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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Ponyo - Das grosse Abenteuer am Meer   (BLU-RAY)

Ponyo - Das grosse Abenteuer am Meer
    
Original: Gake no ue no Ponyo   (Japan, 2008)
Laufzeit: 100 Min. (1080p)
Studio: Universum Film
Regie: Hayao Miyazaki
Darsteller: Alina Freund, Nick Romeo Reimann, Christian Tramitz, Anja Kling u.a.
Format: 1.78:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD-MA 6.1 Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Interviews, Besuch im Studio Ghibli, Trailer, Musikvideo
Preis: ca. 22 €
Wertung: 1-/ 2+/ 2+ (Bild/Ton/Extras)


"Unter dem Meer"

Wo bereits Disney sich erfolgreich kitschig mit "Arielle, die Meerjungfrau" bei Hans Christian Anderson bediente, zeigt Anime-Altmeister Hayao Miyazaki wieder einmal erfolgreich, dass auch international bekannte Märchen in seinen Fingern zu ganz neuen Höhenflügen ansetzen können. Bereits als Kind las Myazaki Andersons Geschichte von "Die kleine Meerjungfrau" und konnte sich nie von dem faszinierenden Konzept der Verwandlung eines Meerwesens in einen Menschen lösen. In "Ponyo" verarbeitet er die Geschichte wieder einmal auf seine ihm ganz typische Weise, die sich diesmal aber wesentlich stärker an Kinder richtet. Dies zeigt sich nicht nur in den absichtlich kindlicher gehaltenen Zeichnungen, sondern vor allem in seiner Hauptfigur Sosuke. Der kleine Junge geht noch in den Kindergarten, während seine Mutter nebenan im Altersheim für die älteren Damen sorgt und sein Vater zur See fährt. Als er eines Nachmittags an der Küste einen gefangenen Goldfisch aus einem Glas rettet und mit nach Hause nimmt, ahnt er nicht, dass sein "Ponyo"-getauftes neues Haustier eigentlich der Sproß einer Meeresgöttin und dem eigensinnigen Wissenschaftler Fujimoto ist. Dieser Eigenbrödler lebt wie Kapitän Nemo in einer Unterwasserwelt, hasst die menschliche Zivilisation und strebt seiner Utopie einer von der Meeresnatur beherrschten Welt an. Nachdem er seine verlorene Goldfischtochter aus den Händen der grausamen Landmenschen wieder unter Wasser holen konnte, ahnt Fujimoto aber nicht, dass sich Ponyo inzwischen unsterblich und ehrlich in den kleinen Sosuke verliebt hat. In ihr wächst der Wunsch, ein richtiges Menschenkind zu sein - und das wortwörtlich. In Windeseile mutiert der kleine Fisch zu einem kleinen Mädchen, das aber - genau wie die Frau Mama - unglaubliche Kräfte besitzt, die sie aber noch nicht kontrollieren kann. Bei ihrer hastigen Flucht aus der Unterwasserwelt löst sie ein Chaos aus, das schließlich in einem Tsunami gipfelt, der die gesamte Küstenbevölkerung einschließlich Sosukes Familie bedroht. So wird das freudige Wiedersehen von Sosuke und Ponyo zu einer unerwarteten Prüfung für Kinder und Eltern, die nicht nur den Elementen, sondern sich auch ihren eigenen Überzeugungen stellen müssen.
Hayao Miyazaki und sein Team von Studio Ghibli zaubern wieder einmal eine wunderbare Welt von liebenvollen Charakteren auf den heimischen Bildschirm, dass einem der Plot schon fast egal ist. Man will einfach wissen, wie es den lieb gewonnen Personen weiterhin ergeht. Besonders im Visier stehen diesmal aber nicht dramatische Konflikte oder skurrile Fantasie-Welten, sondern einfach die Freude und Gefahr der kindlichen Unbefangenheit, des kindlichen Übermuts sowie die Neugierde auf die Welt und ihre Wunder. Und natürlich die echte Liebe, nicht die Körperliche, sondern die grenzenlose Zuneigung zu einem anderen Wesen. Dies vermitteln die Japaner hier wieder derart wahrhaftig, ohne Kitsch und Schmalz, dass einem fast das Wort Perfektion aus der Tastatur klettern mag. Von "Ponyo" werden Kinder wie Eltern gleichermaßen begeistert und ergriffen sein. Da muss selbst Nemo nicht mehr gefunden werden.

