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REVIEWS



Shiri   

Shiri
    
Original: Swiri   (Korea, 1999)
Laufzeit: 125 Minuten (PAL)
Studio: e-m-s
Regie: Je-gyu Kang
Darsteller: Suk-kyu Han, Min-sik Choi, Yoon-Yij Kim, Kang-ho Song u.v.a.
Format: 1.85:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS Deutsch DD5.1 Deutsch, Koreanisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Making of, Interviews, Musikvideo u.m.
Preis: ca. 20 €
Wertung: 3+/ 1-/ 2+ (Bild/Ton/Extras)


"Nord-Kurve!"

Die Geschichte der zwei koreanischen Staaten hat irgendwie erschreckende Ähnlichkeit mit der jüngeren deutschen Vergangenheit. Während der kommunistische Norden in Armut dahindarbt, lebt der kapitalistische Süden auf recht hohem Niveau den amerikanischen Traum von Geld und Erfolg nach. Die Feindschaft zwischen den beiden Staaten beruht so nicht nur auf ideologischer sondern auch auf materieller Basis. Selten hat eine schwarzweiß Malerei soviel Spaß gemacht wie in “Shiri”. Wie eine negative Propaganda-Vorstellung zeigt der Film zu Beginn die unmenschliche Ausbildung einer nordkoreanischen Elite-Einheit. Hier werden gewissenlose Tötungsmaschinen gedrillt und für den bedingslosen Einsatz programmiert. Ein Zeitsprung lässt den Zuschauer schließlich im Jahr 1998 in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul ankommen. Dort sind die Cops Ryu und Lee auf eine fiese Killerin angesetzt, die scheinbar wahrlos hochrangige Politiker und Wissenschaftler tötet. Vor der Kulisse des sich anbahnenden historischen Fußballspiels zwischen den Mannschaften von Nord- und Südkorea kommen die Ermittler schließlich einer großangelegten, terroristischen Verschwörung auf die Schliche, die das Leben tausender Unschuldiger gefährdet. “Shiri” ist sicherlich der Film, der Korea auf die Landschaft der Top-Actionfilmproduzenten in der Welt katapultierte. Nachdem sich in Hongkong nach 1997 ein wenig die große Flaute ausbreitete, trumpften die Koreaner in Südostasien in allen Genres ganz groß auf. Als stilistische Mischung zwischen Hongkongfilm und amerikanischer Hardcore Action kann “Shiri” besonders durch sein cleveres Figurenkonzept begeistern: Eine klassische Buddy-Cop Story wird mit einer fatalen Dreiecksbeziehung gemischt, bei der auch die Terroristen als Typen im Stil von “Stirb Langsam” (besonders krass ist Korea-Superstar Min-Sik Choi als asiatischer Gary-Oldman-Verschnitt, der gerade mit “Old Boy” einen internationalen Megaerfolg feiert!) eine gute Figur machen. Auch wenn die Actionszenen bei weitem nicht so gut choreographiert sind wie in vergleichbaren Hongkong-Produktionen wird hier ordentlich auf die Tube gedrückt. Rasanz ist hier der Schlüssel zum Erfolg, der die verschiedenen Verfolgungsszenen des Films zu einem packenden Erlebnis macht. Auch in Sachen Gewaltdarstellung gibt sich “Shiri” nicht gerade zimperlich. Trotz einer 16-er Freigabe scheint der Film aber vollständig zu sein. Dramaturgisch ist der große Final-Kniff sicherlich für niemanden wirklich große Überraschung. Dafür lässt “Shiri” aber seine Figuren lange genug in dem Leid ihrer tragischen Erkenntnis baden. Wieder mal ein Actionklassiker aus dem wilden Osten.

