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REVIEWS



Hostel   

Hostel
    
Original: Hostel   (USA, 2005)
Laufzeit: 90 Minuten (PAL)
Studio: Sony Pictures
Regie: Eli Roth
Darsteller: Jay Hernandez, Derek Richardson, Eythor Gudjonsson, Barbara Nedeljakova u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Tr
Extras: 4 Kommentare, Making of, Trailer
Preis: ca. 20 €
Wertung: 1-/ 2 / 1- (Bild/Ton/Extras)


"Hotel zur Hölle"

Die Renaissance des Horrorfilms hält an: nach zahlreichen Remakes kommt mit „Hostel“ ein originaler Schocker, der eine düstere Hommage an das Exploitation-Kino der 70-er Jahre darstellt. Der Regisseur hinter diesem finsteren Urlaubstrip, bei dem zwei sorglose Rucksacktouristen (Jay Hernandez und Derek Richardson) in die Fänge von professionellen Folterknechten in Tschechien geraten, heißt Eli Roth. Mit seinem Low-Budget Film „Cabin Fever“ sorgte er schon vor drei Jahren in den USA erfolgreich für Aufsehen. Zu Unrecht, denn diese Gurke von einem billigen Möchtegern-Partyschocker ist weder besonders blutig noch schwarzhumorig genug, um echtes Kultpotential zu entwickeln. Dass seine Hauptfiguren dabei ausnahmslos unangenehme Volldeppen sind, die tatsächlich nur das kriegen, was sie verdienen, macht die Sache auch nicht lustiger. Leider führt Roth diese Tradition mit “Hostel” fort. Paxton (Hernandez) und Josh (Richardson) sind ziemlich nervige US-Boys, die im Porno-Schlaraffenland Europa vor ihrem Studium nur eins im Sinn haben: Miezen, Möpse und mächtig viel Fusel. Mit ihrem isländischen Kumpel Oli (Eythor Gudjonsson) haben sie aber schnell die Nase vom Touri-überlaufenen Amsterdam voll. Ein Geheimtipp führt das Trio schließlich in einen kleinen tschechischen Ort, in dem die Mädels angeblich besonders scharf auf Ausländer sind. Das scheint sogar auf den ersten Blick zu stimmen. Als aber plötzlich Oli und eine schnuffige Japanerin spurlos aus ihrem “Hostel” verschwinden, bekommt Paxton langsam ordentliches Muffensausen. Mit seinem Gefühl wird er schmerzhaft Recht behalten.
Sicher ist es nett, wenn Eli Roth verteidigt, dass sich sein Film am Anfang ausgiebig Zeit mit seinen Figuren lässt, um erst spät den Schockfaktor ordentlich anzuziehen. Das nützt nur leider nix, wenn die beiden Studentenverbindungsdeppen hohler sind als die Polizei erlaubt und obendrein eine unangenehme Ignoranz auszustrahlen, die auch Mr. Roth ziemlich verinnerlicht zu haben scheint. Da hilft auch eine halbherzig vermittelte Backstory aus Kinderzeiten nichts, die Paxtons Rettungsmotivation im Finale erklären soll. Um zu glauben, dass die Zuschauersympathien umschwenken, wenn diese Flachbirnen, denen man am liebsten selbst mit wachsender Begeisterung ihr dämliches Grinsen mit einem Vorschlaghammer aus dem Gesicht operieren möchte, an eine Bande noch kaputterer Individuen mit einer Vorliebe für Folter und Mord geraten, muss man schon sehr amerikanisch denken. “Wir sind zwar irgendwie kaputt, aber immer noch nicht so krank wie diese Fucker!” Yeehaw, Baby! Diesen Jungs fehlt einfach der naive Party-Charme solcher Backpacker wie in "American Werewolf", denen man trotz angestrebter Ausschweifungen wirklich nicht ihr tödliches Schicksal an den Hals wünschte. Der von der Medienkampagne aufgebauschte Gewaltfaktor des Films bleibt zudem eine hohle Blase, die entweder zu wenig drastisch oder plötzlich im Comic-Stil übertrieben daherkommt. Inszenatorisch gibt sich Roth aber wenigstens viel Mühe, um seinem Werk den richtigen Touch des Bösen zu verleihen. Die kranke Atmosphäre um das morbide Treiben in den schmierigen Folterkellern bekommt tatsächlich mit der hübsch hässlichen Kameraarbeit von Milan Chadima (u.a. "The Brothers Grimm") eine effektive Portion Düsternis verliehen. Die belanglose wie spannungsarme Handlung - gespickt mit einigen (un)freiwilligen Tarantino-Hommagen - enttäuscht aber dennoch auf ganzer Linie. Selbst das spekulative Schockszenario eines kommerziell betriebenen Folterkellers kann den schwachen Unterbau der Geschichte nicht abfedern. Dass Roth mit seinen Figuren schließlich nichts anzufangen weiß, bestätigt das Ende des Films. Sein originales Finale, das einen deutlichen wie kranken Abstieg in den Wahnsinn seiner Hauptfigur markiert hätte, verwarf er zugunsten der unausgegorenen Charles-Bronson-Abrechnung, die jetzt die Kinofassung ziert. So bleibt “Hostel” eine deutlich verpasste Chance, einen Nu-Wave-Exploiter zu schaffen.

