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REVIEWS



Regeln des Spiels   

Regeln des Spiels
    
Original: Rules of Attraction   (USA, 2002)
Laufzeit: 106 Minuten (PAL)
Studio: Concorde
Regie: Roger Avary
Darsteller: James van der Beek, Shannyn Sossamon, Ian Somerhalder, Thomas Ian Nicholas u.v.a.
Format: 1.77:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD5.1 Deutsch DS Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Kommentar, Anatomy of a Scene u.m.
Preis: ca. 20 €
Wertung: 2+/ 2+/ 3 (Bild/Ton/Extras)


"Sex and the Campus!"

Mit Beziehungsstress sollte sich “Dawson‘s Creek” Hauptdarsteller James van der Beek eigentlich auskennen. Doch in “Die Regeln des Spiels” darf er endlich seine fiese Ader so richtig ausleben. Als Student Sean Bateman ist er der große Drogenpusher auf dem Campus des Camden College und knallt eigentlich alles, was ihm vor die Lenden kommt. Als er jedoch der zurückhaltenden Lauren (Shannyn Sossamon) begegnet, scheint sich kurzweilig die Welt für ihn zu verändern. Schreibt sie ihm etwa die geheimnisvollen Liebesbriefe, die er ständig bekommt? Bateman glaubt echte Gefühle für Lauren zu entwickeln. Doch die Dame hat ganz andere Probleme. Sie will sich für ihren Schwarm Viktor (Kip Pardue) enthaltsam zeigen und schaut sich zur Abschreckung vor wilden College-Partys immer ein Buch mit medizinischen Notfällen an. Dafür hat ihr Bekannter, der schwule Paul (Ian Somerhalder), ein Auge auf Sean geworfen. Doch Bateman nutzt den labilen Jungen nur eiskalt aus. Auf der “End of the World”-Party gerät das Beziehungsdurcheinander schließlich völlig außer Kontrolle. Und mit diesem Ende beginnt auch gleich der Film. “Pulp Fiction” Co-Autor Roger Avary lässt sich in seinem dritten Werk wieder nicht auf gängige Konventionen ein. Dafür lieferte ihm “American Psycho”-Skandal-Autor Bret Easton Ellis mit seinem Buch “Rules of Attraction” (so eben der passendere Originaltitel des Films) eine zu knifflige Vorlage. Zu viele Figuren und separate Erzählstränge mussten in diesem Verwirrspiel miteinander verwoben werden. Dafür lässt der Regisseur seinen Film auch onscreen rückwärts laufen. Dabei wird’s einmal besonders eklig: nachdem sich ein Junge beim Sex übergeben hat, fluppscht ihm die Soße eben gleich wieder ‘rein. Mahlzeit! Ein besonderer Trip ist auch die flashige Fast-Foward-Tour durch Viktors Ausflug nach Europa: in sekundenschnelle wird gereist, getanzt, gekifft und gepoppt. Zwischen emotionsloser Oberflächlichkeit und der verzweifelten Suche nach Identität zeichnen Ellis und Avary eine düstere Vision vom Scheitern zwischenmenschlicher Beziehungen. “Niemand wird einen anderen Menschen je kennen”, schmettert Lauren bitter die vermutlich einzige Liebeserklärung in Sean Batemans Leben ab. Daraufhin landet die erste Schneeflocke des Winters auf Batemans erstarrtem Gesicht und schmilzt zu einer künstlichen Träne. So kaltschnäuzig poetisch kann gutes Kino eben sein.

BILD

Regeln des Spiels

Der anamorphe Transfer (1.77:1) ist sehr gut gelungen aber die Vorlage hat noch winzige Rückstände von Bildpunkten und kleinen Spratzern, die aber kaum auffallen. Schärfe und Kontrast sind gut obwohl der Kontrast insgesamt etwas zu harsch ausgefallen ist und dem Film zusätzlich ein etwas künstliches aussehen verleiht.Die Schärfe wird in einigen kurzen Szenen durch auftretende Grobkörnigkeit des Bildes etwas gemindert. Die Farben sind kräftig aber nicht überbetont und geben die absichtlich seltsam ausgewählte Farbpalette des Films gut wieder. Der Schwarzlevel ist sehr tief aber äußerst detailreich und verschluckt keine Bildelemente. Die Kompression hält das Bild stabil und verhindert die Bildung von digitalen Artefakten. Insgesamt fast sehr gut.

TON

Regeln des Spiels

Auch wenn “Die Regeln des Spiels” eher ein Dialog-lastiger Film ist und wenig Raum für die klassischen Surroundspielchen gibt wurde der Ton äußerst minutiös bearbeitet. So sind atmosphärische Elemente und auch Dialoge geschickt über alle Kanäle verteilt. In der grandiosen Splitscreen-Szene (siehe rechtes Bild) kommen die Dialoge tatsächlich jeweils von rechts und links aufeinander zu. Auch die verdrehte Soundkulisse in den Reverse-Motion Momenten zirkuliert förmlich um den Zuschauer. Der prominente Einsatz der Musik mit viel Bass und Dynamik überlappt keine Dialoge. Mit sehr guten atmosphärischen Effekten kann der deutsche DD-Track wirklich punkten. Die englische Tonspur ist leider nur im Stereo-Surroundformat vorhanden.

EXTRAS

Leider hat Concorde nur einen der insgesamt sechs (!!!!) Kommentare der US-DVD lizensiert. Trotzdem ist auch schon dieser eine Track eine hübsche Bereicherung. Hier sprechen die Ausstatterin Sharon Seymor, Darsteller Ian Somerhalder und Russel Sams sowie Porno-Legende Ron Jeremy über ihre Beteiligung am Film. Ähnlich konfus wie der Film berichten sie über seltsame Erfahrungen am Set und schweifen dabei auch gerne mal ab. Die Erzählungen werden dabei aber nie langweilig und bieten einen interessanten Blick hinter selbst die kleinsten Elemente im Film. Schade nur, das die anderen Kommentare fehlen. Das 26-minütige Feature des Sundance Channels “Anatomy of a Scene” beschäftigt sich hier mit der wunderbaren Split-Screen Szene in der sich Bateman und lauren das erste Mal treffen. Sehr ausführlich werden die Vorbereitungen und die Schwierigkeiten bei der Entstehung dieser Szene beleuchtet. Ein wirklich schönes Feature, das aber wenig über den Film selbst aussagt. Neben einer Fotogalerie und dem Trailer zum Film gibt es noch zwölf Seiten an Produktionsnotizen, die aber auch nicht zu ausführlich geraten sind.

FAZIT

Nach “Die Regeln des Spiels” fragt man sich, was Roger Avary wohl mit einem richtig guten Stoff filmisch anstellen könnte. Dass er ein belangloses wie im wahrsten Sinne des Wortes ausgelutschtes Thema wie nihilistische College-Studenten derart groß verfilmt, verlangt schon Respekt. Die DVD von Concorde trägt dem ganzen mit einer soliden Präsentation Rechnung. Ein echter Geheimtipp für experimentierfreudige Filmfreunde, aber definitiv kein Partyfilm.



Kay Pinno