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REVIEWS



Ziemlich dickste Freundinnen   

Ziemlich dickste Freundinnen
    
Original: Mince alors !   (Frankreich, 2012)
Laufzeit: ca. 97 Min (PAL)
Studio: Pecom / Planet Medie HE
Regie: Charlotte de Turckheim
Darsteller: Victoria Abril, Lola Dewaere, Catherine Hosmalin
Format: 2.40:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD 5.1 Deutsch, Französisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Making of
Preis: ca. 13 Euro
Wertung: 2 / 3 / 3 (Bild/Ton/Extras)


"Harmlose Komödie mit Tempo"

Nina betreibt mit ihrem Mann Gaspard eine kleine Boutique für Bademoden in Paris. Der Laden läuft gut, Gaspard hat einen guten Blick für tolle Sachen und Nina ist eine ganz hervorragende Buchhalterin. Gut, gerne wäre Nina selbst Designerin, aber Nina ist realistisch: Mit ihrem dicken Hintern... Als ihr ausgerechnet bei einer wichtigen Präsentation eine Rocknaht am Allerwertesten platzt, schickt sie Gaspard kurzerhand auf einen Wellness-Tripp, damit sie sich mal richtig ausspannen kann. Der Wellness-Urlaub findet allerdings in einem Kurort statt, wo man sich auf Schlankheitskuren spezialisiert hat.
Dort angekommen (in einem Haus mit dem schönen, deutschen Namen „Edelweiss“) erfährt Nina vom behandelnden Arzt zunächst allerdings Erstaunliches: Nach der Aufnahmeuntersuchung teilt der ihr nämlich mit, dass er schätzt, sie habe (betrachtet man ihre körperliche Verfassung, ihre Gesundheit, etc...) etwa fünf Kilo zu viel auf den Rippen, eine Kleinigkeit eigentlich, und schon gar nichts, was ihre Gesundheit gefährden würde. Doch Nina, geblendet von den tollen Size-Zero-Mädels aus ihrer Pariser Boutiquen-Welt, ist davon besessen, mehr abzunehmen. Fünf Kilo?
Während ihres Aufenthaltes freundet sie sich mit zwei Frauen an. Emilie ist – gewaltig. Und frustriert, denn ihr Mann hat sie seit fünf Jahren nicht mehr angefasst. Einmal im Jahr – reist die Altenpflegerin in die Alpen, um hier gegen ihre Pfunde anzukämpfen. Ohne Erfolg übrigens. Und dann ist da Sophie. Die ist eigentlich „normal“, als Kind aber war sie ein Moppelchen, wie sie selbst sagt. Und sie hat Angst älter zu werden, vor allem, nachdem ihr Mann sie für eine Jüngere sitzen gelassen hat. Dabei ist Sophie eine erfolgreiche Anwältin, zu deren Klienten die ausgesuchtesten Zuhälter und Drogenhändler von Marseille gehören. Außerdem ist da noch ein kleiner, dicker Junge, ein Ekel – das sich auf seltsame Weise zu Emilie hingezogen fühlt.

Keine Frage: „Ziemlich dickste Freundinnen“ könnte auch als Sat1-Film der Woche laufen. Hätten die Protagonistinnen keine französischen Namen, würde Mode nicht eine durchaus wichtige Rolle (am Rande) spielen – auf den ersten Blick ist der Film einfach nur eine nette Komödie. Aber da ist Catherine Hosmalin, Darstellerin der Emilie, die mit ihren Pfunden den Film leicht wie eine Feder über den Bildschirm trägt. Ihre Emilie ist eine Figur, der man sich nicht entziehen kann. Ihre leichtfüßige Darstellung auf der einen Seite, mit Humor, Witz, ein bisschen Sarkasmus – und den Momenten von purer Verzweiflung auf der anderen Seite... Das Tolle an ihrer Figur (und ihrer Darstellung durch Catherine Hosmalin) ist, dass sie es ermöglicht, mit den Figuren zu lachen. Ein Film wie „Ziemlich dickste Freundinnen“ läuft Gefahr, dass er sich schnell über die Figuren und auch Missgeschicke, die ihnen widerfahren, lustig macht. Doch Catherine Hosmalins kraftvolles Spiel lässt diese Bedenken schnell verfliegen.
So bleibt genügend Zeit für Fragen über allgemeine Körperwahrnehmungen. Gerne kommen Hauptfiguren von Filmen wie diesem aus einem Umfeld wie Agenturen/Mode/Journalismus/Eventbetrieben. Hunderte von Frauenromanen haben dieses Klischee etabliert und Nina, die im Mittelpunkt der Geschichte steht, reiht sich da schön in diese Klischeereihe ein. Im Fall von „Ziemlich dickste Freundinnen“ macht dies aber Sinn, denn gerade in diesem Umfeld (vor allem dem Umfeld „Mode“) sind Äußerlichkeiten fast schon auf ein perverses Niveau gehoben worden. Wie sagt ihr Gatte Gaspard auf ihre Bemerkung hin, sie könne sich vorstellen, Bademoden für Mollige zu entwerfen: „Ich bitte dich, Bademoden sind für schlanke Menschen gedacht.“
Dass Gaspard nicht zu den freundlichsten Figuren des Filmes gehört... Es überrascht nicht, bedenkt man, wie er seine Frau behandelt...

