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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Event Horizon HD-SE   (BLU-RAY)

Event Horizon HD-SE
    
Original: Event Horizon   (USA, 1997)
Laufzeit: 96 Minuten (1080p)
Studio: Paramount
Regie: Paul W.S. Anderson
Darsteller: Laurence Fishburn, Sam Neill, Kathleen Quinlan, Sean Pertwee u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD-TrueHD Englisch DD5.1 Deutsch, Fr, It, Spa
Untertitel: Deutsch, Englisch u.a.
Extras: Kommentar, Making of, Deleted Scenes u.m.
Preis: ca. 25 €
Wertung: 1- / 1- / 2+ (Bild/Ton/Extras)


"Das schwarze Höllen-Loch!"

Schon bei seinem Erscheinen im Jahr 1997 spaltete Paul Andersons “Event Horizon” Kinogänger und auch die Kritiker. Die Mischung aus solider Science Fiction und Horrorfilm war seit den frühen 80-ern nicht mehr ordentlich ausprobiert worden. Kein Wunder also, dass es verstörte Reaktionen auf diese böse “Haunted House”-Geschichte im Weltall gab. Zudem geizt Anderson Werk auch nicht mit garstigen Details, die trotz allem schon damals für’s deutsche Kino ab 16 Jahren freigegeben wurden. Ein wahres Wunder, denn die höllischen Visionen der Rettungscrew des Raumschiffs “Louis & Clark” sind nicht ganz ohne. Das 8-köpfige Space-Team wird im Jahr 2047 zur Erkundung des experimentellen Forschungsschiff “Event Horizon” ausgeschickt, das 40 Jahre als verschollen galt und plötzlich aus dem Nichts im All wieder aufgetaucht ist. Der Raumkreuzer wird von Captain Miller (Laurence Fishburne) verlassen vorgefunden. Doch irgendwas scheint mit dem Schiff nicht zu stimmen. Selbst der verantwortliche Wissenschaftler Dr. Weir (Sam Neill) weiß sich zunächst keinen Rat. Erst als die vermeintlichen Retter von schrecklichen Visionen geplagt werden und ein Besatzungsmitglied bei einem “Unfall” beinahe stirbt, soll die Flucht nach vorne angetreten werden. Doch da ist’s für die Astronauten schon zu spät. “Alien” trifft “Shining” in “2001” mit “Hellraiser” könnte als passende Beschreibung von Andersons Schockfest durchgehen. Der oft geäußerte Vorwurf des lauen Ideenklaus trifft bei “Event Horizon” aber einfach nicht zu: aus den bekannten Elementen kreiert Paul Anderson schließlich ein ganz eigenes Biest, das geradezu Lovecraftsche Dimensionen (allerdings ohne Tentakelwesen) annimmt. Atmosphärisch inszeniert und mit gut umrissenen Figuren versehen bleibt “Event Horizon” aber die verpasste Chance, einen wirklich großartigen Film abzuliefern. Ein Problem, das symptomatisch für alle Filme von Anderson zu sein scheint, aber selten so traurig ist wie hier. Eine gekürzte Postproduktionszeit und negative Testvorführungen haben ihre Spuren bei der Kinofassung hinterlassen. Von den ursprünglichen ca. 130 Minuten in der Rohschnittfassung blieb nicht mehr viel übrig. Dabei fielen nicht nur explizitere Effekteaufnahmen sondern auch ein paar kleinere Nebenhandlungen der Schere zum Opfer. Leider wurde ebenfalls für diese neue Special Edition die Gelegenheit verschlafen, einen Director’s Cut abzuliefern, der die Tempoprobleme im Mittelteil beseitigt und die Schocks noch besser raffinieren könnte. Im Extramaterial (s.u.) äußert sich Anderson insofern dazu, als dass er behauptet, dass das aufgefundene Filmmaterial der geschnittenen Elemente in keinem guten Zustand mehr gewesen ist. Trotz allem ist der Film - abgesehen von zwei bis drei offensichtlichen CGI-Effekten (vornehmlich einige Gravitationseffekte) - immer noch ein visuelles Fest, das mit ordentlicher Gänsehaut-Atmosphäre einen festen Platz im Genre-Olymp sicher hat.

