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REVIEWS



Expendables, The SE   (BLU-RAY)

Expendables, The  SE
    
Original: The Expendables   (USA, 2011)
Laufzeit: ca. 104 Min. (1080p)
Studio: Splendid
Regie: Sylvester Stallone
Darsteller: Sylvester Stallone, Jason Statham, Jet Li, Dolph Lundgren, Michey Rourke, Steve Austin, Randy Couture, Bruce Willis, Arnold, Schwarzenegger, u.a.
Format: 2.40:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD 7.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Extras: Kommentar, Making of, geschn. Szenen u.m.
Preis: ca. 18 €
Wertung: 2+/ 1 / 1- (Bild/Ton/Extras)


"Feuer Frei!"

Das Gesicht und auch die Gesichter des Actionfilms haben sich drastisch gewandelt. Waren die 80-er Jahre die Geburtsstunde der Big-Gun Action, mit muskelbepackten Helden, deren Tötungsarsenal für Bösewichter mit immer größer werdenden Bleispritzen aufgerüstet wurde, verwässerte sich das Genre zunehmend selbst mit Comedy-Einflüssen und immer weniger attraktiven Stereotypen, die vor allem dank einem familienfreundlichen Marketingkonzept immer mehr an Durchschlagskraft verloren. Erst durch die "Matrix" erhielt der Actionfilm wieder neue Impulse, die für eine visuelle Revolution und den Actionstil des Hongkong-Kinos endgültig international zum rechtmäßigen Standard erhob. Doch trotz der schönen, neuen digitalen Inszenierungsmöglichkeiten, schien der explosiven Spielwiese Kino etwas abhanden gekommen zu sein. Fast möchte man hier von der Seele des Actionfilms sprechen. Mit sterilen Hollywood-Hohlmantelgeschossen wie "A-Team - Der Film" wird das Kinopublikum zugedröhnt, die trotz irrsinniger Actionszenarios einfach nicht fesseln können. Die ungesunde Mischung aus absichtlich überzogener Darstellung und offensichtlichen digitalen Effekten nehmen diesen Actionkino jeglichen Adrenalinfaktor.
Das es auch im Kino erfolgreich anders geht, zeigte Sylvester Stallone mit seinem Überraschungserfolg von "John Rambo". Unkten vorher noch die Presse und auch Teile der Actionfangemeinde etwas vom "Rentner-Rambo", verstummten die Kritiker im blutigen Bleihagel Burmas. Die größtenteils live gefilmte Action sorgte für offen stehende Münder und Stallone schloß seine Beweisführung erfolgreich ab, dass die Action der alten Schule nicht tot zu kriegen ist.
Als schließlich die Gerüchte kursierten, dass Stallone an einem neuen, groß angelegten Söldnerfilm arbeitet und eine Ensemble-Besetzung mit der alten Actiongarde von einst plant, schossen die Erwartungen über eine messbare Skala hinaus. Wie lange hatte man davon geträumt, einmal Stallone, Schwarzenegger, Willis, Norris und weitere Action-Ikonen in einem gemeinsamen Film zu sehen? Verwirklicht wurde dies trotz zahlreicher Ankündigungen in der Vergangenheit nie.
Als deshalb "The Expendables" tatsächlich zu einer Realität wurden, war der einzige Gegner des Films eine niemals zu erfüllende Publikumserwartung. Besonders mit ein wenig Abstand zum enorm gehypten Kinostart und mit einigen Hintergrundinfos (siehe Extras) zeigt sich, wie gelungen "The Expendables" geworden ist. Stallone hatte mit dem Film nie vor, das Actiongenre zu revolutionieren, sondern mit seinen alten und neuen Kino-Waffenbrüdern eine dicke 80-er Jahre Party zu feiern.
In New Orleans ist Barney Ross (Stallone) der Boss einer internationalen Söldnertruppe, die vom CIA in Gestalt von Mr. Church (Bruce Willis) beauftragt wird, den Diktator des kleinen Inselstaats Vilena aktiv in den Ruhestand zu versetzen. Zum Pech unserer Glücksritter hat der Machthaber aber auch eine kleine Armee im Rücken. Doch schon bei der Aufklärung mit seinem Kompagnion Mr. Christmas (Jason Statham) wittert Ross, dass etwas an dem Braten faul ist. Als dann auch noch die Tarnung der beiden auffliegt, wird ihr weiblicher Kontakt (Giselle Itié) von den Schergen des Generals gefasst. Der an sich sozial eher abgestumpfte Söldnerboss bekommt nach der Flucht deshalb Gewissensbisse. Als schließlich auch noch ein Ex-Mitglied der "Expendables" (Dolph Lundgren) auf Ross und seine Männer angesetzt wird, erklärt er den Bösen den Privatkrieg, bei dem so ziemlich alles eingeäschert wird, was nicht bei drei die Insel verlassen hat.
Von dem von vielen Fans erhofften infernalischen Dauerfeuerwerk an Action ist "The Expendables" sicherlich deutlich entfernt. Der Film liefert ein äußerst geradliniges Setup und versucht seine Actionanteile so gut wie möglich auf die zahlreichen dicken Schultern zu verteilen - nicht immer ganz erfolgreich. So bekommt Jason Statham seinen besten Einsatz, als er auf einem Basketball-Platz den prügelnden Freund seiner Ex-Freundin, samt dessen Entourage, in die Mangel nimmt. Da wurde Potential verschenkt. Der Schnitt in den Actionsequenzen ist ebenfalls eher hektischer geraten, aber driftet dankbarerweise nicht in den heute sonst üblichen überdrehten Wackelkamera-Modus ab. Das große Adrenalin-Highlight ist sicherlich der live gefilmte Luftangriff von Statham und Stallone auf den Hafen von Vilena, bei dem einem der Puls im Rhythmus des Blei- und Feuerhagels durch die Adern rauscht. Der finale Angriff auf den Palast des Diktators gleicht dem Szenario von "Phantom Kommando", der deshalb ohne große Planungsaktionen oder Spannungsmomente auskommen darf. Dafür wird der Patronen- und Sprengsatzverbrauch exponential in die Höhe geschraubt.
Stallone hat mit "The Expendables" noch einmal erfolgreich eine eindrucksvolle Duftmarke aus Adrenalin und Pulverdampf gesetzt, die ein Rauchzeichen in die richtige Richtung für das klassische Actiongenre ist.

