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REVIEWS



Ginger Snaps 2 SE   

Ginger Snaps 2 SE
    
Original: Ginger Snaps 2   (USA, 2003)
Laufzeit: 92 Minuten (PAL)
Studio: e-m-s
Regie: Brett Sullivan
Darsteller: ´Emily Perkins, Tatiana Maslany, Eric Johnson, Janet Kidder u.v.a.
Format: 1.78:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD5.1+DD2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel: -
Extras: Kommentar, Deleted Scenes u.m.
Preis: ca. 22 €
Wertung: 2+/ 1-/ 3+ (Bild/Ton/Extras)


"Die Frau im Wolfspelz!"

Glücklicherweise hat sich die Dortmunder Firma e-m-s die Rechte an der DVD-Veröffentlichung der beiden „Ginger Snaps“-Fortsetzungen gesichert. So kommt man auch hierzulande in den Genuss ordentlicher DVDs, nachdem der sehr gute erste Teil der Werwolf-Trilogie leider nur in einer schwachen Edition (z.B. nur deutscher Ton) herausgebracht wurde. Während „Ginger Snaps“ den Werwolf-Mythos nutzte, um die weibliche Pubertät inklusive eines wachsenden sexuellen Erwachens und den damit verbundenen Ängsten zu illustrieren, geht „Ginger Snaps II“ konsequent einen Schritt weiter. Nachdem Ginger im ersten Teil gestorben und ihre Schwester Brigitte ebenfalls befallen ist, führt diese notgedrungen ein Leben als eine Art Junkie. Nur die Essenz der giftigen Pflanze Eisenhut kann Brigittes Verwandlung zum Werwolf aufhalten. Heilung verspricht das Mittel aber auch nicht. Durch einen dummen Zufall wird sie für eine Drogenabhängige gehalten, so dass sie in einer Entziehungsanstalt für junge Mädchen landet – ohne jede Chance an die notwendigen Eisenhutessenzen zu gelangen. Es dauert nicht lange, bis um die Anstalt ein Werwolf schleicht, der Brigitte als Artverwandte sucht. Brigittes einzige Chance liegt in der Flucht. Dabei möchte ihr die 12jährige Ghost helfen, deren Großmutter mit schweren Verbrennungen ebenfalls in der Anstalt liegt. Ghost kennt die verschlungenen Wege durch das Lüftungssystem. Aus der zurückhaltenden und eher schwachen Brigitte des ersten Teils ist inzwischen eine starke Persönlichkeit geworden, die gelernt hat, sich durchzuschlagen. Ihr Leben war bis zur Einweisung in die Anstalt durch die Suche nach einer Lösung ihres Werwolfproblems geprägt. Auch in der Anstalt versucht sie, ihre Handlungsfreiheit sowie ihre Kraft zu erhalten. In Ghost scheint sie eine Verbündete gefunden zu haben, die ihr dabei helfen kann. Während „Ginger Snaps II“ einerseits konsequent das im ersten Teil vorbereitete Dilemma weiter entwickelt und innerhalb der Anstalt auf eine hinterhältige Spitze reibt, fügt das Drehbuch der Geschichte noch einen weitern Aspekt hinzu. Das kleine Mädchen Ghost ist Comicfan. Sie zeichnet selbst diverse Bilder, zum Teil nach realen Vorbildern, um deren Kraft zu bannen und für sich zu gewinnen. In diesem Sinne ist Ghost sofort von Brigitte fasziniert. „Ginger Snaps II“ verbindet den Mythos vom Werwolf wieder mit seinen popkulturellen Ausprägungen, wie dem Medium Comic. Dadurch erhält die Transformation der Brigitte eine völlig neue Note. Langsam aber sicher wird sie wieder Teil des Kanons phantastischer Erzählungen. Ihre Identität und Existenzberechtigung verändert sich in tragischer Weise. Sie kann nur weiter leben, indem sie den Mythos annimmt, auch wenn sie dadurch eine Gefangene wird.

BILD

Ginger Snaps 2 SE

Die Vorlage des aktuellen Film ist in einem guten Zustand. Hier und da gibt es mal eine Dreckspur oder einen kleinen Bildfehler zu beklagen, aber jeweils nur so spärlich, dass es nicht ins Gewicht fällt. Die Farbwiedergabe ist gelungen und auch Kontrast sowie Schwarz-Level überzeugen. Vor allem die schönen Schneeaufnahmen der winterlichen Szenerie kommen mit ihrer blauen Ausleuchtung ausgezeichnet zur Geltung. Im Hintergrund erscheint das Bild leicht grieselig und es gibt auch eine leichte Blockbildung zu beklagen. beides beeinträchtigt die Bildschärfe aber nur in geringem Maße, so dass man sich am Bild der DVD erfreuen kann.

TON

Ginger Snaps 2 SE

Noch besser als das Bild ist der Ton geraten. Hier werden wirklich alle Lautsprecher eingesetzt. Das gilt sowohl für Atmosphäregeräusche wie leises Knacken im Wald, das mal aus den vorderen und mal aus den hinteren Boxen ertönt, als auch für die Musik, die in den wenigen Actionsequenzen mit viel Druck das geschehen nach vorne peitscht. Der Unterschied zwischen der deutschen und englischen 5.1-Spur besteht darin, dass die deutsche leicht übersteuert wirkt und die Synchronsprecher manchmal etwas gestelzt sprechen. An sich ist die Synchronisation aber in Ordnung.

