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REVIEWS



Didi, der Doppelgänger   

Didi, der Doppelgänger
    
Original: Didi, der Doppelgänger   (BRD, 1984)
Laufzeit: 95 Minuten (PAL)
Studio: Turbine Medien
Regie: Reinhard Schwabenitzky
Darsteller: Dieter Hallervorden, Tilo Prückner, Ruth-Maria Kubitschek, Gert Burkard u.v.a.
Format: 1.66:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD2.0 Deutsch, Englisch, Französisch
Untertitel: Deutsch (bei engl. Version nicht ausblendbar)
Extras: Kommentar, Special Effects, Soundtrack u.m.
Preis: ca. 18 €
Wertung: 2 / 3 / 2+ (Bild/Ton/Extras)


"Ich brauche mehr Detaaaaiiils!"

Dieter Hallervorden gehört sicherlich zu den ganz großen deutschen Humor-Pionieren. Mit seiner Kunstfigur Didi wurde er in den 70-ern fast so etwas wie ein deutscher Buster Keaton. Perfekt getimte Slapstick-Einlagen und ein Gesichtsausdruck, der schon ganz allein für Lacher sorgte, brachten besonders seine TV-Serie “Nonstop Nonsens” zum Erfolg. Doch mehr und mehr interessierte sich Hallervorden gegen Ende der 70-er auch für das Kino. Nach “Ach du lieber Harry” kam es zu der folgenschweren Bekanntschaft mit Produzent Wolf Bauer. Der gemeinsame TV-Film “Alles im Eimer” wurde von allen Seiten für so gut befunden, dass er 1981/82 vorab im Kino gestartet wurde und sich zu einem Überraschungserfolg entwickelte. Es brachen goldene Zeiten für den aus Dessau stammenden Berliner Komiker an. Von 1983 bis 1985 wurden die Didi-Filme “Der Schnüffler”, “Didi der Doppelgänger” und “Didi und die Rache der Enterbten” zu großen Kassenmagneten, die sich selbst gegen die harte US-Konkurrenz durchsetzten. “Der Doppelgänger” und “Die Rache der Enterbten” bestachen vor allem mit dem Gimmick, dass Hallervorden in mehrere Rollen (und Masken!) gleichzeitig schlüpfte. Dass ausgerechnet “Didi, der Doppelgänger” eine bis heute wachsende Fangemeinde hat, ist aber nicht nur einem kindlichen Nostalgiefaktor zuzuschreiben. Der Film besitzt einfach einen zeitlosen Charme (abgesehen von den Referenzen an den damaligen Reagan-Besuch in Berlin) und ein Thema, das sicherlich niemals an Aktualität verliert: Der alte Kampf zwischen Proletariat und Ausbeuter-Bourgeosie wird hier zu einer intelligenten Farce im Zeitalter großer Industrie-Konglomerate! Kneipenwirt Bruno Koob (Dieter Hallervorden) steht das Wasser bis zum Hals. Seiner Schänke bleiben die Gäste aus, weil in seinem Viertel alles abgerissen wird. Auch sein Haus soll demnächst dran glauben müssen. Doch Bruno gibt nicht auf und bleibt in seiner Bude wohnen: “Einer muss es denen doch zeigen!” ist sein Motto. Auf einem nächtlichen Bummel durch Kreuzberg kommt es jedoch zu einer folgenschweren Verwechslung. Bruno wird fälschlicherweise für den Industrie-Millionär Hans Immer (ebenfalls Hallervorden) gehalten. Als der Schwindel auffliegt steckt Bruno auch noch finanziell völlig in der Krise. Als vermeintlicher Retter in der Not steht ausgerechnet der geprellte Immer vor seiner Tür und schlägt Bruno einen Deal vor. Der Kneipenwirt soll den Großindustriellen für ein paar Tage in der Firma vertreten - als Belohnung will Immer sich um Koobs Finanzprobleme kümmern. Bruno weiß jedoch nicht, dass Immer von Entführern bedroht wird, für die er als Ablenkung den Kopf hinhalten soll. Die Figuren Koob und Immer werden von Hallervorden so glaubwürdig verkörpert, dass der Zuschauer tatsächlich den Eindruck haben könnte, es mit zwei unterschiedlichen Schauspielern zu tun zu haben. Mit einem weitestgehenden Verzicht auf Didis übliche Slapsticknummern, spielt sich “Der Doppelgänger” auch durch seine intelligenten Wortspiele in die oberste Komödienliga. “Ich brauche mehr Detaaaaiiils” oder “Schreiben sie’s auf, ich beschäftige mich später damit” sind immer noch kultige Sprüche, die ihre Wirkung nicht verfehlen. Auch die typische 80-er Jahre Synthie-Musik von Harold Faltermeyer kann immer noch begeistern. Der große Schwachpunkt dieses Didi-Abenteuers bleibt sicherlich die Entführerbande angeführt von Tilo Prückner. Diesen tölpelhaften Wochenend-Ganoven traut man nicht einmal zu, unbeschadet bei Grün die Straße zu überqueren. Dadurch wirkt der gesamte Krimi-Subplot sehr aufgesetzt und unspannend, obwohl er die eigentliche Doppelgänger-Idee erst in Gang setzt. Trotzdem bleibt “Didi der Doppelgänger” ein deutscher Komödienklassiker, an dem niemand ernsthaft vorbeikommt.