BILD

Ponyo - Das grosse Abenteuer am Meer

Der anamorphe Bildtransfer (1.78:1) ist geradezu perfekt: im Gegensatz zu den aufpolierten Disney-Animationsfilmen wird hier der Eindruck korrekt beibehalten, es mit einem richtig gezeichneten Film zu tun zu haben, statt mit einer nachträglich gezeichneten Computer-Animation. Dies liegt natürlich auch am bewusst kindlich gewählten Stil des Films: viele Hintergründe wurden eben nicht detailliert ausgezeichnet, sondern in einem leicht kruden Stadium, eben wie in einer Kinderzeichnung, belassen. Der Effekt ist ein großartiges Zeichntrick-Erlebnis, das mit vollen Farben und starken Konturen begeistern kann. Der Schwarzlevel ist ebenfalls sehr tief und sorgt für einen umfangreichen Kontrast. Die Kompression bleibt ebenfalls stabil und ohne Aussetzer. Eine leichte Körnung des Bildes tritt nur in einigen wenigen Szenen auf, die aber den Filmcharakter des Transfers gut unterstützt. Sehr gut.

TON

Ponyo - Das grosse Abenteuer am Meer

Der deutsche DTS-HD-MA 6.1 Track ist absolut großartig ausgesteuert und liefert eine perfekte Integration der deutschen Dialoge (u.a. gesprochen von Christian Tramitz) in die gesamte Soundkulisse, so dass sich ein natürliches Hörerlebnis einstellt. Diese konzentriert sich hervorragend auf die zahlreichen gut plazierten Umgebungsgeräusche und ambiente Hintergründe. Von den stürmischen Winden der Küste bis zu den auf See gefangenen Schiffen werden alle Surroundkanäle mit mehr als ausreichender Arbeit versorgt. Störende Überlappungen und Aussetzer konnten nicht festgestellt werden.

EXTRAS

Endlich wird ein Anime von Hayao Miyazaki auch mit ansprechendem Bonusmaterial gewürdigt: als Dreingabe für die Fans gibt es eine komplette Storyboard Version des Films zu sehen, der mit richtigen Filmton abläuft. Hier sieht man bereits, wie gut die Künstler im Vorfeld gearbeitet haben.
Das über einstündige Making-of "Die fünf Schöpfer von Ponyo" wirft einen hervorragenden Blick hinter die Kulissen dieser Studio Ghibli Produktion: in fünf Abteilungen werden die verschiedenen Arbeitsphasen des Films von der Story über die Animation bis zur Vertonung sehr gut in Szene gesetzt. Dabei ist nicht nur Hayao Miyazaki prominent mit anwesend, sondern auch die zahllosen wichtigen Mitarbeiter, die eine solche Produktion überhaupt erst ermöglichen.
Separat gitb es auch noch zwei lange Einzelinterviews mit Miyazaki und seinem Produktionschef Toshiu Suzuki zu sehen, in denen Miyazaki besonders auf die Charaktere des Films eingeht und die Wurzeln der Geschichte bei Hans Christian Andersons "Die kleine Meerjungfrau" verortet. Großartig.
Auch die Arbeit mit den japanischen Synchronsprechern wird vor und im Tonstudio beleuchtet. Besonders drollig: Miyazakis herzerwärmender Umgang mit den Kindersprechern seiner Hauptfiguren.
Weiterhin gibt es noch zwei Pressekonferenzen sowie Aufnahmen von der Premierenfeier zu sehen. Auch der Trailer zum Film sowie eine Studio Ghibli Trailer-Galerie und das Musikvideo zum Titelsong "Ponyo" sind vorhanden. Eine insgesamt mehr als runde Ausstattung.

FAZIT

Nach dem doch etwas zerfahrenen "Das wandelnde Schloss" zeigt sich Anime-Altmeister Hayao Miyazaki mit "Ponyo" wieder in Bestform und liefert ein wunderschönes Kindermärchen mit einem winzigen Schuss Öko-Botschaft ab. Die Blu-Ray von Universum zeigt den Film in größtmöglicher Brillanz und mit informativen Extras. Absolut empfohlen.



Kay Pinno