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REVIEWS



Schneewittchen und die sieben Zwerge (Diamond Edition)   (BLU-RAY)

Schneewittchen und die sieben Zwerge (Diamond Edition)
    
Original: Snowwhite and the seven Dwarfs   (USA, 1937)
Laufzeit: 83 Min. (1080p)
Studio: Disney
Regie: David Hand
Darsteller: Roy Atwell, Stuart Buchanan, Adriana Caselotti, Lucille La Verne u.v.a.
Format: 4:3 Vollbild
Ton: DTS-HD-Masteraudio 7.1 Deutsch, Englisch, Fr DD5.1 Tr DD2.0 Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Fr, Tr
Extras: Kommentar, geschn. Szenen, Featurettes, Spiele u.m.
Preis: ca. 25 €
Wertung: 1-/ 2 / 1- (Bild/Ton/Extras)


"Disneys 1937 - Odyssee im Märchenland"

Als sich Walt Disney mit seinem kleinen Heer an kreativen Köpfen an die Arbeit für einen abendfüllenden Zeichentrick-Kinofilm machte, hielten ihn die Presse und auch die Bosse von Hollywood für verrückt. Nach vier harten Jahren und einer knapp dem finanziellen Fiasko entgangenen Produktion feierte "Schneewittchen und die sieben Zwerge" eine Premiere, die alle Skeptiker Lügen strafte.
Disneys "Schneewittchen" wurde zu einem sensationellen Erfolg, der dem Animationsmogul den endgültigen Bau seines Imperiums ermöglichte. Was aber macht den Film nach über 70 Jahren immer noch so einzigartig?
Basierend auf dem gleichnamigen Grimms Märchen zeigt der Film eine deutlich reduzierte und auch entschärfte Variante der Geschichte, die auf die zentralen Konflikte reduziert wurde. Die eifersüchtige Königin Stiefmutter will Prinzessin Schneewittchen töten, weil ihr ein magischer Spiegel sagt, dass Schneewittchen und nicht sie die hübscheste Frau im ganzen Land ist.
Als Schneewittchen von dem finsteren Plan erfährt, flüchtet sie Hals über Kopf in einen verwunschenen Wald, in dem auch die sieben Zwerge wohnen. Das Junggesellen-Leben der wackeren Bergleute ist mit der Ankunft von Schneewittchen jäh beendet, da die aristokratische Maid den ruppigen Edelsteinsuchern Manieren und Ordnung beibiegen will. Währenddessen plant die böse Königin, den Tod Schneewittchens lieber selbst in die Hand zu nehmen. Mit schwarzer Magie, einem Apfel und einer fiesen Verkleidung macht sie sich auf den Weg in den verwunschenen Wald.
Während die klassischen Disney-Märchenelemente wie singende Prinzen und eine rosa-schmalzig aufgetragene Liebesgeschichte, die nur aus der Kombination Prinz und Prinzessin zu erwachsen scheint, einem kalte Schauer über den Rücken jagen, dauern diese Elemente nur sehr wenige Minuten im Film an. Fast scheint es auch so, als wenn das Disney-Team selbst diese hakelige Pflichtübung schnell hinter sich bringen wollte, um möglichst rasch zu den wirklich amüsanten Teilen zu kommen. Denn erst im verwunschenen Wald bricht die Magie des Films wirklich hervor. Die absolute Detailverliebtheit in der Animation der zahlreichen Tiere und der Hintergründe ist auch heute noch ein wahres Wunder. Die Zwerge sind hier wahrlich die Krone der Schöpfung, da jeder einzelne absolut liebenswert und bis ins letzte Detail völlig einizigartig erkennbar ist. Bewegungen, Mimik und auch die Stimmenarbeit sitzen absolut perfekt. Auch im Heim der 7-er-Wald-WG lassen sich in jedem Bild so viele schöne Details wie die thematische Ausstaffierung mit Tiersymbolen überall erkennen.
Dazu kommt eine Art kruder Junggesellen-Humor, der eigentlich in einem Film für Kinder nicht so recht erwartet wird. Besonders das Ausspielen männlicher Macken und Manierismen, repräsentiert durch die einzelnen Zwerge, gegen die weibliche Unbekümmertheit mit mütterlichem Drill lässt die Komik zeitlos werden. Selbst vor einer wohl portionierten Dosis Grusel schreckt Disney im Film nicht zurück: Schneewittchens Flucht in den zunächst düster erscheinenden Wald, der plötzlich lebendig wird, muss Jahrzehnte später ganz klar eine Inspiration für Sam Raimis Schocker "Tanz der Teufel" gewesen sein! Auch die Verwandlung der bösen Königin dürfte kleineren Kindern zu schaffen machen.
Jenseits der offensichtlichen Unterhaltung kann man "Schneewittchen" auch wunderbar postmodern betrachten. So wundert es nicht, dass die verwöhnte Adelstochter sich zwar über den Dreck und die Unordnung im Zwergenhaushalt aufregt, aber nur mittels ihres guten Aussehens (!) lieber eine (tierische) Schar an Personal rekrutiert, die ihr die Drecksarbeit abnimmt.
Auch das Problem der bösen Königin ist heute so aktuell wie nie. Die "ältere" Frau bekommt ihren Schönheits- und Jugendwahn ja erst extern durch den magischen Spiegel (= Medien, TV, etc.) verpasst.
Besonders für Kritiker der alten Disney-Filme, wie der Autor selbst, ist "Schneewittchen" eine echte Offenbarung und zeigt, warum die Disneyfilme immer populär und erfolgreich bleiben werden: eine sensationelle Liebe zum Detail und gelungene Charakterarbeit.

