Diese Webseite verwendet Cookies. Durch die weitere Nutzung erklären Sie sich damit einverstanden. Mehr Informationen  
DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Hautnah - Die Methode Hill - Staffel 3   

Hautnah - Die Methode Hill - Staffel 3
    
Original: Wire in the Blood   (Großbritannien, 2005)
Laufzeit: ca. 332 min
Studio: edel
Regie: Terry McDonough, Andrew Grieve, Alex Pillai
Darsteller: Robson Green, Hermione Norris, u.a.
Format: 1.78:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel: ---
Extras: ---
Preis: ca. 30 Euro
Wertung: 3-/ 2-/ 5 (Bild/Ton/Extras)


"Das dunkle Bild Großbritanniens..."

Wenn sie ermitteln, schalten rund drei Millionen Fernsehzuschauer ihre Geräte ein: Die TV-Ermittler aus Großbritannien. Sonntagabends, 22 Uhr. Der Sendeplatz hat sich im ZDF etabliert, mit dem Einkauf diverser Kriminalserien haben die Mainzer ein gutes Näschen bewiesen; inzwischen haben sich die Serien auch auf dem DVD-Markt zu einem einträglichen Geschäft entwickelt, „Lewis – Der Oxford-Krimi“ erlebt seine deutsche DVD-Premiere, „Inspector Barnaby“ geht dieser Tage in die vierte Runde, „Hautnah – Die Methode Hill“ in Staffel 2. So unterschiedlich die drei Serien sein mögen, eines haben sie gemeinsam: Sie kommen nicht aus dem Hause der legendären BBC.
Bei Fernsehen und Großbritannien denkt man hierzulande unweigerlich an die altehrwürdige Tante BBC, die Mutter aller öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten weltweit. Doch bereits 1954 bekam die BBC private Konkurrenz durch ITV. Um die besondere Stellung der BBC nicht zu unterminieren, entschied sich die Politik seinerzeit dazu, keinen Einzelsender gegen die BBC ins Rennen zu schicken, statt dessen entwickelte sich ein Netzwerk unabhängiger regionaler Privatsender, die unter einem Dach kooperierten und beispielsweise eine eigene überregionale Nachrichtensendung zusammen produzierten.
Das System hat sich gehalten, auch wenn heute de facto nur noch ein großes Unternehmen, ITV plc, die Geschicke des Senders leitet, während die wenigen verbliebenen kleineren Teilhaber kaum mehr als einige regionale Sendeplätze belegen. Die TV-Landschaft hat sich verändert, die BBC besitzt aufgrund einiger Besonderheiten des britischen TV-Rechts nach wie vor eine herausragende Stellung, auf der anderen Seite machen neue Privatsender ITV seine Position als Nummer 2 des britischen Fernsehmarktes streitig.
Was jedoch Kriminalserien betrifft, da hat ITV nicht nur ein ungemein glückliches Händchen in den letzten Jahren bewiesen: „Inspector Barnaby“ ist die erfolgreichste Krimiserie der Welt, noch vor amerikanischen Hochglanzprodukten wie etwa „CSI: Miami“. Es gibt kaum ein Land auf Erden, in dem John Nettles alias Inspector Tom Barnaby nicht ermitteln täte! „Inspector Barnaby“ ist eine Art Rosamunde-Pilcher-Serie mit deftigen Splattereffekten, nett anzuschauen, für Freude schöner englischer Landschaften und stilvoller Morde.

„Hautnah – Die Methode Hill“ stellt da einen krassen Kontrast dar. Die ebenfalls von ITV produzierte Serie, deren dritte Staffel nun auf DVD vorliegt, ist weder schön noch gediegen-stilvoll. Sie ist brutal, düster, nicht selten nihilistisch. Tony Hill, dargestellt von Robson Green, ist Psychiater. Obschon er selbst ein eher ruhiger, an sich freundlicher Zeitgenosse ist, besitzt er eine einzigartige Gabe: Er kann sich in jeden Mörder hineinversetzen. Und von Mördern, Vergewaltigern und Serienkillern wimmelt es in seiner Stadt Bradfield. Bradfield ist zwar nur eine Phantasie, in Wahrheit wird die Serie in Newcastle upon Tyne und Northumberland gedreht. Doch die auf Geschichten der Bestsellerautorin Val McDermid basierende Serie entführt den Zuschauer in ein tristes, der Zukunft pessimistisch entgegen blickendes Großbritannien. An sich bietet jeder Mörder, dem sich Tony Hill zu stellen hat, nichts anderes als einen düsteren Blick in die Zukunft. Oder einen verzweifelten Blick in die Gegenwart.