BILD

Expendables, The  SE

Der anamorphe Widescreen-Transfer (2.40:1) ist eine wahre Pracht. Die Vorlage ist absolut fehlerfrei und liefert ein knackscharfes und hochdetailliertes Bild. Nur einige Panaroma-Ansichten der Städte sind in der Auflösung etwas beeinträchtigt und zeigen sehr leichte Pixelstrukturen. Dies könnte auf die Benutzung anderer Kamerasysteme zurückzuführen sein. Aufgrund des teiweise absichtlich hohen Kontrasts des Bildes gibt es einige Szenen, in denen die Konturen nicht ganz sauber sind. Dies entspricht aber dem originalen Look des Films. Die Farben sind absolut kräftig und geben die komplette Farbpalette des Films sehr gut wieder. Der Schwarzlevel ist ebenfalls enorm tief und dafür immer noch sehr detailreich. Die Kompression arbeitet unbemerkt und hält das Bild ruhig. Fast sehr gut.

TON

Expendables, The  SE

Der DTS-HD 7.1 Sound ist geradezu ohrenbetäubend. Vom Knattern der Motorräder über die harten Gerangel zwischen den Männern bis zur Explosionsbonanza im Finale werden die Surroundkanäle dauerbeschossen. Die Abmischung bleibt dabei immer ausgewogen und liefert gut verständliche Dialoge wie ein hoch detailliertes Ambiente in den wenigen ruhigeren Szenen. Der Luftangriff auf den Hafen hat absolutes Referenzpotional und lässt die heimische Anlage auch im Tiefbassbereich echt ins Schwitzen kommen. Störungen oder Überlappungen konnten icht festgestellt werden. Sehr gut.

