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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Pain & Gain   (BLU-RAY)

Pain & Gain
    
Original: Pain & Gain   (USA, 2013)
Laufzeit: 130 Min. (1080p)
Studio: Paramount
Regie: Michael Bay
Darsteller: Mark Wahlberg, Dwayne Johnson, Anthony Mackie, Tony Shalhoub, Ed Harris u.a.
Format: 2.40:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD-True-HD 7.1 Englisch DD5.1 Deutsch, Spa, It, Fr
Untertitel: Deutsch, englisch, Spanisch u.v.m.
Extras: Making of
Preis: ca. 15 €
Wertung: 1-/ 2+/ 2- (Bild/Ton/Extras)


"Bayhem Marke Coen-Brüder"

Das Leben schreibt einfach die verrücktesten Geschichten. Dazu gehört wohl auch die unglaubliche Story der drei Bodybuilding-Kumpels Daniel Lugo (Mark Wahlberg), Paul Doyle (Dwayne Johnson) und Adrian Doorbal (Anthony Mackie). Ausgerechnet Kitsch-Krawallfilmer Michael Bay hat sich die filmische Umsetzung der wahren Crimestory aus Miami zu Beginn der 90er Jahre ausgesucht, um einmal ein wenig Ruhe vor gigantischen Robotern und Explosionen zu haben. Noch erstaunlicher ist aber, dass mit "Pain & Gain" dabei ein Film herausgekommen ist, von dem sich die überhypten und Oscar-prämierten Bruder Joel und Ethan Coen wünschten, dass sie ihn noch machen könnten.
Der muskelbepackte Ex-Knacki und überdreht sympathische "Sun-Gym"-Trainer Lugo ist einer jener Typen, die clever aber nicht wirklich klug sind und ein gigantisches Ego besitzen. Für ihn ist der amerikanische Traum keine Fiktion sondern eine feste Konstante - die sich für ihn nur nie eingestellt hat. Das Leben war in seinen Augen ungerecht zu ihm und deshalb will er mit aller Macht den Ausgleich auf seine Weise erzwingen, das Unrecht wieder gut machen. Und zwar auf eine für ihn gerechte Art, nämlich denen den Reichtum nehmen, die ihn in seinen Augen nicht verdient haben. Sein Opfer findet er auf der Arbeit: das Self-Made-Millionär Arschloch Victor Kershaw (Tony Shalhoub) heuert Lugo als Personal Trainer an und unterschreibt damit fast sein Todesurteil. Lugo und seine beiden Kumpels entführen den reichen Unsympathen und wollen ihn mittels Folter zwingen, ihnen sein gesamtes Vermögen und seinen Besitz zu überschreiben. Womit die drei Muskel-Pfosten allerdings nicht gerechnet haben sind die schwierige Bürokratie, das Durchhaltevermögen ihres Opfers. Als auch noch Lugos Ego anfängt durchzudrehen, werden die drei Gernegroßs immer tiefer in einen Schlammassel gezogen, der eine Lawine von Gewalt und eine gigantische Polizeiaktion auslöst.
Dank eines großartigen Drehbuchs kann Michael Bay tatsächlich zeigen, dass er auch ohne große Effekteorgien und Explosionen arbeiten kann. "Pain & Gain" liefert vielleicht die beste Perversion des amerikanischen Traums seit Brian de Palmas "Scarface" im Gewand einer schwarzen Komödie. Die Gegenüberstellung der derangierten Motivationsmanager- und Muskelmentalität der Sun-Gym Gang mit dem schmierig erfolgreichen Arschloch-Entrepreneur wird zur Farce des amerikanischen Killer-Kapitalismus. Beide Parteien sind Täter und Opfer zugleich - in einem System, das all das von vornherein begünstigt, fördert und propagiert. Bay nimmt sich zudem ausreichend Zeit, um alle vier Hauptakteure ins rechte Licht zu setzen. So ist Tony Shaloub eben nicht nur ein schmieriges Arschloch, sondern auch das notwendig clevere wie taffe Wiesel, das sich genau diese Position immer wieder erkämpfen wird. Auf der anderen Seite sieht man wie derangiert aufgepumpt Lugo sich selbst und seinen (falschen?) Träumen im Weg steht und er immer schneller dafür bereit ist, auch gefördert von einer gnadenlosen Selbstüberschätzung und auch Naivität, Moral und Verstand aus dem Fenster zu werfen. Wie eine Seuche steckt er auch Doyle und Doorbal mit seinem Virus aus Gier und Neid an, die er mittels einer für ihn gerechtfertigten Ideologie, die auch auf Körperkult beruhrt, legitimiert. Nicht nur der gelungenen Darstellung dieser überkandidelten Figuren sondern auch dem Platz für ihren Background ist es zu verdanken, dass die immer absurder werdenden Szenarien (die aber tatsächlich auf Fakten beruhen!) für den Zuschauer nicht aus dem Ruder laufen, sondern konsequent auf die Implosion in der Gewalt- und Hirnrissspirale hinlaufen. "Pain & Gain" ist wirklich ein gelungener Tritt in die Eier verklärter USA-Nostalgie und zeigt den amerikanischen Traum von seiner dreckigsten wie ehrlichsten (Kehr?)Seite.

