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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Alexander - Final Cut   (BLU-RAY)

Alexander - Final Cut
    
Original: Alexander   (USA, 2004)
Laufzeit: 213 Min. (1080p)
Studio: Constantin
Regie: Oliver Stone
Darsteller: Colin Farrell, Angelina Jolie, Val Kilmer, Jared Leto, Rosaria Dawson, Anthony Hopkins u.v.a.
Format: 2.40:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Extras: 2 Kommentare, Featurette
Preis: ca. 20 €
Wertung: 1-/ 1-/ 3+ (Bild/Ton/Extras)


"Traumtänzer!"

Wenn Regisseure an einem vermeintlichen Lieblingsprojekt arbeiten, das auch noch über Jahre hinweg immer wieder verschoben wird, dann bilden sich Legenden. Diese werden schließlich mit der harschen Realität konfrontiert, wenn der Regisseur tatsächlich die Gelegenheit bekommt, sein “Ding” zu verwirklichen. Jüngere Beispiele wie Martin Scorseses “Gangs of New York” oder Steven Spielbergs “Hook” zeigen, dass sich solche Herzensprojekte oft schwer zu einem wirklich guten Film zusammenfügen. Auch Oliver Stones “Alexander” leidet unter der gigantischen Ambition seines Filmemachers. Zu groß ist eben die epische Geschichte des makedonischen Machtmenschen, der im vierten Jahrhundert vor Christus die damals bekannte Welt als Twen in knapp zehn Jahren eroberte und letztlich - durch seinen frühzeitigen Tod - auch wieder verlor. Stone hat ganz klar den Visionär und Denker Alexander im Visier, der seiner Zeit weit voraus war und seinen bezwungenen Völkern eine enorme Toleranz entgegenbrachte. Dies führte zum Verdruss seiner griechischen Kampfgefährten, denen alles andere als eine befriedete Welt voller Eintracht zwischen den Völkern vorschwebte. Alexanders neue Ordnung, die er in vielen Bereichen umsetzen konnte, fruchtete aber nicht in den Köpfen. Nach seinem Tod zerfiel sein Reich deshalb noch schneller als er es erobert hatte. “Alexander” legt ebenso aus, wie stark der junge Heerführer Alexander (Colin Farrell) von seiner Beziehung zu Mutter Olympias (Angelina Jolie) und zu seinem Vater, dem einäugigen König Philip von Makedonien (Val Kilmer), sowie den alten griechischen Mythen - vornehmlich Homers “Iliad”, von dem er angeblich immer ein Exemplar am Bett hatte - beeinflusst wurde. Eine deutliche Parallele wird mit der Beziehung zwischen Alexander und seinem besten Freund Hephaistion zu dem Mythos von Achilles und Patroklos aus dem trojanischen Krieg gezogen. Größtenteils unbeachtet lässt Stone bei seiner Betrachtung allerdings den genialen Schlachtenlenker Alexander, der auch gnadenlos über Leichen ging, aber gleichzeitig irrwitzigen Heldenmut und Tollkühnheit bewies. Zwar fährt Stone zwei imposante Schlachten auf, aber kann damit kaum Alexanders taktisches wie kämpferisches Geschick einfangen. Zudem wird eine extrem wichtige Episode aus Alexanders Leben erst als Flashback nach zwei Dritteln des Films erzählt. So kann “Alexander” seine volle Wirkung eigentlich erst beim zweiten Anschauen entfalten. Die All-Star-Besetzung kann aber rundweg überzeugen. Allen voran stehlen Val Kilmer als vulgärer Herrscher, aber besonders Angelina Jolie dem ebenfalls engagierten Colin Farrell die Schau. Hier sieht man erst einmal, wie unterfordert Jolie in ihren anderen Filmen (“Dumb Raider” anyone?) gewesen ist. Als vom Ehrgeiz und Wahn zerfressene, intrigante Anti-Mutter gibt sie hier vielleicht sogar ihre beste Leistung. Entgegen aller Kritiker-Unkenrufe ist “Alexander” ein erstaunlich akkurates Historienepos und Ausstattungsspektakel geworden, das leider zu viele Elemente und Themen in eine dafür immer noch zu knappe Laufzeit packen möchte. Trotzdem ist der Versuch, die geschichtliche wie inhaltliche Integrität nicht auf dem Altar des Kommerz zu opfern, mehr als lobenswert.
Der nun vorliegende Final Cut erweitert den Film nicht nur um satte 34 Minuten, sondern sortiert die Struktur der Ereignisse deutlich besser (umfassender Schnittbericht hier) und bringt sie in einen besseren thematischen Zusammenhang. Dass diese Fassung trotz zahlreicher blutiger Ergänzungen trotzdem noch eine 12-er Freigabe bekommen grenzt dabei fast schon an ein Wunder. Inhaltlich bringt diese endgültige Version die zahlreichen Charaktere und deren Beziehungen zueinander viel besser zur Geltung. Letztlich werden hier keine komplett neuen Storyerweiterungen hinzugefügt, sondern nur die bereits in der Kinofassung vorhandenen Elemente in angemessener Ausführlichkeit dargestellt.

