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REVIEWS



Lucky Luke   

Lucky Luke
    
Original: Lucky Luke   (Frankreich / Argentinien, 2009)
Laufzeit: ca. 100 min
Studio: Rex Film
Regie: James Huth
Darsteller: Jean Dujardin, Sylvie Testud, Daniel Prevost
Format: 2.35:1
Ton: DD 5.1 Deutsch, Französisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Making of der Spezialeffekte, Outtakes
Preis: ca. 14 Euro
Wertung: 2 / 2 / 2 (Bild/Ton/Extras)


"Der schneller langweilt als sein Schatten..."

„Lucky Luke“ von James Huth beginnt mit einem Prolog, in dem Lucky Lukes Eltern, ein irischer Einwanderer und eine Indianerin, ermordet werden. Der kleine Junge, John Luke, beschließt daraufhin sein Leben in den Kampf für das Gute zu stellen. Als eines Tages der Präsident Lucky Luke bittet, in Daisy Town aufzuräumen, das von dem Magier Pat Poker nicht nur in ein Sündenbabel verwandelt wurde – es steckt mehr hinter Pat Pokers Auftauchen-, da kann Luke natürlich nicht Nein sagen. Pat Pokers Machenschaften jedoch treiben sogar Lucky Luke dazu, Hilfe suchen zu müssen. Und die findet er ausgerechnet in den Banditen Billy the Kid, Jesse James sowie der Revolverheldin Calamity Jane.
Frankreich Comedy-Superstar Jean Dujardin gibt den Cowboy, der schneller als sein Schatten schießt. Und er macht seinen Job gut. Der Look des Filmes ist erstaunlich. Die französisch-argentinische Co-Produktion verschlang 27 Millionen Euro an Produktionskosten. Geld, das man sehen kann. Kulissen, Effekte – aber auch Kostüme – sind formidabel.
Nur: „Lucky Luke“ ist ein richtig schlechter Film. Nicht etwa nur wegen der vollkommen hohlen Prolog-Geschichte, die Lucky Luke plötzlich einen Vornamen (John, wie originell) und eine halbe irische Identität gibt (warum trägt ein halber Ire eine schwarze Weste, ein rotes Halstuch und ein gelbes Hemd, also die Nationalfarben Belgiens, die sein Erfinder, der BELGIER Morris nun einmal nicht ganz zufällig ausgewählt hat?). Während professionelle Kritiker in Frankreich, wo der Film immerhin 1,8 Millionen Zuschauer in die Kinos lockte, eher den schleppenden Erzählfluss kritisierten – die Handlung zerfällt de facto in mehrere Einzelkapitel – monierten Comic-Fans den laxen Umgang mit den gezeichneten Vorgaben. Mit dieser Art von Kritik haben sicher viele Comicverfilmungen zu kämpfen, im Fall von „Lucky Luke“ aber fallen die Unterschiede gravierend aus. So fehlt es der Hauptfigur schlichtweg an der Leichtigkeit seines gezeichneten Gegenstücks. Zwischen 1955 und 1977 schrieb „Asterix“-Autor René Goscinny auch die Geschichten für Morris. Es heißt, Morris habe jedes überflüssige Detail gehasst und nicht selten den Detail verliebten René Goscinny damit in den Wahnsinn getrieben. Dennoch bildeten der zurückhaltende Belgier Morris und Goscinny, der Franzose polnischer Herkunft, ein perfektes Team, da die Nüchternheit des einen den anderen dazu zwang, seinen Fokus ganz auf die Figuren und den Moment, in dem sie agieren zu konzentrieren. Es gibt in den Alben eben nur die Handlung der Gegenwart. Und in diesem Punkt scheitert dann tatsächlich die neue Realverfilmung. Sie ist überladen mit Erklärungen, sie versucht aus einer eher simplen Vorlage eine vielschichtige Action-Western-Parodie-Effektschau zu kreieren. „Lucky Luke“ ist weder Fisch noch Fleisch, weder Parodie noch Action, weder Komödie noch Western. Sie ist von allem etwas, aber ohne ein Ganzes zu bieten.

BILD

Lucky Luke

Im Zeitalter der DVD haben sich Qualitätsanforderungen an Filme bei vielen Zuschauern verschoben. Zählten früher ausschließlich die Handlung, Spannung, Humor, also dramaturgische Elemente, zählen heute auch Dinge wie der Bildtransfer, der Ton, die Extras zur Bewertung. Aber was habe ich von solchen Beaumonts, wenn doch das Hauptsächliche, der Film, einfach keinen Spaß macht? "Lucky Luke" ist keine Hinterhofproduktion, sondern eine Multi-Millionen-Euro-Geschichte. Will heißen: Das Bild ist natürlich hervorragend. Es liegt zwar ein kleiner Grauschleier über vielen Bildern, der Look ist allerdings so gewollt. Der Film wirkt "verwaschen". Das hebt ihn ab von den knallbunten Lucky-Luke-Zeichentrickfilmen, ist also ein Stilmittel, das man mögen kann oder auch nicht.

TON

Lucky Luke

Der deutsche Ton hätte etwas mehr Wumms vertragen können. Er ist gut ausgepegelt, die Stimmen kommen klar rüber, er wirkt allein ein wenig zu statisch. Dagegen wirkt die französische Originaltonspur etwas lebendiger, authentischer.

EXTRAS

Gut, wer glaubt in den Extras eine Antwort darauf zu finden, warum "Lucky Luke" 100 Minuten gepflegte Langeweile verbreitet, kann sich ein anständig produziertes, ausführliches Special FX Making of zu Gemüte führen. Darüber hinaus liegen Outtakes vor, Trailer und Teaser.

FAZIT

Nachdem Anfang der 1990-er Jahre Terence Hill einen weiß bemantelten Lucky Luke in einem ganz netten Familienfilm und einer langweiligen TV-Serie gab und 2004 Til Schweiger den belgischen Nationalcowboy in einem unerträglichen Quatschfilm darstellte, kann auch die dritte Adaption der Comics mit realen Schauspielern nicht überzeugen. Wer eine wirklich gelungene "Lucky Luke"-Adaption schauen möchte, greife zu dem 2007 entstandenen Animationsfilm "Lucky Luke - Go West". Warten wir auf den nächsten Versuch. Irgendwann...



Christian Lukas