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REVIEWS



Missing, The   

Missing, The
    
Original: The Missing   (USA, 2003)
Laufzeit: 131 Minuten (PAL)
Studio: Columbia Tristar
Regie: Ron Howard
Darsteller: Cate Blanchet, Tommy Lee Jones, Evan Rachel Wood, Jenna Boyd u.v.a.
Format: 2.40:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD5.1 Deutsch, Englisch, Polnisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Polnisch, Türkisch
Extras: Geschnittene Szenen, Interviews u.m.
Preis: ca. 20 €
Wertung: 1-/ 2 / 3+ (Bild/Ton/Extras)


"Missing in Action!"

Ron Howard ist schon ein sehr seltsamer Filmemacher. Nach seinen lange geplanten Oscar-Erfolg mit “A Beautiful Mind” hatte er sich ausgerechnet dazu entschlossen, einen Western zu drehen. Dies sollte eigentlich die texanische Folklore “The Alamo” sein. Nach einiger Zeit mit kreativen Differenzen wandte sich Howard schließlich “The Missing” zu. Die Quasi-Neuerzählung von John Fords “Der Schwarze Falke” (“The Searchers”) gerät jedoch unter Howards Fingern zu einem viel zu langen wie revisionistischen Anti-Western. Eigentlich wollte Howard ja weg von den Klischees, aber je mehr er sich vom Western-Genre abwendet, desto mehr verrennt er sich finstersten Stereotypen und Anachronismen. Maggie (Cate Blanchet) ist eine fast allein aufgewachsene Frau, die in Armut aufgewachsen ist. Trotzdem schmeißt sie fast alleine mit ihren zwei Töchtern in New Mexico anno 1885 eine Ranch und betätigt sich zusätzlich als “Heilerin”. Als plötzlich ein indianischer Typ auf Durchreise (Tommy Lee Jones) bei ihr auftaucht, stellt sich heraus, dass der ungewaschene Geselle in Wirklichkeit ihr Vater ist. Mit ihm hat sie aber nicht viel am Hut, da er ihre Mutter wegen einer Indianerin hat sitzen lassen und sie damit dem Elend überlassen. Das Blatt wendet sich jedoch, als eine von Maggies Töchtern von einer Bande marodierender Indianer entführt wird. Gemeinsam setzt man sich auf die Fährte der Menschenräuber, da die Gesetzeshüter inkompetent sind.Die Gefahr durch die skrupellosen Entführer ist jedoch noch größer: ihr Anführer ist nicht nur ein perverser Indianer mit fieser Fresse, sondern auch noch ein recht erfolgreicher Schamane und Giftbrauer. Tommy Lee Jones gespaltene Figur ist eigentlich das einzige, was “The Missing” interessant macht. Sein Zwiespalt zwischen zivilisierten Familiensinn und freier indianischer Lebensweise wird gründlich erforscht. Auch die zerbrochene Vater-Tochter Beziehung wird mittels des gemeinsamen Ziels der Befreiung eines Familienmitglieds geklärt. Die Auflösung der Hetzjagd bleibt jedoch banal wie unbedeutend für die Figuren. Ein fähiger Regisseur hatte die Problematiken sicherlich besser und vor allem kürzer erzählen können. Cate Blanchet und ihre extrem nervige Filmtochter (Jenna Boyd) reihen sich mit “The Missing” ebenfalls in die Riege von revisionistisch toughen Filmfrauen ein, die einfach viel zu modern für ihre Film-Epoche agieren.

BILD

Missing, The

An dem anamorphen Bildtransfer (2.35:1) gibt es kaum etwas auszusetzen. Die Vorlage ist wie bei einem neuen Film zu erwarten in sehr gutem Zustand. Spratzer und Dreckspuren sind nicht vorhanden. Schärfe und Kontrast sind in den leicht desaturierten Bildern sehr gut. Jede Unebenheit auf den Gesichtern von Jones und des Schamen zeichnen sich überdeutlich ab. Die Farben sind kräftig, aber durch die gewollte Desaturierung im Spektrum etwas eingeschränkt. Es herrschen helle Braun-graue Töne vor, die dem Look des Films entsprechen. Der Schwarzlevel ist sehr tief, aber noch detailreich genug. Die Kompression arbeitet tadellos. Digitale Artefakte, Ruckler oder Hintergrundrauschen sind nicht vorhanden. Sehr gut.

TON

Missing, The

Der Ton liegt bei “The Missing” in Deutsch, Englisch und Polnisch im DD5.1 Format vor. Relativ minimalistisch verbreitet besonders der oft durch die Surroundkanäle säuselnde Wind eine seltsam schaurige Atmosphäre, die ebenfalls durch kleine Details wie knackendes Unterholz und schnaubende Pferde überzeugen kann. Die nur selten voluminös aufkommende Musik fügt sich ebenfalls gut in das gesamte Klangbild ein. Sobald es zu Schießereien kommt wird der Sound sehr knackig laut. Die Dialoge bleiben allerdings immer deutlich verständlich im Centerkanal positioniert. Der Tiefbass kommt insgesamt nur recht schonend zum Einsatz. Ein guter Audiotrack, der eher auf subtile Stimmung als auf Effekthascherei setzt.

EXTRAS

Aufgrund des nur mittgelprächtigen Erfolgs von “The Missing” wurde die DVD nicht zu einer vollen Special Edition. Dennoch hat man ein paar Extras zusammenstellen können. Weder einen Audiokommentar noch ein “Making of” haben sich hier eingeschließen. In fünf relativ interessanten Interview-Clips äußert sich jedoch Ron Howard zu seiner Beziehung zum Western, seinen sehr frühen 8mm-Westernfilmen aus Kindertagen (die ebenfalls separat auf der Scheibe vorhanden sind!) und ein bisschen zu der Arbeit an “The Missing”. Der letzte Aspekt bleibt aber eher oberflächlich und bezieht sich eher auf Howards Herangehensweise an das Projekt. Sowohl die fünf geschnittenen Szenen als auch die beiden alternativen Enden (SPOILER: der einzige große Unterschied ist, dass Jones nach seinem Fall noch lebt und mit Maggie spricht. SPOILERENDE.) können den Film leider auch nicht retten. Das Outtake-Reel ist allerdings eine recht gelunge Zusammenstellung von hübschen Hoppalas am Set. Besonders nett: Cate Blanchet bekommt ungebeten Besuch von einer fetten Spinne. Zum Abschluss bleibt noch eine Fotogalerie zum Durchstöbern. Der Kinotrailer bleibt aber leider “missing”.

FAZIT

Das Ron Howard Filme oft vermurksen kann, hat er schon zahlreich unter Beweis gestellt. Mit “The Missing” reiht sich ein weiteres verkorkstes Werk in diese Liste. An der DVD-Umsetzung von Columbia Tristar gibt es allerdings kaum etwas auszusetzen. Schade nur, das sich Ron Howard nicht zu einem Audiokommentar durchringen konnte. Aber da wäre er wahrscheinlich in Erklärungsnot geraten. Wer’s braucht sollte den Geldbeutel schonen und seine örtliche Videothek sponsoren.



Kay Pinno