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REVIEWS



Pacific, The   

Pacific, The
    
Original: The Pacific   (USA, 2010)
Laufzeit: 522 Min. (PAL)
Studio: Warner
Regie: David Nutter, Tim Van Patten, Tony To, Graham Yost, Carl Franklin u.a.
Darsteller: Joseph Mazello, James Badge Dale, Jon Seda, Ashton Holmes, Rami Malek, William Sadler
Format: 1.78:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD5.1 Deutsch, Englisch, Italienisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Making of, Profile u.m.
Preis: ca. 45 €
Wertung: 1-/ 1 / 2- (Bild/Ton/Extras)


"Runter vom Strand!"

Nachdem Tom Hanks und Steven Spielberg als Nachwehe von "Saving Private Ryan" bereits die wesentlich bessere und ausführliche Erzählung des alliierten 2. Weltkriegs in Europa eindrucksvoll für HBO mit der Miniserie "Band of Brothers" verfilmten, war es eiugentlich nur eine Frage der Zeit, dass auch der amerikanische Krieg gegen Japan im Pazifik für eine Miniserie in Angriff genommen werden würde.
Dass es fast zehn Jahre dauern würde, war allerdings eine Überrschung, die sich bei Betrachtung der Serie allerdings mehr als gelohnt hat: "The Pacific" fährt vom Produktionsaufwand noch einmal eine gigantische Ladung mehr auf und lässt den Krieg vor allem sehr, sehr, sehr düster und dreckig werden. Dass "The Pacific" in vielen Kritiken deshalb schlechter abschneidet als "Band of Brothers", ist genauso ungerechtfertigt wie falsch. Trotz aller Großartigt der Serie konnte man "Band of Brothers" leider doch einen kleinen Vorwurf machen: zu oft, und besonders am Ende, wurde unreflektiert amerikanischer Hurra-Patriotismus und Heldenabgesang zelebriert, was eigentlich nicht ganz zu der ansonsten sehr ausgewogenen Serie passte.
"The Pacific" beschreitet hier einen anderen Weg: die amerikanischen Marines werden hier psychologisch und körperlich demontiert. Das Heldentum besteht hier einzig in der Tatsache, diese Hölle mit der Erkenntnis überlebt zu haben, dass so etwas nie wieder geschehen darf. Ideologisch gesehen ist dieser Ansatz natürlich ein "Downer" und bringt natürlich auch dramaturgische Probleme mit sich.
Konnte sich "Band of Brothers" ganz auf die Erlebnisse einer bestimmte Einheit beschränken, springt "The Pacific" eher mal wild durch die Fronten. Gleich zu Beginn wird der Zuschauer ohne allzugroße Vorbereitung in die Schlacht von Gualdalcanal geworfen. Ein Zusammenwachsen der Figuren im Training wie in den Startepisoden von "Band of Brothers" findet hier nicht statt. Dadurch wird es dem Zuschauer erheblich erschwert, einen Anknüpfungspunkt in die bald schon immer hässölicher werdenden Ereignisse zu finden. "The Pacific" muss sich mit jeweils einer kurzenb Exposition seiner Hauptfiguren beim Abschied von Freunden und Familie zufrieden geben. Man muss schon bis zur dritten Episode der zehnteiligen Serie durchhalten, bis sich das Chaos etwas gelichtet hat und die erzählerischen Strukturen klar werden. Dennoch fehlt "The Pacific" aufgrund der episodenhaften Darstellung und dem wechselnden Fokus der Charaktere ein durchgängiger dramaturgischer Bogen. Da der Krieg jedoch kein Drehbuch kennt, ist dies auch aufgrund der gehobenen, realistischen Darstellung des Kriegsgeschehens, das hier auch inszenatorisch weitaus besser gelingt als in "Band of Brothers", zu verschmerzen. Besonders die dargestellten Kriegsgreuel seitens der immer mehr abstumpfenden Amerikaner sind eine Überraschung. In zahlreichen Filmen über den Pazifik-Krieg (z.B. John Woos "Windtalkers") mussten aufgrund von Militär-Zensur fiese Details, wie die Schröpfung der toten Japanern von ihren Goldzähnen durch die Marines, gestrichen werden. Auch die Kehrseite der Kriegsmedaille für die amerikanischen Soldaten wird hier in unterschiedlichen Facetten aufgezeigt. Von den grauslichen Versorgungszuständen, dem tödlichen Dschungelterrain, dem doppelzüngigen Propaganda-Krieg an der Heimatfront, um Kriegsanleihen zu verkaufen, und der psychologischen Aushöhlung der Menschen an der Front, deckt "The Pacific" weitaus mehr "Schlachtfelder" ab, als noch "Band of Brothers". Auch für die befremdliche Heimkehr der Marines nach Kriegsende in die heile Welt der Heimat findet die Serie noch Zeit. Wer sich auf die forderndere Erzählung und die stetig düster werdende Stimmung von "The Pacific" einlässt, bekommt auch dank der wieder einmal beeindruckend aufspielenden Jungdarsteller-Riege eine bleibende Erfahrung, die den Schrecken dieses Krieges in großen Bilder aufleben lässt.

