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REVIEWS



Teutonen Western Collection   

Teutonen Western Collection
    
Original: Die Flusspiraten vom Mississippi / Die schwarzen Adler von Santa Fe / Die Goldsucher von Arkansas   (BRD / Italien, 1963 / 64)
Laufzeit: ca. 96 / 86 / 98 Min. (PAL)
Studio: Koch Media
Regie: Jürgen Roland / Paul Martin / Ernst Hofbauer
Darsteller: Brad Harris, Horst Frank, Hansjörg Felmy, Mario Adorf, Tony Kendall u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD2.0 Deutsch
Untertitel: -
Extras: Interviews, Werbematerialien, Trailer
Preis: ca. 30 €
Wertung: 2-/ 3-/ 2 (Bild/Ton/Extras)


"Ohne May in Deutsch Wild West"

Mit dem ersten Erfolg der Karl May Filme aus deutschen Landen dachte sich der berüchtigte Produzent Wolfgang C. Hartwig (später für die "Schulmädchenreport"-Serie verantwortlich), dass mit dem Western-Genre auch aus eigener Produktion und ohne direkte Buchvorlage etwas zu machen sei. Mit damals noch nicht so prominenter Besetzung wie Horst Frank, Mario Adorf, Hansjörg Felmy, Brad Harris und Tony Kendall gelangen Hartwig drei Produktionen, die der Karl May Romantik über den Wilden Westen auch ein paar härtere Facetten abringen konnten. Vor allem wurde aber der Actionanteil der Filme deutlich erhöht. Die hauptsächlich in Kroatien und Yugoslawien gedrehten Abenteuer bestechen natürlich durch ihren naiven Charme, der aber nicht davor zurückschreckt, ein paar erstaunliche Überraschungenn für den Zuschauer parat zu haben. Schließlich hatte Wolfgang C. Hartwig vor allem die Publikumsunterhaltung im Auge.

Die Flusspiraten vom Mississippi


Wer an den großen amerikanischen Fluss denkt, dem kommen sofort die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn in den Sinn. Mit Schurken, die an dem viel befahrenen Flusslauf ihre Aussteuer aufbessern wollen, hatten es die Jungs da auch schon reichlich zu tun. Ein ebensolcher ist Colonel Kelly (Horst Frank), der mit seiner Bande sowohl zu Land als auf dem Wasser fleißig Beute macht. Tom und Huck sind in diesem Fall der Fallensteller und Indianerfreund James Lively (Hansjörg Felmy), der zusammen mit seinem Kumpel Tom Cook (Brad Harris) in dem nicht mehr ganz so friedlichen Örtchen Helena für Ordnung sorgt. Als Kellys Bande die Bank in Helena ins Visier nimmt und auch die Indianer unter Führung ihres Häuptlings Schwarzer Adler (Tony Kendall) für sich mobilisiert, scheint für die Guten jede Rettung zu spät zu kommen.
Dramaturgisch zerfällt der Film leider zwischen ausladenden und gut gefilmten Actionsequenzen - der Überfall auf einen Mississippi-Dämpfer kann sich wirklich sehen lassen - und eher lose zusammenhängenden Erzählepisoden, die nicht ganz zueinander kommen wollen. Dafür bricht der Film großartig mit einigen Konventionen: Bandit Kelly ist tatsächlich ein äußerst erfolgreicher Bandit, der seine Gegner immer wieder dumm dastehen lässt. Letztlich stolpert er über seine eigenen großen Ambitionen und nicht die Cleverness der Helden. Ein Subplot, um die verstoßene Schwetser des Indianerhäuptlings, nimmt zudem eine recht rabiate Wendung, die absolut nicht zu erwarten war. Leider ist dem bleihaltigen Finale in Helena anzusehen, dass der Produktion das Geld ausging, so dass die etwas zu lange Actionsequenz eintönig und uninspiriert daherkommt.

Die Goldsucher von Arkansas


Damals wie heute werden wertvolle Rohstoffe und Edelmetalle zu totbringenden Gewaltursachen. Im an sich beschaulichen Arkansas herrscht gar Ruhe und Frieden zwischen weißen Siedlern und (hier öfter mal trunkenen) Indianern. Letztere dürfen sich sogar in den örtlichen Saloons am Feuerwasser gütlich halten. Als ein ebensolches natives Alkoholopfer seine Dröhnung mit ein paar dicken Goldklumpen bezahlt, bricht der Wahnsinn los. In den Bergen muss es eine riesige Bonanza geben. Nur Pech, dass dies ausgewiesenes Indianergebiet ist. Und die Jungs mit Federn, Pfeil und Bogen nehmen ihr Grundbesitzrecht ernst. Die vom Gold angelockten Abenteurer unter der Führung des zwielichtigen Geschäftsmanns Matt Ellis (ein herrlicher Mario Adorf, der die Figur des Al Swearengen aus "Deadwood" mal locker vorweg nimmt) stört dies allerdings wenig. Um an das dicke Gold zu kommen, will man notfalls mit Gewalt vorgehen. Da wittern Fährtensucher Dan McCormack (Horst Frank) und Phil Stone (Brad Harris), die zusammen auf der Suche nach dem Mörder von Stones Vater sind, zu Recht dicke Luft.
Der goldene Zoff im Indianergebiet ist ein klar abgestecktes Szenario, bei dem Horst Frank einmal in die Rolle des Guten schlüpfen darf und Brad Harris ordentlich Gelegnheit bekommt, mit seinen Muskeln zu spielen. Wieder einmal gibt es eine wirkliche gelungene Überraschung im Plot, die die Schicksalkarten noch einmal neu verteilt.

