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REVIEWS



Nobody ist der Größte   

Nobody ist der Größte
    
Original: Un Genio, due compari, un pollo   (Italien, 1975)
Laufzeit: 119 Minuten (PAL)
Studio: Paramount
Regie: Damiano Damiani
Darsteller: Terence Hill, Miou-Miou, Robert Charlebois, Patrick McGoohan, Raimund Harmstorf u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: 2 Dokumentationen, Bildergalerien, 8mm u.m.
Preis: ca. 17 €
Wertung: 2+/ 3-/ 2- (Bild/Ton/Extras)


"Der Western-Clou!"

Im Hintergrund war Sergio Leone bei dieser zweiten Kooperation mit Terence Hill zwar noch im Boot, aber das fürchterliche Durcheinander in “Nobody ist der Größte” konnte auch er nicht verhindern. Eigentlich heißt Nobody auch Joe Thanks und der Film von Damiano Damiani, der Genre-Kennern vor allem eher durch seine italienischen Thriller bekannt ist, titelt sich auf Deutsch übersetzt “Ein Genie, zwei Partner und ein Idiot”. Der gute Joe bzw. Nobody kommt in ein kleines Städtchen in dem die Psycho-Blondlocke Doc Foster (natürlich uns Kinski) wie ein Besessener im Saloon pokert. “Dass muss doch nicht sein”, denkt sich unser Strahlemännchen und erteilt dem kniffigen Kartenmischer gleich zweimal eine ordentliche Abfuhr. Damit hat der Film auch schon leider eines seiner größten Highlights hinter sich. Nobody will nämlich eigentlich nur dem fiesen Major Cabot (Patrick McGoohan) ein Ei gegen die Schiene nageln. Der miese Säbelschwinger hat nämlich unrechtmäßig einem Indianerstamm das Land enteignet und zusätzlich das Geld, das eigentlich für die Indianer bestimmt war, in die eigene Tasche klimpern lassen. Aus diesem Grund schickt Nobody seinen alten Kumpel Lokomotive (Robert Charlebois) samt gaunerischer Freundin Lucy (die bezaubernde Miou-Miou) als Colonel und Tochter verkleidet in die Höhle des Löwen. Doch Cabot und sein Schießhund Seargent Milton (Raimund Harmstorf) erwarten die falschen Vögel schon. Leider verliert Damiano Damiani seinen Erzählfaden im Verlauf des Films immer deutlicher aus den Augen. Das leicht enervierende Hin- und Her um das Indianergeld wird nur durch die immer wieder quatschige Synchronisation aus dem Hause Rainer Brandt und einzelne Eskapaden von Terence Hill aufgepeppt. Wenn Nobody als vermeintlicher Rekrut gegen den knallharten Milton rebelliert oder einer Gefängniswache Kartentricks beibiegt, um zu entkommen, dann erntet der Film seine Lacher. Die relativ hanebüchene Auflösung der Doppel-Austricksungsgeschichte, die zwar noch mit einer irren Verfolgungsjagd zwischen Nobody und Lokomotive aufwarten kann, bleibt einem schließlich ein Rätsel und hinterlässt einen echt schalen Geschmack. Dafür wurde der Film für die DVD-Auswertung aber endlich um fehlende neun Minuten ergänzt, die die Beziehung zwischen Nobody, Lokomotive und der ambivalenten Lucy wesentlich deutlicher machen als in den bisherigen deutschen Fassungen.

BILD

Nobody ist der Größte

Für die DVD-Veröffentlichung wurde ein ganz neuer anamorpher Transfer (2.35:1) von den vorhandenen Elemeten in HD-Qualität angefertigt. Das Ergebnis ist auch bei “Nobody ist der Größte” recht spektakulär. Dennoch fallen hier deutliche Unterschiede in der Qualität bei bestimmten Aufnahmen auf. Dies hängt aber mit dem Originalmaterial zusammen, da dass originale Filmnegativ noch vor Fertigstellung des Films seinerzeit gestohlen wurde, musste an manchen Stellen vorhandenes Material benutzt und umkopiert werden. Dennoch sind auch diese Passagen nicht wirklich ablenkend, wenngleich der Unterschied schon auffällt. Abgesehen von diesem integrierten Manko ist die Vorlage so gut wie frei von Fehlern oder Verunreinigungen. Schärfe und Kontrast sind sehr gut. Die Farben sind kräftig und geben den typisch eingestaubten Italowestern-Look gut wieder. Der Schwarzwert ist ebenfalls recht tief, aber immer noch detailreich genug. Die Kompression arbeitet tadellos und hält das Bild stabil. Ein immer noch sehr ordentlicher Transfer.

TON

Nobody ist der Größte

Der Ton wurde von Paramount im originalen Monoformat belassen, aber natürlich im DD2.0 Format auf die DVD gespielt. Sowohl der englische als auch der deutsche Ton wurden dafür ordentlich aufgeräumt und (im Falle der deutschen Synchro) restauriert. Die zusätzlichen neun Filmminuten wurden abgesehen von Lokomotive mit den originalen Synchronsprechern nachvertont. Die Dialoge kommen klar und deutlich aus dem Center, ohne das ein störendes Monorauschen den Genuss trügt. Dennoch hören sich die deutschen Dialoge aufgrund der schlechteren Ausgangselemente ein wenig flacher an als die Englischen. Surroundaktivität findet natürlich nicht statt, aber trotzdem erreicht die Musik von Ennio Morricone eine recht gute Räumlichkeit. Eine wirklich gelungene Präsentation, die bewusst auf einen Soundtrackupmix verzichtet hat.

EXTRAS

Auf der zweiten Scheibe von “Nobody ist der Größte” befinden sich alle Extras. Die Dokumentation “Nobody does it half as good as you” (ca. 27 Min.) fällt leider wieder durch seinen unangenehm aufgesetzt reißerischen Charakter und den gleichen nervigen Erzähler wie bei der Dokumentation bei “Mein Name ist Nobody” auf. Wieder bezieht sich die Dokumentation stark auf das Leone-Buch von Sir Christopher Frayling und versucht den Film ordentlich runterzuputzen. Eingestreut sind aber auch wieder einzelne Interviewschnipsel mit Terence Hill, in denen er u.a. auf die Zusammenarbeit mit Kinski und den unglaublichen Diebstahl des Filmnegativs eingeht. Besser wenngleich dramatisch kürzer ist der reine Interview-Zusammenschnitt “Terence Hill on Terence Hill” (ca. 9 Min.). Hier erzählt der blonde Strahlebold ausgiebig über den Beginn seiner Karriere, wie er zu seinem Künstlernamen kam und was über seine Filme denkt. Wirklich sehr hübsch, aber leider viel zu kurz. Hinter den “Sammlerstücken” verbergen sich wieder zwei Bildergalerien mit Presseheften, Aushangsfotos und alternativen Covers zum Film sowie ein Ausschnitt der 8-Millimeter-Fassung des Films (ca. 7 Min.). Erstaunlicherweise fehlt jede Spur eines Kinotrailers zu “Nobody ist der Größte”.

FAZIT

Auch wenn “Nobody ist der Größte” gar kein Nobody-Film ist, kann die Westernkomödie wenigstens in einzelnen Szenen punkten. Mit unserem Blauauge Terence Hill in der Hauptrolle und einer handfesten Rainer-Brandt-Synchronisation bleibt der Film wenigstens halbwegs im Sattel. Die Doppel-DVD von Paramount ist technisch wieder topp und liefert erstmals eine ungekürzte Fassung von “Nobody ist der Größte”. Da fällt die Kaufentscheidung nicht schwer.



Kay Pinno