EXTRAS

Auch beim Extramaterial wurde das Arsenal für die "Expendables" ordentlich aufgestockt. Der tatsächlich einzige Schwachpunkt ist, dass es nur eine einzige geschnittene Szene ins Bonusmaterial geschafft hat. Hier handelt es sich um die schon legendäre Szene, in der Dolph Lundgren bei der Mission mit den somalischen Piraten einen unglaublich flachen Piratenwitz erzählt. Davon hätte man sich mehr gewünscht.
Warum letztlich bei den "Expendables" vielleicht einiges zu kurz gekommen ist und welchen Kraftakt es erfordert hat, den Film überhaupt fertigzustellen, zeigt die sensationelle Dokumentation "Inferno: the making of The Expendables" (ca. 90 Min.). Dieser Blick hinter die Kulissen ist ein wahrer Augenöffner und wirft ein großartiges Licht auf die Arbeitsweise des Regisseurs Sylvester Stallone. Bis zur letzten Sekunde wird an Dialogen und der Inszenierung gefeilt, bei Stallone sehr stark auf Improvisation und die Eingebung des Moments setzt, was die Arbeit an einem Stallone-Film besonders schwierig machen kann. Wer sich zudem schon immer gefragt hat, wie man Regisseur und Hauptdarsteller in einer Person sein kann, bekommt hier mal einen richtigen Einblick in diese Multi-Tasking-Phänomen. Absolut beeindruckend. Noch heftiger wird es jedoch in Sachen Verletzungen: Stallone landet während der Dreharbeiten gleich mehrmals mit schmerzhaften Verletzungen im Krankenhaus, bei denen die Kamera mit dabei ist! Hier leidet der Star für sein Publikum.
Während "Inferno" sich mit der kompletten Produktionsphase beschäftigt, konzentriert sich "From the Ashes" auf die Post-Produktion. Hier wird detailliert die ebenfalls schwierige Arbeit an der Gestaltung des eigentlich Films im Schnitt gezeigt. Sehr gelungen: die Cutter berichten sehr frei über die Zusammenarbeit mit Stallone und wie er sie dazu bringt, die gefilmnte Geschichte noch stärker zu verdichten. Auch der Rummel um den Kinostart und die Aufnahme des Films beim Publikum kommen hier nicht zu kurz. Ebenfalls sehr gut.
Der Audiokommentar von Sylvester Stallone ist sehr relaxed und bezieht deutlich stärker auf die inhaltliche Dynamik des Films und natürlich die Zusammenarbeit mit den vielen Stars. Stallone lässt dabei gerne oft seine Motivation und die realen Fakten für sich sprechen. Wie immer ein gelungener Stallone-Kommentar.
Und als wenn dies noch nicht genug wäre, gitb es auch noch einen interaktiven "Ultimate Reckon Modus", in dem man den Film anschauen kann. Dies entspricht in etwa dem von Warner etablierten "Maximum Movie Mode". Von Zeit zu Zeit klinkt sich Sylvester Stallone persönlich in den Film ein, um über Bild-im-Bild-Verfahren unterschiedliche Aspekte bei der Entstehung zu erläutern. Dafür kann er den Film auch anhalten und in beliebig umherspulen. Erstaunlich ist dabei vor allem, dass sich eigentlich kaum Informationen aus den anderen Extras damit doppeln. Absolut hervorragend umgesetzt, aber natürlich zeitaufwendig, da man den kompletten Film wieder noch einmal anschauen muss.

Desweiteren gibt es noch ein recht unterhaltsames Gag-Reel sowie zehn Minuten an unkommentierten Set-Aufnahmen, die noch einmal ein paar spektakuläre oder ungewöhnliche Situationen zeigen. Da lohnt der Blick ins Material.
Das große Promotion-Interview Panel auf der Comic-Con 2010 ist ebenfalls in seinen fast 50 Minuten auf der Disc zu finden. Hier sieht man die "Expendables" einmal wirklich live nebeneinander sitzen und interagieren. Ihre Erfahrungen mit Sly und der Produktion werden hier ebenfalls zur Sprache gebracht. Absolut unterhaltsam.
Abgerundet wird das Bonusmaterial mit den üblichen Werbematerialen: eine Bildergalerie-Slide-Show, eine Postergalerie sowie Trailer und TV-Spots zum Film sind hier zu finden.

FAZIT

Nach den hochgeputschten Erwartungen ist "The Expendables" nicht das von vielen erhoffte Mega-Feuerwerk geworden, sondern "nur" eine wunderbare Verneigung vor einem Genre, dass alle Beteiligten groß gemacht hat. Die Scheibe von Splendid liefert dazu ein volles Magazin an explosiven Extras, allen voran die sensationelle Dokumentation "Inferno", für die sich der Kauf bereits alleine lohnt. Für echte Actionfreunde ist diese Scheibe unverzichtbar: Pflichtkauf!



Kay Pinno