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REVIEWS



Joyride - Spritztour   

Joyride - Spritztour
    
Original: Joyride   (USA, 2001)
Laufzeit: 93 Minuten (PAL)
Studio: Twentieth Century Fox
Regie: John Dahl
Darsteller: Steve Zahn, Paul Walker, Lelee Sobieski, u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Extras: 3 Kommentare, Deleted Scenes, alt. Ende
Preis: ca. 21 €
Wertung: 1-/ 1 / 1- (Bild/Ton/Extras)


"Duell im rasenden Sarg."

Immer wieder bietet die amerikanische Provinz den geeigneten Nährboden für grausame Geschichten. Schon der Titel von John Dahls neustem Werk vermag in unserer Phantasie widerstreitende Vorstellungen zu erzeugen, denn wenn das Kino süffisant von einer harmlosen Spritztour erzählt, dann wissen wir, dass es dabei nicht bleiben wird. Die Fahrt zweier junger Männer auf dem staubigen Highway irgendwo in der amerikanischen Einöde entwickelt sich für die beiden schnell zur unfreiwilligen Flucht im rasenden Sarg. Ihr harmloser Scherz – sie hatten einen Trucker per CB-Funk zu einem Motel gelotst, wo anstatt der versprochenen heißen Frau aber nur ein verdutzter Mann auf ihn gewartet hatte – erzeugt unliebsame Folgen. Fortan jagt sie der humorlose Fernfahrer bis aufs Messer. Eine Bekannte der beiden, die sie unterwegs abholen, und deren Freundin geraten ebenfalls ins Fadenkreuz des Jägers. Anders als Steven Spielberg in seinem ähnlich gelagerten Fernsehfilm "Duell" steigert Dahl die bedrohliche Gesichtslosigkeit des Truckers, den man nie wirklich zu sehen bekommt, zu einem paranoiden Schreckensbild. Mit seiner ständigen Präsenz zieht er den Protagonisten den sicheren Boden unter den Füßen weg und erweist sich als grimmiger Repräsentant eines effektiv inszenierten Terrorkinos. Dahl gibt den unterschwelligen Ängsten, die viele Amerikaner mit den einsamen Highways der Provinz verbinden, eine zynisch handelnde Form. Insofern lässt er durch die mysteriöse Gestalt des Fernfahrers auch offen, ob nicht alles nur ein paranoider Traum ist. Dann wären die Geschehnisse in "Joyride – Spritztour" Ausdruck eines selbst heraufbeschworenen Dämons, dem man sich nur stellen müsste. Egal wie man das nun sieht, der Film bleibt eine höchst unangenehme Manifestation eines grausamen Geistes aus der amerikanischen Provinz.

BILD

Joyride - Spritztour

Leichte Abstriche bei der Bildqualität sorgen für die geringen Abzüge in der Note. Die Konturen sind zwar über die meiste Zeit gestochen scharf, aber in Nachtaufnahmen mit Neonlicht (vor allem bei rotem) hat die DVD ein wenig zu kämpfen. Helle Himmelaufnahmen weisen Rauschen auf, das aber kaum stört, da es sich stets um den Hintergrund handelt. Darüber hinaus gibt es nichts zu bemängeln. Die Vorlage besitzt keine Schmutzstellen oder Kratzer, so dass man sich einem 90 minütigem Sehvergnügen hingeben kann.

TON

Joyride - Spritztour

Zwischen der englischen und deutschen Tonspur gibt es qualitativ keine Unterschiede. Die geschickte Abmischung, welche kleine Nebengeräusche sowie den hervorragenden Spannungsscore von Marco Beltrami in den Horrorszenen effektvoll einsetzt, sorgt für eine dramatische Präsenz, die kaum eine Frage offen lässt. Rauschen taucht nicht auf und die Dialoge sind klar verständlich. So muss sich ein spannender Thriller auf DVD präsentieren.