BILD

Pain & Gain

Der anamorphe Widescreentransfer (2.40:1) basiert auf einem makellosen digitalem Master. Da "Pain & Gain" auf bis zu fünf unterschiedlichen Formaten (einschließlich Film) gedreht wurde, variier3n Brillanz, Schärfe und Kontrast ein wenig bei einzelnen Aufnahmen - das aber mit Absicht und ist von den Filmemachern gewollt. Insgesamt hat man es aber mit einem sehr hohen Schärfe- und Detailgrad zu tun, der durch einen großartigen Kontrast und pralle Farben gut unterstützt wird. Die Farbpalette ist absichtlich aggressiver und durchsaturierter, so dass sich der hochstilisierte Look, für den Michael Bay bekannt ist, auch hier erfolgreich einstellt. Der Schwarzlevel ist sehr tief und sehr detailreich. Die Kompression bleibt unsichtbar. Sehr gut.

TON

Pain & Gain

Nur der englische Track ist wieder einmal in einem HD-Format (DD-True-HD 7.1) vorhanden, während alle anderen Tracks in Standard DD5.1 vorliegen. Die Mischung ist ist in allen Formaten sehr aggressiv und auch erfolgreich an den passenden Stellen Tiefbass-lastig. Die Räumlichkeit wird auch in ruhigen Szenen durch eine gute Hintergrundkulisse ergänzt, die ein gut fokussiertes 360-Grad Panorama erzeugt. Die Musik verteilt sich sehr gut in der gesamten Soundstage ohne dabei zu prominent zu wirken. Störende Überlappungen oder Aussetzer gibt es nicht. Ein sehr gelungener Track, der Action- wie Dialogszenen gleichermaßen gut räumlich betont.

EXTRAS

Als einziges Extra gibt es ein 8-teiliges "Making of" (ca. 56 Min.) zu "Pain & Gain" zu sehen. Das hat es aber in sich: sowohl die Details des echten Falles werden beleuchtet als auch Michael Bays Ansinnen, ein "Low-Budget"-Projekt wie dieses zu übernehmen. Detailliert werden die Figuren und ihre Besonderheiten von den Schauspielern besprochen, während gleichzeitig die Arbeit am Set beobachtet wird. Zu Wort kommt auch Ed DuBois, der reale Ermittler in dem Fall, der im Film von Ed Harris gespielt wird. Insgesamt ein angenehm umfangreiches "Making of", das weitaus mehr bietet als die übliche EPK.
Damit sind die Extras aber auch leider schon erschöpft: weder geschnittene Szenen noch ein Trailer sind auf der Blu-ray zu finden.

FAZIT

Michael Bays "Pain & Gain" ist eine echte Überraschung: skurrile Typen, debile Verbrecher, rohe Gewalt mit absurden Folgen und alles nach einer wahren Geschichte? Die Coen-Brüder lassen schön grüßen! Abgefahren demontiert Bay den amerikanischen Traum ohne dabei zu viel explodieren zu lassen. Ein erstaunlich gelungener Wurf, der auf Blu-ray zudem wohlfeil präsentiert wird mit einem tollen Transfer und einer Beute voll wirklich informativer Extras. Besonders Bay-Skeptikern ist die Blu-ray dringend empfohlen.



Kay Pinno