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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Boot, Das   (BLU-RAY)

Boot, Das
    
Original: Das Boot   (BRD, 1981)
Laufzeit: 208 Min. (1080p)
Studio: Eurovideo
Regie: Wolfgang Petersen
Darsteller: Jürgen Prochnow, Herbert Grönemeyer, Klaus Wennemann, Martin Semmelrogge u.v.a.
Format: 1:85:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD-MA 5.1 Deutsch
Untertitel: Deutsch
Extras: Making of, historische Dokumentation
Preis: ca. 18 €
Wertung: 3+/ 1 / 2 (Bild/Ton/Extras)


"Unter Wasserdruck"

Wolfgang Petersens "Das Boot" ist sicher eine der ganz großen Ausnahmen in der deutschen Filmgeschichte. Produziert als fast sechsstündige Miniserie für die Fernsehausstrahlung wurde nicht nur produktionstechnisch ein irrsinniger Weg bestritten, um das alltägliche Grauen der deutschen Unterseefahrer im zweiten Weltkrieg basierend auf dem autobiographischen Buch von Lothar Günther Buchheim zu schildern. Petersen konnte für die Mannschaft des U-Bootes U96 ein Who-is-Who der deutschen Schauspiellandschaft zusammentrommeln, bevor die Herren überhaupt bekannt wurden: Jürgen Prochnow spielt als Kapitän-Leutnant "Kaleu" des U-Boots die Rolle seines Lebens. Als Kriegsberichterstatter schloss Herbert Grönemeyer mit dem Schauspielen ab und widmete sich weitaus erfolgreicher der Musik. Dazu kommen noch Martin Semmelrogge, Klaus Wennemann, Hubertus Bengsch, Heinz Hoeing, Uwe Ochsenknecht, Jan Fedder, Ralf Richter, Claude Oliver Rudolph sowie Otto Sander, Günther Lamprecht und Sky Dumont.
Das Jahr ist 1942 und selbst das tranigste deutsche Frontschwein hat bereits mitbekommen, dass der Zenit für Hitlers Deutschland bereits überschritten ist. Kriegsberichterstatter Leutnant Werner (Herbert Grönemeyer) soll an Bord des U-Boots U96, um einen flotten Propagandabericht um die deutschen Unterwasser-Helden zu verfassen. Doch das Leben bei der Kriegsmarine erweist sich schnell als Horrortrip in einer stählernen Büchse auf Feindfahrt, in der Mensch, Maschine, Schimmel und Angstschweiß zusammenwachsen.
Wolfgang Petersen vollbringt das Wunder, seine Figuren über die beengte, menschenunwürdige Lebenssituation und den extremen psychischen Druck, einschließlich der zähen Langeweile und dem Gefühl des Eingepfercht-Seins, dem Zuschauer näher zu bringen. Kameramann Jost Vacano zieht hierbei mit der Handkamera alle Register, wenn er den Männer beim Einsatz in der Stahlröhre des U-Bootes hinterher hechtet.
Der große Unterschied zu anderen deutschen Produktionen besteht bis heute auch in der Tatsache, dass bereits von den ersten Minuten des Films, der wilden Abschiedsparty im U-Boothafen LaRochelle, die Charaktere absolut glaubwürdig erscheinen und man das Gefühl hat, tatsächlich mit diesen Figuren unterwegs zu sein und nicht Schauspielern beim Aufsagen ihres Textes zuzuschauen. Um auch den Schauspielern das progressive "Verwesen" an Bord von U96 näher zu bringen, wurde der Film in seiner tatsächlichen Reihenfolge gedreht. Die Schauspieler blieben für diese Zeit hauptsächlich im Atelier des Studios, damit Sie wie die echte U-Boot-Besatzung mit der Zeit "ausbleichen". "Das Boot" ist bis heute ein beeindruckender und packender Film, der wie kein Zweiter das harte und quälende Los von Soldaten beschreibt.
Wolfgang Petersens Special Edition schafft zudem eine gute Brücke zwischen der viel zu knappen, ursprünglichen Kinofassung (ca. 140 Min.) und der an einigen Ecken zu langatmig geratenen Miniserie zu schlagen. Dennoch wäre es mal schön, eine komplette Edition mit allen drei Fassungen auf einer Scheibe zu haben.

