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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



American Werewolf   (BLU-RAY)

American Werewolf
    
Original: An American Werewolf in London   (USA / England, 1981)
Laufzeit: 97 Min. (1080p)
Studio: Universal
Regie: John Landis
Darsteller: David Naughton, Griffin Dunne, Jenny Agutter u.v.a.
Format: 1.85:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD-Masteraudio5.1 Englisch DTS Deutsch
Untertitel: Deutsch, Englisch u.a.
Extras: Kommentar, Making of, geschn. Szenen u.m.
Preis: ca. 20 €
Wertung: 2-/ 3+/ 1 (Bild/Ton/Extras)


"Liebe auf den ersten Biss"

Mit "American Werewolf" schuf John Landis 1981 nicht nur den bis heute immer noch besten Werwolf-Film, sondern begründete mit ihm auch das Subgenre der Modernen Horror-Komödie. Im Gegensatz zu alten Crossover-Versuchen wird der Horror-Aspekt hier ernst genommen und mit (schwarzem) Humor angereichert, der den Horror eben nicht ins Lächerliche zieht sondern höchstens lächelnd unterstreicht. Eine Qualität, die dem Film seinerzeit auch eine Menge Kritik eingebracht hat, da besonders die Kritiker ob dieser Mischung verwirrt schienen.
So beginnt der Film gleich mit kesser Ironie, die den Ton für den gesamten Film setzt. Die Rucksack-Touristen David Kessler (David Naughton) und Jack Goodman (Griffin Dunne) beginnen ihren studentischen Euro-Party-Trip ausgerechnet in den schattigen Hochmooren von England - und werden mit einer Ladung Schafe erstmalig ins Bild gefahren. Diese Art des trockenen Humors wird auch später für die übernatürlichen Elemente im Film genutzt und auf die Palme getrieben. Doch bis dahin muss der Zuschauer erstmal die sicher gruseligsten ersten fünfzehn Filmminuten aller Zeiten überstehen: nachdem die beiden Urlauber aus der "heimeligen" Kneipe "Zum geschlachteten Lamm" geschmissen werden, verlaufen sie sich im regennassen Moor und werden von einem wolfsähnlichen Tier angefallen. Die Hinführung zu diesem ersten Horror-Höhepunkt wird derart unerträglich spannend ausgespielt, dass man mit seinem Adrenalinspiegel Chev Chelios aus "Crank" Konkurrenz machen könnte.
Als David nach drei Wochen in einem Londoner Krankenhaus aus seinem Koma erwacht, muss er erfahren, dass sein bester Kumpel tot ist. Doch nicht so ganz. Überraschend besucht in die frische Leiche beim Frühstück, um ihm die schlechte Nachricht zu überbringen, dass David nun selbst ein Werwolf sei. Verwirrt schlägt Kessler jedoch die Warnungen in den Wind und ignoriert den langsam verwesenden Jack. Doch tote Freunde lügen eben nicht. Als der erste Vollmond aufsteigt muss David dies schmerzhaft am eigenen Leib erfahren.
Natürlich wäre der Erfolg von "American Werewolf" nicht denkbar ohne die spektakuläre und Oscar-gekrönte Special Makeup-Arbeit von Rick Baker. Vor allem die kontinuierliche Transformationssequenz hat noch bis heute unerreichte Qualitäten. Aber auch die blutigen Make-Ups von Davids Opfern und der immer weiter verwesende Jack lassen die Zuschauer auch heute noch unruhig in ihren Sitzen werden.
Der unbeugsame Teenager-Geist von John Landis, der förmlich aus jeder blutigen Lachfalte des Ende der 60-er Jahre von ihm geschriebenen Drehbuchs trieft, wurde nicht vom Studio "nachbehandelt". So blieb die anarchische Mischung aus Horror und schwarzer Komödie voll intakt und konnte seinen Siegeszug einschließlich einer ungewöhnlichen modernen Musikauswahl antreten. Landis modernisierte gleichzeitig den Werwolf-Mythos auf ungewöhnliche Weise, um sich von den klassischen Motiven des Genres besser abzusetzen. Der amerikanische Werwolf ist ein unaufhaltsamer Höllenhund mit der drastischen Killer-Mentalität eines Panzers auf vier Pfoten. Von Silberkugeln oder Wolfskraut aus Lon-Chaney-Tagen will Landis ebenfalls nichts wissen. Seine menschliche Bestie in Wolfsgestalt kann tatsächlich einfach so getötet werden. Doch dazu bedarf es einiger Anstrengung. Stilistisch bleibt der Regisseur aber dem tragischen Charakter der Werwolf-Figur treu, was besonders im Finale wunderbar verstörend wirkt. Auch David Kesslers jüdische Herkunft bietet dadurch einen höchst interessanten Deutungsansatz, der weitaus tiefer reicht als die blutige Horror-Oberfläche vermuten ließe. "American Werewolf" bleibt einfach der Monster-Klassiker, der noch immer danach heult, von einem Nachfolger übertroffen zu werden.

