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REVIEWS



Russian Transporter   

Russian Transporter
    
Original: Nepobedimyy   (Russland, Malta, 2008)
Laufzeit: ca. 114 Min. (PAL)
Studio: Savoy Film
Regie: Oleg Pogodin
Darsteller: Vladimir Yepifantsev, Sergei Astakov, Olga Fadeva
Format: 2,35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD 5.1 Deutsch, Russisch / DD 2.0 Deutsch
Untertitel: Deutsch
Extras: Trailer
Preis: ca. 10 Euro
Wertung: 3+/ 2 / 4- (Bild/Ton/Extras)


"Ballermann Ost"

So wirklich gut ist das nicht, was der russische Regisseur Oleg Pogodin im Jahre 2007 auf Malta inszeniert hat. „Russian Transporter“ lautet der (deutsche) Titel seines Filmes und der „deutsche“ Titel lässt weder einen Zweifel daran, welche Zielgruppe hier angesprochen werden noch auf welchen Erfolgszug der Verleiher aufspringen möchte. Nun gehören die „Transporter“-Filme sicher nicht unbedingt zu jener Art von cinematografischen Werken, denen man Feinsinn oder gar Vielschichtigkeit vorwerfen könnte. Nein, die „Transporter“-Filme sind eher simpel gestrickt. Aber sie machen einen Heidenspaß. Und Jason Statham, ach, der ist eine Klasse für sich.
An diese Klasse reicht sein russischer Kollege Vladimir Yepifantsev nicht heran, auch wenn der Mann einen zweiten Blick wert ist. Er besitzt die Art von Charisma, die auch amerikanische B-Filmhelden einst besaßen, bevor der klassische B-Film zum C-Film abstürzte und Steven Seagal in die Kleidergröße von John „Gott habe ihn selig“ Candy hineinwuchs. Vladimir Yepifantsev hat jenes Quäntchen von natürlicher Härte, die einen echten Kerl von einem gelackten Kampfsportmuskelklops unterscheidet. Jene Härte die eben notwendig ist, um in einem B-Actionfilm gut auszusehen.
Und „Russian Transporter“ ist ein B-Actionfilm, der immer wieder auf eine wohltuende Art und Weise Dinge zelebriert, die der amerikanische B-Actionfilm seit langer Zeit vermissen lässt. Zum Beispiel eine ordentliche Inszenierung mit einer dynamischen Kamera. Oder ordentlich choreographierte Actionszenen. Wer sich in den letzten Jahren einen Steven-Seagal-Film oder einen Wesley-ich-war-mal-ein-echter-Star-Snipes-Actioner angetan hat, wird den „Russian Transporter“ also aufsaugen wie ein Milka-Süchtiger eine neue Kreation seiner Lieblingsschokoladenmarke nach einer Zwölfmonats-Saft-Diät.
Nur wie gesagt: Trotz der richtigen Zutaten ist der Film nicht wirklich gut. Doch woran liegt’s?

Top-Agent Yegor Kremnyov soll mit anderen Agenten einen wichtigen Zeugen in einem Betrugsverfahren in Malta (illegal) verhaften und nach Russland überführen. Doch kaum befinden sich die russischen Agenten vor dem Anwesen des Zeugen, werden sie alle – bis aus Yegor – von Söldnern abgeschlachtet. Yegor entkommt seinen Häschern nicht nur, es gelingt ihm sogar seiner Zielperson Shering habhaft zu werden. Das Problem: Er sitzt mit Shering auf Malta fest. Und er misstraut dem gesprächigen Zeugen, einem ehemaligen Oligarchen, der seinerseits für Yegor nur Verachtung übrig hat.

Was nun folgt, ist genau das, was man eigentlich von einem B-Actioner erwartet: Etwas Remmidemmi hier, etwas Krawumm da. Und wie gesagt, das alles ist routiniert inszeniert. Hier und da kredenzt Regisseur Pogodin dem Zuschauer sogar ein paar Gewaltausbrüche, die es mit frühen Seagal-Werken aufnehmen können, was die 16-er Freigabe der FSK um so erstaunlicher erscheinen lässt. Weichgespült wird hier nix. Im „Russian Transporter“ tut die Gewalt weh. Sie ist nicht gelackt, sondern recht fies. Aber...

