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REVIEWS



Prison on Fire 2   

Prison on Fire 2
    
Original: Tao fan   (Hongkong, 1991)
Laufzeit: 113 Minuten (PAL)
Studio: e-m-s
Regie: Ringo Lam
Darsteller: Chow Yun Fat, Elvis Tsui, Sung Young Cheng u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD5.1 Deutsch, Kantonesisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Biographien, Trailer
Preis: ca. 15 €
Wertung: 2+/ 3-/ 2 (Bild/Ton/Extras)


"Hinter Gittern!"

Regisseur Ringo Lam war in den ausklingenden 80-er Jahren neben John Woo eine der großen Hoffnungen des Hongkong-Kinos. Nach abgebrochenen Schauspiel-Ambitionen, bei denen er auch Chow Yun Fat kennenlernte, wandte er sich ab 1983 der Arbeit hinter der Kamera zu. 1986/87 sollte schon der Durchbruch auf ihn warten. Nach dem kommerziell erfolgreichen vierten Teil der “Aces go Places”-Serie landete Lam 1987 mit “City on Fire” und “Prison on Fire” gleich zwei Volltreffer, die sowohl das Publikum als auch die Kritik hinreißen sollten. Die Hauptrolle übernahm in beiden Fällen sein ehemaliger Schauspielkumpel Chow Yun Fat, der gerade durch John Woos “A better Tomorrow” Star-Ruhm erlangt hatte. Während der hervorragende “City on Fire” immer noch auf eine adäquate deutsche Veröffentlichung warten muss, können sich Zuschauer aber nun an “Prison on Fire” und dem 1991 entstandenem Sequel erfreuen.

Mit “Prison on Fire 2” legte Ringo Lam 1991 erst vergleichsweise spät eine Fortsetzung seines Hits von 1987 nach. Diesmal behandelt er den ausufernden Krieg zwischen den einheimischen Hongkong-Triaden-Gangs und den immer zahlreicher agierenden Gruppen aus China. Der Kampf wird aber nicht auf der Straße ausgetragen, sondern in den Knast von Ching (Chow Yun Fat) verlegt, der nach seinen Eskapaden aus “Prison on Fire” natürlich immer noch hinter Gittern schmort. Doch neben den ausufernden Keilereien zwischen den Gangs machen Ching sowohl der ultrabrutale Oberaufseher “Schweinefresse” (Elvis Tsui) als auch sein privates Familiendrama zu schaffen. Nach dem Tod seiner Oma soll sein kleiner Sohn nun in ein Heim gebracht werden. Für Ching scheint es nur noch eine Chance zu geben - die Flucht. Lam recycelt ein wenig selbstgefällig den Plot von “Prison on Fire”, wodurch ein seltsames Déjà-Vu-Erlebnis entsteht. Zudem wirken die Gestalten um Ching herum wesentlich holzschnittartiger als im ausgewogenen ersten Teil. Allen voran darf Elvis Tsui gekonnt den stereotypen wie hemmungslosen Obersadisten spielen, der einfach nur knüppelt, weil’s ihm Spaß macht. Aufgebläht auf knapp zwei Stunden kann der Film sein Tempo nicht durchhalten und verstolpert sich besonders im letzten Drittel. Lams löblicher Versuch, eine ausgleichende Parabel auf den schwelenden Konflikt zwischen China und der damaligen Kronkolonie Hongkong zu erzählen, scheitert an der Unentschlossenheit. Als Sozio-Politdrama, Knastfilm und Familientragödie bleibt “Prison on Fire 2” einfach zu unausgewogen. Trotzdem lässt einen auch der zweite Besuch hinter Gittern nicht kalt. Allein Chow Yun Fats große Präsenz und Vielfältigkeit reicht hier schon zur Guck-Empfehlung aus.

