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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Die Fliege (1958)   (BLU-RAY)

Die Fliege (1958)
    
Original: The Fly   (USA, 1958)
Laufzeit: 94 Min. (1080p)
Studio: Twentieth Century Fox
Regie: Kurt Neumann
Darsteller: Al Hedison, Patricia Owens, Vincent Price, Herbert Marshal u.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD-MA 4.0 Englisch DTS 4.0 Deutsch DD-Mono Fra, It
Untertitel: Deutsch, Englisch u.a.
Extras: Kommentar, Making of, Vincent Price Special u.m.
Preis: ca. 10 €
Wertung: 3+/ 3 / 2+ (Bild/Ton/Extras)


"Keine Eintagsfliege!"

Kurt Neumanns "Die Fliege" von 1958 gehört zu den großen Filmklassikern, bei denen allein die Nennung des Titels sofort bestimmte Bilder und Motive im Kopf auslösen - egal ob man den Film schon einmal gesehen hat oder nicht. Ein Schwarzweiß-Film mit verrücktem Wissenschaftler, ein Experiment, das schrecklich schief geht - eine bizarre Monster-Idee, umgesetzt mit preiswerten Effekten und Vincent Price in einem klischeehaften Science Fiction Szenario der 50er Jahre! Doch der Schein trügt!
Original in Farbe und Cinemascope gedreht, besticht Neumanns Interpretation einer Kurzgeschichte von George Langelaan durch ein gelungenes Script aus der Feder von keinem geringerem als Autor James Clavell. So beginnt "Die Fliege" gleich mit einem Schocker:
Der Nachtwächter in der Fabrik von Francois Delambre (Vincent Price) macht einen grausigen Fund. Unter einer Stahlpresse liegt der zerquetschte Körper eines Mannes. Zudem kann der aufmerksame Werkshüter auch noch eine Frau bemerken, die vom Tatort flieht. Der Tote ist Francois Bruder André (David "Al" Hedison) und die vermutliche Täterin des grausigen Mords seine Frau Helene (Patricia Owens). Sowohl Francois als auch der zuständige Kommissar Charas(Herbert Marshall) sind fassungs- und ratlos. Was kann die anscheinend verwirrte Frau zu dem Mord getrieben haben? Geschickt nutzt Neumann fast die erste Hälfte seines Films als gut funktionierendes Murder-Mystery Kino, um den Zuschauer richtig heiß auf die tragischen Ereignisse im Hause Delambre zu machen. Wenn sich schließlich die ganze Geschichte in einem großen Flashback entfaltet, hat das Spannungsprinzip Hitchcock (der Zuschauer weiß bereits, dass den Protagonisten schlimmes Unheil droht) den Zuschauer bereits fest in seinen fliegenbeinigen Klauen. David Hedison (hier noch mit seinem alten Vornamen "Al" in den Credits) spielt großartig den besessenen Wissenschaftler und liebevoll schrulligen Familienvater, der in seinem Laborkeller die Welt verändern möchte. Dabei konfrontiert "Die Fliege" den Zuschauer erst langsam mit den phantstischen Elementen der Geschichte, die (zunächst ungläubig) auf der gleichen Ebene wie Andrés Frau erlebt werden. So werden die Konsequenzen von Andrès Experimenten immer weiter gesteigert.
Das David Hedison nach seinem Unfall einen Großteil stumm unter einem schwarzen Tuch agieren, scheint dabei zunächst wie der böse Streich eines Billigproduzenten. Ursprünglich hatte der Schauspieler selbst vorgeschlagen ein aufwendiges Make-up zu betreiben, das den langsam Mutationsfortschritt zeigen sollte. Aus logistischen aber vor allem aus dramaturgischen Gründen entschied sich Regisseur Neumann aber wohl dafür, lieber auf eine "große Enthüllung" zu setzen. Diese verfehlt ihre Wirkung schließlich nicht und liefert einen echten Schocker für damalige Zeiten und zeigt eine extrem elaborate Maske, an die die zwei Fortsetzungen des Films nicht mal annähernd herankamen.
Hedison holt unter den Umständen tatsächlich das Beste aus der Situation heraus und verleiht dem entstellten André Delambre auch in Verhüllung eine echt tragische Note, die den immer weiter fortschreitenden Abstieg seines Verstandes auf Fliegenniveauunter die Haut gehen lässt.
"Die Fliege" spielt vor allem äußerst erfolgreich mit erschreckenden Ideen, die weniger auf Realismus als auf ein schreckliches "Was wäre wenn?"-Gefühl setzen. Das gipfelt schließlich in der berühmt berüchtigten, absurden Schlussequenz, die in ihrer grausamen Konsequenz, trotz der kruden Machart, immer noch zu schockieren weiß - eben weil die Vorstellung, egal wie fern jeder Logig, grotesk schrecklich ist. Wohl auch deshalb ist "Die Fliege" 1958 der erfolgreichste Film des Fox-Studios geworden, hat erfolgreich eine Neuauflage von David Cronenberg erfahren und liefert bis heute erfolgreich Gänsehautmomente.