BILD

Boot, Das

Der neue anamorphe HD-Transfer (1.85:1) basiert auf einer guten Vorlage, die allerdings das Alter und das etwas spröde Filmmaterial, besonders bei Außenaufnahmen, nicht verleugnet. Der nun schon knapp 30 Jahre alte Film zeigt sich in überwiegenden Teilen scharf und detailreich. Die Neuabtastung des Masters macht sich besonders in hell erleuchteten Szenen wie der Zusammenkunft im Hafen von "La Spezia" bemerkbar, aber auch im Innenraum des U-Boots bei mäßig bis guter Beleuchtung wirkt das Bild recht rauscharm, kontrastreich und detailliert. In den dunkleren Bildern ist etwas erhöhtes Rauschen bemerkbar. Außenaufnahmen konnten bereits auf der DVD nicht uneingeschränkt überzeugen und wirken aufgrund des originalen Materials auch auf der Blu-ray grieselig und etwas flach. Die Farbdarstellung hingegen wirkt immer sehr authentisch und satt. Der Schwarzlevel ist ausgenommen bei einigen Außenaufnahmen sehr tief und ordentlich detailreich. Dem Einsatz von dynamischen Rauschfiltern konnte sich der Transfer entziehen. Die Kompression bleibt so auch lückenlos sauber.

TON

Boot, Das

Für die Erstellung der Special Edition musste seinerzeit beerits für das Kino eine komplett neue Tonabmischung vorgenommen werden. Dies passierte allerdings nicht nur wegen der Anpassung an moderne Mehrkanalsoundsysteme, sondern auch deshalb weil ein Großteil des originalen 6-Track-Sounds inzwischen zerstört war. So musste u.a. Komponist Klaus Doldinger seinen markigen Soundtrack komplett neu aus seinem eigenen Archivmaterial abmischen. Das Ergebnis war bereits im Kino spektakulär und muss sich auch in der neuen DTS-HD 5.1 Version nicht verstecken. Der Surroundeinsatz ist wahrlich spektakulär und sorgt gerade bei den spannenden Zerstörer-Angriffen und beim knarzen des Wasserdrucks für ordentlich Atmosphäre auf allen Kanälen. Die Dialoge liegen derweil sauber im Centerkanal an und legen sich auch mal passend in die Surroundkanäle. Die Explosionen und das Rattern der Dieselmotoren wird zusätzlich vom gut eingesetzten Tiefbass unterstützt. Die markante Musik von Klaus Doldinger fügt sich derweil über die gesamte Soundstage homogen in die Soundkulisse ein. Störende Überlappungen oder Aussetzer treten nicht auf. Ein rundum gelungener Vorzeige-Track.

EXTRAS

Nur zwei Extras haben es auf die Blu-Ray geschafft. Das originale einstündige "Making of", das ursprünglich für das Fernsehen produziert wurde, liefert einen großartigen wie ungewöhnlichen Blick hinter die Kulissen der aufwendigen Produktion. Detailliert konnte das Team damals live bei der Produktion mitfilmen und liefert einen sehr ungeschminkten, aber auch aus heutiger Sicht etwas gestelzten Blick auf das anstrengende Treiben am Filmset.
Die Dokumentation "Schlacht im Atlantik" (ca. 40 Min) bietet einen historischen Überblick über die Seeschlacht in Nordsee und Atlantik anno 1944. Mit zahlreichen Dokumentaraufnahmen und Kartenschemen wird die Situation sehr solide dargestellt und liefert einen großeren Background für weniger geschichtskundige Zuschauer. Vermisst wird leider der Audiokommentar mit Wolfgang Petersen und Jürgen Prochnow sowie die kleine Featurette über die Entstehung und Restaurierung der Special Edition von "Das Boot".

FAZIT

Die HD-Umsetzung des Wolfgang Petersen Klassikers ist gut gelungen. Der Transfer holt aus dem gegebenen Material das Maximum heraus, während der Sound absolute Referenzqualitäten besitzt. Bei den Extras wird leider nur der gute Audiokommentar von Wolfgang Petersen mit Jürgen Prochnow vermisst. Trotzdem eine dicke Empfehlung. Diese Scheibe ist ein Upgrade absolut wert. Abtauchen!



Kay Pinno