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REVIEWS



Unthinkable   

Unthinkable
    
Original: Unthinkable   (USA / Deutschland, 2010)
Laufzeit: ca. 93 min (PAL)
Studio: Universum Film
Regie: Gregor Jordan
Darsteller: Samuel L. Jackson, Carrie-Anne Moss, Michael Sheen
Format: 1,85:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD 5.1 Deutsch, Englisch, DD 2.0 englischsprachiger Kommentar
Untertitel: Deutsch
Extras: Regiekommentar
Preis: ca. 15 Euro
Wertung: 2-/ 2-/ 3 (Bild/Ton/Extras)


"Samuel L. Jackson manipuliert den Zuschauer"

Die TV-Serie „24“ hat nicht nur Freunde. Das mag auf den Fan befremdlich wirken, schließlich gilt "24" in Sachen Schnitt, Dramaturgie, Handlungsaufbau als eine der wichtigsten TV-Serie des letzten Jahrzehnts, ein Meilenstein in Sachen "Kino in Serie". Doch jenseits der technischen Perfektion gibt es durchaus Kritik anzusetzen. Und das ist der politische Ton der Serie. Dass "24" nicht unbedingt zu den großen liberalen Serien gehört, liegt in der Natur des Genres. Geheimdienste, Terroristen, Verschwörungen... Doch dass der Held immer wieder Folter als Mittel zum Zweck einsetzt - und dies dramaturgisch in der Regel auch gerechtfertigt wird - ging dann doch vielen Kritikern irgendwann zu weit. Es geht gar nicht darum, dass man bestimmte Dinge nicht thematisieren darf. Wahrlich nicht. Vielmehr regte sich ein gewisser Widerstand gegenüber der Unreflektiertheit, mit der dieser Thematik begegnet wurde.

Doch wenn der Friede in Gefahr ist, wer hat dann Zeit zum Reden? „Unthinkable“, den übrigens der deutsche Produzent Marco Weber finanziert hat, sieht auf den ersten Blick wie eine Doppelfolge von „24“ aus. Der zum Islam konvertierte amerikanischen Ex-Agent Steven (Michael Sheen) hat drei Atombomben in drei US-Städten versteckt. Statt jedoch unterzutauchen und die Bomben explodieren zu lassen, lässt er sich verhaften. Und gerät so in die Hände des so genannten Black-Ops-Verhörspezialisten H (Samuel L. Jackson), der Steven zur Begrüßung erst einmal einen kleinen Finger abhakt. FBI-Agentin Helen (Carrie-Anne Moss) ist über dieses Vorgehen entsetzt und will das Verhör stoppen. Doch H wird aus Washington gedeckt. Soweit – so „24“. Wäre da nicht ein kleiner, aber feiner Unterschied: Was passiert, wenn der Gefolterte genau weiß, was ihm widerfahren wird? Wenn er die Folter erwartet und beginnt, die Folterer zu manipulieren, die seinen unter Gewalt und Schmerz erwirkten Geständnisse nur allzu gerne Glauben schenken? Und wenn der Folter der Vorzug gegenüber herkömmlicher Polizeiarbeit gegeben wird, da man glaubt, sie sei effektiver?

„Unthinkable“ ist ein starker Film, Samuel L. Jackson ist teilweise unglaublich in seiner Rolle als netter Nachbar, liebender Familienvater und sadistischem Folterknecht, dessen Gemütszustand irgendwo zwischen Verfolgungswahn, dem Flehen nach Vergebung und eiskalter Berechnung anzusiedeln ist. Er ist ein Charakter im Tanz auf der Schneide einer Klinge, der sich beim Balancieren zwischen Abscheu gegenüber sich selbst und absoluter Pflichterfüllung manch eine tiefe Wunde zugefügt hat.

Man möchte ihn hassen. Man muss ihn wahrscheinlich hassen. Aber Jacksons differenziertes Spiel lässt den Zuschauer immer wieder in eine Falle tappen: Die Falle, ihn insgeheim eben nicht zu verabscheuen, sondern manchmal sogar in seinem Tun fast schon zu unterstützen..

Gegen Jacksons Spiel verkommen selbst Michael Sheen und Carrie-Anne Moss, die beide sehr gute Leistungen bieten, zu Statisten.

BILD

Unthinkable

"Unthinkable" ist ein relativ kleiner Film, fast schon ein Kammerspiel. Das alles sieht sehr gediegen aus, der Transfer erlaubt sich keine Schnitzer, in den wenigen dunklen Szenen gibt es keinerlei Blockbildungen oder andere Störungen. Eine gute Arbeit, dem Film angemessen.



TON

Unthinkable

Man kann den Kommentar des Bildtransfers an sich auf den Sound übertragen. Da die deutsche Synchro nichts fürs Kino angefertigt wurde, fällt sie im Vergleich zur Originaltonspur etwas dumpf aus, was allerdings nicht weiter negativ ins Gewicht fällt. Eine gute Arbeit, dem Film angemessen - siehe Transfer...


EXTRAS

Dies ist die Schwäche der DVD. Zwar liegt ein Audiokommentar von Gregor Jordan (Regie) vor, der sicher einiges an Informationen bietet (er stellt zum Beispiel die Frage nach der tatsächlichen Existenz von Männern wie H), aber bei einem Film wie diesem, der nun wirklich von einer starken Handlung lebt, da hätte es bestimmt noch Platz für mehr Extras gegeben. Schauspielerinterviews, vielleicht hätten die Ausstatter mal zu Wort kommen können (woher wissen die, wie eine Folterzelle aussieht - das US-Militär wird sicher keine Sonntagsführungen veranstalten).

FAZIT

Keine Frage: "Unthinkable" hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Doch: Dies ist positiv zu betrachten, denn geschickt spielt der Film mit den Erwartungen der Zuschauer, immer wieder führt er den Betrachter auf's Glatteis, macht ihn zum Komplizen des Folterers. Eines ist "Unthinkable" nicht: Ein Film für den feucht-fröhlichen, lustigen DVD-Abend. "Unthinkable" ist ein dunkler Film, der bestätigt, dass, schaut man nur lang genug in den Abgrund, der Abgrund irgendwann dich anschaut...



Christian Lukas