EXTRAS

Auf der ersten Scheibe ist neben dem Film auch ein Audiokommentar von Brett Sullivan (Regisseur), John Fawcett, Noah Segal (beide Ausführende Produzenten) und Paula Devonshire (Produzentin) enthalten (leider nicht untertitelt). Bei ehrlicher Betrachtungsweise fällt der Kommentar jedoch nur mittelmäßig aus. Zu häufig verfallen die Beteiligten in nacherzählerische Passagen, die das beschreiben, was man gerade sieht, oder offensichtliche Interpretationen wiedergeben. So heißt es zum Beispiel des öfteren, dass ein bestimmter Charakter am Ende noch eine größere Rolle spielen wird, das ein anderer Charakter Machtspiele betreibt, etc. Darüber hinaus erfährt man in den interessanteren Passagen ein bisschen über die Produktionsumstände und den Arbeitsprozess – zum Beispiel die Zusammenarbeit zwischen Drehbuchautorin und Regisseur. Der Trailer rundet die DVD ab.

Das übrige Bonus-Material wurde auf einer zweiten DVD untergebracht.

Hinter „Behind the scenes“ (leider nicht untertitelt) verbergen sich 6 Kurzbeiträge zu unterschiedlichen Themen. Zusammen ergeben die Beiträge etwa 24 Minuten. Die Qualität unterscheidet sich.

Beast is Build: In sehr wenigen Bildern sieht man einen Menschen im Werwolfskostüm über das Drehgelände laufen. Geringer Informationsgehalt.

Fun on Set: Wer ein bisschen was für Albereien der Crew beim Drehen übrig hat, wird sicher seinen Spaß haben, der Rest nicht.

Locations: Hier sieht man unter anderem wie das Set des einsam im Wald gelegenen Hauses der Großmutter in einer großen Halle nachgebaut wird. Mit Hilfe verschiedener Modelle visualisieren sich die Macher einzelne Sets, um einfacher arbeiten zu können. Andere Sets sind ebenfalls zu sehen. Ein hübscher kleiner Einblick in die Produktion des Films, tatsächlich ein Blick hinter die Kulissen.

Special Make-Up: Das ist wahrscheinlich der beste der Behind the scenes-Beiträge. Howard Berger von der KNB Effects Group präsentiert die einzelnen Latex-Masken, Hundeköpfe, Gließmaßen, etc. Die Verbindung der verschiedenen Effektarbeiten mit den Filmszenen, in denen sie verwendet wurden, rundet die gelungene Tour durchs KNB-Reich ab.

Practical Special Effects: Blutspritzertests, künstlicher Schnee im Studio und Aufnahmen vom Krematorium Set sind in diesem Beitrag zu sehen. Geringer Informationsgehalt

Stunts: Hier wird gezeigt, wie die Stuntleute an Seilen hängend durch die Luft fliegen, um den spektakulären Flug Brigittes (der Werwolf schleudert sie durch die Luft) durch das Krematorium-Set zu drehen. In Verbindung mit den Filmszenen entsteht ein interessanter Beitrag.
Acht Deleted Scenes sind auf der DVD enthalten. Nicht alle haben einen hohen Wert, aber einige sind sehr interessant. Unter anderem haben die Macher des Films mit dem Anfang herumexperimentiert, bis er so war, wie im fertigen Film zu sehen. Eine alternative Anfangssequenz mit einer anderen Einführung Brigittes ist hier vorhanden. Eine weitere Szene stellt schon früh eine Verbindung zwischen Ghost und Brigitte her, in der Tatiana Maslany ein weiteres Mal ihre sehr guten schauspielerischen Fähigkeiten beweisen kann. Andere Szenen füllen Lücken in der Handlung, die jedoch im fertigen Film nicht weiter auffallen. Dennoch macht es Spaß zuzusehen, was im Drehbuch noch enthalten war.
Das Storyboard Special zeigt zunächst isoliert Teile des Storyboards. Am Ende gibt es auch einen Storyboard-Film-Vergleich, der wesentlich interessanter ist. Sehr schön fallen die Aufnahmen der Vorsprechen aus (ca. 13 Minuten). Vor allem Tatiana Maslany zeigt hier schon ihr großes Talent, während Eric Johnson eher schwach wirkt. Im Film ist seine Leistung deutlich besser als beim Vorsprechen. Eine Bildergalerie als Slideshow, der Trailer zu Ginger Snaps III und eine Filmographie „Der Werwolf im Film“ (57 Filme) runden die Bonus-DVD ab.

FAZIT

„Ginger Snaps II“ entwickelt die Ausgangssituation des ersten Teils konsequent und intelligent weiter. Popkulturelle Aneignungen des Werwolfmythos verbinden sich mit dem Leidensweg der Hauptfigur zu einer Reflektion über Identität und das Erwachsensein. Technisch ist die DVD sehr gut.



Stefan Dabrock