Auch in Japan gingen die 70er Jahre nicht spurlos an einer seiner größten Ikonen vorbei: Godzilla bekommt in "Frankensteins Kampf gegen die Teufelsmonster" (Gojira tai Hedorah) eine gehörige Spritze Beatnik-Irrsinn und Öko-Doktrin verpasst, die das radioaktiv strahlende vermeintliche Ungetüm endgültig in einen Heilsbringer der japanischen Inselbevölkerung umdichtet.
Dies geschieht allerdings mit einem inszenatorischen Paukenschlag und einer grandiosen Kompromisslosigkeit zur (Öko)Sache, die das Monsterspektakel zu einer zeitlosen(!) Zeitkapsel werden lässt, deren Thematik heute gar aktueller erscheint als noch zu Beginn der umwelttechnisch komplett ahnungslosen 70er Jahre. Wenn schließlich menschliche Kollateralschäden - besonders durch das konzentrierte Industriegift des Hydrox, der auch noch in verschiedenen Formen auftritt und sich im Verlauf des Films weiter verschlimmbessert - ins Bild rücken, Godzillas Monsterkampf in einer monströsen Splatterschlacht endet und Big G dank atomarem Feuerodem eine ganz eigene Flugtechnik entwickelt, will das wilde Kinoherz vor Freude aus der Brust hüpfen.
Was aber war passiert, dass sich die Produktion von den sonst strikten Vorgaben der Toho-Bosse entfernen konnte, die zu dieserzei t eher kinderfreundliche Knuddelmonster im Sinn hatten? Schlichtweg lag der Produzent erkrankt im Lazarett und Nachwuchs-Regisseur Yoshimitsu Banno konnte mit seinem Special-Effects Mann einfach mal Vollgas geben. Leider mit tragischen Folgen, denn Banno durfte danach für Jahre nicht mehr auch nur in die Nähe von Godzilla (Inzwischen ist er aber "rehabilitiert" und überwachte für Toho die US-Amerikaner für Gareth Evans "Godzilla 3D"). Warum der Film es auch noch legendärerweise in ein bekanntes Lexikon der schlechtesten Filme aller Zeiten schaffte, bleibt ein großes Rätsel, denn "Frankensteins Kampf gegen die Teufelsmonster" hält ständig neue Überraschungen parat (einschließlich einer Zeichentrick-Sequenz!) und teilt moralisch gesehen sogar ganz ordentlich und politisch komplett inkorrekt aus! Ein ganz großer Wurf, der sich deutlich vom üblichen Kaiju-Getümmel abhebt.
BILD
Der anamorphe Transfer auf der Anolis Scheibe ist im Vergleich zu seinen Vorgängern eine deutliche Steigerung: das anamorphe Widescreenbild (2.35:1) basiert auf einer sehr guten Vorlage, die kaum analoge Rückstände und nur ein paar Bildpunkte aufweist. Schärfe und Kontrast sind so gut, dass die Unzulänglichkeiten im originalen Material weitaus deutlicher hervortreten. Die Farben sind kräftig, aber nicht überbetont. Aufgrund der analogen Effekte des Films sind einige Aufnahmen etweas schwammiger geraten, weshalb keine ganz homogene Darstellung des Materials nicht möglich ist. Der Schwarzlevel ist solide, aber ist doch insgesamt etwas aufgehellter. Die Kompression bleibt stabil und sauber, ohne Artefakte oder Aussetzer zu produzieren. Ein guter DVD-Transfer und ein deutliches Upgrade zur alten Marketing-Scheibe.
TON
Für die Tonspuren auf Deutsch und Japanisch wurden die Mono-Master ordentlich aufgeräumt und entrauscht. Die auf DD2.0 aufgebohrten Tracks hören sich erstaunlich gut an und lassen sogar etwas Dynamik durchklingen. Die Soundeffekte können da ber nicht ganz mithalten und lassen ihr Alter doch deutlicher erkennen. Dafür ist die prominent eingesetzte Musik sehr viel stärker im Charakter. Überlappungen oder Aussetzer konnten nicht festgestellt werden.
EXTRAS
Wie üblich in der Kaiju Classics Reihe ist auch "Frankensteins Kampf gegen die Teufelsmonster" üppig ausgestattet. Auf zweiu Discs gibt es zunächst mal die unterschiedlichen Fassungen: die originale japanische als auch die originale deutsche Kinofassung des Films zu sehen. Die erste Disc mit der japanischen Fassung wird dabei von gleich zwei Audiokommentaren begleitet.
Auf dem ersten Track sind die Kaiju-Spezialisten Jörg Buttgereit und Bodo Traber zu hören, die ausführlich ins Detail gehen, den Film artig sezieren, wobei Buttgereit aber mit immensen Hintergrundwissen aufzutrumpfen weiß. Ein nicht zu verpassender Klassiker.
Der zweite Track wird von Autor Florian Bahr besprochen, der sich den Film ein wenig konservativer vornimmt, wobei inhaltlich natürlich ein paar Dopplungen vorkommen.
Augf der Scheibe befindet sich ein 10minütiges Interview mit Regisseur Yoshimitsu Banno, das Jörg Buttgereit mit ihm bereits 2002 geführt hat und in Printform bereits in Buttgereits hervorragendem Kaiju-Sammelband "Japan - Die Monsterinsel" erschienen ist. Banno erzählt hier von seinem Start bei Toho, der Erfahrung als "Godzilla"-Regisseur, den Repressalien aber auch der Versöhnung. Ein echter Leckerbissen.
Weiterhin befinden sich noch zwei Trailer, eine Bildergalerie und ein sehr schönes Easter Egg auf der Scheibe.
Die zweite Disc enthält die originale deutsche Kinofassung mit dem Audiokommentar von Thorsten Rosemann, der den Film aus deutscher Fan-Perspektive analysiert und auch historisch schön verortet, und allem Zusatzmaterial für die deutsche Fassung: Werbematerial, Trailer und sogar die Super-8-Fassung des Films.
Dem Metal-Case liegt zusätzlich wieder ein umfangreiches wie hübsch aufgemachtes Booklet mit einem ausführlichen Text von Ingo"jira" Strecker bei, dass sich eigehend mit dem Film und seinen Produktionsumständen beschäftigt. Eine sehr gelungene Präsentation für einen echten Klassiker aus dem "Godzilla"-Universum.
FAZIT
"Frankensteins Kampf gegen die Teufelsmonster" ist einer der besten 70er Jahre Godzilla Filme - für das Genre unkonventionell, thematisch immer noch topaktuell, aber vor allem psychedelisch und mit viel Phantasie umgesetzt.
Die Kaiju-Classics Edition von Anolis würdigt das große Werk von Yoshimitsu Banno entsprechend großartig mit umfangreichem Bonusmaterial, einem guten Bildtransfer und verschiedenen Filmfassungen. Ein Muss-Kauf.