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REVIEWS



Jenifer   

Jenifer
    
Original: Jenifer   (USA, 2005)
Laufzeit: 56 Minuten (PAL)
Studio: Splendid
Regie: Dario Argento
Darsteller: Steven Weber, Carrie Fleming, Cynthia Garris, Harris Alan u.v.a.
Format: 1.78:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Extras: Interviews, Behind the Scenes u.m.
Preis: ca. 17 Euro
Wertung: 2 / 2 / 3+ (Bild/Ton/Extras)


"Dario Cronenberg!"

Der Anfang von Dario Argentos Episode sieht noch ganz klar nach der Handschrift des alten Giallo-Veteran aus. An einem abgelegenen Waldstück bemerkt Polizist Frank Spivey (Steven Weber) wie ein kahlköpfiger Mann im Trenchcoat eine gefesselte Blondine hinter sich herschleift. Der aufgeregte Sittenstrolch zückt schließlich ein Beil, um dem Mädchen den Garaus zu machen. Einige Schüsse später ist der Wahnsinnige dahin und Frank sieht erstmals in das deformierte Gesicht von Jenifer (Carrie Fleming), die anscheinend nicht sprechen kann, sondern nur animalische Grunzlaute von sich gibt. Nach dem üblichen Polizeiprozedere nimmt Frank das verstörte Wesen erstmal mit nach Hause, da sie sonst niemanden zu haben scheint, der sich um sie kümmert. Franks Samaritertum stößt bei Frau und Kind aber nicht auf Gegenliebe, was schließlich zu einer kruden Reaktion von Jenifer führt. Sie frisst ganz einfach die Hauskatze auf. Damit ist Frank erstmal wieder Single und gibt sich trotz einer ersten Abneigung seiner Leidenschaft zu der äußerst gut gebauten Jenifer hin. Doch der animalische Sex fordert Opfer. Die wilde Blondine bekommt Hunger und den kann sie nur mit Fleisch stillen. Argentos Episode erinnert von der Konzeption an die frühen Werke David Cronenbergs wie “Shivers” oder "Rabid". Aber auch Frank Henenlotters “Braindamage” (deutscher Titel “Elmer”) kommt einem in den Sinn. Frank Spivey wird schließlich von seinem menschenfressenden Sexualparasiten abhängig und beginnt ein abseitiges “Junkie”-Leben, bei dem er über Jenifers Tischmanieren einfach hinwegsieht. Sicher fehlt es der Episode ein wenig an Überraschungspotential, was aber durch die zwei klassischen Exploitation-Komponenten ausgeglichen wird. Reichlich (seltsamer) Sex und eine ordentliche Portion Gore dürften Genre-Freunde versöhnlich stimmen, auch wenn Argento hier nicht zu seinen üblichen Inszenierungsspielereien kommt. Dafür gibt’s aber noch einen recht zurückhaltenden Score von “Goblin”-Frontmann Claudio Simonetti. Im Gegensatz zu “Cigarette Burns” ist diese Folge außerdem ungeschnitten.

BILD

Jenifer

Das anamorphe Bild (1.78:1) basiert auch hier wieder auf einer guten Vorlage, die keine analogen Rückstände wie Spratzer, Bildpunkte oder Dreckspuren erkennen lässt. Dennoch ist eine leichte Körnigkeit des Bildes festzustellen. Schärfe und Kontrast sind trotzdem sehr gut. Im Gegensatz zu “Cigarette Burns” bleibt der Schwarzlevel hier auch stabil. Dunkle Bildteile bleiben stark, aber liefern trotzdem ein detailreiches Bild. Die Farben sind äußerst kräftig. Auch in bewegten Bildteilen ließ sich kein größeres Hintergrundrauschen feststellen. Die Kompression ist absolut sauber und lässt keine Artefakte oder Ruckeleien auftreten. Ab und an tritt aber an Konturen ein seichtes Zeilenflimmern auf.

TON

Jenifer

Der DD5.1-Track setzt auf Deutsch und Englisch besonders gut die Musik von Claudio Simonetti um, die hier weniger an den üblichen “Goblin”-Sound sondern eher an Pino Donaggio erinnert. Dezent wird auch hier der Klang über alle Surroundkanäle verteilt und sorgt für eine echt unwohlige Grundstimmung. Ansonsten gibt’s hier solide Surroundkost zu hören, die über gut plazierte Dialoge und Jenifers Essgeräusche kaum hinausragt. Für die deutsche Tonspur wurden die Dialoge zudem wieder etwas stärker in den Vordergrund gemischt. Der englische Track wirkt hier wieder viel dynamischer. Ansonsten gibt’s aber keine störenden Überlappungen oder Fehler in der Abmischung.

EXTRAS

Bei den Extras bleibt dem deutschen Käufer wieder einmal der Audiokommentar des Regisseurs “erspart”. Das siebenteilige “Making of” (ca. 41 Min.) ist ein Sammelsurium aus Behind-The-Scenes Aufnahmen, bei denen größtenteils Howard Berger von K.N.B.-Effects seine Arbeit mal wieder frei kommentieren kann. So wird fast die gesamte Entstehung des Jenifer-Make-Ups mitverfolgt, wobei auch der originale Comic-Strip (aus der Feder von Bernie Wrightson) gezeigt wird. Dazu gibt’s auch noch drei weitere Behind-the-Scenes Segmente (ca. 10 Min.), die ganz ohne Kommentar auskommen müssen und die trockene Arbeit am Set zeigen. Als Ausgleich dafür dienen die drei Interviews zur Folge: Dario Argento (12 Min.) hat leider nicht viel zu sagen, was zum Teil an seinem immer noch sehr gebrochenem Englisch liegt und zum anderen an der wieder mal etwas konfusen Fragestellung des Interviewers. Weitaus besser sind die Clips mit Autor/Hauptdarsteller Steven Weber (12 Min.) und Jenifer-Darstellerin Carrie Fleming (15 Min.). Weber erläutert detailliert, wie er die knapp 14-seitige Comic-Geschichte, die er einst in einem Feriencamp gelesen hatte, für die “Masters of Horror” in eine einstündige Episode umwandeln konnte. Carrie Fleming outet sich derweil als großer Horrorfan und erläutert explizit und ohne Scham ihre Interpretation der Figur Jenifer und wie sie mit dieser freizügigen Rolle umgeht. Zum Abschluss gibt’s wieder mal eine Kurzbiographie: diesmal natürlich von Dario Argento.

FAZIT

Klassische Argento-Fans werden von “Jenifer” sicherlich eher enttäuscht sein, da die Folge die typische Handschrift des italienischen Schockmeisters doch ein wenig vermissen lässt. Dennoch ist “Jenifer” ein würdiger zweiter Eintrag im “Masters of Horror”-Tagebuch, an dem Genrefreunde sicher gefallen finden werden. Die Scheibe von Splendid lässt wieder den Audiokommentar vermissen, aber kann immerhin mit mehr Behind-the-Scenes Material als “Cigarette Burns” punkten.



Kay Pinno