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REVIEWS



Amityville Horror 2005   

Amityville Horror 2005
    
Original: The Amityville Horror 2005   (USA, 2005)
Laufzeit: 86 Minuten (PAL)
Studio: MGM
Regie: Andrew Douglas
Darsteller: Ryan Reynolds, Melissa George, Philip Baker Hall u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Türkisch
Extras: Kommentar, Making of, Dokumentation u.m.
Preis: ca. 20 €
Wertung: 2+/ 1-/ 2+ (Bild/Ton/Extras)


"Noch eine Haus-Party!"

Nach ihrem Erfolg mit dem Remake des 70-er Jahre Schockers „Texas Chainsaw Massacre“ legt Michael Bay Bays Produktionsfirma mit „The Amityville Horror“ einen zweiten Genre-Klassiker dieser Ära zur Resteverwertung vor. Der Gruselfilm um ein dämonisches Haus basierte auf den Ereignissen um ein Verbrechen, das in der Mitte der 70-er Jahre Schlagzeilen machte und als Inspiration für so einige Genre-Einträge(u.a. trägt Stephen Kings “Shining” viel von der Idee und auch “Poltergeist” scheint ein direkter Ableger zu sein). In dem verschlafenen Nest Amityville erschoss der 23-jährige Ronald Defeo ohne ersichtlichen Grund seine gesamte Familie und stellte sich anschließend selbst der Polizei. In seinen Verhören erzählte er von merkwürdigen Ereignissen im Haus und dass er seine Taten nicht selbst begangen habe, sondern von einer fremden Macht besessen gewesen sei. 13 Monate später zog die Familie Lutz in das Haus und floh nach 28 Tagen in wilder Verzweiflung. Angeblich hatten sich ebenfalls unerklärliche Dinge im Haus ereignet, die die jungen Eltern mit ihren drei Kindern an den Rand des Wahnsinns und fast bis zum Mord trieben. Für das Remake dieses populären Stoffs organisierte sich Michael Bay mit Andrew Douglas ein frisches Talent, das der vermeintlich ausgelutscht klingenden Gruselgeschichte wieder neues Leben einhaucht. Mit erstaunlich effektiver Kameraarbeit gelingt es ihm, dass jeder Winkel des unheimlichen Hauses mit den „Augen“-Fenstern beim Zuschauer für ein flaues Gefühl in der Magengegend sorgt. Ein schwindeliger Höhepunkt: die kleine Chelsea Lutz (Chloe Moretz) balanciert in einer atemberaubend gefährlichen Aufnahme wie in Trance über den Dachfirst. Als Glücksgriff stellt sich auch die restliche Besetzung der Familie heraus. Ryan Reynolds, der eben noch als Vampirjäger in „Blade 3“ unterwegs war, gibt überzeugend den sich immer weiter von seiner Familie entfernenden Stiefvater, während Melissa George als Mutter Lutz von einer liebevollen wie starken Frau zum hysterischen Nervenbündel mutiert. Das gut gespielte Familiendrama hält die übernatürliche Geschichte des Schreckenshauses so ordentlich zusammen, so dass bis zum tödlichen Finale keine Langeweile aufkommt.

BILD

Amityville Horror 2005

Der anamorphe Widescreen-Transfer (2.35:1) sieht extrem gut aus, aber hat trotzdem eine kleine Schwäche aufzuweisen. In einigen Szenen hat sich ein teilweise sehr deutliches Zeilenflimmern eingeschlichen (z.B. der erste Blick auf die Vorderfront des Horror-Hauses). Davon abgesehen gibt’s aber nichts zu meckern. Die Vorlage ist komplett frei von Defekten und brilliert mit einem gestochen scharfen wie detailreichem Bild bei ausgewogenem Kontrast. Die Farben sind sehr kräftig und geben die stilistisch etwas gedämpfte Farbpalette sehr gut wieder. Der Schwarzlevel ist tief aber trotzdem detailreich. Bildelemente werden nicht verschluckt. Die Kompression bleibt ebenfalls sauber. Artefakte oder Hintergrundrauschen treten nicht auf. Fast sehr gut.

