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REVIEWS



Running Scared   

Running Scared
    
Original: Running Scared   (USA, 2005)
Laufzeit: 117 Minuten (PAL)
Studio: e-m-s
Regie: Wayne Kramer
Darsteller: Paul Walker, Cameron Bright, Vera Farmiga, Karel Roden, Chazz Palminteri u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS Deutsch DD5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Kommentar, Interviews u.m.
Preis: ca. 15 €
Wertung: 2 / 1-/ 2- (Bild/Ton/Extras)


"Pistolen-Lauf!"

Auf der Suche nach einer gestohlenen Pistole begibt sich Paul Walker in „Running Scared“ auf einen tödlichen Trip durch die Nacht. Die von Regisseur Wayne Kramer ausgeklügelte Hetzjagd begeistert mit einer düsteren Atmosphäre, hohem Tempo und guten Charakterzeichnungen. Schon aus der Eröffnungsszene hätten andere Regisseure ein Finale gemacht. Während eines Mafia-Drogendeals platzen plötzlich drei maskierte Männer in das schäbige Hotelzimmer. Der Mexican-Standoff verläuft ebenso rasch wie tödlich. Mit Blickwinkel-Aufnahmen der Projektile und einer genialen Kameraführung wird der winzige Raum für einige blutige Sekunden zum Kriegsschauplatz, der Quentin Tarantino alle Ehre gemacht hätte. Nur einer der Angreifer entkommt, während Mafiaboss-Sohn Tony (Johnny Messner) feststellen muss, dass sich hinter den Masken Polizisten versteckten. Jetzt muss seine Mordwaffe verschwinden. Dafür ist Joey Gazelle (Paul Walker) zuständig, der die auffällige Pistole erstmal in einem Geheimversteck in seinem Haus zwischenlagert. Ein schwerer Fehler, denn Nachbarsjunge Oleg (Cameron Bright) entdeckt den Verschlag und benutzt die Waffe, um seinen gewalttätigen Stiefvater anzuschießen. Daraufhin flüchtet er in die Nacht. Für Joey beginnt damit der Alptraum. Auf der Suche nach der Pistole muss er gleichzeitig seine eigenen Leute belügen, den ermittelnden Polizisten ein Schnippchen schlagen und die Spur der Waffe verwischen. Dazu wird auch noch die russische Mafia aktiv, da Olegs Vater mit dem örtlichen Paten verwandt ist. Wayne Kramer („The Cooler“) inszeniert die atemlose Jagd parallel aus Olegs und Joeys Perspektive, um damit in „Winchester ’73“-Manier den Weg eines todbringenden Werkzeugs zu verfolgen – egal ob mit ihm oder für es getötet wird. Olegs Irrfahrt wird zudem gekonnt zu einem bösen Märchen stilisiert. Angefangen von dem fiesen Stiefelternteil begegnen ihm in dieser Nacht auch der böse Wolf und die kinderfressende Hexe – allerdings in sehr realen Gestalten. Dazu schlägt die spannungsgeladene Verfolgung noch jede Menge Haken, die nicht nur Joeys Puls immer weiter in die Höhe treiben. Mit den sehr gut eingefügten Hintergrundgeschichten der Hauptfiguren, die alle eine menschliche Tragödie durchleben müssen, wird „Running Scared“ zum einem ganz großen wie ungewöhnlichen Thriller-Ereignis. Wie der Streifen zudem ungeschnitten eine 16-er Freigabe bekommen konnte, das wird wohl auf ewig ein Geheimnis der FSK bleiben.

BILD

Running Scared

Der anamorphe Widescreen-Transfer (2.35:1) basiert auf einer sehr guten Vorlage, die so gut wie keine analogen Rückstande wie Spratzer und Bildpunkte aufweist. Dennoch sind einige Szenen mit einem deutlichen Hintergrundrauschen und leichter Grieseligkeit versehen. Das liegt allerdings am Ausgangsmaterial, da diese Segmente schon im Kino diesen sonderlichen Look aufwiesen. Darüber hinaus schwanken Schärfe und Kontrast aufgrund des hochstilisierten und leicht desaturierten Looks ein wenig. Generell herrscht aber ein recht gutes Verhältnis, das Hintergrunddetails ordentlich darstellt. Die Farben sind recht kräftig und geben den eigenwillig stilisierten Look des Films gut wieder. Der Schwarzlevel ist dabei sehr tief und tendiert dazu ein paar kleine Details etwas zu verschlucken. Die Kompression bleibt aber durchweg stabil. Artefakte oder Zeilenflimmern tritt trotz einer stark bewegten Kamera nicht auf.