BILD

Schneewittchen und die sieben Zwerge (Diamond Edition)

Bereits im Jahr 2000 wurde eine Restauration an dem Disney-Klassiker vorgenommen. Für den neuen HD-Standard reichte dies aber noch nicht aus. Deshalb wurde der Film noch einmal komplett überarbeitet und für die Blu-Ray neu abgetastet. Das Ergebnis ist eine wahre Augenweide für Animationsfans. Jedes subtile Detail und damit auch ein, zwei Unzulänglichkeiten im originalen Material ist in dem 4:3 Transfer erkennbar. Der Einsatz von DNR wurde auf ein nötiges Minimum reduziert. Dies lässt zwar an einigen Stellen das vorhandene Filmkorn, aber tatsächlich auch mal einzelne Pinselstriche der Animationskünstler erkennen. Insgesamt wirkt der Film, aufgrund des damaligen Animationsprozess, wie ein lebendiges Gemälde. Entsprechend sind analoge Rückstände wie dreckspuren, Bildpunkte oder Kratzer absolut nicht vorhanden. Die Farben wurden dafür sorgfältig korrigiert und entsprechend angepasst, ohne den eigentlich Ursprungston zu verändern. Aufgrund des Technicolorverfahrens sind allerdings auch ein paar kleinere Szenenübergänge unscharf und schwammiger geraten. Ob dies allerdings bereits im Ursprungsmaterial so war oder sich die unterschiedlichen Farbstreifen nicht mehr ganz übereinanderbringen lassen konnten, kann nur vermutet werden.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass der "Schneewittchen"-Transfer ein phänomenales Ergebnis geworden ist, bei dem man sich für die richtigen Kompromisse (wenig DNR, keine überhöhte Farbkorrektur) entschieden hat, um dem Film seinen korrekten Look in HD zu erhalten. Sehr gut.

TON

Schneewittchen und die sieben Zwerge (Diamond Edition)

Der Ton liegt in einer neuen DTS-HD-Masteraudio 7.1 Abmischung vor, die nur als wirklich gelungen bezeichnet werden kann. Für Puristen ist zudem der gesäuberte Monotrack in DD2.0 (nur auf Englisch) auf der Scheibe enthalten. Diesen braucht man aber eigentlich nicht zu bemühen, denn die Tontechniker bei Disney haben sich bei ihrer Neuabmischung ein Herz gefasst und den originalen Track sehr subtil und passend zum Alter des Films aufgebohrt. Ein großes, künstliches Effektegewitter bleibt aus. Der Ton ist stark auf die Frontstage konzentriert und reicht nur vorsichtig in die Surroundkanäle. So ist z.B. der düstere Wind im verwunschenen Wald überall zu hören oder auch die Tierstampede im Finale des Films. Die Musik schmeichelt sich gut dazwischen ein, ohne die Srroundkanäle prominent und auffällig zu besetzen. Die Dialoge sind sauber und gut verständlich im Centerkanal verankert. Störende Überlappungen oder Aussetzer gibt es nicht. Gut.

EXTRAS

Obwohl sich Disney bei den Extras für die Blu-Ray förmlich selbst übertroffen hat, fehlen trotzdem ein paar Extras der "alten" Platinum Edition DVD (weitere geschnittene Szenen, die komplette "Der Film, mit dem alles begann"-Featurette). Wer also wirklich alle Extras zum Film haben möchte, muss wohl oder Übel seine alte DVD-Edition behalten.
Dennoch bietet die Blu-Ray kaum Platz für mehr Wünsche. Neben der Filmdisc liegt dem Set eine zweite Blu-Ray, die randvoll mit auch seltenem Extramaterial ist, bei. Obligatorisch ist als dritte Disc auch die reguläre Film-DVD in der Packung enthalten.

