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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Survivor   (BLU-RAY)

Survivor
    
Original: Survivor   (USA/GB, 2015)
Laufzeit: 93 Min. (1080p)
Studio: Universum
Regie: James McTeigue
Darsteller: Milla Jovovich, Pierce Brosnan, Benno Fürmann, Robert Forster, Dylan McDermott, Angela Bassett
Format: 2.40:1 Widescreen (16:9)
Ton: Deutsch (DTS-HD 5.1), Englisch (DTS-HD 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch
Extras: Featurette, Deleted Scenes
Preis: 14 Euro
Wertung: 2 / 2 / 3 (Bild/Ton/Extras)


"Arbeitsverweigerung auf dem Bildschirm"

Es gibt ein durchaus bemerkenswertes Faktum über „Survivor“ zu berichten: Pierce Brosnan ist auch mit 61 Jahren in einer Form, die manch einen 30-Jährigen verdammt als aussehen lässt. Er ist flink, er ist wendig und er sieht einfach verdammt gut aus. Respekt. Dennoch sollte er darüber nachdenken, seine Rente zu genießen. Als Ex-Bond dürfte er sein Schäfchen ins Trockene gerudert haben. Er könnte sich Projekten widmen, auf die er einfach Bock hat – und seine Filmografie würde nicht von Filmen wie „Survivor“ befleckt.
„Survivor“ ist das, was man leider einfach einen schlechten Film nennt. Er möchte ein großer Verschwörungsthriller sein, ist aber nur ein laues Lüftchen, in dem Milla Jovovich als coole Agentin agiert – was schon bekloppt ist, da sie streng genommen gar keine Agentin ist. Also eine Agentin wie Jason Bourne, James Bond oder doch zumindest eine Figur aus einem John le Carré-Roman. Jovovich wird in „Survivor“ zwar als Spezialistin eingeführt, der eine große Karriere bevorsteht, denn, so heißt es einmal im Film: Wer nach London versetzt wird, ist für höhere Aufgaben vorgesehen. Aber was ist Milla Jovovichs Figur Kate Abbott denn jetzt?
Nun, sie ist Visa-Beamtin an der US-Botschaft in London. Gut, Amerikaner neigen dazu, aus jedem Beruf gleich einen hoch ausgebildeten Spezialisten zu machen. Aber ohne diesen Beruf hier abwerten zu wollen, Beamter in der Passstelle einer Behörde zu sein – ist jetzt keine Profession, die man in eine Reihe mit Extrembergsteiger, Bombenentschärfer oder Geheimagenten mit Doppel-Null-Nummer setzen würde. Nun wäre die folgende Idee gar nicht ohne Reiz: Was, wenn eine einfache Beamtin bei der Bearbeitung eines Visums bemerkt, dass da etwas nicht stimmt – um im nächsten Moment nur durch Zufall einen Bombenanschlag zu überleben.
Genau das passiert in diesem Film: Jovovichs Figur Kate Abbott sitzt mit Freunden in einem Restaurant, muss nur mal kurz austreten – und der Laden fliegt in die Luft. Bevor sie sich versieht, ist ihr ein Mann mit den Tarnnamen der Uhrmacher auf den Fersen, der schon die Bombe im Restaurant gelegt hat.
Leider ist Kate nun nicht die einfache Beamtin, die einfach „in die Scheiße getreten ist.“ Das wäre vielleicht eine spannende Geschichte geworden. Nein, sie ist auch bei der Homeland Security, hat natürlich ein 9/11-Trauma, Rabimmelrabammelrabumm. Nun könnte man argumentieren, dass die einfache Beamtin wohl kaum einem Mann wie dem Uhrmacher entkommen könnte, einem Profikiller, der die Jobs ausführt, die andere Killer ablehnen. Das ist aber ein schwaches Argument, das von vornherein die Kreativität der Autoren ausschließt. Man denke an Hitchcocks „Der unsichtbare Dritte“, jenen Film, in dem ein harmloser Werbefachmann die Schurken, die – versehentlich – hinter ihm her sind, in den Wahnsinn treibt, weil er einfach nicht wie ein Schurke denken will und so die Welt, in der sich seine Verfolger bewegen, auf seine Weise aus den Angeln hebt.
Doch von solcher Originalität ist dieser Film weit entfernt. Das Problem ist: Für die coole Agentin ist Kate zu schreckhaft, für die einfache Beamtin zu cool. Dass Milla Jovovich nicht den Hauch eines Zugangs zu der Figur findet, ist ebenso bedauerlich wie Brosnans nur bedingt gelungene Darstellung. Anfangs ist der Uhrmacher eine durchaus faszinierende Figur, ein Killer, der ohne einen Anflug von Gewissen seiner Tätigkeit nachgeht. Je öfter er aber Kate entkommen lässt, desto dilettantischer wirkt er. Bis hin zum Ende, das ihn zu einer Comicfigur herabsetzt.
Seltsamerweise verliert auch die Inszenierung mit fortschreitender Dauer an Lust. Der Film wirkt, als habe man die Szenen in chronologischer Reihenfolge gedreht – und nach einem flotten Einstieg bemerkt, dass dies alles nur Murks ist. Dies lässt sich am Spielort London klarmachen. Fast der gesamte Film wurde in Bulgarien gedreht. Während man den ersten Minuten in London nicht eine Sekunde lang anmerkt, dass dies gar nicht London ist – die Illusion wirkt perfekt – werden mit zunehmender Spielzeit die Schlampereien immer offensichtlicher. Spätestens nach 45 Minuten glaubt niemand mehr, dass die Gassen und Tunnel, durch die Milla Jovovich huscht, tatsächlich in London zu finden sind.
Den Gipfel an Dilettantismus aber stellt eine Flucht der Hauptfigur aus London nach New York dar. Wir, die Zuschauer, erleben, wie Kate nun von ihren eigenen Leuten gesucht wird, die glauben, sie stecke in der Geschichte mit dem Anschlag mit drin. Dann sehen wir Kate, wie sie London mit dem Flieger verlässt. Schnitt: Wir sehen, wie die Agenten eine Spur zum Flughafen aufnehmen, Schnitt: Kate hebt ab. Schnitt: Der Flughafen wird alarmiert. Schnitt: Kate ist aber schon in New York. Was dann bedeutet, dass ein Flug von London nach New York etwa so lange dauert wie eine Straßenbahnfahrt von Bochum Hauptbahnhof nach Bochum-Wattenscheid. Echt jetzt.

