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REVIEWS



Töte Amigo   

Töte Amigo
    
Original: Quién Sabe?   (Italien, 1966)
Laufzeit: 113 Minuten (PAL)
Studio: Koch Media
Regie: Damiano Damiani
Darsteller: Gian Maria Volonté, Lou Castel, Klaus Kinski u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: 2 Interviews, altern. Synchro, Bilder, Trailer
Preis: ca. 14 €
Wertung: 3+/ 4 / 3+ (Bild/Ton/Extras)


"Todesmelodie für die Moral!"

Mit seinem ersten Ausflug ins Italowestern-Genre hat Regisseur Damiano Damiani (“Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert”) gleich einen Klassiker geschaffen, der eine archetypische Keimzelle für ähnliche gelagerte Revolutionswestern in Mexiko (u.a. auch Sergio Leones großartiger “Todesmelodie”) werden sollte. Nach diesem Erfolg - der seinerzeit nur in einer stark gekürzten Fassung in deutschen Kinos zu sehen war - sollte sich Damiani nur noch einmal für “Nobody ist der Größte” dem wilden Westen zuwenden.
Im revolutionsgeschüttelten Mexiko ist der blaßgesichtige Amerikaner Bill Tate (Lou Castel) in geheimer Mission unterwegs. Mittels eines Tricks schließt er sich der Bande von El Chuncho (wieder einmal der hervorragende Gian Maria Volonté) an. Der wilde Haufen versucht den “Federalés” Waffen und Munition zu stehlen, um sie dann an den Revolutionsgeneral Elias (Jaime Fernandez) abzugeben - allerdings nur gegen Bares! Nach unterschiedlich erfolgreichen Raubzügen erweist sich der Rückweg zum General jedoch steiniger, als sich das Chuncho ausgemalt hat. Es kommt der Moment, an dem der Revolutionsbandit sich seiner eigenen Moral stellen muss. Kämpft er mit ein paar armen Péones einen möglicherweise aussichtslosen Kampf gegen die Regierungstruppen oder kassiert er lieber unversehrt sein Waffengeld?
Moral - oder genauer gesagt die falsche, heuchlerische Moral, die immer tödliche Konsequenzen für andere zu haben scheint, hat Damiani mit “Töte Amigo” im Visier. In seinem Film gibt es so ziemlich keine Figur, die nicht auf den falschen Weg gerät. Ausgerechnet Klaus Kinski scheint in der Rolle von Chunchos Bruder El Santo der einzig (fast naive) Aufrechte zu sein. Doch letztlich wird auch an seinen Händen Blut kleben. Selbst General Elias Moralpredigt für den “gefallenen” Chuncho im Finale wird im Umkehrschluss zu einer bitterbösen Abrechnung mit dem selbstgerechten Verhalten von dieser Art “Schreibtischtätern”. Letztlich ist der General ja für die Umstände verantwortlich, die Chunchos Handeln bestimmt haben. Im Zentrum der Geschichte steht aber auch die seltsame Freundschaft zwischen dem ungleichen Paar Chuncho und dem seltsamen Amerikaner. Leider ist Lou Castels fast roboterhafte Darstellung des soziopathischen Killers Tate ein echter Schwachpunkt, da man Chunchos Vertrauen und Freundschaft ihm gegenüber nicht wirklich nachvollziehen kann. Dennoch gelingt Damiani zum Schluss das Kunststück, eine echte Beziehung zwischen den Figuren herzustellen, die - wie sollte es anders sein - tragisch enden wird.

BILD

Töte Amigo

Der anamorphe Widescreen-Transfer (2.35:1) hat eine recht gute Filmvorlage, die kaum Alterungsspuren wie Kratzer oder Bildpunkte zeigt. Dennoch weist das Bild ein recht grobe Körnung auf, die aber nur besonders stark in den ersten Minuten des Films richtig störend wirkt kommt. Im weiteren Verlauf stabilisiert sich zwar die Bildschärfe, aber dennoch kann das Filmmaterial seine preiswerte Qualität nicht verleugnen. Die Farben bleiben dagegen recht stabil und produzieren eine adäquate Palette an braunen und staubig dreckigen Nuancen. Der Schwarzlevel ist ausreichend, aber besitzt eine leicht milchige Qualität, die ein wenig zu Detailverlusten führt. Die Kompression arbeitet solide und verhindert ein weiteres Bildrauschen. Ein befriedigender Transfer, der ohne eine größere Restauration des Originalmaterials kaum besser aussehen dürfte.

TON

Töte Amigo

Die Monoton-Spuren auf Deutsch und Englisch werden im DD2.0-Format präsentiert. Alle Tracks wurden so gut es geht aufgeräumt und rauschreduziert. Da die ungeschnittene Fassung zahlreiche Sequenzen enthält, die nicht auf Deutsch synchronisiert wurden oder deren Audioelemente nicht mehr vorhanden sind, springt der Film immer wieder zwischen dem deutschen und englischen Ton umher. Hier sind die englischen Passagen aber automatisch deutsch untertitelt. Dem deutschen Ton hört man zwar sein Alter an, aber dennoch bleiben klangliche Ausreißer aus. Solide und halbwegs kraftvoll ertönt auch der Soundtrack von Luis Bacalov, der noch stark an “Django” erinnert. Die beiden englischen Tracks klingen insgesamt etwas ruhiger, aber durch die Synchronisation dennoch deutlich künstlicher.

EXTRAS

Auch für diese Scheibe hat sich Koch Media ins Zeug gelegt. Wieder sind zwei Interviews im Extramaterial zu finden. Das Interview mit Damiano Damiani (ca. 12 Min.) fällt allerdings ein wenig enttäuschend aus, da er sich vornehmlich mit der Einordnung des Films im Western-Genre beschäftigt. Dennoch sind auch einige interessante Aussagen über den Film dabei. So hat sich Damiani wohl intensiv mit den Revolutionsführern Zapata und Pancho Villa beschäftigt, die für die Figuren von General Elias und Chuncho Pate gestanden haben. Das zweite Interview wird mit Hauptdarsteller Lou Castel geführt, den die Jahre ein wenig mitgenommen haben. Dennoch zeigt auch das Interview, dass Castel eine recht seltsame Type ist. Dafür hat er immerhin ein paar nette Geschichten zu den Dreharbeiten von “Töte Amigo” und “Requiescant” auf Lager, die Fans sicherlich gefallen dürften.
Als besondere Dreingabe gibt es auch noch zwei alternative aber eben englische Synchronisationen des Films. Für Komplettisten sicher ein guter und nicht selbstverständlicher Dienst. Die Kinotrailer (leider nur Englisch) und eine Bildergalerie mit Werbematerial runden die Extras ab. Im Inlay des Klappcovers gibt es zudem einen informativen Text über die alte deutsche Fassung und deren Kürzungen.

FAZIT

Koch Media sei dank, dass man sich nun “Töte Amigo” auch in vollständiger länge anschauen kann. Trotz der dadurch resultierenden Schwankungen beim deutschen Ton ist dies sicherlich eine würdige Scheibe, die ins Regal jedes Italowesternliebhabers gehört.



Kay Pinno