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REVIEWS



1612   

1612
    
Original: 1612: Khroniki smutnogo vremeni   (Russland, 2007)
Laufzeit: ca. 143 min (PAL)
Studio: MIG Filmgroup
Regie: Vladimir Khotinenko
Darsteller: Pyotr Kislov, Michał Żebrowski, Violetta Davydovskaya
Format: 2,35:1 Widescreen (16:9 anamor
Ton: DD 5.1 Deutsch, Russisch, DD 2.0 Deutsch
Untertitel: Deutsch
Extras: Storyboards, Trailer
Preis: ca. 12 Euro
Wertung: 2-/ 2-/ 3 (Bild/Ton/Extras)


"Von Engelshusaren und spanischen Söldnern"

Zunächst einmal ein kleiner Ausflug in die russische Geschichte: Schon einmal etwas von Iwan IV. Wassiljewitsch Groznyj gehört? Iwan? Oder Ivan? Die Transliteration ist vielleicht nicht so wichtig, wichtiger ist der Mann hinter dem Namen. Der war nämlich ein russischer Zar. Und nicht irgend einer. „Ivan der Schreckliche“ wird er bis heute genannt und seinen Namen trägt er nicht zufällig. Ivan war ein Schlächter, ein Menschenschinder, heute ist bekannt, dass er wohl Zeit seines Lebens an Depressionen litt. Mehrfach war er verheiratet, seine Frauen wurden jedoch allesamt nicht alt oder verschwanden hinter Klostermauern. Keine Frage, der Mann war ein Despot. Doch Despoten hat es viele gegeben, die meisten hat die Zeit inzwischen vergessen. Ausgerechnet dieser Ivan jedoch legte den Grundstein des russischen Imperiums. Er streckte seine Fühler gen Osten aus, er erkannte, dass dort jene Reichtümer lagerten die Russland brauchte, um im Chor europäischer Mächte mehr als eine Hintergrundstimme singen zu dürfen.
Mit seinem Film „1612“ widmet sich Regisseur Vladimir Khotinenko nicht Ivan, sondern der Zeit nach seinem Tod. Ivan starb am 28. März 1584, was ihm folgte war jedoch ein Zeitalter der Wirren, erbitterter Kämpfe um die Macht und einem Erstarken des Nachbarn Polen. Und an dieser Stelle der Geschichte setzt die Handlung von „1612“ ein, mit dem Vormarsch des polnischen Königs Sigismund III., der kurz vor den Toren Moskaus steht und das russische Reich somit endgültig zu überrennen droht.

Andrei (Pyotr Kislov), einem jungen Sklaven, gelingt es durch einen Trick den ehemaligen Sklaven Kostka (Artur Smolyaninov) davon zu überzeugen, dass ihn sein Herr, der spanische Söldner Alvar (Ramón Langa) abkauft. Alvar findet Gefallen an dem jungen Mann und stellt ihm in Aussicht, ihn wie Kostka bald aus der Leibeigenschaft zu entlassen. Doch Andreis Freude wehrt kurz, denn schon wenige Tage später wird Alvar bei einem Angriff polnischer Soldaten getötet. Um einer erneuten Leibeigenschaft zu entgehen, gibt sich Andrei kurzerhand als Alvar aus, während Kostka seinen Diener mimt. Und tatsächlich geht der Betrug einige Zeit lang gut, denn Andrei entpuppt sich als eine Art kriegerisches Naturtalent. Kostka ahnt nicht, dass Andrei von einer privaten Mission getrieben wird. Seit seine Mutter als Leibeigene am Zarenhof diente, ist Andrei in Ksenia (Violetta Davydovskaya) verliebt. Nun gibt es ein Problem: Ksenia ist nicht einfach nur ein Mädchen am Hofe gewesen – sie ist die Zarin. Eine Zarin von polnischen Gnaden, mit deren offiziellen Inthronisierung der polnische General Kybowsky (Michał Żebrowski) die Macht Polens endgültig über Russland zementieren will. Doch er hat die Rechnung ohne den jungen Sklaven Andrei gemacht.