Schon der erste der vier in dieser Box enthaltenen Spielfilme ist dazu geeignet, selbst einen Sonnentag düster und trist erscheinen zu lassen. Der Tod eines zehnjährigen Jungen scheint sich schnell aufzuklären. Sein Vater hat ihn über Jahre hinweg misshandelt; er ist psychisch krank, folglich ist er der Täter. Ganz klar. Doch Tony Hill zweifelt an der Täterschaft des Vaters. Und tatsächlich stößt Tony Hill auf Ungereimtheiten.

„Mackie Messer“, Film zwei, berichtet vom Mord an einer Prostituierten und einem jungen Ehepaar, gleichfalls einen Dreifachmord zu klären hat Tony Hill in „Freitag, der 13.“, ein Heckenschütze wiederum versetzt Bradfield im vierten Film, „Das Spiel des Todes“, in Angst und Schrecken.

Nein, mit der Behaglichkeit eines „Inspector Barnaby“ hat diese ITV-Serie nichts gemein. „Hautnah – Die Methode Hill“ ist vielmehr das vielleicht düsterste Stück Fernsehunterhaltung, das die britischen Inseln zu bieten haben. Diese dritte Staffel, die 2005 im Vereinigten Königreich ausgestrahlt wurde, begeistert auf jeden Fall dank brillanter Drehbücher und eines überragenden Hauptdarstellers. Allerdings: Keiner der vier Filme eignet sich als lustiger Abschluss für einen fröhlichen Spieleabend.

„Hautnah – Die Methode Hill“ ist kein „Tatort“. Es ist Champions-League-Fernsehen!

BILD

Hautnah - Die Methode Hill - Staffel 3

So sehr die Serie im TV ihre Fans begeistern mag, die DVD-Veröffentlichung ist nur bedingt gelungen. Zunächst einmal: Extras (Making ofs, Regiekommentare o.Ä.) sind, vom englischen Originalton abgesehen, Fehlanzeige. Am Übertrag von "Hautnah – Die Methode Hill - Staffel 3" gibt es einiges zu mäkeln: Das Bild weist immer wieder leichte Unschärfen auf, gerade in den Nachtaufnahmen wirkt es nicht selten vergrieselt. Das britische Ausgangsmaterial soll allerdings nicht besser ausfallen, daher lohnt sich der Griff zum Original nicht.

TON

Hautnah - Die Methode Hill - Staffel 3

DD 2.0 für deutsche Hörer und DD 2.0 für Hörer, die den englischen Originalton vorziehen. Mehr braucht die sehr dialogbezogene Serie allerdings auch nicht. Die vielen Monologe, die Robson Green führt, sind eh nicht immer leicht zu verstehen (was ihre Brillanz nicht schmälert), da ist es eigentlich ganz angenehm, dass die Filmemacher auf Soundgedöns verzichten und wirklich ihren Fokus auf die Dialoge richten. Viel Action gibt es eh nicht, da das Gros des Schreckens gar nicht auf dem Bildschirm stattfinden, sondern eher in der Phantasie der Zuschauer.

EXTRAS

Siehe "Inspector Barnaby" oder "Lewis", zwei weitere ITV-Serie, die im ZDF gelaufen sind: Die DVD-Veröffentlichungen dieser Serien bieten, vom O-Ton abgesehen, keine Extras. Gerade in Bezug auf Serien wie diese ist es schade, da beispielsweise die Bestsellerautin Val McDermid bestimmt einiges zur Verfilmung ihrer Ideen zu sagen hätte.

FAZIT

Eine brillante Serie in einer einer mittelprächtig ausgestatteten DVD-Box. Freunde englischer Krimikost kommen jedoch ebenso wenig an dieser Serie vorbei wie solche Zuschauer, die sich gerne mal Filme wie "Sieben" oder Serien á la "Dexter" anschauen.



Christian Lukas