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REVIEWS



Die Entführung von Bus 657   

Die Entführung von Bus 657
    
Original: Bus 657   (USA, 2015)
Laufzeit: 89 Min (PAL)
Studio: Ascot Elite HE
Regie: Scott Mann
Darsteller: Jeffrey Dean Morgen, Robert de Niro, Dave Bautista, Gina Carano
Format: 2.39:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD 5.1 deutsch & englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Making of
Preis: ca 12 Euro
Wertung: 2 / 2 / 4 (Bild/Ton/Extras)


"Handgemachte Action mit einigen Unwahrscheinlichkeiten"

Seit Jahren dümpelt der Actionfilm in den niederen Gewässern des Direct-to-DVD-Sumpfes. Gründe dafür gibt es viele. Die großen Blockbuster etwa, die die Kinosäle für sich reserviert und inzwischen Kostendimensionen erreicht haben, die sie zum Erfolg verdammen, weshalb allein ihre Marketingkampagnen so viel Geld kosten, dass eine B-Filmlegende wie Roger Corman allein mit diesem Geld wahrscheinlich 200 Filme drehen könnte. Auf der anderen Seite etwa kann man zum Beispiel hier in Deutschland beobachten, wie (im weitesten Sinne) Arthauskinos ihren zweiten Frühling erleben und mit einem so genannten anspruchsvollen Programm das Kinopublikum erreichen, das nicht unbedingt den nächsten Marvel mit feuchten Händen erwartet. Tja, und dann gibt es noch das Fernsehen. Wer große Geschichten sehen will, mit tollen Geschichten, Stars, et cetera, abonniert Amazon Prime oder Netflix und verlässt nicht einmal mehr das Haus, um sich (anspruchsvoll) zu unterhalten.
Und so findet nicht einmal mehr ein Actionfilm, der immerhin Robert de Niro in einer Hauptrolle für sich deklarieren kann, irgendwo noch einen Gnadenstart. Warum auch, wer geht heute noch ins Kino, um sich einen einfachen Actionfilm anzuschauen? Es gibt vielleicht noch einen Jason Statham, der dem Genre von Zeit zu Zeit zu Kino-Ehren verhilft, hin und wieder wagt sich Hollywood an eine Produktion im Größenrahmen von 60, 70 Millionen Dollar, um dem darbenden Fanpublikum ein dann dankbar goutiertes Hochglanzprodukt zu kredenzen (á la OLYMPUS HAS FALLEN), aber der handgemachte Actionfilm?
DIE ENTFÜHRUNG VON BUS 657 ist kein Meisterwerk, aber auch keine Rohkost. Jeffrey Dean Morgan ist Vaughn, Kasinomitarbeiter im Etablissement von Frank (de Niro). Eines Tages spricht ihn Cox (Dave Bautista) an, ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes. Der will ein Ding drehen, den Tresor leeren, mit dem Geld untertauchen, denn er weiß, wenn sie alles richtig machen, wird es keine Polizei geben, die nach dem Geld fahnden wird – ist es doch Geld, das Frank für chinesische Gangster wäscht. Zunächst erklärt Vaughn Cox für verrückt, dann aber sieht er keinen anderen Ausweg mehr – als Cox’ Angebot anzunehmen. Vaughns Tochter ist krank, eine OP kostet 300.000 Dollar und seine Versicherung zahlt nix. Oh, zunächst will Vaughn auf die ehrliche Art ans Geld kommen. Er bittet Frank um Hilfe. Sie kennen sich lange, Vaughn war mal so etwas wie seine rechte Hand. Doch Frank lehnt Vaughns Bitte schroff ab.
Es passiert, was passieren muss. Der Bruch geht nicht einfach nur schief: Auf ihrer Flucht vor Franks Männer wird ein Komplize Cox’ angeschossen. Ihre einzige Fluchtmöglichkeit – ist ein Nachtbus, den sie kapern. Pech für sie, dass gerade eine Polizistin (Gina Carano) unweit ihn ihrem Wagen sitzt und versucht, die Nacht irgendwie herumzukriegen.
DIE ENTFÜHRUNG VON BUS 657 ist keinesfalls ein perfekter Actionfilm. Manch eine Unwahrscheinlichkeit im Bus sorgen beim Zuschauen doch für ein homereskes D’oh! Ein kleiner Spoiler sei dazu ausnahmsweise einmal im folgenden Absatz erlaubt (danach geht es ohne Spoiler weiter):