EXTRAS

Für einen kleinen Independent-Film wie »Joyride« hat man eine Menge Bonusmaterial auf die DVD gepackt. Die stattliche Anzahl von drei Audiokommentaren warten darauf, vom Käufer angehört zu werden. Auf dem ersten äußert sich Regisseur John Dahl zu den Dreharbeiten, der Intention mancher Szenen und allgemein den Überlegungen während der Produktion von »Joyride«. Dahl liefert ganz ordentliche Hintergrundinformationen und vermittelt ein recht anschauliches Gefühl für die Schwierigkeiten des Drehens. Den zweiten Audiokommentar sprechen die beiden Drehbuchautoren Clay Tarver und J.J. Abrams. Wenn sie mal nicht ins wenig interessante Schwärmen über bestimmte Bilder oder Szenen geraten, plaudern die beiden ganz munter über die Funktion einzelner Szenen sowie den kreativen Prozess der Story-Entwicklung. Damit landet der Kommentar in gehobenem Mittelmaß. Auf dem dritten Kommentar ist in der ersten Hälfte Darsteller Steve Zahn zu hören und in der zweiten (sobald sie in den Film eintritt) Darstellerin Lelee Sobieski. Wenn man sich einmal daran gewöhnt hat, dass Zahn wohl nur wenig Lust hatte, einen »normalen« Audiokommentar zu sprechen, bietet er perfektes Infotainment. Erläuterungen zu den Drehbedingungen wechseln sich mit völlig absurden Comedy-Nummer ab, wenn er die Geräusche des Films neu synchronisiert oder sonst irgendwelche Späße macht. Die teils wunderbaren Glanznummern Zahns machen den Kommentar zu einem höchst amüsanten Vergnügen. Lelee Sobieski hält sich demgegenüber ein wenig mehr mit solchen Blödeleien zurück. Sie gibt einen interessanten Einblick in ihre Arbeit am Set, äußert ihre Empfindungen zu manchen Szenen und vermittelt so einen guten Eindruck der Dreharbeiten. Daneben kann man sich eine unveröffentlichte Szene und mehrere alternative Enden – unter anderem das halbstündige ursprüngliche Ende – ansehen. Wahlweise lassen sich dazu Audiokommentare von John Dahl bzw. Clay Tarver und J.J. Abrams zuschalten. Die unveröffentlichte Szene wird von Lelee Sobieski, die in ihr zu sehen ist, kommentiert. Vor allem das halbstündige ursprüngliche Ende ist hoch interessant, da hier zum einen einzelne Szenen der letztlichen Kinofassung in einer anderen Reihenfolge auftauchen, die Handlung darüber hinaus aber deutlich anders verläuft. Demgegenüber sind die restlichen alternativen Enden nur kleinere, zum Teil recht bedeutsame, Variationen der Kinofassung. In den Kommentaren, die ausgerechnet über dem ursprünglichen Ende nur recht spärlich zum Einsatz kommen, wird zum einen deutlich, welche Überlegungen zur veröffentlichten Fassung geführt haben, zum anderen, wie flexibel der Produktionsprozess der amerikanischen Filmindustrie reagiert. Neben diesen lohnenswerten Extras enthält die DVD noch eine völlig überflüssige Featurette, in der die Darsteller sowie der Regisseur den Film nacherzählen (etwa 4 Minuten lang) den Kinotrailer und einen Stimmenvergleich mehrere Anwärter auf die Rolle des nur per CB-Funk zu hörenden Truckers »Rusty Nail«, welcher die Hauptfiguren des Filmes terrorisiert. Lobenswerterweise gibt es noch eine Funktion, bei der dem laufenden Film alle in den Extras vorhandenen unveröffentlichten Szenen sowie alternativen Enden zugeschaltet werden. Dadurch wird es möglich den ursprünglichen Film komplett anzusehen und ihn mit der Kinofassung zu vergleichen.

FAZIT

Wer diesen spannenden Thriller schätzt, kommt an einem Kauf der DVD kaum vorbei. Die üppige Ausstattung mit vielen Extras sowie die verschiedenen Zuschaltarten, welche die Möglichkeiten der DVD voll ausnutzt, heben »Joyride« aus der Masse der Veröffentlichungen deutlich heraus. Editionen dieser Art, auch zu kleineren Filmen, kann man sich nur verstärkt wünschen.



Stefan Dabrock