1.) Ja, zu einem B-Film gehört auch eine hübsche Frau. Nur leider ist die weibliche Hauptfigur Nadezhda so überflüssig wie ein Kropf, da sie die Geschichte Null voranbringt und die Dramaturgie nach ihrem Auftauchen ins Stolpern gerät, da nun ja eine dritte Hauptfigur irgendwie in die Story integriert werden muss. Und die Darstellerin Olga Fadeva ist jetzt auch nicht wirklich eine Oscar-Kanditatin.

2.) Die Handlung wird irgendwann wirr. Yegor und Shering führen eine Reihe von Gesprächen, in denen Regisseur und Drehbuchautor Pogodin die Verstrickungen der organisierten Kriminalität, des Oligarchentums und auch russischer Ermittlungsbehörden, die von Verrätern unterlaufen werden, thematisiert. Das ist sicher bemerkenswert vielschichtig für einen B-Film. Nur irgendwann vergisst Pogodin, worauf er bzw. sein alter ego Shering eigentlich hinaus will. Shering sagt zwar ganz viele schlaue Dinge, nur vergisst er zu verlauten, worauf er eigentlich am Ende des Tages hinaus will.

3.) Motorboote explodieren im Bild oder gar nicht. Sie fahren nicht hinter Klippen, hinter denen dann Explosionswolken gen Himmel steigen. Diese Art des Zuschauerhinterslichtführens wurde 1987 verboten. Hier wird es dennoch praktiziert.

4.) Die Spielzeit eines Epilogs sollte nicht 15 Minuten betragen. Zumindest nicht in einem 114-Minuten-Film.

5.) Wenn man sich als Regisseur mit einem Thema wie Antisemitismus kritisch auseinandersetzt (Shering ist Jude, Yegor ist ein Mann mit Vorurteilen), dann läuft man schnell Gefahr, Vorurteile zu bestätigen, wenn denn eine Figur wie Shering als zwielichtiger Geschäftsmann in eine Geschichte eingeführt wird. Um eines klar zu sagen: Antisemitisch ist der Film nicht. Aber er holt sich bei der Thematisierung einige blaue Flecken. Gut gemeint ist eben nicht unbedingt gut gemacht.

So bleibt "Russian Transporter" ein Film mit guten Ansätzen, der aber immer dann, wenn er einen Fehler machen kann, diesen auch gerne mitnimmt.

BILD

Russian Transporter

Bei Tageslichtszenen (der Film spielt auf Malta, dort scheint offenbar gerne und oft die Sonne), wirkt das Bild oft einen Tick zu hell. Man sieht es an den Kontrasten, die dann bei weitem nicht so klar wirken wie bei Innen- oder Nachtszenen. Auch an der Detailschärfe hapert es hier und da.


TON

Russian Transporter

Dass es das noch gibt! Wer einen guten, alten Röhrenfernseher sein Eigentum nennt und über keine externe Tonanlage verfügt, kennt das Problem: Da liegt die DVD im Player - und die Fernsteuerung in der Hand. Die herkömmliche TV-Box versagt einfach ihren Dienst bei der perfekten DD-5.1-Abmischung. Da kommen die Dialoge dann zu leise rüber. Schaltet man aber den Ton nach oben, knallt es plötzlich (weil zum Beispiel Soundeffekte die Boxen erbeben lassen) - und schon steht der Nachbar vor der Tür, der sich über den Lärm beschwert. Abhilfe bietet da eine ganz normale DD-2.0-Abmischung. Doch welcher Verleiher bietet heute noch dieses simple Format an (wenn nicht gerade eine alte TV-Produktion auf DVD zur Veröffentlichung gelangt)?
Dieser Verleiher. Der deutsche Ton liegt in einer DD 2.0- und einer DD 5.1-Abmischung bei. Und der DD-2.0-Ton wurde tatsächlich für einen herkömmlichen Stereofernseher gemixt. Dafür gibt es Sympathiepunkt!

In der DD 5.1-Abmischung fällt auf, dass der Ton sehr oft von vorne kommt. Da fehlt es hin und wieder an Atmosphäre. Dieser Mangel fällt allerdings kaum ins Gewicht. Alles in allem ist die Abmischung "gediegen".

EXTRAS

Da gibt es nix abgesehen von Trailern.

FAZIT

"Russian Transporter" hat eine interessante Ausgangsposition und einen kantigen Helden. Nur leider versteht es Regisseur und Autor Oleg Pogodin nicht, aus diesen Ingredienzien Kapital zu schlagen. Was bleibt sind Ansätze. Eine Neubelebung des B-Actionfilmgenres ist "Russian Transporter" nicht.



Christian Lukas