BILD

Prison on Fire 2

Die neuen anamorphen Transfere (1.85:1) sehen überraschend gut aus. Auf dem Vorlagen sind kaum noch Rückstände von Staub, Dreck oder Spratzer zu sehen. Dennoch kann das Material seine Herkunft nicht ganz verstecken. Hier und da sind leichte Unterschiede im Bereich der Schärfe zu sehen, die aber von der Vorlage stammen. Auch eine leichte Körnigkeit des Bildes resultiert daraus. Trotzdem bleiben Schärfe und Kontrast immer in einem guten Bereich. Die Farben sind solide und geben den realistischen Look des Films gut wieder. Der Schwarzlevel ist aufgrund des Ausgangsmaterials ein wenig wankelmütig, aber hält sich insgesamt recht stabil. Die Kompression arbeitet sauber. Digitale Artefakte, Hintergrundrauschen oder Bildruckler sind nicht vorhanden. Für zwei alte Hongkongfilme sind die Transfere überdurchschnittlich gut geraten.

TON

Prison on Fire 2

Die originalen Monospuren der “Prison on Fire”-Filme wurden sauber überarbeitet und in neuen DD5.1 Mixen aufgespielt. Bis auf die Musik bleibt der Sound aber merklich auf der Frontstage hängen. Doch selbst da bleibt der Eindruck immer noch ein wenig flach, da hier wohl wenig Dynamik aus den Monomastern herausgeholt werden konnte. Die deutsche Synchronisation der Filme ist ebenfalls keine Meisterleistung geworden, aber bleibt wenigstens technisch noch auf einem soliden Niveau. Trotzdem wirken die deutschen Texte nur wie “künstlich” übergesprochen, weil sie zusätzlich ein wenig in den Vordergrund gemischt wurden. Zudem bleibt die Übersetzung in einigen Fällen doch typisch hakelig. Wenn Tony Leung immer nur “Zarter” gerufen oder ein Triadenanführer “Drachenmann” (im Original halt “Dragon”) genannt wird, muss man schon unfreiwillig schmunzeln. Zum Glück gibt’s aber noch die kantonesische Tonspur. Die deutschen Untertitel basieren allerdings wieder auf den Texten der deutschen Synchro.

EXTRAS

Als Bonusmaterial gibt’s bei “Prison on Fire” nur den Kinotrailer und ein paar Biographien. Der zweite Teil beinhaltet zusätzlich noch zwei von Hongkong-Kino-Experte Ralph Umard am Set von “Prison on Fire 2” geführte Interviews mit Chow Yun Fat (ca. 5 Min.) und Ringo Lam (ca. 22 Min.). Chow gibt relativ kompakt Auskunft über die Arbeit an dem Film, sein Arbeitspensum und seine Vorliebe für Killerfiguren und Alain Delon. Ausführlicher plauscht Umard mit Ringo Lam über seine Filme, die Hongkong-Filmindustrie, Lams eigenen Ansatz bei der Regie und natürlich über die Knastthematik der “Prison on Fire”-Filme. Beide Interviews sind eine unterhaltsame wie informative Dreingabe und kleine Sammlerstückchen, da Interviews aus dieser Zeit des HK-Kinos eher selten sind. “Bei den Dreharbeiten” zeigt 13 Minuten an unkommentiertes Material vom Dreh des Finales von “Prison on Fire 2”. In den “Booklets” (nur zwei Seiten) der Hüllen beider Filme gibt’s auch noch jeweils einen knappen aber guten Text von Umard über Ringo Lam und die “Prison on Fire”-Filme.

FAZIT

Mit den “Prison on Fire”-Filmen bringt e-m-s zwei Klassiker des modernen Hongkong-Kinos außerhalb des üblichen Swordplay/Gunplay-Genres auf den Markt, die es in Deutschland bisher noch nicht zu sehen gab. Trotz einer nur mäßigen Synchronisation bestechen die DVDs durch eine tolle Bildqualität. Der erste Teil gehört unbestritten zu den ganz großen Treffern aus der ehemaligen Kronkolonie. Jetzt müsste nur noch jemand mal “City on Fire” ordentlich veröffentlichen.



Kay Pinno