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REVIEWS



Prison on Fire   

Prison on Fire
    
Original: Gaam Yuk fung wan   (Hongkong, 1987)
Laufzeit: 98 Minuten (PAL)
Studio: e-m-s
Regie: Ringo Lam
Darsteller: Chow Yun Fat, Tony Leung Kar Fai, Roy Cheung u.v.a.
Format: 1.85:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD5.1 Deutsch, Kantonesisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Biographien, Trailer
Preis: ca. 15 €
Wertung: 2+/ 3-/ 5 (Bild/Ton/Extras)


"Hinter Gittern!"

Regisseur Ringo Lam war in den ausklingenden 80-er Jahren neben John Woo eine der großen Hoffnungen des Hongkong-Kinos. Nach abgebrochenen Schauspiel-Ambitionen, bei denen er auch Chow Yun Fat kennenlernte, wandte er sich ab 1983 der Arbeit hinter der Kamera zu. 1986/87 sollte schon der Durchbruch auf ihn warten. Nach dem kommerziell erfolgreichen vierten Teil der “Aces go Places”-Serie landete Lam 1987 mit “City on Fire” und “Prison on Fire” gleich zwei Volltreffer, die sowohl das Publikum als auch die Kritik hinreißen sollten. Die Hauptrolle übernahm in beiden Fällen sein ehemaliger Schauspielkumpel Chow Yun Fat, der gerade durch John Woos “A better Tomorrow” Star-Ruhm erlangt hatte. Während der hervorragende “City on Fire” immer noch auf eine adäquate deutsche Veröffentlichung warten muss, können sich Zuschauer aber nun an “Prison on Fire” und dem 1991 entstandenem Sequel erfreuen.

Durch einen unglücklichen Unfall landet der unbescholtene Ka Yiu (Tony Leung Kar Fei) im Knast. Im Kampf mit randalierenden Triaden-Gangstern, die den Kaufladen seines Vaters zerlegen wollten, hatte er ein Todesopfer zu verschulden. Im harten Alltag des Strafvollzugs muss Ka Yiu nun zwischen aggressiven Gangmitgliedern und sadistischen Aufsehern überleben lernen. Ihm zur Seite steht dabei nur der leicht durchgeknallte Ching (Chow Yun Fat), der den Neuling langsam mit den Spielregeln im Knast vertraut macht. Trotzdem will sich Ka Yiu dem korrupten System nicht unterordnen und bekommt von allen Seiten mächtig was auf die Fresse. Als er wiederholt von einer Gang als Sündenbock angeschwärzt wird, beginnen die Ereignisse im Knast zu eskalieren. Mit “Prison on Fire” serviert Ringo Lam den Prototypen eines ausgezeichneten Knastdramas. Detailliert geht er auf die unterschiedlichen Machtverhältnisse und die Dynamik zwischen den Gangs und dem Wachpersonal ein. Auch der persönliche Kampf um die eigene Freiheit und der moralische Konflikt von Menschen hinter Gittern, die mit ihrer Vergangenheit und dem harten Zellenschicksal fertig werden müssen, kommen nicht zu kurz. Zudem liefert Lam eine interessante Studie zur ausufernden Gewaltspirale in Gefängnissen, die selbst den friedfertigsten Pazifisten in eine reißende Bestie verwandeln kann. Basierend auf dem Drehbuch seines Bruders Yin Nam, der seine eigene Erfahrung im Strafvollzug darin verarbeitete, wirbelte Lams “Prison on Fire” zurecht viel Staub auf und sorgte für eine öffentliche Diskussion über die Reformierung des Strafvollzugs in Hongkong. “Prison on Fire” bleibt einfach ein Klassiker des modernen Hongkong-Kinos.