BILD

American Werewolf

Auch der neu abgetastete HD-Transfer kann das Alter des Films nicht verbergen: hier zeigt sich das Filmkorn im Material sehr deutlich und schraubt den Schärfefaktor deutlich herunter. Im Vergleich zur besonders schwachen HD-DVD-Version ist dies jedoch ein Unterschied wie Tag und Nacht. Die Schärfe ist hier noch weitestgehend solide und zeigt viele Details, die von einem guten Kontrast unterstützt werden. Die Farben sind kräftig und solide, aber neigen auch durch das Filmkorn zum Überscheinen von Konturen. Der Schwarzlevel gestaltet sich auch etwas schwierig. Insgesamt sehr tief neigt er doch zur Rauschanfälligkeit und nimmt so einige Details mit ins Grab. Dennoch zeigt dieser Transfer mehr als seine bisherigen Vorgänger. Die Kompression hält das Bild stabil und lässt keine weiteren Beeinträchtigungen zu. So bleibt das größte Problem das Material-immanente Filmkorn, das hier aber auch den 80-er Grindhouse Charakter ganz gut unterstreicht.

TON

American Werewolf

Der deutsche Ton liegt nur im DTS 2.0 Format vor und beschränkt seine Aktivität nur auf die Frontstage. Die Dialogaufnahmen klingen dem Alter entsprechend ein wenig dumpfer und neigen auch zur leichten Knarzigkeit. Dennoch sind alle Dialoge gut verständlich, aber haben im Deutschen einen leichten Vintage-Charakter. Der englische Track wurde bereits für die DVD in 5.1 aufgebohrt. Das Ergebnis ist aber auch hier eher ernüchternd, da sich die Hauptaktivität auf die Frontstage beschränkt. Nur in wenigen Momenten kommen die Surroundkanäle wirklich ein wenig zum Einsatz.

EXTRAS

Die Extras der alten Special Edition DVD wurden komplett übernommen: das originale "Making of", die Outtakes, die separaten Interviews mit John Landis und Make-up-Magier Rick Baker sowie die Storyboards und Bildergalerie sind mit dabei. Auch der gelungene Audiokommentar mit den Hauptdarstellern David Naughton und Griffin Dunne kann zum Film dazugeschaltet werden. Hier plaudern zwei alte Freunde über ihre jeweils spezielle Filmerfahrung und schauen den Film wieder erstmals seit einiger Zeit. Dabei entstehen auch mal Sprechpausen, aber insgesamt liefert der Track genügend persönliche informationen über die produktionsgeschichte aus der sicht der beiden Schauspieler. Ein Moderator hatte den Track aber sicherlich noch spannender gemacht.

Der ultimative Kaufgrund für diese Set ist die neue Fan-Dokumentation "Beware the Moon" von Über-Fan und Filmemacher Paul Davis. Das Universal dieses 90-minütige Ausnahmedokumentation eingekauft hat, ist ein großer Geniestreich. Davis hat so ziemlich alle Beteiligten des Films, einschließlich Linzi Drew, die als Darstellerin in dem Fake-Porno "See you next Wednesday" mitspielt, vor die Kamera geholt. Dazwischen besucht er für seine Übergangsmoderationen die originalen Drehorte und stellt dabei die Szenen des Films erstaunlich gut nach. Nach dieser Dokumentation sind wirklich alle Geheimnisse um die Entstehung von Landis Werwolf gelüftet. So erläutert Rick Baker hier erstmals seine Verstrickung zwischen den beiden zeitgleich entstandenen Werwolffilmen von 1981 und wie er schließlich Rob Bottin die Arbeit an "The Howling" übergab. Absolut exzellent.

Als Semi-Promotion für Universals bei uns Februar startenden neuen "The Wolfman" gibt's noch ein weiteres Promotion-Feature mit Rick Baker: in "I walked with a Werewolf" spricht er über seine spezielle Verbindung zu diesem Filmmonster, seinen Einsatz bei "American Werewolf" und seine Arbeit an dem neuen "The Wolfman"-Film. Leider sind hier nur ein paar Schnipsel des neuen Films zu sehen. Auch auf die Kontroverese zwischen CGI- und praktischen Effekten wird leider kaum eingegangen. Dennoch ist es immer nett, Baker über seine Arbeit sprechen zu hören.

FAZIT

Es wird kaum besser als mit diesem Release: "American Werewolf" ist vielleicht der beste Horror-Blu-Ray-Start des Jahres. Neben einem neuen HD-Transfer, der allerdings immer noch stark mit Filmkorn zu kämpfen hat, bekommt man die einzigartige Dokumentation "Beware the Moon" über die Entstehung des Film gleich mitgeliefert. An dieser Scheibe führt kein Weg vorbei: "American Werewolf" auf Blu-Ray ist ein Pflichtkauf und sollte in keiner Sammlung fehlen! Selten hat echter Grusel so viel Spaß gemacht.



Kay Pinno