BILD

Hostel

Der anamorphe Widescreentransfer (2.35:1) ist absolut gestochen scharf und basiert entsprechend auf einer brillanten Vorlage. Verunreinigungen oder Bildpunkte sind hier nicht existent. Der Kontrast ist sehr gut ausgewogen und bleibt auch in den vielen dunklen Szenen nicht zu stark oder matschig. Die Farben sind sehr kräftig, was sich besonders im Rotlichtviertel von Amsterdam deutlich zeigt. Aber auch die immer weiter reduzierte Farbpalette in Tschechien wird sehr gut dargestellt. Der Schwarzlevel ist sehr tief aber trotzdem detailreich. Bildelemente werden auch in den dunklen Folterkellern nicht verschluckt. Die Kompression läuft tadellos und zeigt weder Artefakte noch Hintergrundrauschen. Sehr gut.

TON

Hostel

Der Sound in DD5.1 ist ebenfalls ziemlich gut gelungen, aber muss auch nicht so viel Surroundarbeit leisten. Bis auf einige gelungene Atmosphäre-Effekte wie das Geschrei im Keller und die Geräusche der Instrumente bleibt der Track relativ frontlastig. Die Musik dringt allerdings in alle Kanäle und ist sehr dominant abgemischt worden. Die Dialoge sitzen derweil absolut sicher im Centerkanal. Störende Überlappungen konnten nicht festgestellt werden. Ein sehr solider Track, der aber aufgrund des Materials kein Surroundwunder darstellt.