BILD

Event Horizon HD-SE

Der neue anamorphe HD-Widescreen-Transfer (2.35:1) ist eine echte Wucht und zeigt, was auch aus nicht mehr ganz jungen Filmen herauszuholen ist. Hier kommt jedoch auch ein kleiner "Nachteil" ins Spiel - der großartige Transfer zeigt schonungslos kleinere Bildpunkte und auch ein paar kleinere Verunreihnungen, die einen daran erinnern, dass man hier einen Film schaut. Das Kino-Feeling wird dadurch allerdings sehr gut hergestellt. In brillanter Schärfe und sehr gutem Kontrast lassen sich selbst kleinste Details in Wideshots gut erkennen. Die Farben sind absolut kräftig und lassen das dunkle Blau im Schiff, die flammenden Rottöne im Finale und den grünen Platinenkorridor schon fast unwirklich erscheinen. Der Schwarzlevel ist ebenfalls sehr kräftig, aber eben auch sehr detailreich. Alle Bildelemente lassen sich auch in dunklen Szenen immer noch gut erkennen. Wer hier im Finale mal das Standbild anwirft, wird eine höllische Überraschung ob der visuellen Brillianz des Horrors erleben. Die Kompression ist visuell absolut nicht bemerkbar. Sehr gut.

TON

Event Horizon HD-SE

Nur der englische Ton ist im DD-TrueHD5.1 vorhanden, während die anderen Tracks im DD5.1 Format vorliegen. Der deutsche DTS-Track wurde nicht von der DVD portiert. Dennoch ist der Sound hier in allen Bereichen echtes Referenz-Material: Der gezielte Einsatz von direktional ortbaren Surroundeffekten ist wirklich eine große Unterstützung für die geniale Atmosphäre des Films. In der Schwerelosigkeit tickert eine Uhr durch den Raum oder die Kühlflüssigkeit globbert einem tatsächlich entgegen. Auch die Soundeffekte der Visionen legen sich gezielt in die Surroundkanäle und lassen wirklich das Gefühl aufkommen, nicht allein im Zimmer zu sein. Echt unheimlich. Auch die Dialoge huschen mal in die restliche Soundstage, aber sind vornehmlich im Centerkanal immer gut verständlich zu finden. Die Musik mischt sich ebenfalls gut und ohne störende Überlappungen in alle Kanäle. Sehr gut.

EXTRAS

Auf eine limitierte Sammler-Verpackung wurde bei der Blu-Ray verzichtet. Nicht jedoch auf die umfangreichen Extras der Special Edition, die hier komplett vorhanden sind:
Den Hauptfilm begleitet ein Audiokommentar mit Regisseur Paul Anderson und seinem Produzenten Jeremy Bolt. Leider fällt der Kommentar der beiden Freunde eher etwas trocken aus. Zwar werden einige produktionsrelevante Einzelheiten wie die aufwendigen Modellaufnahmen und die Probleme mit den Zero-Gravity-Szenen ausgeplaudert, aber so richtig kommen die beiden Erzähler nicht aus dem Quark. Hier und da fällt dann aber doch mal ein Wort über die ursprüngliche Fassung des Films und wie man sich einzelne Szenen besser vorgestellt hätte. Dennoch wird auch einiges auf dem Bildschirm einfach mal erstaunt wiederholt oder erschrocken zusammengezuckt - sowohl Anderson als auch Bolt haben den Film lange nicht mehr gesehen. Anderson gibt auch zu, sehr stark von “Alien” und Robert Wise “Bis das Blut gefriert” beeinflusst worden zu sein. Auch andere Hommagen werden an den entsprechenden Stellen ausgewiesen. Dennoch fehlt dem Track einfach ein wenig das “Fleisch”. Zu wenig wird über die Konzeption des Films und der Geschichte verraten. Insgesamt ein durchschnittlicher Kommentar, von dem man sich mehr hätte erhoffen können.

