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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Wie der Wind sich hebt   (BLU-RAY)

Wie der Wind sich hebt
    
Original: The Wind Rises   (Japan, 2014)
Laufzeit: ca. 127 Min. (1080p)
Studio: Universum
Regie: Hayao Miyazaki
Darsteller: Markus Off, Sarah Alles, Timm Knauer, Lutz Schnell, Kaya Möller, Till Endemann
Format: 1.85:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD-MA 2.0 Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Pressekonferenz, Storyboards, Trailer
Preis: ca. 15 €
Wertung: 1-/ 3+/ 3 (Bild/Ton/Extras)


"Über den Wolken"

Eine Ära geht mit dem letzten Film von Hayao Miyazaki und der Schließung des Studio Ghibli zu Ende. Seine Animationsfilme haben nicht nur technisch sondern vor allem erzählerisch Maßstäbe gesetzt. Die Fantasie und die Unberechenbarkeit von Mensch, Natur und Phantasie haben seine Filme immer bestimmt - facettenreich und vielseitig sowie niemals sterile Schwarzweiß-Malerei, die seine Figuren einer einfachen wie kommerziellen Diktatur des Entertainments unterordnete. Miyazaki wollte sein Publikum immer fordern und niemals blauäugig verschaukeln oder weichspülen - egal ob es Kinder oder Erwachsene sind.
Dass er damit ausgerechnet bei seinem letzten und sehr persönlichen Opus Magnum "Wenn der Wind sich hebt" beinahe scheitert, ist deshalb umso mehr verwunderlich. Aber wahrscheinlich ist hier genauso wie bei anderen Herzensprojekten von großen Regisseuren. Zu nah ist der Filmemacher der Materie, um noch objektiv zu sein, und die Gefahr, Dass der Film zum reinen Selbstzweck wird, ist groß.

"Wie der Wind sich hebt" erzählt die Geschichte von Jiro Horikoshi, dem Ingenieur und Entwickler des legendären japanischen Zero-Kampfflugzeug. Bereits als kleiner Junge sehnt er sich nach luftigen Höhen und hat wilde Träume, in denen ihm sein Vorbild, der italienische Flugzeugbauer Caproni, von wagemutigen Ideen erzählt. Der sensible Träumer möchte am liebsten in selbst entworfenen Flugzeugen durch den Himmel gleiten.
Seine Kurzsichtigkeit hält Jiro jedoch am Boden - eine Karriere als Pilot ist für ihn nicht drin. Sein Traum von Flugzeugen bleibt aber bestehen: doch er will sie jetzt bauen. Als Jiro nach erfolgreich abgeschlossenem Studium nach Tokio aufbricht, um seine erste Arbeitsstelle anzutreten, gerät er in das katastrophale Erdbeben von 1923, welches beinahe die gesamte Stadt zerstört. Doch Jiro überlebt und kann sogar das Leben der hübschen Nahoko retten, mit der er sich Jahre später nach einem zufälligen Wiedersehen verlobt. Doch Jiros Karriere als Flugzeugentwickler und der dreuende zweite Weltkrieg lassen die Liebenden nicht zur Ruhe kommen. Als Nahako auch noch tödlich erkrankt, scheint alles zu spät für Jiro zu sein.

