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REVIEWS



Unendliche Geschichte, Die   

Unendliche Geschichte, Die
    
Original: Die unendliche Geschichte   (BRD, 1984)
Laufzeit: 98 Minuten (PAL) / US-Version ca. 91 Min.
Studio: BMG
Regie: Wolfgang Petersen
Darsteller: Noah Hathaway, Barret Oliver, Tami Stronach, Tilo Prückner, u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD5.1 Deutsch / US-Version DS Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: US-Fassung
Preis: ca. 20 €
Wertung: 3-/ 3+/ 5- (Bild/Ton/Extras)


"Making a long Story short"

Wenn heutzutage jemand auf die Idee kommen würde, einen Fantasy-Film nach einer geliebten Buchvorlage so zu behandeln wie Wolfgang Petersen anno 1984 die “Unendliche Geschichte”, würde diese Person sicherlich eines schmachvollen Todes sterben. Fast bis zur Unkenntlichkeit zusammengekürzt und mit einem absolut unpassenden Ende (in einer unendlichen Geschichte!!!) versehen, blieb nur wenig von der Zauberwelt des Buches auf der Leinwand, so daß selbst Autor Michael Ende seinen Namen von dem Film zurückzog. Ist die “Unendliche Geschichte” denn ein schlechter Film? Ganz bestimmt nicht. Petersen besaß den Mut eine wirklich phantastische Welt zu kreieren, die eigentlich erst mit dem heutigen Stand der digitalen Technik möglich gewesen wäre. Zudem produzierte er auch noch im filmischen Entwicklungsland Deutschland einen keinen intellektuellen Film sondern versuchte sich am großen internationalem Entertainment. Und ganz auf sich allein gestellt funktioniert dieser deutsche Experimentalfilm in Sachen Unterhaltung mit einem “Harryhausenesquem” Charme auch heute noch: Der kleine Bastian (Barret Oliver) ist ein Tagträumer. Seitdem seine Mutter gestorben ist, zieht er sich immer öfter in die phantastischen Welten von Büchern zurück. Als er durch einen Zufall in einem Antiquariat an ein seltsames Buch mit dem Titel “Die unendliche Geschichte” gerät, beginnt für ihn ein Abenteuer, das größer ist, als er es sich je hätte träumen lassen. Auf dem Speicher seiner Schule liest er sich immer tiefer in die Abenteuer des jungen Kriegers Atreju (Noah Hathaway), der das Land Phantasien vor dem Untergang durch das mysteriöse “Nichts” retten soll. Der Film “Die unendliche Geschichte” veranlasste mich zum ersten Mal in meinem Leben ein Buch komplett und an einem Stück in Nullkommanichts durchzulesen. Auch wenn Petersens Film tatsächjlich nur die erste Hälfte des Buches erzählt (und selbst davon wiederum nur die Hälfte - also eigentlich höchstens ein Viertel!!) lassen die niedlichen Puppeneffekte und die ergreifende Musik einem nostalgisch den Atem stocken. Und wer glaubt, dass die Diskussion um das gefährdete Seelenheil 6-jähriger Kinobesucher bei phantastischen Filmen wie “Harry Potter” etwas völlig Neues ist, hat keine Ahnung, wie sehr ein finsterer “Gmork” und die voluminösen Brüste von Sphinxen die jugendschützerischen Gemüter erregen können.

BILD

Unendliche Geschichte, Die

Obwohl die anamorphe Widescreenvorlage (2.35:1) für die “Unendliche Geschichte” in einem recht ordentlichen Zustand zu sein gewesen scheint, mussten die Bildmischer wohl fleißig Filter einsetzen, um das Bildrauschen auf ein Minimum zu drücken. Dies gelingt zwar ganz gut - nur wenig Rauschmuster lassen im Hintergrund noch erkennen - , aber leider erheblich zu Lasten der Bildschärfe. Selbst in Nahaufnahmen hat das Bild mit einiger Unschärfe zu kämpfen. Dazu gesellt sich auch noch ein minimales Zeilenflimmern. Dafür bleiben Alterserscheinungen in der Vorlage abstinent. Dreckspuren oder andere Verunreinigungen sind so gut wie nicht vorhanden. Obwohl die Farben ein wenig abgedämpft wirken, entspricht dies dem originären Look des Films. Der Schwarzlevel hält ebenfalls ganz gut mit und versorgt die dunkleren Passagen trotz starker Präsenz mit genug Kontrast für kleinere Details. Die Kompression ist ordentlich und lässt keine digitalen Artefakte an die Bildoberfläche. Ein ordentlicher Transfer, der aber leider durch die Rauschfilter zu unscharf geraten ist.

TON

Unendliche Geschichte, Die

Für die deutsche Fassung gibt es nur einen neu abgemischten DD 5.1 Track, der sowohl den schönen Score von Klaus Doldinger zum tragen bringt als auch den Steinbeisser und das Nichts mit ordentlicher Basseinlage versorgt. Viel Surroundeinsatz gibt es auch bei diesem neuen Mix nicht zu verzeichnen, da sich die Action vornehmlich in der Frontstage abspielt. Für die fallenden Felsbrocken des Steinbeissers oder den Niesanfall der alten Morla werden die Surroundkanäle aber mal kurzzeitig aktiv. Die Dialoge sind aufgeräumt und gut verständlich. Allerdings klingen die Stimmen von Bastian Peinigern von der Schule ein wenig unnatürlich verhallt. Nur die zusätzliche US-Fassung (siehe unten) beinhaltet den englischen Ton in Dolby Surround, der ebenfalls eine gute Figur macht. Etwas weniger dynamisch und noch mehr auf die Frontstage ausgelegt bleibt der Sound solide. Auch die englischen Dialoge sind gut zu verstehen und nicht verrauscht.

EXTRAS

Das einzige Extra der DVD ist die alternative, kürzere Fassung von “Die unendliche Geschichte”, die nur mit einem englischen Surroundton und ohne Untertitel versehen ist. Die Bildqualität und das Format (2.35:1 anamorph) entspricht der deutschen Fassung. Die US-Fassung ist ca. 7 Minuten kürzer als die deutsche Fassung und enthält eine andere Titelsequenz mit dem Limahl-Song “Neverending Story”. Zudem enthält die US-Fassung zusätzliche Musik von Giorgo Moroder. Leider wurden weder Trailer, Bilder noch das umfassende für das deutsche Fernsehen produzierte Original “Making of” auf die Scheibe gepresst. Eine verpasste Chance.

FAZIT

Wolfgang Petersens “Die unendliche Geschichte” wirkt aus heutiger Sicht eher wie ein Ray Harryhausenfilm. Die gealterten Effekte sorgen für ein seichtes Schmunzeln. Trotzdem bleibt die wunderbare Kindergeschichte immer noch ergreifend. Die DVD von BMG bringt den fast 20 Jahre alten Film in passabler Qualität ins digitale Zeitalter. Nur die fehlenden Extras vergällen einem den richtigen Spaß.



Kay Pinno