BILD

Die Fliege (1958)

Der anamorphe Widescreentransfer (2.35:1) basiert auf einer sehr guten Vorlage, die keinerlei Dreckspuren oder Beschädigungen aufweist. Dennoch zeigt das Material in HD sein Alter mit einer soliden Portion Filmkorn und eher wenig Details. Schärfe und Kontrast sind solide aber liefern aufgrund des Ausgangsmaterials natürlich keine Referenzwerte. Besonders in den Totalen und Halbtotalen bleibt viel Detail auf der Strecke, während die Close-Ups recht frisch aussehen. Die Farben sind stabil und sehr solide. Der typische Pastellton des Films ist gut erhalten. Konturen werden nicht überblendet oder zu matschig. Der Schwarzlevel ist tief und ausreichend detailreich. Die Kompression bleibt unsichtbar.

TON

Die Fliege (1958)

Der deutsche Ton auf der Scheibe dürfte für Kontroversen sorgen: nur als DTS 4.0 Upmix vorhanden kommt auch nur die ARD-Zweitsynchronisation zum Einsatz. Dies ist vor allem deshalb interessant, da nach dem Abspann des Films die Synchronsprecher der originalen Kinofassung (Hier spricht noch Wolfgang Kieling André Delambre!) gennant werden. Der 4.0 Upmix hingegen ist recht gelungen und liefert eine gute Präsentation des ursprünglichen Monomaterials, das gut verständlich und schön entrauscht den deutschen Ton solide präsentiert. Auch der englische DTS-HD-MA 4.0 Track geht in Ordnung und liefert eine gute Präsentation des Monotons, bei dem vor allem die Dialoge verständlich bleiben. Störende Überlappungen sowie Aussetzer wurden in beiden Fällen nicht festgestellt.

EXTRAS

"Die Fliege" wird auf Blu-ray von einem schönen Audiokommentar mit Hauptadrsteller David Hedison begleite und von Filmhistoriker David Del Valle moderiert. Das Duo plaudert munter drauflos und Del Valle kann seinem Gast, der dem Film schon bei der Produktion eine große Zukunft prophezeite, manch spannende Anekdote entlocken. Angefangen von den Erlebnissen mit den Schuaspielern und der Produktion bis hin zum Erfolg an der Kinokasse und David Hedisons Karriere bekommt der geneigte Zuschauer viele spannende Details zu hören. Ein sehr gelungener Track ohne Pausen oder Durchhänger.

Das "Making of" ist mit knapp 12 Minuten kurz bemessen aber macht tatsächlich das Beste daraus: oin der sehr informativen Featurette wird ebenfalls auf die beiden Fortsetzungen eingegangen. Sicher hätte man sich hier deutlich mehr zur eigentlich Produktion des Films gewünscht, aber dafür gibt es schließlich auch den Kommentar.
Die "Vincent Price" Biographie ist tatsächlich eine 45-minütige Dokumentation über das filmische Schaffen von Vincent Price, in dem viele seiner alten Kameraden ein gutes Wort für einen der unbestrittenen "Masters of Horror" finden. Sehr schön.
Ein kurzer Wochenschauclip (ca. 1 Min.) zeigt noch drollige Bilder der "Monster-Premiere" von "Die Fliege" in San Francisco und der originale Kinotrailer ist auch noch vorhanden.

FAZIT

Fox bringt mit "Die Fliege" von 1958 einen großen Horrorklassiker in gebührender Präsentation auf Blu-ray heraus: Die korrekte Farbversion in Widescreen schaut hier so gut aus, wie es das originale Filmmaterial zulässt. Tontechnisch ist aber leider nur ein 4.0 Upmix der zweiten Synchronfassung vorhanden. Dafür kontern die guten Extras wieder einiges aus. Der gute Abflug in den Horror ist mit "Die Fliege" auf Blu-ray gesichert.



Kay Pinno