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REVIEWS



Windtalkers   

Windtalkers
    
Original: Windtalkers   (USA, 2002)
Laufzeit: 129 Minuten (PAL)
Studio: MGM
Regie: John Woo
Darsteller: Nicolas Cage, Christian Slater, Adam Beach, Roger Willie, Peter Stormare u.v.a.
Format: 2.40:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD 5.1 Deutsch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Extras: 2 Kommentare, Making of, Boot Camp u.m.
Preis: ca. 25 €
Wertung: 1 / 1-/ 2- (Bild/Ton/Extras)


"Film ist Krieg!"

Obiges Motto gilt für Kugelballettmeister John Woo ganz besonders. Schon bei seiner Hongkong-Abschiedsextravaganz “Hard Boiled” wollte er das finale Krankenhaus-Set derart mit Explosivmaterial vollstopfen, dass sich der Pyrotechniker ihm verweigerte. Für “Windtalkers” hatte der asiatische Pyromane aber freie Hand. In dem 2.Weltkriegsopus fliegt dem Zuschauer alles um die Ohren, was am Set nicht außerhalb der Sicht von “General Woo” war. Doch genau wie bei “Hard Boiled” befindet sich unter dem Action-Overkill eine solide Geschichte. An der Front im Südpazifik sollen die Soldaten Joe Enders (Nick Cage) und Ox Anderson (Christian Slater) auf die indianischen Funker Ben Yahzee (Adam Beach) und Charlie Whitehorse ( Navajo-Indianer Roger Willie) aufpassen. Sie beherrschen den auf der Navajo-Sprache basierenden Kommunikationscode, den der japanische Feind nicht knacken kann. Der Auftrag der Soldaten, den Code “um jeden Preis” zu beschützen, beinhaltet somit auch das Töten der Navajo-Partner im Falle einer Gefangennahme. In der Schlacht um die strategisch wichtige Insel Saipan werden die Waffenbrüder immer schneller mit dieser heiklen Option konfrontiert. Ausgerechnet für “Windtalkers” wollte Woo “einen eher dokumentarischen Stil” einschlagen. Das Ergebnis wirkt zwiespältig. Der erste massive Ansturm der Amerikaner auf die eingegrabenen Stellungen der Japaner wirkt schon imposant: Zwischen hunderten Komparsen rollen Panzer im Dauerfeuer des Gegners in feindliche Bunker, während Bomber dazwischen ihre tödliche Fracht fallen lassen. Das hier die Aufnahmen der feuernden Kriegsschiffe aus schlechten Dokumentaraufnahmen stammen, reißt den Zuschauer aber aus der perfekten Illusion. Für seine Akteure nimmt sich Woo zwischen den Angriffswellen Zeit. Statt patriotischem Hurra-Geschrei im Stile von “Pearl Harbor” gibt’s pessimistische Gedanken: “Zuhause würde ich jetzt bei einem Barbecue Steaks grillen und hier grille ich Menschen mit einem riesigen Zippo”, meint einer der Soldaten mit Flammenwerfer. Dass er wenige Filmminuten später in einer der schockierendsten Momente von “Windtalkers” selbst gegrillt wird ahnt er nicht. Bei den dramatischen Gefühlsgranaten ist “General Woo” allerdings die Munition ausgegangen. Statt einem emotional aufwühlenden Finale im Stile von “Bullet in the Head” lässt er den Zuschauer einfach im Kugelhagel stehen. Da musste der Regisseur wohl selbst den Zuschauer opfern, um den kommerziellen Filmstudio-Code um jeden Preis zu wahren.

BILD

Windtalkers

Ganz im Gegensatz zum Film kann man das Bild glücklicherweise nicht als Kriegsgebiet bezeichenen. Die Vorlage ist entsprechend des jungen Alters von bester Güte und enthüllt keine Verschmutzungen oder Grieseln. Schärfe und Kontrast sind wohl ausbalanciert und sorgen für ein detailreiches Bild in jeder Situation. Selbst die üblichen Schwierigkeiten (Schmieren, Grieseln Schärfeverlust) bei verrauchten Szenen kommen hier nicht zum tragen. Die wenigen dunklen Szene werden mit einem starken Schwarzlevel stabilisiert. Die Farben kommen ebenfalls sehr stark, fast ein wenig unnatürlich heraus. Da hauptsächlich eine Mischung aus orangem Sand und Erde sowie saftigem Grün von den Grasern der Insel vorherrscht, wird auch der Zuschauer in ein unwirkliches Setting versetzt. Die Kompression bleibt konstant und sorgt für ein stabiles Bild in den vielen Kamerafahrten von Woo-Woo-Choo-Choo. Artefakte oder Bildrauschen wurden nicht festgestellt.