BILD

Survivor

Natürlich gibt es da nicht viel zu bemängeln. Außer vielleicht eine gewissen Überschärfe, die am Ende die Effekte etwas versauen (wenn man schon nicht in London gedreht hat, hat man erst recht nicht in New York die Kamera zum Dreh aufgestellt). Weil das Bild so scharf ist, erkennt man sehr genau, dass Brosnan und Jovovich irgendwo in Sofia auf einer Bühne gestanden haben, in deren Hintergrund New Yorker Straßenszenen einkopiert worden sind. Das ist der Fluch eines guten Bildes: Es macht Schlampereien auf Seiten der Filmemacher gnadenlos sichtbar.

TON

Survivor

Der Ton ist etwas schwach abgemischt. Es fehlt an den großen Momenten: wenn etwa im Prolog des Filmes Hubschrauber zu sehen sind, die durch Schluchten in Afghanistan fliegen und ein bisschen Action den Zuschauer anfixen soll – klingt dies alles sehr laut, aber nicht unbedingt richtig gut abgemischt. Das gilt für die deutsche und die englische Tonspur. In der deutschen Fassung klingen die Dialoge darüber hinaus etwas statisch, es fehlt ihnen an natürlichem Hall.

EXTRAS

Ein bisschen Material über den Dreh, darüber hinaus ein paar geschnittene Szenen. Das war es. Aber Extras machen eh nur Spaß, wenn der Film gut war und man unbedingt mehr über die Entstehung erfahren möchte.

FAZIT

„Survivor“ ist ein Film, in dem nichts zusammenpasst. Selbst die bemerkenswert gute Besetzung kann hier nichts retten. Die Scheibe geht technisch in Ordnung.



Christian Lukas