BILD

Alexander - Final Cut

War die originale DVD von Constantin schon ein exzellentes Beispiel für einen guten Transfer, so zeigt sich der Transfer auf der 52GB-Blu-Ray ebenfalls von seiner besten Seite. War der Final Cut in den USA noch über zwei Scheiben verteilt, so hat man für die deutsche Scheibe bei den Extras gespart und dafür lieber den kompletten Film auf einer Scheibe. Die Vorlage ist absolut fehlerfrei und liefert einen prächtigen Eindruck des groß angelegten Kostümspektakels. Schärfe und Kontrast sind sehr gut und zeigen jede Pore in den Gesichtern als auch die kleinsten Stick-Muster in den Gewändern. Leider ist der Transfer auch so gut geraten, dass einige auffällige Green-Screen-Aufnahmen (z.B. der Blick auf den Hafen im ägyptischen Alexdria) noch deutlicher hervortreten. Die Farben sind absolut kräftig und weitestgehend natürlich. In einigen Szenen lässt sich jedoch eine leicht rötliche Überbetonung der Farben feststellen, die aber nur sporadisch auftritt. Der Schwarzlevel ist absolut exzellent und zeigt auch in tiefschwarzen Segmenten eine sehr hohe Detailgenauigkeit. Die Kompression arbeitet ebenfalls sauber. Art6efakte oder Hintergrundrauschen treten nicht auf. Sehr Gut.

TON

Alexander - Final Cut

Die beiden DTS-HD-MA 5.1 Tracks (Deutsch und Englisch) liefern die passende Unterstützung zum epischen Geschehen. Besonders der geniale Soundtrack von Vangelis wird imposant auf alle Surroundkanäle verteilt und sehr gut zur restlichen Soundkulisse abgemischt. Trotzdem übernimmt die Musik eine dominante Rolle auf den Tonspuren. Das durchgängige 360-Grad-Hör-Erlebnis mit vielen, feinen ambienten Effekten und Hintergrundgeräuschen wird mit den HD-Tracks zum richtigen Hörgenuss. Selbst kleinere Dialogszenen fallen dabei nicht aus dem Rahmen. Mit reichlich Basseinsatz wird besonders die letzte Schlacht mit den Elefanten zu einem zerschmetternden Ereignis. Ähnlich wie auf der DVD ist der englische Track in bezug auf die Dialoge ein wenig räumlicher als die deutsche Tonspur, mit dem Nachteil, dass einige hastige englische Gesprächsfetzen mitunter verschluckt werden. Trotzdem sehr gut.

EXTRAS

Um den langen Film komplett auf einer Scheibe unterzubringen mussten die üppigen Extras der DVD drastisch zusammengestrichen werden. Nur eine PR-"Making of"-Featurette (ca. 12 Min.) ist in SD-Auflösung (und 4:3) erhalten geblieben. Auf die umfangreiche wie geniale Dokumentation von Sean Stone über die Entstehung des Films muss auf Blu-Ray verzichtet werden. Auch die separaten Interviews sind nicht zu finden. Ebenfalls schade, aber aus logistischen Gründen nicht möglich, ist eine fehlende Option, sich die kürzere Kinofassung anzuschauen. Da die Fassungen sehr unterschiedlich geschnitten wurden, hätte hier wohl nur eine zweite Scheibe Abhilfe schaffen können.

Dafür hat sich Constantin aber entschlossen, die kompletten Audiokommentare von Oliver Stone und dem Alexander-Experten Robin Lane Fox, die für die alte DVD zu einem Track zusammengeschnitten wurden, separat und uncut auf der Scheibe mitzuliefern. Hier haben die DVD-Produzenten zugehört und richtig reagiert! Ohne Pause wird der Zuhörer über die komplette Länge des Films mit historischen Infos und Anekdoten sowie mit Stones Schwierigkeiten bei der Umsetzung dieser gigantischen Geschichte konfrontiert. Ausführlich geht Stone auch auf bestimmte Details wie die bewusste Entscheidung, die Schauspieler in verschiedenen Akzenten sprechen zu lassen, um das erstaunliche Sprachen-Wirrwarr der damaligen Zeit zu simulieren, ein. Ein gut gemeinter Effekt, der aber selbst nach Stones Meinung beim Publikum nach hinten los ging. Zusammen mit Fox strickt Stone eine gute Mischung aus historischen Fakten und Filminterpretation. Produktionstechnische Details kommen in beiden Tracks nun deutlicher zur Sprache und zeichnen ein runderes Bild des Mammut-Unternehmens "Alexander". Wer sich auch nur Ansatzweise für den Film oder das historische Thema interessiert bekommt hier über sieben Stunden an hervorragenden wie unterhaltsamen Informationen geliefert. Zwei sensationelle, aber auch fachlich dichte wie fordernde Kommentare, die echten Vorlesungscharakter haben. Das vielleicht einzige Kritikpunkt ist die übersteigerte Begeisterung des Akademikers Fox, der von seinem Abenteuer im grellen Filmgeschäft und der Möglichkeit, fast real in die Welt Alexander des Großens einzutauchen, ein wenig zu euphorisch in seinem Kommentar wirkt.

FAZIT

Oliver Stones “Alexander” ist ein zu unrecht missachtetes Historienepos, das sicherlich nicht perfekt ist, aber dennoch ausgehöhlte Hollywood-Hochglanzprodukte locker verblassen lässt. Der essentiell verlängerte "Final Cut" ist zudem eine gelungene Bereicherung, die den Film noch sehenswerter macht. Da der komplette Film auf einer Scheibe ruht, mussten die Extras leider auf die Audiokommentare reduziert werden. Neben den Langfassungen von "Troja" und "Königreich der Himmel" ist die Blu-Ray von "Alexander" absolutes Pflichtprogramm!



Kay Pinno