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REVIEWS



Unsichtbar   

Unsichtbar
    
Original: The Invisible   (USA, 2007)
Laufzeit: 107 Minuten (PAL)
Studio: Buena Vista
Regie: David S. Goyer
Darsteller: Justin Chatwin, Margarita Levieva, Chris Marquette, Marcia Gay Harden u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD5.1 Deutsch, Englisch, Italienisch, Spanisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Tr u.v.m.
Extras: Kommentar, Deleted Scenes, Making of u.m.
Preis: 107 Minuten (PAL)
Wertung: 2+/ 2 / 3 (Bild/Ton/Extras)


"Aus dem Auge, aus dem Sinn!"

Teenager zu sein ist schon wirklich ein übles Leid. Die Hormone spielen verrückt, Schule ist die Hölle und weder die Eltern noch die meisten Altersgenossen verstehen einen. Aus dieser seltsamen wie gefährlichen psychischen Isolation entstehen die seltsamsten Dinge - u.a. das Drehbuch für “Unsichtbar”, dass auf dem schwedischen Film “Den Osynlige” von 2002 beruht. Highschool-Überflieger Nick (Justin Chatwin) hat die Nase voll von seiner wohl behüteten Umwelt. Noch vor der Abschlussfeier will er den Fängen seiner besitzergreifenden Mutter und dem Erwartungsdruck entfliehen, um in London seine eigenen Gehversuche als Schriftsteller zu wagen. Sein bester Kumpel und notorischer Troublemaker Pete (Chris Marquette) bringt ihn jedoch unwissentlich in böse Schwierigkeiten. Um nicht - tatsächlich unschuldig - verprügelt zu werden, verpfeift er ihn an die lokale Schulpsychopathin Annie (Margareta Levieva). Die rastet aus und malträtiert Nick mit ein paar zusätzlichen Schlägern derart heftig, dass er im wahrsten Sinne des Wortes den Geist aufgibt. Zunächst ahnungslos wandert Nick wieder in die Schule, nur um festzustellen, dass ihn niemand mehr sehen und hören kann. In seiner Geisterwelt muss er nun die ungeschminkten Wahrheiten über seine Peinigerin, seine Mutter und seinen besten Freund aus einer ganz neuen Perspektive erleben.
Man muss David Goyer zugute halten, dass er wenigstens versucht, mehr aus der übernatürlichen Konzeption machen. Unsichtbar ist nicht nur der tote Nick. Bereits vorher ist er als Person schon vorher auf keinem Radar mehr - weder Zuhause noch in der Schule wird Nicks reale Persönlichkeit wahrgenommen. Am anderen Ende des sozialen Spektrums steht Annie mit dem selben Problem da. Ihr Zuhause ist zerrüttet und lässt keinen Raum für Hoffnung. Auch sie ist unsichtbar für ihre Eltern und auch für die Schule geworden. Nicks Reaktionen auf seine geisterhaften Beobachtungen spielen aber den Teenagerfrust über langatmige Monologe über die Peinlichkeitsgrenze hinaus. Überraschungsfrei und ohne innere Spannung rollen sich die Konflikte vor den Augen von Nick und den Zuschauern aus, ohne dass eine echte Verbindung zu den Figuren entstehen möchte. Annies Wandlung von der eiskalten wie klar gestörten Soziopathin zur süßen und vergebungsbereiten Discomaus ist schließlich derart unter der Gürtellinie, dass man schon gar nicht mehr hingucken möchte. Goyers Versuch, sich von den stereotypen Figuren zu entfernen, scheitert ebenso kläglich wie Nicks Ausbruch aus den familiären Zwängen. Statt einem mehrdimensionierten wie unbequemen Sozialbild liefert Goyer nur den erhoben pädagogischen Zeigefinger und flüstert dabei leise “Die sind ja alle eigentlich gar nicht so”. Das ist schade, denn aus dieser Konzeption hätte wirklich ein großartiger Abgesang über das Teenagerleben entstehen können.

BILD

Unsichtbar

Der anamorphe Widescreentransfer
(2.35:1) basiert entsprechend des junge Alters des Films auf einer sehr guten Vorlage, die keine Schwächen zeigt. Das sehr kontraststarke Bild wird exzellent und mit einer guten Schärfe reproduziert. Gleich die erste lange Kamerafahrt über das Anwesen von Nicks Mutter lässt dabei die vielen Details deutlich erkennen. Die Farben sind kräftig aber nicht überbetont. Der teilweise leicht desaturierte Look wird gut wiedergegeben. Der Schwarzwert ist sehr tief, aber verschluckt keine Bilddetails. Die Kompression bleibt ebenfalls sauber und hält das Bild immer stabil. Artefakte oder Hintergrundrauschen treten nicht auf.

TON

Unsichtbar

“Unsichtbar” kommt erstaunlicherweise ohne große Surroundspielereien aus. Der deutsche und englische DD5.1-Track sind in ihrer Dynamik und Klarheit gleich auf. Nur die Dialogen sind typischerweise beim deutschen Track etwas in den Vordergrund gemischt. Musik und Soundtrack füllen die gesamte Soundstage aus, wobei festzustellen ist, dass die Klangkulisse insgesamt eher im Frontbereich aktiv ist. Die Dialoge sitzen gut verständlich im Centerkanal und huschen für einige Klassenraumsituationen auch in die Surroundkanäle. Insgesamt solide DD5.1 Spuren ohne besondere Auffälligkeiten.

EXTRAS

Nur durch den Audiokommentar mit David Goyer und Drehbuchautorin Christine Roam erfährt man, dass es sich bei der vorliegenden Fassung um den Director’s Cut des Films handelt. Goyer geht in dem Track auf die längeren Szenen ein und warum sie schließlich in der (PG-13-)Kinofassung fehlten. Beide versuchen zudem ausgiebig zu erklären, wie sie an die Figuren und Schauspieler herangetreten sind und wo die Unterschiede zu dem schwedischen Original liegen. Auch technische Details über komplexe Kamera-Setups und Schnittentscheidungen werden diskutiert. Ein wirklich sehr gelungener Kommentar, der aber leider auch nicht die Diskrepanzen innerhalb der Charakterentwicklung aufdecken kann.
Es gibt insgesamt vier geschnittene Szenen (ca. 5 Min.) zu sehen, die nicht im Director’s Cut enthalten sind. Dabei wird nochmal Annie “liebe Seite” betont und Nicks Freundin besser eingeführt. Die Szenen sind mit einem zuschaltbaren Kommentar von Goyer versehen.
Abschließend sind noch zwei Musikvideos von Titeln des Soundtracks auf der Scheibe. Ein Trailer fehlt leider.

FAZIT

Nach seinem enttäuschenden Abschluss der “Blade”-Trilogie lässt Ex-Drehbuchautor David Goyer den Zuschauer erneut im Regen stehen. Trotz einer guten Konzeption verwandelt sich der Film in schlimmstes Schmierentheater. An der DVD-Umsetzung, die die Unrated-Fassung des Films enthält, gibt’s allerdings nicht zu mäkeln. Bild, Ton und Extras gehen in Ordnung. Dennoch maximal ein Fall für die Videothek.



Kay Pinno