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REVIEWS



Castle - Staffel 1   

Castle - Staffel 1
    
Original: Castle - Season 1   (USA, 2008)
Laufzeit: ca. 456 Min. (PAL)
Studio: Walt Disney HE
Regie: Rob Bowman, u.a.m.
Darsteller: Nathan Fillon, Stana Katić, Susan Sullivan
Format: 1,78:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD 5.1 Englisch, DD 2.0 Deutsch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Türkisch, Spanisch, etc.
Extras: Marking of, Der Pate von Castle, Pannen
Preis: ca. 29 Euro
Wertung: 2 / 2-/ 1- (Bild/Ton/Extras)


"Mord ist sein Hobby"

Sind die Erwartungen an eine TV-Serie hoch, da sie über ein fettes Produktionsbudget, große Namen, einen tollen Sendeplatz verfügt – passiert es schnell, dass die Serie scheitert, da sie die Wünsche des Publikums einfach nicht erfüllen kann. Und dann gibt es Serien wie „Castle“, Lückenfüller, an die niemand große Erwartungen hegt – und die dennoch ihr Publikum finden, weil sie einfach ihre Geschichten erzählen, ohne so tun als seien sie die Neuerfindung televisionärer Unterhaltung!

Rick Castle ist ein megaerfolgreicher Thrillerautor. Doch irgendwie befindet er sich in einem kreativen Loch. Er hat gerade die Hauptfigur seiner Bestseller gekillt, er will etwas Neues schreiben, sich aus seinen alten Fesseln lösen. Aber wie? Rick, ein Frauenheld und Schwerenöter, wird in dieser Situation plötzlich mit der finsteren Realität jenseits seiner Romanwelten konfrontiert. Ein Mörder geht um und wählt als Vorlage für seine Taten Schilderungen aus Rick-Castle-Romanen. So lernt Castle die ermittelnde Polizistin Detective Kate Beckett kennen. Er bietet ihr seine Hilfe an und tatsächlich entdeckt er Ungereimtheiten im Vorgehen des Mörders, die schließlich zu dessen Verhaftung führen. Damit wäre die Geschichte an sich erledigt. Nicht aber für Castle. Castle nämlich fühlt sich von Kate Beckett angezogen. Mehr noch: Er erkennt in ihr die Muse, die ihn endlich von seiner Schreibblockade befreien kann. Kurzerhand bittet Castle ihren Vorgesetzen, Kate in Zukunft als Beobachter begleiten zu dürfen. Angeblich nur zu Recherchezwecken. Das Problem: Castle ist ein Kindskopf, undiszipliniert, arrogant. Er verkörpert in etwa alles, was Kate hasst. Nur: Rick ist eben nicht einfach nur ein Schriftsteller. Er ist ein Star seiner Zunft und wenn er in seinen Büchern die New Yorker Polizei gut dastehen lässt, ist dieses positive Image mit Geld nicht zu bezahlen...

„Castle“ ist eine jener raren Serien, in denen einfach alles stimmt. Die Kriminalfälle sind gut durchdacht und keinesfalls nur ein schmuckes Beiwerk für die wunderbaren Wortgefechte, die sich die Hauptfiguren liefern. Sie sind originell, überraschend, manchmal tragisch und nicht selten regen sie gar zum Nachdenken an. Auf der anderen Seite ist „Castle“ Screwball pur. Und dieses Verdienst ist den beiden Hauptdarstellern zu verdanken – allen voran natürlich Nathan Fillon, dem dank dieser Serie der Durchbruch gelungen sein dürfte. Unter SciFi- und Fantasyfans ist der Kanadier seit Jahren ein Kultstar. Er spielte die Hauptrolle in Joss Whedons phantastischer Serie „Firefly“, die nach 17 Episoden eingestellt wurde – um dann auf DVD zum Kultobjekt zu avancieren. Whedon gab ihm nach dem Ende der Serie eine Gastrolle in „Buffy“, drehte mit ihm den „Firefly“-Nachfolgespielfilm „Serenity“ – und besetzte ihn schließlich für Rolle des arroganten Superhelden The Hammer in seinem anbetungswürdigen Web-Musicaldreiteiler „Dr. Horrible’s Sing Along Blog“. Wer aber erinnert sich daran, dass er einige Zeit lang auch zur Cast von „Desperate Housewives“ gehörte? Niemand! Weil er in Mainstream-Produktionen bislang nur Nebenrollen spielte. In „Castle“ aber darf er sein Talent ausspielen, darf mit kindlicher Begeisterung seine Partnerin nerven, vor allem aber vergisst man als Zuschauer sehr schnell, dass Rick Castle nur eine fiktive Figur darstellt. Nathan Fillon ist Rick Castle.
Aber auch seine Partnerin Stana Katic ist ein Glücksfall. Stana Katic, wie Fillon gebürtig aus Kanada stammend, ist einfach eine Idealbesetzung. Auch sie lässt die Grenzen zu ihrer Figur vergessen, Kate Becketts Biestigkeit gegenüber Castle, aber auch ihr messerscharfer Verstand: Wunderbar.
Man gibt sich diesem Duo einfach gerne hin, das Vergleiche mit Bruce Willis und Cybill Shepherd („Moonlightning“, a.k.a „Das Modell und der Schnüffler“) nicht scheuen muss. Im Gegenteil. Da beiden Figuren eine menschliche Seite jenseits des Sitcoms zugestanden wird, sind sie weitaus komplexer als ihre berühmten Vorbilder. Kate Beckett beispielsweise trägt eine schwere Bürde auf ihren Schultern. Ihre eigene Mutter wurde das Opfer eines Verbrechens, eine Tatsache, die an der erfolgreichen Polizistin nagt. Und Castle wiederum teilt seine Wohnung mit seiner Mutter, einer Theaterschauspielerin, die zwar in vielen Großproduktionen mitwirkte, der aber nie der Sprung aus der dritten Reihe gelang (und ihm nie verraten hat, wer sein Vater ist). Und dann ist da seine Tochter Alexis, ein strebsamer Teenager, der in der Dreier-WG Mutter, Vater, Alexis die Bürde der Vernunft zu tragen hat.