Die schwarzen Adler von Santa Fe


Erneut müssen die Indianer als gefährliches Unterpfand im bösen Machtspiel der Weißen herhalten. Doch diesmal mit schweren Folgen für alle Beteiligten. Großgrundbesitzer Morton (Werner Peters) hat herausgefunden, dass in seiner Umgebung Öl im Boden steckt. Nur zu dumm, dass sich überall neue Siedler niederlassen, die das wertvolle Land besetzen. Aus diesem Grund zettelt Morton eine Indianer-Revolte an, indem er kaltblütig Siedler und Indianer tötet und falsche Beweise an den Tatorten deponiert. Bald schon kommt es zur offenen Schlacht, bei der die hilflosen Siedler zwischen allen Fronten stehen. Das Gemetzel nimmt jedoch eine verdrießliche Wendung. "Die Schwarzen Adler" sind ein würdiger Abschluss von Hartwigs Westerntrilogie, der mit Action schon zu überfrachtet ist.

BILD

Teutonen Western Collection

Die Vorlagen für die anamorphen Scope-Transfere (2.35:1) basieren auf erstaunlich guten Vorlagen, die - besonders im Fall der "Schwarzen Adler" - ihre analoge Herkunft nicht ganz verleugnen können. Bildpunkte und kleinere Kratzer muss man da schon in Kauf nehmen können. Dennoch sieht das Bild für diese alten Filme enorm gut aus. Besonders die zahlreichen Landschaftsaufnahmen zeigen noch eine enorme Detailfülle. Schärfe und Kontrast ranken von gut bis befriedigend. Die Farben halten auch gut mit und liefern einen natürlichen Eindruck, der nur vereinzelt, besonders aber in den Nachtfilteraufnahmen, geringfügig ausgewaschener wirkt. Der Schwarzlevel ist weitestgehend solide, aber hat auch in den gefilterten Aufnahmen etwas mehr Probleme. Die Kompression bleibt dafür sauber und verhindert zusätzliches Hintergrundrauschen oder Artefaktbildung.

TON

Teutonen Western Collection

Allein der deutsche Ton befindet sich in hübsch entrauschtem DD2.0 Ton auf den Discs. Aufgrund der multinationalen Produktion gibt es hier natürlich keine "Originaltonspur", sondern nur die originale deutsche Synchronisation. Diese kann sich in allen drei Fällen auch hören lassen. Die Dialoge sind gut verständlich und mit ausreichender Dynamik versehen. Gleiches gilt auch für die Soundkulisse, die natürlich aufgrund der älteren Soundeffekte nicht mehr ganz so frisch klingen kann. Die typische 60-er Jahre Musik im Westernstyle untermalt dazu nicht zu quäkig die schöne Scope Kulisse. Aussetzer oder Tonstörungen konnten nicht festgestellt werden.

EXTRAS

Die zwei großen Extras des Sets sind natürlich die langen Interviews mit den Schauspielern Horst Frank und Brad Harris. Ein Großteil des letzten Interviews mit Horst Frank (ca. 37 Min.)konnte bereits auf der DVD von Das Geheimnis der drei Dschunken gefunden werden. Diesmal gibt es allerdings mehr über die Produktionszusammenhänge der drei Westernfilme, der Arbeit vor Ort und mit den Produzenten. Trotz der dürften Qualität des Materials, es war nie zur eigentlichen Veröffentlichung gedacht, ist dieses Interview ein großartiges und besonders ehrliches Zeitdokument, bei dem Frank kein Blatt vor den Mund nimmt.
Gleiches gilt auch für seinen Kollegen Brad Harris, der von seinen Anfängen in der Filmbranche als Stuntman berichtet und wie es ihn über seine ausgedehnte Mitarbeit bei Jürgen Rolands Film "Heißer Hafen Hongkong" nach Deutschland verschlug. Auch Harris plaudert fleißig aus dem Nähkästchen und zitiert dabei manch amüsante Anekdote aus seinem Gedächtnis.
Zwei originale Kinotrailer von "Die Goldsucher von Arkansas" und "Die Flusspiraten vom Mississippi" sowie eine Bildergalerie mit Aushangmaterial zu den Filmen sind noch auf den Scheiben zu finden.

FAZIT

Bodenständiger und auch rabiater als die klassischen deutschen Karl May Verfilmungen setzt die deutsche Western-Trilogie unter den Produktionsfittichen von Wolfgang C. Hartwig eine ganz eigene Duftmarke, die dank Koch Media endlich wieder erlebt werden kann. Die Box enthält zudem zwei schöne Interviews und eine nette Werbematerialsammlung. Für Fans der klassischen 60-er Jahre Unterhaltung ist diese Box ein Pflichtkauf.



Kay Pinno