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REVIEWS



Fliege SE, Die   

Fliege SE, Die
    
Original: The Fly   (USA, 1986)
Laufzeit: 92 Min. (PAL)
Studio: Twentieth Century Fox
Regie: David Cronenberg
Darsteller: Jeff Goldblum, Geena Davis, John Getz, Joy Boushel u.v.a.
Format: 1.85:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS Deutsch DD5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Türkisch
Extras: Kommentar, Making of, geschn.Szenen u.v.m.
Preis: ca. 20 €
Wertung: 1 / 2 / 1+ (Bild/Ton/Extras)


"Fertig Kafka?!"

Mel Brooks ist schon ein komischer Vogel. In fast allen Filmen des Komikers gibt es irgendeine Referenz an den bekannten Schriftsteller Franz Kafka, der vielen wegen seiner berühmten Geschichte “Die Verwandlung” bekannt ist. Die Mutation eines Tuchverkäufers in ein riesiges Insekt scheint Eindruck auf Mel Brooks gemacht zu haben. Schon 1980 produzierte er David Lynchs “Der Elefantenmensch”, in dem ein “natürlich mutierter” Mensch die zentrale Rolle einnimmt. Dass sich Brooks sechs Jahre später dafür entschied, ebenfalls ein aufwendiges Remake des Vincent Price Horrorfilms “Die Fliege” (1958) zu produzieren, scheint deshalb nur konsequent. In David Cronenbergs “Die Fliege” geht es aber nicht nur um die physische Transformation von Wissenschaftler Seth Brundle (Jeff Goldblum), sondern auch um seine emotionale Entwicklung während dieses Prozess. Bei einem Selbstversuch mit einem von ihm entwickelten Teleporter gerät eine gewöhnliche Hausfliege in die Maschine. Der Computer verschmilzt die Gene der teletransportierten Lebenwesen in Brundles Körper, der sich für ihn zunächst gestärkt und physisch verbessert anfühlt. Doch schon bald verwandelt er sich in eine schauderhafte Kreatur, die die schlimmsten Eigenschaften von Mensch und Insekt vereinigt. Als intelligenter Horrorfilm hat “Die Fliege” auch nach 20 Jahren nichts von ihrem “Buzz” verloren. Die düster-blassen Bilder in Verbindung mit Howard Shores Gänsehautmusik bringen noch immer problemlos die Nackenhaare zum stehen. Die mit dem Oscar ausgezeichneten Spezialeffekte von Chris Walas sehen ebenfalls immer noch recht gut aus und setzen einen starken Magen voraus. Was “Die Fliege” allerdings unvergesslich macht, ist Jeff Goldblums eindringliches Spiel, das selbst unter dem grotesken Make-Up, für das der Schauspieler jeweils fünf Stunden stillsitzen musste, nichts von seiner Intensität und Tragik verliert. Unbestritten teilt sich “Die Fliege” zusammen mit John Carpenters “Das Ding aus einer anderen Welt” den Thron als bestes Genre-Remake.

BILD

Fliege SE, Die

Der neue anamorphe Widescreen-Transfer (1.85:1) der Special Edition hat eine hervorragende Vorlage, die fehlerfrei in dunklem Glanz erstrahlt. Schärfe und Kontrast sind sehr gut und lassen vor allem die Nuancen in den dunklen Szenen gut erkennen. Die düstere Farbpalette vermittelt eine starke Präsenz, die sich besonders durch den guten Schwarzwert auszeichnet. Sehr tief aber trotzdem detailreich bleiben dem Zuschauer keine Bildelemente verborgen. Die Kompression bleibt ebenfalls absolut sauber. Weder Artefakte noch Hintergrundrauschen schleichen sich in diesen exzellenten Transfer, der nichts geringeres als die Note sehr gut verdient hat.

TON

Fliege SE, Die

Da “Die Fliege” eigentlich ein sehr Dialog-starker und visueller Film ist, scheinen die neuen Upmixe in DTS und DD5.1 ein wenig verschwendet zu sein. Dennoch betonen sie eine wichtige Komponente, die den Film so richtig gruselig und unbequem werden lässt: die Musik von Howard Shore ist in den Surroundkanälen ein ganz eigener Charakter. Neben den fest im Center verankerten Dialogen kommen aber auch hin und wieder einige hübsche ambiente Effekte zum tragen. Die “Teleportation” lässt sich z.B. räumlich sehr gut im Soundfeld orten. Auch die Aufreißer-Szene in der Bar lässt das ambiente Geräuschumfeld der Kneipe gut zur Geltung kommen. Ein großer Unterschied zwischen DTS und DD-Track konnte nicht festgestellt werden.

EXTRAS

Auf der ersten Filmscheibe des Doppeldisc-Sets befindet sich parallel zum Hauptfilm ein Audiokommentar mit Regisseur David Cronenberg. Wieder einmal erweist sich Cronenberg als charmanter und versierter Plauderer, der sich nach Jahrzehnten des Nicht-Anschauens völlig begeistert von seinem Film gibt. Von der intensiven Arbeit mit und gewagten Besetzung von Goldblum und Davis (die zu dieser Zeit liiert waren!) über die intensive Verwandlungskur des Drehbuchs bis zu seiner eigenen Interpretation des “Fliegen”-Themas lässt Cronenberg kaum einen Aspekt des Films unausgesprochen. Besonders herrlich: der Regisseur ist so angetan von der starken Liebesgeschichte, dass er über eine Musical-Version des Films mit der Unterstützung von Howard Shore nachdenkt!!! Dieser Track ist wirklich ein Pflichtprogramm, das auch Nicht-Cronenberg-phile begeistern dürfte.