„Ziemlich dickste Freundinnen“ erfindet die Komödie nicht neu. Doch der Film kann überzeugen. Mit Tempo erzählt er seine Geschichte ohne Hänger, er hat Zeit für ernste, melancholische Untertöne und in seinen besten Momenten erreichen die Sprüche, mit denen die Hauptfiguren sich gerne mal malträtieren, die Scharfzüngigkeit früherer Komödien eines Francis Veber. Der Lieblingsspruch des Rezensenten: „Sag mal, so blöd kannst du doch gar nicht sein. Du nimmst Unterricht, oder?“

BILD

Ziemlich dickste Freundinnen

Der Film ist gefällig in Szene gesetzt. Er nutzt das Alpenpanorama allerdings kaum, wer einen französischen Heimatfilm erwartet, wird enttäuscht (oder überrascht). Das Gros der Handlung findet in geschlossenen Räumen statt, im Kurzentrum, in Trainingseinrichtungen oder Kantinen. Diese sind wohl ausgeleuchtet, sodass es am Bild nichts zu kritteln gibt. Es werden aber auch keine hohen Ansprüche an Farben oder Kontraste gestellt, sodass der Verleih auch gar nicht falsch hat falsch machen können. Wie gesagt: Alles in allem ist „Ziemlich dickste Freundinnen“ so etwas wie der Sat1-Film der Woche. Mit etwas mehr Komparsen, der einen oder anderen Kamerafahrt, die sich eine TV-Produktion nicht leisten kann, und vielleicht etwas besserem Licht.

TON

Ziemlich dickste Freundinnen

Hah, was ist denn da passiert? Zunächst die gute Nachricht. Was für die Farben gilt, gilt an sich auch für den Ton. Da werden keine großen Ansprüche gestellt, Frauen reden miteinander, manchmal fluchen sie, das war es aber auch schon. Das ist nicht „Der Herr der Ringe“, „Captain America“ oder „World War Z“. Der Ton darf hier gediegen aus den Boxen schallen, und die Abmischung, die ist dem „Produkt“ angemessen. Aber – der Ton kommt nicht immer lippensynchron daher. Gerade am Ende ist dies auffällig. Da bewegt Sophie noch den Mund, doch die deutsche Stimme schweigt bereits. Ist dies ein technischer Fehler? Oder musste das Synchronstudio auf Tempo synchronisieren und hat den letzten Feinschliff etwas, nun ja, grob ausgeführt? Es ist kein grober Fehler, aber am Ende fällt es doch ein paar Mal ins Auge. Natürlich ist es schwer, Franzosen zu synchronisieren. Vor allem die Figur der Sophie spricht in der französischen Fassung in einem Tempo... Das lässt der deutsche Zungenschlag kaum zu. Ist das eine Entschuldigung? Vor allem, da die Synchro ansonsten wirklich gelungen ist?

EXTRAS

Ein Making of gibt es zu dem Film, der Anfang April 2012 in den französischen Kinos zum Überraschungserfolg mutierte und immerhin 1,5 Millionen Zuschauer in die Lichtspielhäuser zu locken vermochte. Damit stand er tatsächlich eine Woche auf Platz 1 der französischen Kino-Charts. Hauptdarstellerin Lola Dewaere wurde übrigens für einen César in der Kategorie „Beste weibliche Hauptrolle“ nominiert, ging aber leer aus. Warum Catherine Hosmalin keine Nominierung erhielt, ist jedoch nicht zu eruieren. Verdient hätte sie es gehabt.

FAZIT

„Ziemlich dickste Freundinnen“ ist eine flott inszenierte Komödie über starke Frauen in großen Kleidern. Ein Wohlfühlfilm. Übrigens auch für Männer, auch wenn die in diesem Film nur Nebenrollen spielen und nur selten aus den Schatten der Hauptdarstellerinnen hervortreten dürfen.



Christian Lukas