TON

Windtalkers

Wie man es von einem zünftigen Woo-Film erwarten kann, wird in “Windtalkers” natürlich richtig Gas gegeben. Bis auf die eher wenigen ruhigen Momente fliegen dem Zuschauer wirklich permanent die Kugeln um die Ohren. Gut ausgewogen gehen Musik, Effekte und Dialoge Hand in Hand ohne sich den Raum zu nehmen. Nur die etwas käsige Marschmusik bei den Kampfszenen schlägt ab und an etwas über die Stränge. Zahlreiche 360-Grad-Effekte und gezielte direktionale Momente wie die Bombing-Runs der Flieger gegen die japanischen Stellungen geben eine gute Surround-Demo ab. Neben dem Kriegskrawall in allen Ausführungen werden die ruhigen Dialogmomente auch mit einem sehr guten atmosphärischen Background begleitet. So bleibt die Soundkulisse konstant lebendig und voll geöffnet. Sehr gut.

EXTRAS

Im Gegensatz zur ersten amerikanischen Veröffentlichung von MGM hat die europäische Fassung sofort das Special Edition Treatment spendiert bekommen. Der erste Audiokommentar von Nicholas Cage und Christian Slater ist bei weitem nicht so langweilig wie man zuerst vermuten würde. Auch wenn Cage sich gleich zu Beginn als Spielberg-Jünger outet (“Eigentlich mag ich Audiokommentare nicht, weil hier zuviele Tricks verraten werden und dem Zuschauer die Illusion genommen wird.”) stimmt die Chemie zwischen ihm und Slater. Beide berichten intensiv über die Erfahrung von “Windtalkers” und wieder mit John Woo zusammenarbeiten. Hier gibt es zudem viel über die Konzepte hinter den Figuren zu erfahren und einige kleine Anekdoten. Kommentar Nummer Zwei wird von Navajo-Indianer und Schauspieler Roger Willie und dem Veteran Codetalker Albert Smith gesprochen. Hier geht es fast in den esotherischen Bereich. In erstaunlicher Tiefe sprechen beide über eigene Erfahrungen in Krieg bzw. Film sowie über die indianische Kultur. Die ruhige Sprechweise und die Fülle an Information erfordert allerdings eine große Konzentration beim Zuhören ohne den Faden zu verlieren. Die Dokumentation “Windtalkers Bravo Special” entpuppt sich als 12-minütige PR-Veranstaltung, die aber gerade noch soviel “gute Informationen” vermittelt, dass man damit Leben kann. Das “Actor’s Bootcamp” ist ein 15-minütiger Zusammenschnitt des militärischen Trainingslagers, dass die Akteure durchlaufen mussten. Neben On-Camera Interview sind bei einigen Szenen auch Off-Kommentare der Schauspieler unter die Bilder gelegt worden. Unter “Einblick ins Set” lassen sich vier ca. fünfminütige Videos zu jeweils großen Actionmomenten finden. Hier gibt es unkommentierte Aufnahmen vom Set, die allerdings einen sehr guten Eindruck von der massiven Arbeit hinter und vor der Kamera vermitteln. Eine Fotogalerie beschließt das Zusatzmaterial. Der Trailer zu “Windtalkers” ist aus unerfindlichen Grunden nicht vorhanden.

FAZIT

Mit Sicherheit ist “Windtalkers” der beste Kriegsfilm aus der Hollywood-Propaganda Produktion der letzten Jahre. Trotzdem bleibt er hinter den Erwartungen an einen Woo-Film zurück. Die Scheibe selbst ist gut gelungen und bietet einige nette Extras. Nur der Kommentar von John Woo wird schmerzlich vermisst. Trotzdem eine Empfehlung.



Kay Pinno