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REVIEWS



Invader   

Invader
    
Original: Invasor   (Spanien, 2012)
Laufzeit: ca. 95 Min. (PAL)
Studio: Universum Film
Regie: Daniel Calparsoro
Darsteller: Alberto Ammann, Antonio de la Torre, Karra Elejalde
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD 5.1 Deutsch, Spanisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Making of
Preis: ca. 13 Euro
Wertung: 2 / 2 / 3 (Bild/Ton/Extras)


"Der Held, der keiner sein will"

Der spanische Militärarzt Pablo überlebt im Irak knapp einen Anschlag von Rebellen. Fast alle anderen Männer seines Sanitätszuges sterben, aber wie durch ein Wunder entkommen er und ein Kamerad dem Inferno. Und nicht nur das: Wieder daheim wird er als ein Held gefeiert, wurde durch seinen Heldenmut doch tatsächlich ein Terrornest ausgehoben. Das Problem ist jedoch: Pablo mag aufgrund seiner Verletzungen, die er sich während des Anschlages zugezogen hat, an einer leichten Amnesie leiden und sich nicht mehr an alle Einzelheiten des Geschehens erinnern. Die Dinge, an die er sich erinnern kann, erzählen ihm jedoch eine ganz andere Geschichte. Eine Geschichte, die vielen Menschen das Leben gekostet hat. Aber waren dies Terroristen?
„Invader“ ist ein ansehnlicher Spielfilm. 2004 spielt er (auch wenn die Handys etwa, mit denen die Antagonisten des aufrechten Militärarztes telefonieren, 2004 noch gar nicht auf dem Markt waren.... Erbenszählmodus aus!). Und er widmet sich einem Thema, über das heute niemand mehr gerne redet – über den Einsatz der Koalition der Willigen. „Invader“ ist auf der Ebene seiner politischen Einordnung kein fein ziseliertes Kunstwerk. Die Regie macht keinen Hehl daraus, dass ihre Sympathie für den Einsatz spanischer Soldaten im Irak etwa vergleichbar ist mit der Sympathie für eine ansteckende Krankheit. Was jedoch für die Politik gilt, gilt nicht für Pablo. Pablo ist von Anfang an der Held des Filmes. Vielleicht, weil er alles andere als ein Held ist? Er ist ein Arzt, der einfach seinen Job machen will. Aber er ist auch ein Mensch, der, sofern er eine Schuld auf sich geladen haben sollte, zu dieser Schuld stehen will. Das Argument – er habe in einem Kriegseinsatz gehandelt, da zählen andere Werte als daheim im friedlichen Spanien, zählen für Pablo nicht. Es gibt Werte, die sind für einen Menschen wie Pablo universell. Daher muss er wissen, was an dem Tag, an dem er verletzt wurde, wirklich passiert ist.

„Invader“ ist ein guter Film, der seine Geschichte lange Zeit als Drama erzählt. Ganz unmerklich jedoch wandelt sich der Ton und aus dem Drama wird nach und nach ein Thriller. Regisseur Daniel Calparsoro vollzieht den Genrewechsel behutsam. Daher findet kein Bruch statt, wenn das Drama mehr und mehr in den Hintergrund rückt und aus „Invader“ ein Verschwörungsthriller wird. Das Drama endet nicht. Im Gegenteil: Durch den Genrewechsel wird der dramatische Effekt verstärkt, denn aus dem Suchenden wird nun ein Entscheider, ein Mann, der für das, was geschehen ist, Verantwortung übernehmen muss. Doch was ist geschehen?

BILD

Invader

Die dunkel gehaltene Farbpalette wirkt frisch aber ist nicht überbetont. Die Farbverläufe sind sauber und verschwimmen nicht. Der Kontrast balanciert die sehr hellen Irakaufnahmen mit den wesentlich dunkleren Spanienaufnahmen sehr gut aus. Ein Bildrauschen ist dank perfekter Vorlage und Kompression nicht vorhanden. Ein makelloser Transfer, wie er sich heute gehört.

TON

Invader

Die Dialoge sind sauber aufgeräumt und erklingen verständlich aus dem Center, aber wandern auch schon mal nach links und rechts. Die ruhige Musik schmiegt sich sanft wie energisch über die Surroundkanäle in die Ohren des Zuhörers. Keine wichtigen Momente in Dialog oder Sound werden dadurch überlagert. Ein sehr ruhiger ruhiger Mix, der seine Aufgabe gut erfüllt und belegt, dass auch eher kleine Filme in Sachen Sound mit großen Produktionen mithalten können.

EXTRAS

Es gibt ein rund 15-minütiges Making of, das ist Standard und nicht unbedingt ein großer Wurf. Es ist eben die Art von Zuschauer-Service, die heute irgendwie zur DVD dazu gehört. Interessant wäre vielleicht ein kleiner Bericht über Hauptdarsteller Alberto Ammann gewesen. Der kommt aus Argentinien, ist in Spanien aufgewachsen und gilt nicht nur als äußerst talentiert. Er wird auch gerne als Model gecastet und nicht wenige Filmkritiker sind sich darüber einig, dass einer wie er, talentiert und gut aussehend, nicht mehr lange nur in Spanien Filme drehen wird...

FAZIT

Ein Thriller, der als Drama beginnt, ein Drama, das als Thriller endet. Und mittendrin ein Mann auf der Suche nach der Wahrheit. Das ist jetzt nicht die Neuerfindung des Zelluloids, aber es ist routiniert inszeniert, gut gespielt, die Geschichte scheut nicht vor Härten zurück, sie bezieht politisch Stellung. "Invader" ist ein guter Film. Nicht mehr. Nicht weniger.



Christian Lukas