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REVIEWS



Dämon und die Jungfrau, Der   

Dämon und die Jungfrau, Der
    
Original: La Frusta e il Corpo   (Italien / Frankreich, 1963)
Laufzeit: 84 Minuten (PAL)
Studio: e-m-s
Regie: Mario Bava
Darsteller: Christopher Lee, Daliah Lavi, Tony Kendall, Isli Oberon u.v.a.
Format: 1.85:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD-Mono Deutsch, Englisch, Italienisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Kommentar, alternative Vorspänne u.m.
Preis: ca. 11 €
Wertung: 3+/ 4+/ 2 (Bild/Ton/Extras)


"Hellraiser!"

Das Mario Bavas direkt nach “Die drei Gesichter der Furcht” entstandene “Der Dämon und die Jungfrau” tatsächlich etwas mit Clive Barkers schockierendem Erstling “Hellraiser” zu tun hat, scheint sich gedanklich nicht sofort aufzudrängen. Zu sehr erinnert die gotische Geschichte um einen aus dem Totenreich wiederkehrenden Widerling an bekannte Motive von Edgar Allan Poe. Über dem düsteren an der Küste gelegenen Schloss Menliff scheint ein Fluch zu liegen. Das Adelsgeschlecht der Menliffs, angeführt von ihrem kränkelnden Patriarchen (Gustavo De Nardo), steht unter keinem guten Stern. Der älteste Sohn Kurt (Christopher Lee) soll verantwortlich für den Selbstmord einer ihm verfallenen Hausmagd gewesen sein. Als er zur Heirat seines kleinen Bruders Christian (Tony “Kommissar X” Kendall), dem die bezaubernde Nevenka (Daliah Lavi) versprochen ist, zum Familiensitz zurückkehrt, droht ihm die alte Haushälterin sogleich mit dem gewaltsamen Tod, den auch ihre Tochter wegen dem feinen Herrn erleiden musste. Davon unbeeindruckt stellt Kurt den ohnehin schon wackeligen Haushalt auf den Kopf: von seinem kranken Vater fordert er sein Erstgeburtsrecht zurück, während er Bruder Christian erstmal so richtig auf seine Rückkehr einstielt. Auch auf seine Gattin Nevenka hat er schon ein Auge geworfen. Schließlich verbindet die beiden ein schmerzlich süßes Geheimnis aus vergangenen Tagen, das dem Film seinen originalen Titel bescherte: “Die Peitsche und der Körper”. Jawoll meine Herrn, hier geht’s um eine handfeste S&M-Beziehung, die eine fatale Abhängigkeit bei der armen Nevenka verursacht. Doch des Nächtens schlägt das tödliche Schicksal schon zu. Kurt wird - wie zuvor prophezeit - in einer sehr gelungenen Sequenz erdolcht. Die bestürzten Burgbewohner stehen vor einem Rätsel. Doch nach seinem Tod reißt die Mordserie in Schloss Menliff nicht ab. Der ermordete Kurt scheint sich aus dem Grab erhoben zu haben, um grausige Rache zu üben. Die für anno 1963 anstößigen Sequenzen, in denen Christopher Lee seine lustvoll stöhnende Partnerin Daliah Lavi mit einer Reitpeitsche bearbeitet und die sogar ein Gerichtsverfahren in Italien nach sich zogen, wurden damals in den internationalen Fassungen fast vollständig entfernt. Das entstellte den fatalen Zusammenhang zwischen Nevenka und Kurt, der für die Geschichte aber von ganz entscheidender Bedeutung ist. Wie in “Hellraiser” sorgt hier nämlich die sadomasochistische Hörigkeit der Frau für die Wiederkehr ihres Lustobjektes aus dem Jenseits. Doch im Hintergrund von Schloss Menliff passieren noch zahlreiche andere interessante Dinge, die Bava sorgsam über den Film verstreut, um den Zuschauer erfolgreich bei der Stange zu halten. In seinen gewohnt exzellent komponierten und ausgeleuchteten Bilder verstrickt Bava den Zuschauer wieder in eine atmosphärische Gotik-Gruselwelt, in der Nichts so ist, wie es zunächst scheint. Die DVD von e-m-s beinhaltet die restaurierte, ungeschnittene Fassung des Films.