Inhaltlich ordentlich nachgebessert wird dafür im fünfteiligen “Making of” (ca. 103 Min.). Anderson und Bolt sind hier wieder prominent vertreten. Aber auch Schauspieler Jason Isaacs und der englische Special Make-Up Meister Bob Keen dürfen ihre Erfahrungen auf der Event Horizon preisgeben. Hier werden sämtliche Löcher gestopft, die der Audiokommentar offen gelassen hat. Story-Konzeption, Design und Effekte, Musik und die problematische Postproduktionsphase einschließlich Kürzungsprozess werden detailliert besprochen. Hier gibt’s sogar zwei unvollständige geschnittene Szenen (das “Höllen-Logbuch” und ein “Zahn-Fund”) zu sehen, die nicht bei den Deleted Scenes auftauchen. Leider sind in der Dokumentation nur wenige Behind-The-Scenes Aufnahmen eingeflochten, so dass lange Passagen nur mit “sprechenden Köpfen” gefüllt sind, was ein wenig anstrengt.
Hinter “Geheimnisse” verbergen sich nun drei der ominösen geschnittenen Szenen, die aufgrund der spärlichen Qualität (Filmelemente sollen laut Anderson u.a. in einem Bunker in Transsylvanien aufbewahrt worden sein!) nicht wirklich zufriedenstellen können. Alle Szenen sind mit einem Audiokommentar von Anderson versehen. Eine frühe “Briefing-Szene”, in der Dr. Weir über das auftauchen der “Event Horizon” informiert wird, zeigt etwas zu früh, dass der Wissenschaftler von diesem Schiff wie besessen scheint. Die zweite Szene zeigt ein wenig mehr blutige Details beim Tod von Jason Isaacs, während die dritte Szene eine famose Hommage an “Der Exorzist” und eine etwas längere (aber dennoch enttäuschende) Höllensequenz beinhaltet. Auch diese Szenen lassen leider nur wenig ahnen, wie ein richtig getunter Director’s Cut des Films ausgesehen hätte.
Die “Ungesehene Event Horizon” enthält einen Storyboard-Kommentar zu einer nicht gefilmten “Rettungsszene”, die eigentlich den Film ursprünglich eröffnen sollte. Anderson erklärt zwar schick das Konzept der Szene und das sie deren wichtige Actionsequenz an einer anderen Stelle im Film verbraten haben, aber die Storyboards selbst sind wenig aufschlussreich und verwirrend. Die “Konzept-Galerie” wird ebenfalls von einem Kommentar des Regisseurs begleitet. Die aufwendigen und detaillierten Zeichnungen geben schon einen sehr getreuen Blick des Films wieder und zeigen deutlich die Sorgfalt bei der Vorbereitung des Films.

Hinter “Punkt ohne Wiederkehr” verbergen sich insgesamt vier Behind-The-Scenes Clips (ca. 9 Min.), die ebenfalls von Paul Anderson sehr schön kommentiert werden. Zu sehen gibt’s hier neben einer lustigen Geburtstagsansprache des Regisseurs auch die aufwendigen Aufnahmen für bestimmte visuelle Effekte (Flammentunnel und Schwerelosigkeit). Ein wesentlich besserer Kniff, statt den üblichen sonst unkommentierten Aufnahmen.
Zum Schluss gibt’s auch noch einen Kino- und Videotrailer von “Event Horizon” zu sehen.

FAZIT

Das Upgrade auf Blu-Ray ist bei diesem umwerfenden Bild geradezu Pflicht. Der hochauflösende Terror im Weltall wirkt hier nochmals beklemmender. Sämtliche Extras der ursprünglichen Special Edition wurden außerdem übernommen. Eine klare Empfehlung - auch für Besitzer der DVD!



Kay Pinno