BILD

Pacific, The

Nicht ganz so stark wie bei "Band of Brothers" hat man mit Filtern und mit deutlich weniger Wackel-Shutter-Aufnahmen versucht ein Vintage-Gefühl in der Serie herzustellen. Das Ergenis ist nicht wenigar als spektakulär: der anamorphe Transfer (1.78:1) ist natürlich frei von Fehlern oder Alterserscheinungen. Das Bild ist entsprechend knackscharf und liefert einen sehr guten Kontrast, der nur an einigen Stellen absichtlich von den Filmemachern manipuliert wurde. Die Farben sind kräftig und geben sowohl die lebendige Farbpalette des Pazifik-Settings sehr gut wieder als auch die matschig-braun düster verregneten Schlachtfelder. Der Schwarzlevel ist sehr gut und absolut hoch detailreich. Besonders die Nachtschlacht auf Gualdalcanal profitiert davon besonders. Die Kompression bleibt ebenfalls stabil und zeigt keine Beeinträchtigung des Bildes. Sehr gut.

TON

Pacific, The

Der DD5.1-Track hat echte Referenz-Qualität: die zahlreichen Dschungelschlachten sind eine Surround-Extravaganza allererster Güte, die die komplette Soundstage voll in Beschlag nimmt. Geschützfeuer, Granateneinschläge, Bomber-Gedonner sind direktional großartig verteilt und lassen einen wie die Soldaten förmlich zusammenzucken. Die Dialoge sitzen hauptsächlich im Centerkanal, aber rutschen auch gerne mal in die Surroundkanäle. Die Verständlichkeit ist dabei immer optimal. Auch die deutsche Synchronisation muss nicht verstecken und liefert ein beeindruckend emotionales Bild. Die regionalen Slangs der Amerikaner werden dabei aber natürlich nicht mit erfasst. Die stimmungsvolle Musik u.a. von Hans Zimmer - schmeichelt sich gut zwischen der aggressiven Soundkulisse ein. Der gezielte Einsatz statt des klassischen Überschwallens mit der Musik zeigt hier seine Wirkung. Störende Überlappungen und Aussetzer gibt es nicht. Ein echter Referenz-Track, den man sich auch gerne DTS gewünscht hätte.

EXTRAS

Die Extras auf dem DVD-Set halten sich in Grenzen: neben den kurzen Einleitungen zu jeder Episode durch die Veteranen und einer histsorischen Einordnung, befindet sich nur auf der sechsten Disc des Set Extramaterial. Das "Making of" gibt einen soliden aber zu kurzen Blick hinter die Kulissen des aufwendigen Spektakels. Neben Aufnahmen vom Boot-Camp werden die großen Kampf-Settings der Serie erläutert und die Drehorte gezeigt. In den Interviews machen Tom Hanks, Steven Spielberg und auch die Veteranen und Schauspieler klar, dass hier keine Schrecken ausgespart wurden.
Die "Profile" sind Interview-Zusammenschnitte von Aussagen und Beschreibungen der zentralen Figuren der Serie, die entweder von Familienmitgliedern oder Bekannten und Freunden zusammengetragen wurden. Hier wird noch einmal ein persönlicheres Bild von den Menschen hinter den Marines gezeichnet.
Die "Anatomie des Pazifik-Krieges" ist leider eine etwas enttäuschende Featurette (ca. 10 Min.), die hauptsächlich den Aspekt der blinden Gehorsamkeit und Grausamkeit der japanischen Soldaten hervorhebt, der natürlich auf die braven Amerikaner im Krieg abgefärbt hat. Hier wird leider ein doch zu undifferenziertes Bild der unterschiedlichen Mentalitäten gezeichnet. Zudem wird hier über die genauen Hintergründe des pazifik-Kriegs leider kaum ein Wort verloren.

FAZIT

Anders als "Band of Brothers" legt "The Pacific" den Schwerpunkt mehr auf die psychologische Degeneration der Protagonisten angesichts des Horrors in der Schlacht. Mit mehr und größerer Ausstattung zeichnet auch "The Pacific" ein eindrucksvoll erschütterndes Bild des Krieges, das die vermeintlich heroischen Aspekte ins rechte Licht setzt. Eine würdige Fortsetzung der von "Band of Brothers" begründeten Aufarbeitung des Horrors im 2. Weltkrieg. Absolut empfohlen.



Kay Pinno