Auf der Filmdisc lässt sich auswählen, on man den Film im klassischen 4:3 Modus (mit schwarzen Balken an der linken und rechten Seite) oder in einem speziell ergänzten "Disney-Vieew"-Modus anschauen will. Im Spezialmodus werden die schwarzen Ränder durch passendes Artwork wie durch einen Rahmen ergänzt, der auf 16:9 Flächen einen Gesamtbildeindruck vermitteln soll. Diese an sich nett gedachte Feature ist wohl einfach Geschmackssache. Durch den künstlichen Rahmen wird der eigentlich intendierte Bildeindruck manchmal gut ergänzt aber doch öfters verzerrt. Insofern sollte der Film doch lieber im originalen 4:3 Format geschaut werden.
Den Film begleitet ein gelungener Audiokommentar, der aus unterschiedlichen Interviews mit Walt Disney hergestellt wurde und von dem Filmhistoriker John Canemaker sehr gut moderiert wird. Als "künstlicher" Kommentar weiß der Track äußerst gut zu überzeugen und liefert eine Menge an Hintergründen und vor allem echte Aussagen von Walt Disney über sich und seine Filme selbst. Für Disney Fans ein absolutes Muss!
Unter "Backstage Disney" lassen sich "Schneewittchens Rückkehr" und zwei dazu passenden geschnittene Szenen aus "Schneewittchen" anschauen. Anscheinend hatte Disney nach dem Erfolg des Films ein Konzept zurechtgelegt, wie eine Fortsetzung des Films aussehen könnte. Dazu wurden auch zwei Szenen verwendet, die für die Kinofassung von "Schneewittchen" entfernt wurden. Hier ist das komplette Suppenmahl der Zwerge sowie eine Sequenz zu sehen, wie die Zwerge gemeinsam mit den Tieren ein Bett für Schneewittchen anfertigen. Neben diesen beiden unfertigen Szenen ist hier auch eine Roh aus Storyboards angefertigte Version von "Schneewittchens Rückkehr" zu sehen.
Eine erste fünfminütige Vorschau auf den neuen klassischen, handgezeichneten Animationsfilm von Disney "Küss den Frosch" ist in HD vorhanden sowie zwei Musikvideos zu dem Titel "Ich wart auf dich, mein Prinz".
Drei Mini-Spiele sind zum Abschluss noch für den gemeinsamen Familienspaß auf der Filmdisc.

Auf der zweiten Scheibe befindet sich das interaktive Feature "Zu Besuch in den Hyperion Studios". Hier handelt es sich nicht um eine klassische Dokumentation, sondern um eine virtuell aufbereitete Navigation durch Disney altes Hyperion Studio, bei dem unterschiedliche Featurettes, Bildergalerien und Clips ausgewählt werden können. Wem die interaktive Video-Navigation zu viel ist, kann auch per Menü eine Komplettansicht aller Materialien aufrufen und sie dann einzeln von dort aus anwählen. Dabei merkt sich das System sogar, welche Features bereits angeschaut wurden und versieht diese mit einem roten Häkchen. Aber was gibt es hier eigentlich zu sehen?
Fast zu viel, um hier alles aufzulisten! Wichtig sind vor allem mehrere Featurettes über den Beginn der Disney-Studios und die Arbeit in den einzelnen Abteilungen. Dazu gibt es jeweils reichlich Archivmaterial und Bildergalerien zu sehen. Dazu kommt noch die neue Featurette "Der Film, mit dem alles begann" (ca. 18 Min., nicht mit der einstündigen Doku der Platinum Edition zu verwechseln!), der sich mit der Erfolgsstory von "Schneewittchen" beschäftigt. In Bild und Ton kommen hier viele alte Disney-Mitarbeiter und Legenden zu Wort.
Das Sahnehäubchen sind aber thematisch gelagerte Dreingaben von klassischen Disney-Features, die hier erstmals in HD erhältlich sind. So sind einige Silly Symphonies - einschließlich dem kompletten "Skeleton Dance" - sowie die komplett restaurierten Fassungen von "The Windmill" und dem großen Klassiker "Steamboat Willie" komplett vorhanden. In Aufmachung und Handling ist das gesamte Feature "Hyperion Studios" ein Wucht und eine echte Liebeserklärung an Disney.
Hinter "Mit Disney durch die Jahrzehnte" versteckt sich eine gut gemachte Trailer-Retrospektive mit Einführungen durch unterschiedliche Akteure über die gesamte Disney-Zeit bis heute. Die schwierigen 80-er Jahre sind hier allerdings ordentlich geschönt und lassen zudem "Taran und der Zauberkessel" außen vor.
Einen Blick hinter die aufwendige Synchronarbeit bei Disney kann man bei dem kurzen Feature "Die Stimmen der Figuren" werfen. Mit knapp sieben Minuten läuft das Extra aber viel zu kurz, um einen richtigen Blick hinter die Kulissen zu werfen.
Auch auf der zweiten Disc gibt es wieder ein paar Spiele: ein Lorenfahrt mit den Zwergen und ein "Hiho"-Karaoke-Segment verbreiten Spaß.

FAZIT

Walt Disneys "Schneewittchen und die sieben Zwerge" ist auch heute noch ein erschreckend zeitloser Klassiker, der Jung und Alt gleichermaßen begeistern und erschrecken kann. Als erster abendfüllender Disney-Kinofilm steckt so viel Liebe in jedem kleinen Detail, das man nur staunen kann. Die neuerliche HD-Restauration ist ebenfalls ein kleines Wunder: der Film strahlt in einer Qualität, die selbst bei der Premiere nicht besser war. Mit einer Unmenge Extras zum Film und einer zusätzlichen Film-DVD ist dieses Set eine leichte Empfehlung.



Kay Pinno