BILD

Shiri

Die Vorlage für den anamorphen Transfer (1.85:1) ist in relativ guten Zustand. Analoge Rückstände wie Spratzer und Dreckspuren sind kaum vorhanden. Trotzdem lässt sich ein deutlicher Unterschied zwischen den Außen- und den Studioaufnahmen erkennen. Erstere wirken deutlich matschiger als die gut ausgeleuchteten Indoor-Aufnahmen. Schärfe und Kontrast schwanken im ganzen Film aber nur leicht. Die Farben sind ordentlich kräftig und wirken generell natürlich. Nur in wenigen Szenen wie während der Restaurant-Gespräche sind die Farben etwas unnatürlich. Der Schwarzlevel ist allerdings tief wie detailreich und verschluckt keine Bildeelemente. Leider hat sich in die schon vom Film aus hektischen Kamerabewegungen noch ab und an ein zusätzliches Ruckeln eingeschlichen. Die Kompression verhindert das Auftreten von digitalen Artefakten, aber kann über das seichte Hintergrundrauschen nicht hinwegtauschen.

TON

Shiri

Neben der soliden deutschen Sprachfassung, die ebenfalls in DTS auf die Scheibe gespielt wurde, darf man sich auch an dem koreanischen Ton in DD5.1 erfreuen. In beiden Fällen hämmert der Sound ganz gewaltig. Schüsse und Explosionen donnern auf allen Kanälen, während sich auch die Musik gut zwischen den lauten Fronten einfügt. Insgesamt ist der deutsche Ton etwas leiser abgemischt, wobei die Dialoge stark im Center dominieren. Anders hört sich dies beim koreanischen Ton an. Hier sind die Dialoge fast zu realistisch in der Klangkulisse untergebracht. Trotzdem werden hier keine Dialoge verschluckt. Insgesamt ist der Ton hier etwas lauter, wobei Hintergrundgeräusche hier deutlich leiser als im deutschen Ton sind. Ein Unterschied zwischen dem deutschen DTS und DD- Ton konnte nur marginal festgestellt werden, da in beiden Fällen die ambiente Wiedergabe (Hintergrundatmosphäre) exzellent ist.

EXTRAS

Alle Extras zu “Shiri” befinden sich auf der zweiten Disc. Das halbstündige “Making of” fängt zunächst mit dem PR-üblichen Blabla an aber wandelt sich schnell zu einem äußerst interessanten Blick hinter die Entstehung des größten Kinoerfolgs Koreas. Neben zahlreichen Setaufnahmen, bei denen auch unangenehme Details gezeigt werden, werden die Darsteller bei ihrer anstrengenden wie lustigen Rollenvorbereitung begleitet. Wer musste schon mal längere Zeit “Paintball”-Duelle mitmachen, um sich auf einen Film vorzubereiten? Zudem erfährt der geneigte uschauer, dass die Firma Samsung nicht nur einen Teil des Produktionsgeldes bereitstellte, sondern auch teilweise der Firmensitz als Kulisse für den Actionfilm diente (die hausinterne Küche wurde z.B. für eine Szene komplett zerschrotet!). Sehr gut. Einen etwas detaillierteren Blick auf die Stunts und Spezialeffekte liefert ein knapp zehnminütiges Special, dass nocheinmal besonders die bahnbrechende Actionarbeit des Films für koreanische Verhältnisse verdeutlicht. Hinter der “Beschwörung guter Geister” versteckt sich ein sehr kurzes Video über die Eröffnungszeremonie der Dreharbeiten, bei der typisch asiatisch um Glück bei den Göttern für den Dreh gebeten wird. Über 40 Minuten an unkommentierten Behind-The-Scenes Material gibt es bei “Hinter den Kulissen von Shiri” zu sehen. Hier sind aber einige Passagen schon im “Making of” enthalten. Mit dem Musikvideo des Filmsongs “When I dream”, einigen Trailern und einer Bildergalerie mit verschiedenen internationalen Titelmotiven ist die Bonus-DVD schließlich am Ende angelangt.

FAZIT

Mit “Shiri” hat ein längst überfälliger moderner Actionklassiker aus Asien seinen Weg in die deutschen DVD-Kaufregale gefunden. Hier wird schnelle wie harte Action mit einer guten Portion menschlichen Dramas vermischt, wie es im Westen schon lange nicht mehr vorgekommen ist. Die DVD von e-m-s kann sich besonders wegen dem hübschen Bonusmaterial und dem krachenden Sound sehen und hören lassen. Empfohlen.



Kay Pinno