TON

Running Scared

Mit einem ordentlichen Knall eröffnet der deutsche DTS-Track gleich die Ohren die Zuschauer und lässt auch in den folgenden 117 Minuten nicht mehr locker. Aggressiv rauschen Soundeffekte, Dialoge und die eingängige wie unheimliche Musik von Mark Isham durch die gesamte Soundstage. Dazu kommt ein ordentlicher Tiefbass-Einsatz, der einen immer wieder aufrüttelt. Die Dialoge sind aber trotzdem immer gut verständlich und teilweise direktional verteilt. Überhaupt wird die Soundstage dauerhaft zur gut ortbaren 360-Grad Erfahrung. Allein die Anfangsballerei vermittelt das schöne Gefühl mittendrin und nicht bloß dabei zu sein. Störende Überlappungen kommen nicht vor. Auch die beiden DD5.1 Tracks auf Deutsch und Englisch spielen in der selben Liga, aber können nicht mit soviel Bass aufwarten.

EXTRAS

Das große Extra der Scheibe ist der laufende Audiokommentar mit Regisseur Wayne Kramer, der sehr detailliert auf seine stilistische Umsetzung der Geschichte eingeht. Von komplizierten Steadycam-Effekte-Aufnahmen bis zu der Arbeit mit seinen Darstellern vor der Kamera plaudert Kramer fast ohne Pause durch die gesamten zwei Stunden. Interessant sind vor allem seine eigenen Interpretationen zu bestimmten Plotpunkten, die von Zuschauern in Frage gestellt wurden. Darunter fällt nicht nur Joeys geheimes Lager im Haus sondern auch das eigentliche Ende des Films. Kramer macht dabei recht einfach plausibel, warum er sich für die endgültige Auflösung im Film entschieden hat. Zudem lässt er ganz klar durchblicken, dass labberige PG-13 Filme für ihn nicht drin sind und er sich filmisch ganz klar an ein erwachsenes Publikum richten will. Ein weiterer Knaller: 95 Prozent des Films wurden tatsächlich in Prag im Studio gedreht. Nur wenige Außenaufnahmen sind tatsächlich in New Jersey entstanden. Erstaunlich schwer war’s wohl auch die Rechte an den Clips und Referenzen zu John Wayne zu bekommen. Dafür musste Kramer u.a. persönlich beim Sohnematz des Duke vorsprechen! Ein wirklich gelungener Kommentar, der technische wie inhaltliche Aspekte gut an den Zuhörer bringt.

Bei den “Interviews” handelt es sich um einen Zusammenschnitt (ca. 7 Min.), bei dem die Teilnehmer - Paul Walker, Vera Farmiga, Chazz Palminteri, Johnny Messner und Wayne Kramer - leider nicht separat angewählt werden können. Arg viel zu sagen haben alle leider auch nicht. Kurze Statements zur eigenen Rolle, zum Film und zur Zusammenarbeit mit Kramer müssen reichen. Kramer selbst gibt die Komplimente gerne zurück und ist natürlich auch von der Zusammenarbeit begeistert. Wirklich keine Offenbarung.

Die “Behind-the-Scenes”-Aufnahmen (ca. 11 Min.) zeigen unkommentiert die Arbeit an den Sets. Hier kann man die Vorbereitungen und die Durchlaufproben vor und bei den Aufnahmen miterleben.

Der “Storyboard”-Clip zeigt in einer mit der Filmmusik unterlegten Slideshow die hübsch gezeichneten Storyboards der fulminanter Eröffnungssequenz. Diese Storyboards sind ebenfalls komplett in dem Booklet des schick aufgemachten Tincase der DVD noch einmal schön zum Anschauen nachgedruckt.

Weiterhin gibt’s noch den deutschen Kinotrailer, verschiedene TV-Spots und eine Bildergalerie zu sehen. Geschnittene oder alternative Szenen sind leider nicht vorhanden.

FAZIT

Mit “Running Scared” liefert Wayne Kramer ohne Zweifel einen der besten Filme des Jahres ab. Düster, hart, emotional und kompromisslos zugleich lässt dieser finstere Trip durch die Nacht sicher niemanden kalt. Die gelungene Scheibe von e-m-s kann dazu technisch voll überzeugen. Zu einem Kampfpreis von weniger als 15 Euro ist diese Tin-Case-DVD ein absolutes Muss. Also lauft schnell zum Kauf...



Kay Pinno