BILD

Prison on Fire

Die neuen anamorphen Transfere (1.85:1) sehen überraschend gut aus. Auf dem Vorlagen sind kaum noch Rückstände von Staub, Dreck oder Spratzer zu sehen. Dennoch kann das Material seine Herkunft nicht ganz verstecken. Hier und da sind leichte Unterschiede im Bereich der Schärfe zu sehen, die aber von der Vorlage stammen. Auch eine leichte Körnigkeit des Bildes resultiert daraus. Trotzdem bleiben Schärfe und Kontrast immer in einem guten Bereich. Die Farben sind solide und geben den realistischen Look des Films gut wieder. Der Schwarzlevel ist aufgrund des Ausgangsmaterials ein wenig wankelmütig, aber hält sich insgesamt recht stabil. Die Kompression arbeitet sauber. Digitale Artefakte, Hintergrundrauschen oder Bildruckler sind nicht vorhanden. Für zwei alte Hongkongfilme sind die Transfere überdurchschnittlich gut geraten.

TON

Prison on Fire

Die originalen Monospuren der “Prison on Fire”-Filme wurden sauber überarbeitet und in neuen DD5.1 Mixen aufgespielt. Bis auf die Musik bleibt der Sound aber merklich auf der Frontstage hängen. Doch selbst da bleibt der Eindruck immer noch ein wenig flach, da hier wohl wenig Dynamik aus den Monomastern herausgeholt werden konnte. Die deutsche Synchronisation der Filme ist ebenfalls keine Meisterleistung geworden, aber bleibt wenigstens technisch noch auf einem soliden Niveau. Trotzdem wirken die deutschen Texte nur wie “künstlich” übergesprochen, weil sie zusätzlich ein wenig in den Vordergrund gemischt wurden. Zudem bleibt die Übersetzung in einigen Fällen doch typisch hakelig. Wenn Tony Leung immer nur “Zarter” gerufen oder ein Triadenanführer “Drachenmann” (im Original halt “Dragon”) genannt wird, muss man schon unfreiwillig schmunzeln. Zum Glück gibt’s aber noch die kantonesische Tonspur. Die deutschen Untertitel basieren allerdings wieder auf den Texten der deutschen Synchro.

EXTRAS

Als Bonusmaterial gibt’s bei “Prison on Fire” nur den Kinotrailer und ein paar Biographien. Der zweite Teil beinhaltet zusätzlich noch zwei von Hongkong-Kino-Experte Ralph Umard am Set von “Prison on Fire 2” geführte Interviews mit Chow Yun Fat (ca. 5 Min.) und Ringo Lam (ca. 22 Min.). Chow gibt relativ kompakt Auskunft über die Arbeit an dem Film, sein Arbeitspensum und seine Vorliebe für Killerfiguren und Alain Delon. Ausführlicher plauscht Umard mit Ringo Lam über seine Filme, die Hongkong-Filmindustrie, Lams eigenen Ansatz bei der Regie und natürlich über die Knastthematik der “Prison on Fire”-Filme. Beide Interviews sind eine unterhaltsame wie informative Dreingabe und kleine Sammlerstückchen, da Interviews aus dieser Zeit des HK-Kinos eher selten sind. “Bei den Dreharbeiten” zeigt 13 Minuten an unkommentiertes Material vom Dreh des Finales von “Prison on Fire 2”. In den “Booklets” (nur zwei Seiten) der Hüllen beider Filme gibt’s auch noch jeweils einen knappen aber guten Text von Umard über Ringo Lam und die “Prison on Fire”-Filme.

FAZIT

Mit den “Prison on Fire”-Filmen bringt e-m-s zwei Klassiker des modernen Hongkong-Kinos außerhalb des üblichen Swordplay/Gunplay-Genres auf den Markt, die es in Deutschland bisher noch nicht zu sehen gab. Trotz einer nur mäßigen Synchronisation bestechen die DVDs durch eine tolle Bildqualität. Der erste Teil gehört unbestritten zu den ganz großen Treffern aus der ehemaligen Kronkolonie. Jetzt müsste nur noch jemand mal “City on Fire” ordentlich veröffentlichen.



Kay Pinno