Nach einem fulminanten Einstieg in die Geschichte gerät „1612“ aus dem Tritt. Vor allem die unglaubwürdigen Zufälle, die Andrei und Ksenia wieder zusammenführen und Andreis Mutation vom Sklaven zum Supersoldaten wirken – nun ja – etwas holprig und arg konstruiert. Auch steht dem jungen russischen Schauspieler Pyotr Kislov, dem die Großproduktion „1612“, wie ein Blick in die IMDB verrät, keine allzu große Karriere beschert hat, Michał Żebrowski gegenüber, ein Bulle von einem Schauspieler. In Polen ist der Mann ein Star, er hat in den teuersten polnischen Filmen aller Zeiten die Hauptrollen gespielt (Filmen wie der polnischen Neuauflage von „Quo Vadis“, die weltweit Kasse machten, nur in Deutschland seltsamerweise keine Verleiher fanden), er hat aber auch unter Polanski in „Der Pianist“ eine Hauptrolle übernommen, sodass man schon von einem schauspielerischen Schwergewicht reden kann. Er spielt den Helden leider an die Wand.

Während der immerhin 143-minütige Film in der Mitte vor sich hindümpelt, gar zum Ärgernis mutiert, bekommt Regisseur Vladimir Khotinenko im letzten Viertel jedoch noch einmal die Kurve und lässt es ordentlich krachen. Und das teils so herbe, dass die FSK-16-Freigabe schon überrscht. Der Regisseur besinnt sich auf seine Stärken, die weniger in der Schauspielführung liegen als in der Fähigkeit, Spannung und Krawall zu erzeugen. Und so führt er den Film, nach einigen bedenklichen Schwankungen, zu einem sicheren Ufer, sodass letztlich, aller Kritik zum Trotz, ein positiver Eindruck bleibt.

BILD

1612

Gegen den Transfer lässt sich wenig sagen. Das Bild ist recht klar, hier und da jedoch hätte der Film eine stärkere Kontrastierung vertragen können. Überhaupt bleiben die Farben allesamt einen Tick zu blass. Da hilft es auch nicht, die Farbregler am Fernsehen etwas in die Höhe zu schieben.

TON

1612

Der Sound kommt recht klar daher, ohne besondere Höhen oder Tiefen. Allein bei den krachenden Actionszenen hätte eine etwas feinere Justierung mehr Atmosphäre erzeugt. Die Stimmem kommen schön von vorne, überhaupt ist der deutsche Ton weitaus klarer als der russische Originalton, der manchmal etwas zu "naturalistisch" wirkt. Übrigens: Es lohnt ein Klick auf die russischen Tonspur (die übrigens auch polnische und spanische Dialoge bereit hält, was ja im Rahmen der Geschichte einen Sinn ergibt - nur in der deutschen Fassung sind all diese Dialoge deutsch synchronisiert). Der spanische Schauspieler Ramon Langa ist nämlich einer der bekanntesten spanischen Synchronsprecher. Unter anderem leiht er in Spanien Bruce Willis seine Stimme.

EXTRAS

Die fallen nicht üppig aus. Ein paar Storyboards, Teaser, Bildgalerie. Außerdem

FAZIT

"1612" wird als das russische "Königreich der Himmel" verkauft. Na ja, ein Trabbi und ein Mercedes der S-Klasse haben ja auch beide jeweils vier Räder und einen Motor... Also, der Vergleich, zu dem sich der Verleiher hier hat hinreißen lassen, ist schon etwas weit hergeholt. Das ändert nichts an seinem relativen Unterhaltungswert. Es gibt sicher bessere Genre-Filme, aber auch schlechtere. Für einen netten, anspruchslosen DVD-Abend in Ordnung!



Christian Lukas