Vaughn ist ja ein anständiger Kerl, Cox weniger. Als Cox mit der Polizei verhandelt und mit dem Rücken zu den Passagieren steht, zieht ein Buspassagier ein Messer und entwaffnet Vaughn. Dem gelingt es jedoch, den Angreifer zu überwältigen, ihm das Messer abzunehmen und aufzufordern, seinen Platz wieder einzunehmen – ohne, dass Cox davon etwas mitbekommen hätte. Es spricht zwar für Vaughn, dass er den Passagier vor Cox schützt, aber dass Cox der recht derbe Schlagabtausch entgehen soll... Nun ja.

Von solchen Unwahrscheinlichkeiten gibt es einige. Das ist schade, denn in Gänze ist der Film ein anständiger Actionthriller. Durch den Spielort gibt es keinen Stillstand, mit 89 Minuten Spielzeit verliert er sich nicht in irgendwelchen Nebenhandlung, nebenbei gibt es für de Niro Platz für Schauspiel. Es ist schwierig zu sagen, wie viele Tage de Niro an diesem Film mitgearbeitet hat. Meist sitzt er in seinem Kasinobüro oder agiert mit weniger wichtigen Nebenfiguren. Es ist offensichtlich, dass er seine Szenen in einem Rutsch gespielt hat, in drei, vier Tagen vielleicht. Aber er gibt einen überzeugenden Drecksack. Einen, der vor allem nicht so einfach gestrickt ist, wie man zu Beginn der Geschichte meinen mag.
Und so bietet die Story neben einigen Unwahrscheinlichkeiten eben auch ein paar echte Überraschungen.
Wer einfach mal wieder einen geradlinigen Actionfilm sehen möchte, ohne Schnörkel, ohne (sichtbares) CGI, handgerührt: Es gibt mit Sicherheit bessere Filme, aber als netter Zwischendurchhappen macht man nicht viel falsch.

BILD

Die Entführung von Bus 657

Das Bild überzeut vor allem, da ihm jeglicher digitaler Touch fehlt. Ebenso wie die Action - ist auch das Bild Hausmannskost. Was positiv zu verstehen ist. Das Bild ist schlichtweg von anständiger Qualität, ohne Spratzer, ohne Rauschen, hier und da wirkt es fast etwas grobkörnig, was den 4K-Fanatiker vielleicht in den Wahnsinn treiben mag, dem eher klassischen Actionfilmfan, der mit VHS sozialisiert wurde, jedoch ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Farben und Kontraste stimmen. Das passt.

TON

Die Entführung von Bus 657

Nun, der Ton hat nicht so viel zu tun. Bei den Actionszenen kommt der Ton dort aus den Boxen gewummert, wo er herkommen soll, Schusswechsel, Schlägereien, Explosionen verteilen sich über die gesamte Soundstage. Dazwischen flechtet sich die Musik ebenfalls auf allen Kanälen sehr gut ein, ohne wichtige Dialoge zu überlappen. Anständig.

EXTRAS

Da gibt es leider nur ein maues Making of, in dem die Schauspieler ein bisschen über ihre Rolle reden, ohne jetzt wirklich Einblicke in ihre Arbeit zu gewähren, ohne einen Hauch von Tiefe. Schade, vor allem, da Regisseur Scott Mann mit THE TOURNAMENT vor ein paar Jahren mit einem vergleichsweise kleinen Budget in Bulgarien bewiesen hat, dass er es kostengünstig - und doch effektiv - krachen lassen kann. Der Brite hätte sicher einiges zu erzählen gehabt. Hat er aber nicht.

FAZIT

DIE ENTFÜHRUNG VON BUS 657 ist anständiges, klassisches Actionkino. Nicht perfekt, aber mit Herz fürs Genre inszeniert. Die DVD liefert solide Qualität und ein wenig Bonusmaterial.



Christian Lukas