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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Long Weekend   (BLU-RAY)

Long Weekend
    
Original: Long Weekend   (Australien/USA, 2008)
Laufzeit: 88 Min. (1080p)
Studio: Sunfilm
Regie: Jamie Blanks
Darsteller: Jim Caviezel, Claudia Karvan u.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD-Masteraudio 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Kommentar, Production Diary, Outtake
Preis: ca. 18 €
Wertung: 2+/ 2+/ 3+ (Bild/Ton/Extras)


"Ferienfalle!"

Der australische Regisseur, Autor und Komponist Jamie Blanks ist einhellig im Genre "vorbestraft": zu seiner kurzen Filmographie zählen die Beiträge "Urban Legends" und der inzwischen in Deutschland verbotene "Storm Warning".
In beiden Fällen zeichnete sich bereits ab, dass Blanks ein versierter Handwerker mit einem Auge für visuell gut umgesetzte Stimmungsbilder ist. Leider blieb die dramaturgische Ebene dabei immer auf der Strecke. Dies trifft leider auch für sein Remake des australischen 70-er Jahre Klassikers "Long Weekend" zu.
Die ursprüngliche Idee gleicht schon einem High-Concept Produkt eines Filmstudenten: ein Städter-Ehepaar in der Krise fährt zur Erholung in die Natur, um dort ihre Beziehung wieder einzurenken. Doch statt zu idyllischer Harmonie entwickelt sich der Trip zur emotionalen und geistigen Kernschmelze, auf die auch Mutter Natur zu reagieren scheint.

Eigentlich sollte dabei nicht nur die gesellschaftliche Bankrott-Erklärung von Beziehungen sondern auch der allgemeine gesellschaftliche Verlust der Verbindung zur Natur und die selbstbezogene Ignoranz in allen Bereichen des Handels der "modernen" Menschen thematisiert werden. Hier strandet Regisseur Blanks aber selbst wie seine Protagonisten, die mit Jim Caviezel und Claudia Karvan eigentlich gut besetzt sind, in der Wildnis.
Statt ein echtes Drama zwischen den beiden aufzubauen, beschränkt sich der Film auf den Rückzug auf platte Stereotype: Sie ist eine hysterische wie frustierte Ziege, während er den ignoranten wie depperten Macho mit Tiertötungstrieb geben darf. Subtil bleibt da nichts. Die Verachtung gegeneinander spiegelt sich schließlich auch in der Unachtsamkeit der Camper gegenüber der Natur, die sich nach und nach gegen den Störfaktor "Stadtmensch" zu wehren scheint. Einen Sympathieträger findet man hier nicht. Irgendwie tut einem Caviezels Mann schlussendlich nur ein bisschen mehr Leid.
Wirklich stimmungsvoll baut Blanks in pitoresken Bilder die Natur an der wilden Küste Australiens auf und schafft dadurch eine geradezu (alb)traumhafte Atmosphäre. Leider ist das Gezänk und prollige Verhalten der beiden Städter bereits nach fünf Minuten unerträglich und wird über die restlichen 80 auch nicht besser. Worauf der Film schließlich fatalistisch hinausläuft ist dann auch schnell klar. Ohne wirklich interessanten Konflikt oder finale Punchline bleibt "Long Weekend" somit nur eine gelungene visuelle Stilübung für Jamie Blanks und seinen Kameramann Karl von Moller.

BILD

Long Weekend

Der anamorphe Widescreen-Transfer (2.35:1) gibt das auf HD-Cameras gedrehte Material exzellent wieder. Das digitale Master zeigt natürlich keine altersbedingten Schwächen. Allerdings ist in einigen Aufnahmen eine leichte Körnigkeit erkennbar. Der Digital-übliche etwas verschmierende Videolook ist nur bei einigen dunkleren Szenen erkennbar. Schärfe und Kontrast sind ansonsten exzellent und lassen sowohl die üppige Landschaft als auch die menschlichen Darsteller in allen Details erstrahlen. Die Farben sind kräftig und lebendig. Besonders die vielen starken Grüntöne wirken schon fast ein wenig künstlich. Der Schwarzlevel ist tief und sehr detailreich, aber neigt aufgrund des digitalen Videomasters ein wenig zum "verschwimmen". Die Kompression bleibt sauber und lässt keine Artefakte oder zusätzlichen Störfaktoren erkennen.

TON

Long Weekend

Der DTS-HD-Masteraudio 5.1 Track setzt stark auf subtile Umgebungsgeräusche, die die Natur um die Camper herum wahrlich lebendig werden lässt. In allen Surroundkanälen raschelt und winselt es. Besonders die nächtlichen Szenen leben von dwer wirklich gut austachierten Klangkulisse. Große Knall- oder Schwenkeffekte gibt es aber nicht. Die Musik setzt sich sehr gut zwischen die Soundeffekte und liefert einen feinen Musikteppich, der sich nicht stzörend in den Vordergrund drängt. Die Dialoge sitzen fest und immer gut verständlich im Centerkanal. Gut.

EXTRAS

Den Film begleitet ein laufender Audiokommentar von Regisseur Jamie Blanks und seinen beiden Hauptdarstellern. Im Detail plauschen die drei über die recht intimen Produktionsumstände in der australischen Wildnis. Zwischen zahlreichen aufreibenden Anekdoten über das gefährliche Leben im Outback geben vor allem die Schauspieler viel von ihrem Ansatz an die Rollen preis. Hier wird auch deutlich, dass im einzelnen Szenenaufbau etwas funktionieren kann, aber im Gesamtkorpus des Films einfach durchfällt. Ein unterhaltsamer wie informativer Track, mit dem man den Film sicherlich besser anschauen kann.
Hinter dem "Production Diary" verbirgt sich ein kleines Sammelsurium von unkommentierten Behind-the-Scenes Aufnahmen der Dreharbeiten. Nett, aber irgendwie auch nicht wirklich spannend.
Bei dem "Outtake" handelt es sich tatsächlich um einen drolligen Spaß, bei dem Jim Caviezel in seiner Rolle eine herrliche Christopher Walken Parodie zelebriert. Echt lustig.
Ein trailer zum Film fehlt leider.

FAZIT

Auch eine Portion wirklich guter Atmosphäre kann Jamie Blanks Remake von "Long Weekend" nicht retten. Zu wenig sinnvoller Konflikt oder spannungsvolles Drama wird zwischen den Hauptfiguren aufgebaut, um den Terror in der freien Natur vernünftig zu kontrastieren. Auf Blu-Ray lohnt sich der Film wenigstens wegen der fantastischen Naturaufnahmen und dem Audiokommentar. Eher ein Fall für die Videothek.



Kay Pinno