TON

Amityville Horror 2005

Audiotechnisch ist die Scheibe auf jeden Fall ein Hit. Der düstere Score wabert durch alle Surroundkanäle und hüllt den Zuschauer gut in die schaurige Atmosphäre ein. Dazu gesellen sich zahlreiche gut plazierte Surroundeffekte, die die gesamte Soundstage voll ausnutzen und auch kleine Sound-“Schrecken” gut an die Ohren bringen. Ob leises Knarzen, ächzende Geräusche oder ein atmosphärisches Unwetter - die Geräuschkulisse wirkt lebendig und sehr homogen. Die Dialoge sitzen derweil gut im Centerkanal und sind immer gut verständlich. Störende Überlappungen gibt es nicht. Sehr gut!

EXTRAS

Zum Film gesellt sich ein laufender Audiokommentar mit Hauptdarsteller Ryan Reynolds und den Produzenten Andrew Form und Brad Fuller. Alle drei Sprecher sind lebhaft an der Diskussion um den Film beteiligt und lassen kaum eine Pause. Von der neuen Konzeption des Films, einschließlich Recherche-Arbeiten über sämtliche Ereignisse des Vorfalls in den 70-ern, bis zu den produktionstechnischen Vorbereitungen (auch im Vergleich zum “Texas Chainsaw Massacre”-Remake) bis hin zu zahlreichen Set-Anekdoten und vielen Kleinigkeiten liefern die Filmemacher einen sehr guten aber auch amüsanten Einblick in die Arbeit an “Amityville Horror”. Besonders Reynolds kann hier gut den Schauspieler-Standpunkt einbringen und erzählt auch gleich mal über seine Erfahrungen mit seiner ersten Bettszene, die er in dem Film absolvieren musste. Ein sehr gelungener Track, den man sich nicht entgehen lassen sollte. Reynolds, Form und Fuller geben ihren Kommentar auch zu den acht geschnittenen Szenen (Standard-Widescreen, gute Qualität) ab. Insgesamt laufen die Szenen knapp acht Minuten und es handelt sich tatsächlich um komplett geschnittene Sequenzen, die allerdings dem Film nicht wirklich fehlen. Nur eine Szene, in der die Lutz-Eltern nochmal den Vorfall mit dem Babysitter relativieren, weil sie einen Bong im Haus gefunden haben, wäre eine schöne Ergänzung gewesen - eben der Versuch, doch noch alles rational zu sehen. Die Dokumentation “Was geschah im Haus der DeFeos” (ca. 17 Min.) beleuchtet noch einmal den teilweise immer noch ungeklärten Familienmord von Amityville. Dabei kommen der damalige Polizeichef, der Kriminal-Pathologe und eine Geisterexpertin zu Wort. Ungeschickterweise werden dabei zwischen den einzelnen Statements immer wieder Bilder des Film-Defeo und nicht der echte Ronald Defeo gezeigt. Interessant bleiben die Aussagen der Zeitzeugen aber auf jeden Fall. Auch das 26-minütige “Making of” kann überzeugen. Statt dem üblichen PR-Fluff wird hier ein schicker Blick hinter die Kulissen geworfen und mit ordentlichen Interviews (einschließlich Michael Bay) verschnitten. Ein echter Hit sind die Schnipsel mit Drehbuchautor Scott Kosar (“The Machinist”), der sehr gelungen über seinen “Haunted House”-Ansatz spricht. Ein zentraler Punkt ist auch die Stuntarbeit mit den Kindern bei der oben schon erwähnten Dachszene. Ein sehr gelungenes “Making of”. Das interaktive Feature “Am Set” zeigt neun “Behind the Scenes”-Segmente während des Films, die an den entsprechenden Stellen automatisch abgespielt werden. Separat können diese unkommentierten Set-Aufnahmen leider nicht abgespielt werden. Eine Bildergalerie zeigt verschiedene Aufnahmen vom Set und Konzeptzeichnungen. Hinter dem Trailer verbirgt sich leider nicht der Kinotrailer zu “Amityville” sondern eine Werbung für “Deuce Bigalow - European Gigolo”. Echter Horror!

FAZIT

Das Remake des “Amityville Horror” ist wirklich ein echter Geheimtipp, der dem baufälligen Genre des Spukhausfilms gekonnt die richtigen Seiten abverlangt. Im Gegensatz zu dem deutlich gealterten Original (siehe hier) bringt dieser Film ein wenig frisches Blut auf die alte Horror-Tapete. Die Scheibe von MGM erfüllt zudem alle Voraussetzungen einer guten DVD-Umsetzung. Auch für Genre-Skeptiker dringend empfohlen.



Kay Pinno