Kurzum: Freunde gepflegter, witziger, spannender Unterhaltung können bei „Castle“ einfach nichts falsch machen.

BILD

Castle - Staffel 1

Der Transfer ist ordentlich gelungen, allerdings sind die Anforderungen an die Serie auch nicht wirklich hoch. „Castle“ ist ordentlich in Szene gesetzt, daher braucht das Bild eigentlich auch nicht viel mehr zu sein als scharf und halbwegs kontrastreich. Das ist es. Mehr muss man nicht verlangen, mehr gibt es auch nicht zu sehen.

TON

Castle - Staffel 1

Was für das Bild gilt, gilt auch für den Ton. Die Dialoge sind sehr schön ausbalanciert und verständlich, größere Actionszenen gibt es keine, ansonsten gibt es auch in diesem Fall nicht viel auszusetzen. Die deutsche Synchro ist schön atmosphärisch, die deutschen Stimmen wissen zu gefallen. Wie wäre es mit einem deutschen Castle-Hörspiel? Der Autor dieser Zeilen würde es kaufen.
Übrigens: Obschon die englische Sprachversion in DD 5.1 abgemischt wurde und die Deutsche nur in DD 2.0 sind kaum erwähnenswerte Unterschiede zu hören. Höchstens bei den raren Actionmomenten. Aber die fallen nun wahrlich nichts ins Gewicht.

EXTRAS

Die Extras sind zwar nicht zahlreich, aber gut. So erfährt der Zuschauer, dass der Pate der Serie niemand anderes als Stephen J. Cannell ist, der Erfinder von Serien wie „Detektiv Rockford“ und nicht zuletzt „Das A-Team“. Cannell, der zusammen mit Bestsellerautor James Patterson im Pilotfilm eine amüsante Nebenrolle spielt, hat zwar keinen offiziellen Credit, ist aber so etwas wie ein Berater. Produzent der Serie ist nämlich Rob Bowman, dem nst als „Akte X“-Stammregisseur der Durchbruch gelang. Und, wie man als Zuschauer erfährt, ist Stephen J. Cannell der beste Freund dessen Vaters und niemand anderes als sein Förderer, der ihm erste Jobs verschaffte und schließlich gar zum ersten Regie-Job verhalf. Es ist selten, dass Leute wie Cannell und Bowman in einem Making of so offen über private Banden erzählen, die erfolgreiche Karrieren in Hollywood möglich machen. Oder, wie der zweite Produzent der Serie, Andrew W. Marlowe in diesem sehr aufschlussreichen Interview sichtlich genervt sagt: „Ich hatte leider keinen Onkel Stephen...“.

Apropos Stephen J. Cannell: Er ist auch Hauptdarsteller einer putzigen Fake-Doku, die davon berichtet, wie der Schauspieler Nathan Fillon im Rahmen seiner Recherchen einen berühmten Autor trifft, um sich von ihm erklären zu lassen, wie berühmte Autoren denken. Manch ein überzeugter Method Actor der alten Schule wird über dieses Filmchen nicht lachen können...

FAZIT

„Castle“ ist eine Serie, die in keiner gut sortierten Kriminal-DVD-Sammlung fehlen darf. Klug, witzig, spannend.



Christian Lukas