui Hark fährt wieder mal alle Geschütze auf und zeigt gigantische Massenszenen am chinesischen Hof, die leider nur mit mittelmäßigem bis teilweise schwachen CGI-Effekten unterstützt werden. Dennoch bekommt der Zuschauer auch wieder bekannte Verrücktheiten wie gestaltwandelnde Priester, eine geheime Stadt von Zauberkundigen und natürlich einem endlosen Sortiment wild umherfliegender Gegner. Bedient wird sich bei all dem bunten Treiben an den handelsüblichen Klischees des Genres, die natürlich auch Tsui Hark mitetabliert hat. Von tragischer Romanze, vermeintlich bösen Konkurrenten und Verrat unter Freunden wird die ganze Palette der Hongkong-Dramaturgie bedient. Dennoch verzettelt sich "Detective Dee" im Dickicht seines konfusen Plots - keine Seltenheit in Harks Filmen - und stolpert zum Schluss über eine derart unkritische Regime-Propaganda, die einem den an sich unterhaltsamen Film ziemlich verhagelt. Sollte man ein tyrannisches Unrechtsregime gewähren lassen, wenn es dadurch dem Volk (vermeintlich!!!) am besten geht? Statt dieser fiesen und nicht uninteressanten Gretchenfrage nachzugehen, nickt der Film hier einfach ab und lässt die Regime-Gegner als eindimensionale, selbstgerechte, nach Gewalt und Chaos lüsternde Volltrottel darstehen. Da weiß man, aus welcher Richtung der Wind weht.
Abgesehen von diesem Makel bleibt einem von "Detective Dee" leider auch wenig visuell im Gedächtnis. Die Kämpfe und Actionszenen sind zwar durchweg gut choreographiert und mit schwereloser Tendez gefilmt, aber können weniger beeindrucken, als man dies von Tsui Hark gewohnt ist. Nach der Sichtung dürfte dieser Fall sicherlich bei vielen Fans nur bei den Akten landen.

BILD

Detective Dee und das Geheimnis der Phantomflammen

Der anamorphe Widescreentransfer (2.35:1) kann durch einen besonders hohen Detailgrad und einer rundweg gelungenen Schärfe punkten. Dies hat jedoch den Nachteil, dass die zahlreichen CGI-Elemente des Films noch viel deutlicher auffallen, als sie eigentlich sollten. Die Farben sind durchweg kräftig, ohne dabei übernatürlich betont zu wirken. Das von Tsui Hark Filmen bekannte Farbenspiel, hier mit einer eher bläulich dunklen Farbpalette ausgestattet, kommt dabei gut zur Geltung. Der Schwarzlevel ist sehr tief und ebenfalls detailreich, aber hat auch ein paar schwächere Momente, die etwas matter wirken und ein wenig Rauschen zeigen. Die Kompression bleibt unauffällig. Gut.

TON

Detective Dee und das Geheimnis der Phantomflammen

Tontechnisch wird auf beiden DTS-HD-MA 5.1 Tracks (Deutsch und Mandarin) gute Arbeit geleistet. Die Soundstage ist generell offen und lässt besonders die räumliuchen Massenszenen mit viel Surroundambiente erklingen. Die Dialoge sitzen gut im Centerkanal plaziert, während sich durch die Kamerafahrten auch einige Pan-Effekte ergeben. Die Kämpfe und Actionszenen sind mit besonders viel Dynamik gesegnet und lassen es auch direktional ganz ordentlich krachen. Die Musik schmiegt sich sehr homogen zwischen die restliche Soundkulisse und wird nur selten dominant. Ein insgesamter guter Track.

EXTRAS

Die Blu-ray von Kochmedia wurde mit den aus Asien üblichen PR-Featurettes ausgestattet: eine insgesamt 40-minütige Interview-Kollage zeigt die wichtigsten Macher hinter "Detective Dee" und ihre Ansichten über den Film und die Charaktere. Neben dem Produzenten und dem Drehbuchautor sind hier Tsui Hark, Sammo Hung, Carina Lau, Andy Lau und sowie weitere Darsteller des Films zu sehen und zu hören. Am intererssantesten fallen hier natürlich die Segmente mit Tsui Hark und Sammo Hung auf, die eingehender auf die filmischen Herausforderungen des Drehs eingehen. Ansonsten ist natürlich auch reichlich Dampfplauderei in den Interviews dabei.
Einen Eindruck von der Arbeit am Set vermitteln die knapp 17 Minuten an B-Roll Aufnahmen, die das Geschehen bei den Dreharbeiten unkommentiert zeigen.
Abgerundet werden die Extras noch durch eine Bildergalerie und den Trailern zum Film.

FAZIT

Hongkong-Kino Ikone Tsui Hark meldet sich zurück: "Detective Dee" begeistert und enttäuscht zugleich. Eastern Fans verspricht der Film einen vergnüglichen Nachmittag, wenn man die üble chinesische Propaganda übersehen mag. Die Blu-ray von Koch Media bietet dazu einen guten Bildtransfer und ein paar Standard-Extras.



Kay Pinno