Wer jetzt glaubt, mit dem Audiokommentar schon das Sahnehäubchen dieser Special Edition in sich aufgesaugt zu haben, wird auf der zweiten Scheibe gleich eines Besseren belehrt. “Die Furcht vor dem Fleisch” ist eine 136-minütige Dokumentation, die die Produktion von der ersten Idee des Remakes bis zur finalen Kinoauswertung aufrollt. Mittels Branching-Verfahren kann auch eine noch längere Version der Doku (dann 162 Min.) abgespielt werden. Bis auf David Cronenberg, der ja schon im Audiokommentar zu hören ist, und Mel Brooks kommen hier wirklich alle Beteiligten zu Wort - selbst der eigentlich als Regisseur angeheuerte Robert Bierman äußert sich zu seinem tragischen Schicksal bei der Produktion. Von ersten Meetings über die verschiedenen Drehbuchversionen bis zu dem Coup, Cronenberg engagieren zu können, der zu diesem Zeitpunkt eigentlich an “Total Recall” arbeitete, werden so ziemlich alle Geheimnisse um “Die Fliege” gelüftet. Brillant sind dabei Jeff Goldblums Beschreibungen, wie er sich auf die Rolle vorbereitete und schließlich seine speziellen Manierismen für Seth Brundle entwickelte. Dazu gibt es eine Reihe an sehr guten Behind-the-Scenes Aufnahmen, die hauptsächlich die Arbeit an den Effekten im Film beleuchten, aber auch die Schwierigkeit mit einem geilen Affen am Set zu arbeiten illustrieren. Dieser Doku-Gigant dürfte selbst die anspruchsvollsten Fans des Films mehr als zufriedenstellen. Das “Brundle Museum für Naturgeschichte” ist eine kompakte zweite Dokumentation (ca. 12 Min.), bei der Effektespezialist Chris Walas den bekannten Filmrequisiten-Sammler Bob Burns besucht, um den Zuschauer verschiedene Modelle aus der Entwicklung des Fliegenmonsters zu zeigen. Filmfans bekommen sicherlich Tränen in die Augen, wenn sie beim Rundgang durch Burns Haus die echte “Zeitmaschine” oder das originale Drop-Ship-Modell aus “Aliens” erspähen können. Die “Geschnittenen Szenen”-Abteilung enthält die berüchtigte Affen-Katzen-Szene (ca. 7 Min.), für die der Kauf der Scheibe allein schon lohnt. Nach ersten Previews wegen ihres düsteren Tons entfernt, zeigt sich hier aber, dass diese Szene definitiv in den Film gehört hätte, da der Schreckensaspekt von “Brundlefliege” noch weitaus besser betont wird. Der zweite Teil der Sequenz - Brundles notgedrungener Überfall auf eine Obdachlose - wurde leider nie gedreht und liegt nur in Drehbuchform vor. Dennoch wird klar, dass hier eine der fiesesten und gleichzeitig tragischsten Sequenzen der jüngeren Horrorgeschichte hätte entstehen können. Weitere Szenen zeigen ein zusätzliches Video-Interview mit Brundle, das alternative wie unnötige Ende mit einem “Schmetterlingsbaby”-Traum und weitere verlängerte Szenen, die es in dieser Form nicht in die Endfassung geschafft haben. Hinter den “Testaufnahmen” verbergen sich fünf Videoclips mit Testversuchen zu verschieden Effekten im Film (zusammen ca. 8 Minuten). Unverzichtbar ist hier ein kurzer Clip namens “Cronenfliege”, der definitiv für einen dicken Lacher sorgt. Eine wirklich erfreuliche Überraschung ist auch die Sektion “Schriftwerke”. Dort lässt sich nicht nur die original im Playboy erschienene Kurzgeschichte “Die Fliege” von George Langelaans sondern auch die originale erste Drehbuchfassung von Charles Pogues und die finale Fassung von Cronenberg im Texttafelformat finden. Desweiteren lassen sich auch noch drei Zeitschriftenartikel abrufen, die 1986 über Cronenbergs Remake erschienen sind. Unter der “Werbung” lassen sich neben zahlreichen Trailern für “Die Fliege” und “Die Fliege 2” auch noch zwei originale EPKs von 1986 (zusammen ca. 11 Min.) finden, in den Goldblum, Davis und Cronenberg ein paar nette Statements abgeben. Vier Bildergalerien, in denen sich zahlreiche Set-Aufnahmen, Make-Up-Tests, Design-Entwürfe und Werbung finden lassen, beschließen das umfangreiche Bonusmaterial.

FAZIT

Mit der Special Edition von “Die Fliege” macht Fox dem exklusiven Nobel-Label Criterion harte Konkurrenz. Der grandiose Overkill an genialen wie extrem ausführlichen Extras ist für einen Mainstream-Release dieses (Horror-)Formats äußerst ungewöhnlich. Wie bei Universals wahnsinnigem “Frighteners”-Set ist der sofortige Kauf deshalb keine Entscheidung sondern eine dringende Pflicht. Also abschwirren - jetzt!!!!!



Kay Pinno