BILD

Didi, der Doppelgänger

Das anamorphe Widescreenbild (1.66:1) macht einen sehr guten Eindruck. Die Vorlage ist zwar nicht ganz fehlerfrei (besonders am Anfang sind noch einige kleine Spratzer festzustellen), aber wurde dennoch gut aufgeräumt. Insgesamt sind nur noch sehr wenige Überbleibsel von Defekten des Originalmaterials zu sehen. Einzig ein seichtes Hintergrundrauschen, das ein wenig auf die Schärfe schlägt, ließ sich nicht ganz unterdrücken. Insgesamt ist die Schärfe völlig in Ordnung, aber logischerweise nicht auf dem Niveau aktueller Produktionen. Farbe und Kontrast sind sehr gut und geben ein natürliches wie kräftiges Bild wieder. Der Schwarzlevel ist ordentlich tief und wurde hübsch angepasst, so dass einem keine “Detaaaaiiiils” verloren gehen. Die Kompression arbeitet sauber und sorgt für einen ruckelfreien Filmgenuss, der auch nicht durch digitale Artefakte gestört wird. Gut.

TON

Didi, der Doppelgänger

Audiotechnisch hat man sich entschieden den originalen Ton ordentlich aufzupäppeln anstatt einen neuen DD5.1 Track anzufertigen. Rauschfrei und elegant wird die Frontstage in DD2.0 bedient, aus der vor allem dominant die Musik von Harold Faltermeyer klingt. Surroundaktivität ist kaum festzustellen, was durch den Film selbst auch kaum gegeben ist. Die Dialoge kommen immer verständlich aus dem Centerkanal. Bemerkenswert ist das Vorhandensein der englischen und französischen Tonspur. Während sich die Franzosen noch ein wenig ins Zeug legen ist der englische Track (leider mit festen deutschen Untertiteln versehen) einfach nur absurd unlustig, aber eine grandiose Kuriosität die sicherlich für einige unfreiwillige Lacher sorgt. Ordentlich.

EXTRAS

Die große Überraschung bei den Extras ist sicherlich das Bemühen von Turbine Medien die Filmemacher noch einmal für einen Audiokommentar zusammenzuholen. Auch wenn Regisseur Reinhard Schwabenitzky fehlt wird er bei der enthusiastischen Runde mit Dieter Hallervorden, Produzent Wolf Bauer, Autor Hartmann Schmige, sowie Doppelgänger-Superfan und “Bang Boom Bang”-Regisseur Peter Torwarth und Phil Friedrichs von Turbine Medien kaum vermisst. Hallervorden und Bauer, die den Film seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen haben, sind total überrascht, wie gut sich ihr Werk noch gehalten hat. Mit Anekdoten und Hintergrundinfos über Didis Karriere werden hier unzählige Details zur Entstehung der Geschichte und auch der Produktion preis gegeben. Torwarth und Friederichs fungieren quasi als Moderatoren und haben genügend spannende Fragen auf der Pfanne, um das “Doppelgänger”-Trio am Mikrofon auf Trab zu halten. Nicht nur für Didi-Fans ist dieser Track ein absolutes Muss. Das Video “Hinter den Kulissen des Audiokommentars” zeigt die Ankunft Hallervordens und Bauers im Aufnahmestudio und ausgewählte Momente der gesamten Gruppe bei der Aufnahme des Kommentars (ca. 25 Minuten). Die “Sprecher” quasi live per Video mitzuerleben ist nochmals absolut klasse und allein Dieter Hallervordens Begründung für sein verspätetes Eintreffen bei der Session ist ein Knaller. In “Den gibt’s nur zweimal: die Special Effects” dürfen knapp acht Minuten an “Doppelgänger”-Aufnahmen (leider ohne Ton!) angeschaut werden, in denen Hallervorden gegen sein Stand-In die Szenen spielt. Erklärungen zur eigentlichen Tricktechnik gibt es hier leider nicht. Die “Alternativen Enden” existieren leider nur als Drehbuchvarianten und werden von Autor Hartmann Schmige vorgelesen und erläutert (ca. fünf Minuten). Ein Hinweis auf ein weiteres Alternativ-Ende, dass anscheinend gedreht wurde, befindet sich sogar noch im Trailer zum Film. Die Interviews mit Regisseur Reinhard Schwabenitzky und Darstellerin Elfi Eschke, die im Film Immers Sekretärin spielt, liegen leider nur als Texttafeln vor. Auf den fünf Seiten gibt es aber nichts wirklich wichtiges zu erfahren. Als besondere Dreingaben gibt es noch den “Wetten das?”-Auftritt von Hallervorden mit dem “Doppelgänger”-Song und die erste Folge der Hallervorden-TV-Serie “Zelleriesalat und Gitterspeise” (ca. 45 Minuten) zu sehen. Mit Kurzbiographien der Filmemacher, einer umfassenden Bildergalerie mit Set- und Promofotos, einer Didi-Trailershow (einschließlich “Doppelgänger”-Trailer) und einem Easter Egg sind die Extras auf der DVD vollständig. Die ersten zehntausend Exemplare der Scheibe werden zudem mit dem originalen Faltermeyer-Soundtrack auf CD ausgeliefert. Eine wirklich gelungene Dreingabe.

FAZIT

Wer diesen Film nicht kennt, der hat die 80-er verpennt: “Didi der Doppelgänger” ist sicherlich das Kronjuwel von Dieter Hallervordens Kinofilmen. Mit geschliffenem wie hintergründigem Humor und einer perfekt gespielten Doppelrolle weiß der Film trotz kleinerer Mängel auch heute noch zu überzeugen. Die DVD von Turbine Medien schießt mit einem gelungenen Audiokommentar und einer guten technischen Umsetzung den Vogel ab. Allein wegen der zusätzlich enthaltenen Soundtrack-CD ist diese Scheibe Pflicht. Da gibt’s nur eins: “Wir schauen Immer!”



Kay Pinno