Hayao Miyazaki scheint verliebt in den Kreativeifer und Schöpfungswillen von Jiro, der besessen und unter Selbstaufgabe an seinen Flugzeugen arbeitet und das beste Flugzeug konstruieren will, dass er nur kann. Zu welchem Zweck ist ihm erstmal mehr als zweitrangig. Auch wenn Miyazaki die Kriegsmotive zahlreich und immer wieder über den Film verteilt, so bleibt eine tatsächliche Kritik am Handeln Jiros aus. Doch Miyazaki weiß trotzdem geschickt zu unterstreichen, dass der technische Künstler Jiro einfach kein richtiges Gespür für die Welt um ihn herum hat. Nicht erst der drohende Tod seiner Frau, sondern auch wofür sein Werk gebraucht wird, verdrängt der Ingenieur, der ja "eigentlich nur Flugzeuge bauen will". Das dies leider zu seiner Zeit nur für kriegerische Zwecke möglich ist, wird dabei zu seinem Catch 22. Detailverliebt zelebriert "Wie der Wind sich hebt" diese japanische Technik-Renaissance und Entwicklung des Flugzeugs zu dieser Zeit. Das menschliche Drama gerät dabei aber zu viel in den Hintergrund. Sowohl Jiros Familie als auch sein bester Freund spielen immer weniger eine Rolle in der Geschichte. Dies ist sicher auch analog zu Jiros Arbeitsfieber zu sehen, bei dem er sich immer mehr ausklingt, den Zuschauer aber irgendwann leider auch.
Zeichnerisch ist "Wie der Wind sich hebt" weiterhin ganz große Kunst und lässt den Schmerz über die Schließung von Studio Ghibli nur noch größer werden. Es bleibt zu hoffen, dass Miyazakis große Schuhe vielleicht von einer neuen Generation genauso großartig ausgefüllt werden.

BILD

Wie der Wind sich hebt

Der anamorphe HD-Transfer von "Wie der Wind sich hebt" sieht natürlich großartig aus. Die Vorlage ist fehlerfrei und die Bilder sind scharf, kontrastreich und farblich hervorragend ausgewogenen. Der filmische Charakter des Transfers ist gut erhalten, so dass sich keine zusätzliche Künstlichkeit durch glattgefilterte Oberflächen ergibt. Die Farben sind kräftig und sehr gut nuanciert. Der Schwarzlevel ist tief und gut detailreich. Die Kompression bleibt unsichtbar. Ein sehr gelungener Transfer ohne große Überraschungen oder Fehler. Gut.

TON

Wie der Wind sich hebt

Erstaunlicherweise gibt es den Ton für dieses Flugzeug-Epos nur in DTS-HD-MA 2.0. Trotz der reduzierten Stereoqualität vermittelt die Tonspur eine gute Räumlichkeit und Dynamik. Die Dialoge sind gut verständlich auf Deutsch auch gut synchronisiert. Die Soundkulisse erreicht immerhin ein gutes Klangvolumen, so dass die Flugszenen und Motorengeräusch immer noch sehr gut herüberkommen. Dennoch hätte man sich für "Wie der Wind sich hebt" einen vollständigen 5.1 oder 7.1 Ton gewünscht, da Miyazaki den Ton auch wieder zu großartigem Effekt einsetzt und der Natur und Dingen per Sound Leben einhaucht.

EXTRAS

Das größte Extra auf der Scheibe ist die lange Pressekonferenz (ca. 80 Min.) mit Hayao Miyazaki und einigen seiner Mitstreiter bei "Wie der Wind sich hebt". Sehr deutlich zeigt sich, wie sehr Miyazaki das Thema des Films berührt und es dem gestrengen Japaner geradezu peinlich ist, so emotional zu werden.
Sehr detailliert wird über die Wirkung des Films, die Aufarbeitung des Themas, aber auch die technischen Aspekte von den Sprechern bis zu den Zeichnern gesprochen. Auch wenn der Rahmen dieser moderierten Pressekonferenz zunächst etwas steif wirkt lockert sich Gespräch später auf, was auch zu erstaunlichen Beichten führt. So hat Miyazaki extra eine alte Mitarbeiterin für den Film aus dem Ruhestand geholt und ihr (im Spaß) angeboten, dass er auch für ihre Beerdigung aufkommen würde, falls sie den Film nicht überstehen sollte.

Desweiteren sind auf der Blu-ray die kompletten Storyboards zum Film sowie der deutsche und die japanischen Trailer vorhanden.

FAZIT

Mit seinem letzten Film "Wie der Wind sich hebt" gibt Hayao Miyazaki noch einmal eine große Galavorstellung, die allerdings sein Thema doch eher ein wenig verklärt und besonders das menschliche Drama hinter der Faszination des Flugzeugbaus zurückbleibt. Die Blu-ray von Universum liefert gute technische Qualität und ein paar Extras. Für Miyazaki-Fans ist "Wie der Wind sich hebt" unverzichtbar.



Kay Pinno