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REVIEWS



Bad Santa   

Bad Santa
    
Original: Bad Santa   (USA, 2004)
Laufzeit: 95 Minuten (PAL)
Studio: Sony Pictures
Regie: Terry Zwigoff
Darsteller: Billy Bob Thornten, Tony Cox, Lauren Graham, John Ritter, Bernie Mac, Brett Kelly u.v.a.
Format: 1.85:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Making of, geschn. Szenen, Outtakes, Trailer
Preis: ca. 20 €
Wertung: 1 / 2 / 3- (Bild/Ton/Extras)


"Ho! Ho! Ho!"

Was passiert eigentlich, wenn der Weihnachtsmann mal einen schlechten Tag hat? Terry Zwigoffs bitterböse Komödie „Bad Santa“ liefert die respektlose Antwort mit einem grandios widerlichen Billy Bob Thornten. Schon die erste Szene bei der Titeleinblendung setzt den Ton für das etwas andere Bild des dicklichen Geschenkebringers: in einer hübsch verschneiten Seitenstraße kotzt Santa neben einer Kneipe in einen Müllhaufen. Santa heißt in Wirklichkeit Willie T. Soke (Billy Bob Thornton) und ist ein schwerer Alkoholiker und Safeknacker. Zusammen mit seinem kleinwüchsigen Partner Marcus (Tony Cox) ist er zur Weihnachtszeit als Santa-und-Elf-Gespann in Kaufhäusern unterwegs. Der Show-Teil dient den beiden Gaunern jedoch nur als Vorwand, um später den prall gefüllten Safe ihres Arbeitgebers zu erleichtern. Willies Alkoholproblem und seine sexuellen Eskapaden bringen die Operation jedoch immer öfter in Gefahr. Nein, „Bad Santa“ ist sicherlich kein Film für Kinder. In Amerika setzte er sogar den Rekord für die meisten Schimpfwörter (knapp 250) in einer Weihnachtskomödie. Regisseur Terry Zwigoff hat eine Satire im Kamikaze-Stil der Farrelly-Brüder geschaffen, die auch noch von den schrägen Coen-Brüdern produziert wurde. Zusammen mit seinen Drehbuchautoren hat sich Zwigoff ausführlich Gedanken darüber gemacht, wie man das kommerzialisierte Symbol von Santa Claus konsequent in den Dreck ziehen kann. Wenn sich Billy Bob Thornten als versiffter und volltrunkener Weihnachtsmann im Kaufhaus in die Hose pinkelt, weil er während seiner Arbeitszeit nicht aufstehen darf, zeigt der Film die bitterböse Konsequenz einer solchen Scharade. Der offene Zynismus gegenüber dem Konsumfest Weihnachten und dessen kompromisslose Umsetzung sowie die gelungene Besetzung Thorntons machen „Bad Santa“ zu einem Erlebnis. So wird der Kaufhaus-Geschäftsführer (John Ritter in seiner letzten Rolle) mit Diskriminierungsklagen seitens des Elfen eingeschüchtert, während Santa in einem Tobsuchtsanfall vor den Augen entsetzter Kinder mal eben seine Plastikrentiere pulverisiert. Genial wird „Bad Santa“ schließlich deshalb, weil hinter der brachialen Schale dennoch ein herzerwärmender Weihnachtsfilm schlummert. Santas zunächst widerwillige Bekanntschaft mit einem dicken wie etwas seltsamen Jungen (Brett Kelly) lassen in ihm berechtigte Zweifel an seinem Lebensstil aufkommen. Das echte Weihnachtswunder vollbringt Zwigoff dabei mit dem Kunststück, dass der Zuschauer Willie trotz seiner penetranten Widerlichkeit ins Herz schließen kann. Die deutsche DVD bietet zudem die “schärfere” Fassung, die in den USA als “Badder Santa” auf DVD erschienen ist. Knapp sieben Minuten länger bietet die Fassung (wenigstens auf Englisch) noch mehr Anzüglichkeiten.

BILD

Bad Santa

Das anamorphe Bild (1.85:1) sieht tatsächlich weihnachtlich erfreulich aus. Die Vorlage ist in bestem Zustand und zeigt keine analogen Verunreinigungen. Schärfe und Kontrast sind in allen Bereichen sehr gut und lassen selbst in der grellbunten Kaufhaus-Szenerie kleinste Details deutlich erkennen. Die Farben sind sehr kräftig und geben dem Film einen fast märchenhaften Touch. Der Schwarzlevel ist ebenfalls sehr tief, aber verdeckt keine wichtigen Details. Die Kompression arbeitet tadellos. Artefakte oder Hintergrundrauschelemente sind nicht auszumachen. Ein wirklich sehr guter Transfer.

TON

Bad Santa

Auch wenn “Bad Santa” keine Vorlage für ein Surroundfeuerwerk bietet, haben sich die Soundmischer Mühe gegeben, so viel wie möglich an Hintergrundatmosphäre in die Surroundkanäle zu packen. Die Kaufhauskulisse kann sich deshalb sehr gut im eigenen Wohnzimmer entfalten. Die Musik-Einlagen wurden ebenfalls sehr dezent auf die gesamte Soundstage verteilt. Die Dialoge sitzen alle fest im Center und sind immer gut verständlich. Trotz solider deutscher Synchronsprecher sollte trotzdem unbedingt auf den englischen Ton zurückgegriffenen werden, da die deutsche Fassung bei der Übersetzung gnadenlos entschärft wurde.






EXTRAS

Die Extras der DVD fallen leider etwas spärlich aus. Das knapp zehnminütige “Making of” ist zwar nicht die übliche PR-Soße, aber hat leider auch nicht viel substantielle Infos zu bieten. Dennoch bringen einen die Kommentare von Regisseur Zwigoff und Billy Bob Thornten zum schmunzeln. Bis auf eine echt traurige Weihnachtsmann-Ausbildungsszene sind die “geschnittenen Szenen” (ca. 9 Min.) eher alternative Improvisationen der Schauspieler, von denen auch noch weitere Versuche in den “Outtakes” (4 Min.) begutachtet werden können. Besonders seltsam ist auch eine “alternative Tonspur für Sehbehinderte” (nur Englisch), bei der ein Sprecher zwischen den Dialogen das Geschehen des Films wie ein Weihnachtsmärchen erzählt. Irgendwie grotesk. Mit einem Trailer ist die Bescherung dann aber leider schon vorbei.

FAZIT

Diesen zynische Abriss des weihnachtlichen Konsumterrors ( besonders in den USA) sollte sich niemand entgehen lassen. “Bad Santa” ist absolut kein Kinderfilm und lässt “South Park” dagegen wie eine Sendung der Tele-Tubbies aussehen. Trotzdem hat “Bad Santa” sein verkrustetes Herz am rechten Fleck. Qualitativ spielt die DVD in der Oberliga, aber die Extras wurden anscheinend von Knecht Ruprecht ausgewählt. Auch im Sommer ein echter Leih-Tipp!!!



Kay Pinno