EXTRAS

Da muss man erstmal die Luft anhalten: insgesamt vier Audiokommentare sind bei den Extras auf der Scheibe zu finden - und auf allen ist auch Eli Roth zu hören. Neben seinem Solo-Regie-Track wird er auf dem zweiten Kommentar von seinen Executive-Produzenten Quentin Tarantino, Scott Spiegel und Boaz Yakin begleitet. Auf dem dritten Track bekommt Roth nacheinander Gesellschaft von Editor George Folsey Jr., Internet-Filmguru Harry Knowles, Schauspielerin Barbara Nedeljakova und “King of the Swing” Eythor Gudjonsson. Auf dem letzten Kommentar sprechen schließlich noch Produzenten Chris Briggs und Elis kleiner Bruder Gabriel. Jeder dieser Tracks hat seine Schwerpunkte, die in ordentlicher Tiefe ausgelotet werden. Am amüsantesten wie interessantesten ist sicherlich der Track mit Tarantino & Co. Roth plaudert hier mit drei Freunden und sehr erfahrenen Regisseuren, die sich gegenseitig Fragen stellen und kleine Gags auch mal ordentlich aufschaukeln. Ein wildes Durcheinander der Wortbeiträge wird dabei aber glücklicherweise vermieden. Von der Konzeption über inszenatorische Details bis zu netten Anekdoten plaudert das Quartett ohne Pause und vermittelt dabei viele spannende Fakten und Interpretationen des Films. Dabei wird auch ausführlich über das (anscheinend deutlich bessere) alternative Ende des Films diskutiert. Ein echtes Muss.
Track Nr.2 ist nicht “screen-specific”, sondern eine Aneinanderreihung von Einzelinterviews, die Roth mit seinen Gesprächspartner führt. Mit George Folsey unterhält er sich sehr spezifisch über den Schnitt bei “Hostel” und über seine lange Erfahrung als Editor für Filme wie “Animal House” oder “Trading Places”. Harry Knowles ist leider nur über Telefon mit Roth im Gespräch, was die Tonqualität deutlich reduziert. Hier sprechen beide über ihre gemeinsame Vorliebe für Horrorfilme und über die Entdeckung der Website, die zur Idee des Films führte. Auch Eythor Gudjonsson ist nur per Draht mit Roth verbunden und schäkert sehr viel mit dem Regisseur herum. Dabei teilt er auch seine Erfahrungen als Schauspielnovize mit und über welchen kuriosen Weg er zu der Produktion gefunden. Viele kleine Anekdoten weiß auch Schauspielerin Barbara Nedeljakova zu erzählen. Auch übe ihren eigentlichen Job bei einem Puppentheater hat sie viel zu erzählen.
Der dritte Track mit Roth’ Bruder Gabriel und Produzent Chris Briggs konzentriert neben spezifischen Logistikhintergründen der Produktion vor allem auf den Rucksacktouristenaspekt von “Hostel”. Sowohl Roth als auch Briggs sind ausgiebige Backpacker und liefern mit persönlichen Anekdoten die Hintergründe zu manchen Szenen, die’s letztlich auch in den Film geschafft haben.
Wer jetzt glaubt, dass Eli Roth nach diesen Tracks nichts mehr zu erzählen hätte, ist vollkommen auf dem Holzweg gelandet. Auf seinem Solo-Regiekommentar berichtet er sehr persönlich über den Entwicklungsprozess des Projekts ausgehend vom Überraschungserfolg von “Cabin Fever” über seine erstmal anhaltende Ratlosigkeit für ein neues Projekt bis zum entscheidenden Anstoß von Quentin Tarantino, der schließlich über zahlreiche Meetings und Umstrukturierungen zu “Hostel” führte. Atemlos hechelt Roth hier durch jedes noch seine kleine Detail seiner Vorproduktion und Vermarktung, ohne dass es dem Zuhörer aber dabei langweilig werden könnte. Gleiches gilt auch für alle anderen Tracks, die ebenfalls ein hohes Maß an Unterhaltung und Information bieten.

Da die Kommentare sehr erschöpfend ausfallen, hat man sich dazu entschlossen, das dreiteilige “Making of” (zusammen ca. 60 Min.) eher als eine Art Produktionstagebuch zu nutzen. Chronologisch begleitet Roth kleiner Bruder Gabriel die Dreharbeiten in Prag und hält zahlreiche erstaunliche wie unglaubliche Behind-the-Scenes Momente fest, die in der Dokumentation ohne zusätzliche Erzählung geschickt zusammenmontiert sind. Eli Roth outet sich dabei als Howard Hughes der Horrorfilmer und eigentlich unsympathischer Manipulator, während kein noch so peinlicher Moment - einschließlich eines in der Dusche abgehaltenen Kommentars zum letzten Drehtag - nicht ausgespart werden. Das klingt zunächst nach hochgradigen Homevideo, aber kann aufgrund der guten Montage wirklich gefallen. Dennoch nervt dabei die dauernd durchscheinende “Boah, watt sind wir krasse Typen und machen einen kranken Film”-Attitüde von Herrn Roth. Da leider keine weiteren geschnittenen Szenen oder Outtakes vorhanden sind, befinden sich nur hier einige winzige Setaufnahmen vom Dreh des alternativen Endes des Films, das leider ebenfalls nicht mit auf die Scheibe gepresst wurde.

Das “Kill the Car”-Multi-Angle Feature zeigt aus verschieden anwählbaren Perspektiven, wie die Piranha-Kinder zum Schluss des Films den Wagen der Bösewichte zerstören. Nicht sehr spannend, aber erstaunlich was so ein Auto alles aushält.

Ein Kinotrailer zum Film ist auch noch vorhanden.

FAZIT

Nach seiner Vollgurke “Cabin Fever” legt Eli Roth mit “Hostel” zwar stilistisch ordentlich nach, aber liefert außer einer generell kranken Idee inhaltlich nichts nach. Kurz gesagt: bis auf zwei halbwegs intensive Szenen ist der Film einfach stinklangweilig, da rein gar nichts passiert und die Hauptfiguren nur nervig und wenig bemitleidenswert sind. Die DVD von Sony ist dafür sehr gelungen: top Bild und Ton sowie ordentliche Extras lassen die Scheibe kaufenswert erscheinen.



Kay Pinno