BILD

Dämon und die Jungfrau, Der

Das anamorphe Widescreenbild (1.85:1) kann sich sehen lassen, aber ist auch keine totale Offenbarung. Die Vorlage ist in einem ganz guten Zustand, aber zeigt hier und da noch ein paar Spratzer und Dreckspuren. Die Schärfe schwankt in manchen Szenen sehr stark. Besonders in den Außenaufnahmen weicht das Bild etwas auf. Dennoch zeigt sich die gute Abtastarbeit in den Szenen, in denen das Schloss zu sehen ist, welches hier eindeutig als Glas-Matte-Painting enttarnt wird. Die Farben sind ebenfalls ein wenig matter ausgefallen, als wie man es bei einem Bava-Film erwarten könnte. Das liegt allerdings auch an der von Bava in diesem Film benutzten Farbpalette. Alles auf und um Schloss Menliff herum scheint in ein verrottendes Grau-Braun getaucht zu sein. Der Schwarzlevel ist tief, aber nicht sehr detailreich, so dass das Bild schnell stark abdunkelt. Die Kompression arbeitet dafür problemlos. Artefakte oder Hintergrundrauschen treten nicht auf.

TON

Dämon und die Jungfrau, Der

Der Monoton wurde auf der deutschen wie auf der englischen Spur ordentlich aufgeräumt und das Grundrauschen auf ein Minimum reduziert. Die deutschen Dialoge kommen wie üblich wesentlich kräftiger daher als der englische Originalton, der hier aber auch sehr gut gelungen ist. Surroundaktivität findet natürlich nicht statt. Zudem ist der Ton nur in DD1.0 aufgespielt. Anlagen mit Mehrkanal-Stereo-Funktion sind hier klar im Vorteil. Entgegen der Informationen auf der Verpackung wurde auch nicht versäumt, die originale italienische Tonspur mit auf die Scheibe zu packen, da diese an einigen Stellen soundtechnisch ein wenig anders abgemischt worden ist (s.u.). Eine solide Mono-Präsentation.

EXTRAS

Das Hauptextra auf der Scheibe ist der mehr als gelungene Audiokommentar von Bava-Experte Tim Lucas, der ausführlich und ohne Pause sein schier unendliches Wissen um Bava, dessen Filme sowie seine Schauspieler und Mitarbeiter an den Zuhörer bringt. Gespickt mit Interview-Zitaten, Anekdoten, Querverweisen und Filminterpretation sowie biographischen Angaben zu allen wichtigen Beteiligten ist dieser Track sowohl für Eingeweihte wie für Novizen in Sachen Bava eine echte Fundgrube an erstaunlichen Hintergrundinformationen. Allein dieser exzellente Kommentar rechtfertigt schon den Kauf der Scheibe. Bei den restlichen Extras handelt es sich dann wieder nur um “nette Dreingaben”: verschiedene Trailer, zwei alternative Vorspänne, Bio-/Filmographien von Christopher Lee, Daliah Lavi und Mario Bava sowie eine kleine Werbung für das Mario Bava Buch “Mario Bava - All the Colours of the Dark” von Tim Lucas.

FAZIT

Als Auftakt zu ihrer “Mario Bava”-DVD-Serie legt e-m-s einen fliegenden Start hin. “Der Dämon und die Jungfrau” ist ein höchst interessanter und spannender Gothic-Horrorthriller, der besonders durch die Umsetzung seiner psychologischen Ebene glänzt. Ungeschnitten und in solider Qualität wird der Film besonders durch den Audiokommentar von Tim Lucas aufgewertet. Der niedrige Preis macht die Scheibe zudem zu einem sicheren Gewinner.



Kay Pinno